Ich bekenne, in meinem eigentlichen Leben bin ich Mitarbeiter bei Apple. In der Stellenausschreibung suchte man damals ein Opfer der modernen Computer- und Handy-Technik. Seitdem teste ich Apfelprodukte. Und die sind ja bekanntlich narrensicher. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass alles, was ich zu benutzen in der Lage bin, von wirklich jedem benutzt werden kann. Mein Garmin gehört nicht dazu. Und das ist wohl auch besser so.

Ich bin außerstande, mich in der Welt der 24 Satelliten da oben zurecht zu finden. Diese sollen ja wirklich sicherstellen, dass jeder überall auf der Welt sogar den Weg zum nächsten Starbucks findet. Kartenlesen war mal eine Herausforderung, die gewisse Koordination der Sinne voraussetzte. Heute reicht als Referenz aus, eine Playstation bedienen zu können. Ich habe keine Playstation. Dafür habe ich Orientierungssinn, das hilft ungemein. Ich bin Oldschool. Ich komme meistens ohne Hilfe von da oben zurecht. Die gelbe Scheibe reicht. Im Osten geht die Sonne auf, im Westen geht sie unter. Das Moos an den Bäumen wächst bei mir immer an der gleichen Seite. Und wenn man 4-mal rechts gefahren ist, ist man wo?

IBC Tour 3.0 im Westen
# IBC Tour 3.0 im Westen
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Ein paar meiner Gehirnzellen haben sich dennoch mit der neuen, schönen Welt des fremdbeholfenen Navigierens auseinandergesetzt. Diese Geräte können ja viel mehr als nur navigieren. Dies ist auch für mich hauptsächlich das Interessante daran. Jedoch habe auch ich festgestellt, dass auf dem MTB mit Navigationssystemen einiges einfacher geworden ist. Ein Radurlaub in einer unbekannten Gegend gestalten ist um einiges einfacher, als wenn man alles fahrgerecht serviert bekommt. Und wenn was schiefläuft, weiß zumindest das Garmin, wo man sterben wird.
Auf der anderen Seite verhindern vorinstallierte Routen den Spaß, selber die Gegend zu erkunden und eigenständig neue unbekannte Pfade zu entdecken. Es soll auch vorkommen, dass die voreingestellte Route nicht stimmt. Houston, wir haben da ein Problem! Es ist wie immer im Leben. Da wo Licht ist, gibt es auch Schatten.

Der Schatten der ganz dunklen Sorte ist unternehmerischer Natur. Mit dem Sammeln von GPS-Tracks hat so manch einer eine Möglichkeit gefunden, sich die Taschen vollzustopfen. Es ist nichts Verwerfliches daran, wenn man als Tour-Guide sein Geld verdient. Jedoch sind einige in der Branche mit hinterfotzigen Methoden unterwegs, um an die Koordinaten unserer Lieblingstrails zu kommen. Wie da so mancher Jungunternehmer vorgeht, mag ich mal an einem Beispiel erläutern:

Da ruft mich vor Tagen ein Freund an, um sich den Ärger von der Seele zu reden. Vor Wochen gab es von einem ihm unbekannten Mountainbiker via seiner Facebook Seite eine Anfrage, ob er mal eine Tour mitfahren könnte. Geschmeichelt durch das Interesse, dachte sich auch niemand aus seiner Gruppe etwas dabei. Natürlich wurden, wenn man schon mal Gäste hat, alle Highlights der Gegend aufgeboten. Da lässt sich doch niemand lumpen. Wochen nach der begeisternden Tour dann die böse Überraschung, als man in dem Angebot eines kommerziellen Touren-Guide genau diese Tour in der Auslage wiederfand. Nach einiger Recherche fand man heraus, dass dies seine übliche Taktik ist, um neue Trails und Touren zu akquirieren. Und um das Ganze zu verschleiern wird ein unbekannter Dritter vorgeschickt, der unauffällig während des Gastbesuchs Daten sammelt.

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Da kommt doch echter Ärger auf, wenn man Horden von Mountainbikern auf seinen wohl gehüteten Lieblingstrails wiederfindet. Dann ist es irgendwann auch schnell mit der Toleranz der privaten Grundbesitzer vorbei, über die Trails verlaufen. Sind vereinzelte Mountainbiker geduldet worden, findet sich dann doch so mancher durch das reklamierte Gewohnheitsrecht der Masse zwangsenteignet. Wenn dann auch noch durch die schlechte Recherche des Anbieters oder Buchautors Menschen durch Naturschutzgebiete geführt werden, wird die rechtliche Komponente erst richtig interessant.

Dazu kommen dann auch noch die verbotenen Fahrten über Wege, die für Mountainbiker gesperrt sind. Wer macht das nicht schon mal? Jedoch lässt es mich am Verantwortungsgefühl dieser kommerziellen Anbieter zweifeln, wenn ich sehe mit welcher Selbstverständlichkeit Gäste und Leser auf illegale Trails geschickt werden. Im Glauben an die Rechtmäßigkeit ihres Handelns verlassen sie sich geleiteten Radfahrer zuhauf auf die zur Verfügung gestellten Informationen. Das Unwissenheit nicht vor Strafe schützt, macht es noch schlimmer. Besonders wenn die Grundvoraussetzungen sich ändern.

Kann der Nutzer veralteter Literatur den Autoren belangen für die Falschinformationen? Wer zahlt die Strafe, wenn ein Touren-Guide eine Gruppe zahlender Kunden auf illegale Wege führt? Wenn es dann noch um Touren über die Landesgrenzen geht, wird es ganz schnell ganz teuer. Den belgischen Förster interessiert es nicht, ob man Kunde einer geführten Gruppe ist, da wird gezahlt oder beschlagnahmt. In den Niederlanden ist grundsätzlich das Fahren im Wald verboten, außer auf ausgewiesenen MTB-Strecken. Da braucht es dann auch keinen Guide. In Österreich war das Leben als Mountainbiker auch schon mal leichter und in Baden Württemberg… nein, ich höre nun besser auf.

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Ich für meine Person habe Konsequenzen gezogen. „Meine“ Trails gehören mir. Ich überlege mir vorher, mit wem ich da fahre. Ich schrecke auch nicht davor zurück, vorher darauf hinzuweisen, dass auf dieser Tour eine GPS-Aufzeichnung nicht erwünscht ist. Man darf mir nun Egoismus vorwerfen, jedoch ist es nur reiner Selbstschutz. Warum soll ich mir mein Trainingsgebiet durch solch asoziales Verhalten kaputt machen lassen? Wer mich kennt weiß, dass ich gerne teile und gesellig bin. Unzählig geführte Touren für Forenmitglieder und Bekannte belegen das. Darum ist es noch tragischer, wenn ich mein Verhalten ändern muss. Ich will das nicht! Aber es ist für mich und die anderen Locals fast unausweichlich geworden. Das Schlimme jedoch ist die Kurzsichtigkeit der Menschen, die sich selber langfristig durch solche Methoden um ihre Lebensgrundlage berauben. Und uns Biker um unsere Trails.

In diesem Sinne, Think Pink – Eure Muschi

Anmerkung: Für den Inhalt der Artikel aus der Serie “Muschi am Mittwoch” ist der benannte Autor verantwortlich. Die in den Artikeln vertretenen Ansichten und Meinungen spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider. Für Anregungen und Kritik steht der Autor hier themenbezogen in den Kommentaren und allgemein per privater Nachricht zur Verfügung.

  1. benutzerbild

    muschi

    dabei seit 03/2011

    Da musst du dich bis nächste Woche gedulden, die Kolumne erscheint 14täglich.

  2. benutzerbild

    JoDeCologne

    dabei seit 09/2016

    ..wenn unbedingt was Kritisches muss, halt über Radfirmen mit 'C'

    Aber bloß nicht's mit 'E-' .. da fliegen dann wieder die Schäufelchen&Förmchen und am Ende heult wieder einer.

  3. benutzerbild

    nuding492

    dabei seit 11/2016

    Och ich könnte dir einige Beispiele nennen, wo die größten und dicksten Bäume als X Fällung Zustiegswege blockieren und das vom Forst bzw. Naturschutzorganisation durchgeführt wurde....

    Naturschutz Organisation die Bäume fällt um Menschen aus der Natur zu vertreiben um diese zu schützen.
    Das hat so unglaublich viele Logik Fehler das ich es nicht glauben kann .

    Ich empfehle an dieser Stelle alle Wälder abzuholzen um diese bestmöglich zu schützen ...

    Leider vergessen viele das eine forstwirtschaftliche Nutzung bedeutet das alle paar Jahre (was gut und gerne ein nicht regelmäßIger länger Zeitraum sein kann ) Bäume gefällt werden und dadurch viele blockiert oder gesperrt ist - gut und gerne auch über Wochen .
    Und diese sich in der Regel zu 0% nach trails richtet sondern nach dem Baumbestand .

    In diesem Sinne
  4. benutzerbild

    Muellbeutel

    dabei seit 09/2010

    Ich könnte dir einige trails zeigen an denen genau das gezielte Zufällen durchgeführt wurde. Einzelnd sogar drei mal innerhalb eines Jahres (von bikern wieder mit Kettensäge freigeräumt). Die Stämme liegen noch rum... Ehemals gesunde Bäume. So oft kommt normal kein Förster in den selben Wald. Das der Harvester die Kronenreste auf die Wege legt ist normal und legitim. In den Fällen war es wohl eher der Jagdpächter mit einem einzigen Ziel, alle 50m einen Baum auf den trail zu fällen. Ist einfach so. smilie


    Aufregen hilft nicht - Aufräumen schon. Am Besten wäre natürlich der Dialog...

  5. benutzerbild

    delphi1507

    dabei seit 05/2014

    Naturschutz Organisation die Bäume fällt um Menschen aus der Natur zu vertreiben um diese zu schützen.
    Das hat so unglaublich viele Logik Fehler das ich es nicht glauben kann .


    Leider vergessen viele das eine forstwirtschaftliche Nutzung bedeutet das alle paar Jahre (was gut und gerne ein nicht regelmäßIger länger Zeitraum sein kann ) Bäume gefällt werden und dadurch viele blockiert oder gesperrt ist - gut und gerne auch über Wochen .
    Und diese sich in der Regel zu 0% nach trails richtet sondern nach dem Baumbestand .

    In diesem Sinne
    Du hast ne PN! Davon abgesehen wenn es die einzigen gefällten Bäume an der Stelle sind kannst du davon ausgehen das keine wirtschaftlichen Interessen dahinterstehen zumal einer Naturschutzstation das Gelände( der Felsriegel) für nen Appel und ein Ei hinterhergeworfen wurde!

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