Justin Leov berichtet von seinen Erlebnissen beim fünften Stopp der EWS in Milau. In Frankreich hatte der Neuseeländer nicht nur wie unsere Twins mit dem Regen, sondern auch mit der Technik zu kämpfen. Viel Spaß bei seinem Bericht vom verregneten Wochenende.

Nichts zu machen dieses Jahr, wir haben jetzt fünf Rennen der Enduro World Series absolviert und allesamt im Regen, einschließlich des Rennens in Milau letztes Wochenende, obwohl Südfrankreich üblicherweise für Sonne und trockenes Wetter steht.

EWS Millau 2017  68I2870
# EWS Millau 2017 68I2870

Die Strecke in Millau bot eine Mischung aus einem sehr abwechslungsreichen und steinigen Gelände mit den für Südfrankreich typischen engen Kurven, die man mit einer Drehung auf dem Vorderrad durchfährt. Sowohl die Transferteilstrecken als auch die Wertungsprüfungen sollten sehr kraftraubend sein und sowohl der Körper als auch das Fahrrad sollten auf eine harte Probe gestellt werden. Und wieder einmal ließ die Wettervorhersage nichts Gutes ahnen. Ich fühlte mich gut während der Trainingseinheiten, aber ich wusste, dass die Gefahr eines Sturzes und/oder eines mechanischen Problems bei Regen auf dieser Art Gelände sehr hoch war und dass die Folgen verheerend sein könnten.

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# EWS Millau 2017 68I5194

Der erste Renntag begann auf einem besonders rutschigen Gelände. Die erste Wertungsprüfung bot eine abwechslungsreiche Strecke, bei der man sehr aufmerksam sein musste, um in den technischsten Abschnitten nicht die Kontrolle zu verlieren. So gegen Mitte der Wertungsprüfung stieß ich mit meinem Pedal gegen einen Felsen. Meine Kette sprang ab. Ich weiß nicht, ob es mein Fuß oder der Felsen war, aber ich stellte mit Schrecken fest, dass meine obere Kettenführung praktisch herausgerissen war. Es blieb mir nichts anderes übrig, als die restlichen Anstiege der Wertungsprüfung hinaufzurennen und so langsam fing ich an zu denken, dass mein Wochenende schon vorbei war.

Am Ende der Wertungsprüfung gelang es mir, die gebrochenen Stücke der Kettenführung, die noch am Rahmen hingen, zu entfernen und so konnte ich die erste Transferteilstrecke des Tages bis zum Start der zweiten Wertungsprüfung fahrend zurücklegen. Ich wusste aber nicht wirklich, wie diese schnelle und chaotische Wertungsprüfung mit ihrem langen Anstieg im Mittelteil ohne Kettenführung verlaufen würde. Wie befürchtet sprang meine Kette vor dem Anstieg ab und ich musste anhalten, um sie wieder aufzulegen. José, der dreißig Sekunden nach mir gestartet war, fuhr an mir vorbei, während ich am Streckenrand war. Ich beendete die Wertungsprüfung mehr schlecht als recht. Ich brauchte jetzt ein Wunder von Larry, dem Mechaniker des Canyon-Teams, als ich in den technischen Hilfsbereich einfuhr.

EWS Millau 2017  68I6915
# EWS Millau 2017 68I6915

Der Rahmen war beschädigt und es stand nur sehr wenig Zeit für die Reparatur zur Verfügung, aber Larry schafft es, eine Notlösung zu finden: Drei Kabelbinder und ein Metallring unter der Unterstrebe des Rahmens würden die Kettenführung übernehmen. Das Ganze gab laute Geräusche von sich, aber ich konnte auf jeden Fall in der vorgegebenen Zeit weiterfahren und dazu kam, dass es auch noch funktionierte. Ich bewältigte die Wertungsprüfungen 3 und 4 vorsichtig, aber ohne Kettensprung.

Es blieb noch eine letzte Wertungsprüfung und der Tag war bis jetzt sehr anstrengend, sowohl mental als auch körperlich. Niemand wusste so recht, um wie viel Uhr wir am Start dieser letzten Wertungsprüfung sein sollten. Es herrschte ein großes Durcheinander und die Kommunikation zwischen der Organisation und den Verantwortlichen am Start schien nicht zu funktionieren. Viele Fahrer fuhren über ihrem Limit auf der Transferteilstrecke, da sie dachten, dass sie spät dran waren. Als wir dann schließlich den Startbereich erreichten, teilte man uns mit, dass wir mindestens eine halbe Stunde warten mussten. Die meisten Top-Fahrer waren da und warteten ohne Schutz in der Kälte und im Regen. Niemand hatte Lust, nach sechs Stunden Wettkampf unter ungeheuerlichen Bedingungen ewig herumzustehen. Die Gemüter erhitzten sich, es wurde lauter und zum Glück wurden die Starts schließlich vorgezogen.

EWS Millau 2017  68I7543
# EWS Millau 2017 68I7543
EWS Millau 2017  68I8493
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# EWS Millau 2017 68I8510

Bei der letzten Wertungsprüfung war die Haftung komischerweise am besten. Es regnete so stark, dass das Wasser den Schlamm mit sich riss und die Strecke dadurch nicht mehr so rutschig war! Meine Kette sprang leider ein letztes Mal ab und so musste ich mich damit zufriedengeben, die Ziellinie im Freilauf zu überqueren. Was für ein Tag!

Die Wettervorhersage kündigte ein milderes Wetter für den nächsten Tag an. Daraus wurde aber nichts! Am Abend vollbrachte Larry eine Meisterleistung und ich wusste, dass mein Kettenproblem bereinigt war. Daher war ich sehr zufrieden und motiviert. Die ersten beiden Wertungsprüfungen des zweiten Tages wurden im Regen und im Nebel absolviert. Es war schwierig, bei diesen Bedingungen die Strecke zu sehen. Nach jeder Wertungsprüfung nahm ich mir genügend Zeit, um meine Goggles zu reinigen und sie dann in meine Tasche zu packen, wo sie bis zur nächsten Wertungsprüfung geschützt waren.

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# EWS Millau 2017 68I9255

Die Transferteilstrecke zur Wertungsprüfung 8 ähnelte in zahlreichen Punkten einem Schlammbad. Dieser Schlamm war an manchen Stellen flüssig und verwandelte sich an anderen in einen wahrhaftigen Leim. Man musste in regelmäßigen Abständen anhalten, um ihn mit einem Stecken vom Übertragungssystem wegzukratzen. Ich fühlte mich gut, als ich diese Wertungsprüfung in Angriff nahm, aber bei einer steilen Abfahrt zog mir eine Wurzel das Vorderrad weg und ich landete Kopf voraus auf dem Boden. Ich hatte nicht mal Zeit, den Lenker loszulassen. Ich stand so schnell wie möglich wieder auf, bog meinen Lenker wieder gerade und fuhr einen guten Run auf der verbleibenden Strecke der Wertungsprüfung. Es war frustrierend, aber das ist nun mal ein Rennen.

Auf der letzten Transferteilstrecke gab es keinen Stress. Dieses Mal war alles klar und alle kannten die Startzeiten. Die Witterungsbedingungen und folglich auch die Streckenbedingungen hatten sich gebessert. Kein Sturz und kein mechanisches Problem. Ich fuhr bei dieser Wertungsprüfung die 19. Zeit, was mein bestes Ergebnis des Wochenendes war. Ein unglaublich schwieriges Wochenende.

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# EWS Millau 2017 68I9436

Ich beendete diesen fünften Durchgang der EWS auf dem fünzigsten Platz. Kein Grund, einen Freudensprung zu machen, aber immer noch besser als ein „DNF“, nach dem es mit meinen mechanischen Problemen bei der ersten Wertungsprüfung aussah. Ein Rennen wie dieses zu Ende zu fahren ist schon ein kleiner Sieg an sich! Ich halte die Daumen, dass es in Colorado mit der Sonne und dem trockenen Wetter klappt!

Bis demnächst,

Justin.

EWS Millau 2017  F0A0520
# EWS Millau 2017 F0A0520
EWS Millau 2017 C22A5776
# EWS Millau 2017 C22A5776
EWS Millau 2017  F0A9592
# EWS Millau 2017 F0A9592
EWS Millau 2017 F0A4417
# EWS Millau 2017 F0A4417
chain guide day two
# chain guide day two
Text: Justin Leov | Fotos: Sebastian Schieck

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