Wer kennt sie nicht: süß, nussig und so klebrig, dass man auch nach Stunden noch Teile zwischen den Zähnen findet: Toblerone! Als fleißige Konsumenten und mangels besserer Alternativen, machen sich Manfred, Anna, David und ich, Fabian Gleitsmann, auf den Weg ins Ursprungsland, der Schweiz. Unser Ziel: Zermatt, am Fuße des Matterhorns. Dem Berg, der der Toblerone ihre Form gegeben hat.
Knapp 6 Stunden Autofahrt trennen Innsbruck von Zermatt. Die Anfahrt über Landstraßen, Pässe und Schweizer Autobahnen zieht sich ewig, aber irgendwann erreichen wir dann doch Täsch, den letzten Ort vor Zermatt und wahrscheinlich größten Parkplatz der Schweiz. In Zermatt selbst sind lediglich Elektroautos erlaubt, wohl oder übel müssen wir unsere Autos hier abstellen und die letzten Kilometer per Shuttle zurücklegen. Angekommen in Zermatt, ist vom Matterhorn leider nichts zu sehen. Dichte Wolken versperren uns die Sicht und es regnet. Immerhin können wir im Supermarkt ein 5er-Pack Toblerone auftreiben und unsere Stimmung heben. Wir schmieden Pläne für die nächsten Tage, entdecken kulinarische Highlights (Toblerone, eingetunkt in Ovomaltine) und können kurz vor Sonnenuntergang sogar noch einen Blick auf das Matterhorn erhaschen.
Tag 1
Unser erster Biketag in Zermatt startet mit einem echten Klassiker – der Sonnenaufgangsfahrt zum Gornergrat. Trotz der frühen Stunde ist die Bahn randvoll mit Touristen aus aller Welt. Nach dem ersten Viertel der Fahrt lichten sich die Bäume und geben den Blick auf das Matterhorn frei. Offenbar der Moment auf den alle gewartet haben: unsere Mitreisenden stürmen auf die rechte Seite der Bahn und knipsen wie die Weltmeister. Wäre die Bahn ein Schiff, es würde kentern.
Oben angekommen das nächste Fotomotiv: Steinböcke, angelockt von einem Salzstein. Der Touristenrummel scheint ihnen nichts auszumachen, ganz im Gegenteil geben sie sich alle Mühe, den Fotografen ein gutes Motiv zu bieten. Was für Poser!
Wir lassen den Rummel hinter uns und folgen dem Weg noch etwas weiter bergauf. David möchte das erste Sonnenlicht nutzen und Fotos mit dem Monte Rosa Massiv und der 4634 m hohen Dufourspitze im Hintergrund schießen. Es ist verrückt: wir sind keine 10 Minuten von der Gornergrat-Bergstation entfernt und doch in einer anderen Welt: keine Touristen, keine Zivilisation. Nur ein schmaler Weg inmitten der hochalpinen Gletscherlandschaft. Wir genießen die Ruhe und fühlen uns plötzlich ganz klein.
Kurz vor Beginn der Abfahrt hält Manfred plötzlich inne: die Bremse am Vorderrad funktioniert nicht richtig! Das Problem ist schnell gefunden: seine neue Gabel hat eine andere Bremssattel-Aufnahme und ist für einen anderen Scheibendurchmesser konzipiert. Konsequenz: die Bremsbeläge haben kaum Kontakt zur Scheibe. Am Bike eines neuseeländischen Touristen (!) erspäht Manfred zufällig den passenden Adapter und überredet ihn kurzerhand zum Tausch. David und ich nutzen derweil die Zeit, um ein paar Bilder mit Breithorn-Hintergrund zu schießen.
Die Abfahrt ist ein absoluter Klassiker in Zermatt und etwas, dass man auf keinen Fall auslassen sollte. Glücklicherweise sind wir noch recht früh unterwegs, und die Zahl der Wanderer ist noch überschaubar. Somit können wir die Bremsen auch einmal offen lassen und fliegen dem Tal entgegen. Am Riffelsee schießen wir noch ein paar Fotos – leider ohne sich spiegelndes Matterhorn, das hat sich schon wieder in Wolken gehüllt. Weiter geht es auf einem durchaus knackigen Trail bis nach Furi – und wenn wir „knackig“ sagen, dann meinen wir das auch so: von Spitzkehren über hohe Stufen, bis zu wilden ausgesetzten Stellen ist alles dabei – trotzdem ist der Trail eine offizielle Bike-Strecke.
Tag 2
Nach unserem ersten Akklimatisierungstag wollen wir heute dem Matterhorn noch etwas näher kommen. Wir nehmen die Gondel zum Schwarzsee, von dort aus schieben und tragen wir unsere Bikes bergauf. So ganz sind wir noch nicht an die Höhe gewöhnt, trotzdem fühlen wir uns deutlich fitter als gestern. Belustigt stellen wir fest, wie sehr sich die Menschen in unserer Umgebung verändert haben: waren gestern noch Japaner in Flipflops an der Tagesordnung, sehen wir heute hauptsächlich echte Bergsteiger mit Seil und Eispickel am Rucksack.
Unser Ziel für heute sollte eigentlich die Hörnlihütte sein, Stützpunkt für alle Matterhornbesteiger. Zum 150-jährigen Jubiläum der Matterhorn-Erstbesteigung wird die Hütte komplett neu gebaut, davon hatten wir allerdings keine Ahnung. So staunen wir nicht schlecht, als wir auf ca. 2900 m Höhe das sogenannte „Basecamp“ erreichen – eine Ansammlung aus tobleroneförmigen Metallzelten, die in diesem Sommer als Stützpunkt dienen. Komplett inkl. Küchenzelt, in dem durchaus leckere und bezahlbare Spaghetti zubereitet werden. Wir beenden unser Menü mit einem Stückchen Toblerone und machen uns an die Abfahrt. Der Trail ist teilweise komplett neu angelegt, vermutlich mit Hauptaugenmerk auf Wanderern, eignet sich aber durchaus auch zum Biken. Nach dem technisch anspruchsvollen ersten Stück folgen wir den unglaublich flowigen und nicht enden wollenden Trails bis hinab nach Zermatt.
Tag 3
Tja, nach zwei sonnigen Tagen legt der Sommer auch in der Schweiz eine Pause ein. Nach dem Frühstück nehmen wir noch schnell das Oberrothorn mit, ein einfacher Wander-3000er. Mit der Bahn geht es auf knapp 3000 Meter, von dort aus stehen noch 400 Höhenmeter mit dem Rad auf den Schultern auf dem Programm. Entspannt erreichen wir den Gipfel und genießen den fantastischen 360°-Panoramablick. Am Horizont tauchen schon die ersten schwarzen Wolken auf und wir düsen über Tuftern wieder zurück zu unserem Basislager.
Drei viel zu kurze Tage sind zu Ende und mit einem wehmütigen Gefühl machen wir uns auf den Rückweg. Viel mehr Zeit wäre nötig gewesen, um alle Trails abzufahren, alle Gipfel zu erkunden und auch die versteckten Gässchen in Zermatt zu entdecken. Ganz abgesehen von dem Geheimnis der Toblerone: die Form hat ihren Ursprung gar nicht im Matterhorn, sondern geht auf Tänzerinnen aus dem berühmten Pariser Revue „Folies Bergères“ zurück, die sich während einer Show zu einer kunstvollen Pyramide formierten.
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