Herren – Schurter rettet sich zum vierten Sieg in Folge
Nach dem so dominanten Triumph vor einer Woche in Andorra stand einmal mehr der Weltmeister und Olympiasieger im Mittelpunkt des vierten Weltcuprennens. Doch das Rennen vor heimischem Publikum wurde keinesfalls zum Selbstläufer für Schurter, zumal Jaroslav Kulhavy mit furiosen Schlussrunden dem Schweizer mächtig nahe kam.

Nachdem sich am Start Schurter gemeinsam mit dem niederländischen Allround-Talent Mathieu van der Poel abgesetzt hatte, bildete sich im Verlaufe des Rennens eine dreiköpfige Spitzengruppe. Van der Poel verlor eingangs der vierten von sieben zu fahrenden Runden den Anschluss, der Franzose Maxime Marotte und der Russe Anton Sivtsov schlossen hingegen zu Schurter auf.
In den beiden letzten Runden entwickelte sich dann ein dramatisches Finale. Schurter attackierte, woraufhin seine beiden Begleiter den Anschluss verloren. Doch gleichzeitig rauschte von hinten der tschechische Olympiasieger von 2012, Jaroslav Kulhavy, an. Der Tscheche erwischte keinen idealen Start und überquerte den Zielstrich nach der ersten Runde nur als 25. Doch Stück für Stück sprang der Motor der tschechischen „Dampflokomotive“ an und kam somit dem Führungstrio immer näher. Von der vierten Runde an fuhr er stets die Rundenbestzeit.

Eingangs der letzten Runde lag er dann nur noch etwas mehr als zwanzig Sekunden hinter Schurter und vieles sprach schon für den Sieg des Eidgenossen. Doch Kulhavy verkleinerte die Lücke im Minutentakt und so fehlten ihm letztendlich ganze drei Sekunden zum Sieg.
Marotte und Sintsov hatten keinerlei Chance dem vorbeistürmenden Kulhavy zu folgen und so kam es zwischen diesen beiden Fahrern zum Kampf um den letzten verbliebenen Podestplatz. Der Russe Sintsov, der schon mehrfach in dieser Saison angedeutet hatte, dass er in die Weltspitze vorstoßen kann, hatte letztendlich das bessere Ende für sich. Platz fünf ging an den Gesamtweltcupzweiten David Valero aus Spanien.

Nach dem Pech vom vergangenen Sonntag gelang dem deutschen Vorzeigefahrer Manuel Fumic als Elftplatzierter ein respektables Resultat. Die weiteren deutschen Fahrer erwischten nicht den besten Tag. Markus Schulte-Lünzum und Ben Zwiehoff erreichten gehandicapt die Ränge 46 und 49. Der deutsche Meister Schulte-Lünzum wurde durch einen Plattfuß weit zurückgeworfen und Zwiehoff erwischte keinen guten Start, sodass er auf der sehr engen Strecke von Lenzerheide nur mit Mühe Plätze gutmachen konnte.
Damen
Ähnlich wie beim Rennen der Herren am Mittag wurde die technisch anspruchsvolle Strecke in Lenzerheide durch einen Regenschauer vor dem Start zu einer wirklich rutschigen Angelegenheit. Insbesondere die vielen wurzeligen Passagen im Wald stellten große Hindernisse für die weltbesten Cross-Country-Fahrerinnen dar.
Schon auf den ersten Metern des Rennens zeichnete sich ab, dass das Rennen der Damen ein spannendes werden würde. Ganze neun Fahrerinnen überquerten nach einer Runde innerhalb von 20 Sekunden den Zielstrich. Nichtsdestotrotz entwickelte sich an der Spitze ein Fernduell zwischen Gunn-Rita Dahle-Flesjå und Yana Belomoina. Selten fuhren beide gemeinsam, denn die junge Ukrainerin konnte die Norwegerin auf dem langen Schotteranstieg distanzieren. Dahle-Flesjå gelang es hingegen in den technisch anspruchsvollen Passagen die Lücke meist zu schließen und ab und an auch das Tempo zu diktieren.

Hinter den beiden Führenden positionierte sich lange Zeit das Kross-Duo um Jolanda Neff und Maja Wloszczowska. Beide konnten stets den Rückstand zu den beiden Führenden gering halten, sodass in der zweiten Hälfte des Rennens der Ausgang des Rennens komplett offen war.
Zu diesem Zeitpunkt rechnete noch kaum jemand mit der späteren Überraschungssiegerin Annie Last. Die Britin überzeugte bis dato schon mit einem couragierten Auftritt, lag angesichts ihres fünften Rangs schon so gut wie noch in einem Weltcuprennen in ihrer Karriere. Doch Last fuhr ein taktisch kluges Rennen, in den technischen Passagen sprang die britische Meisterin sofort vom Bike und rannte und konnte so stets wertvolle Sekunden gegenüber der Konkurrenz aufholen. Zuerst gelang es ihr das Kross-Duo Jolanda Neff und Maja Wloszczowska zu distanzieren, um sich dann an das Führungsduo anzupirschen und aufzuschließen.
Yana Belomoina konnte zu diesem Zeitpunkt den beiden schon nicht mehr folgen und verteidigte als Drittplatzierte letztendlich souverän ihre Gesamtweltcupführung. Beflügelt von ihrem starken Rennen ließ Annie Last ihrer Konkurrentin Gunn-Rita Dahle Flesjå keine Chance mehr und feiert so Weltcupsieg Nummer eins ihrer Karriere. Dahle-Flesjå überquerte schließlich 15 Sekunden nach der Britin den Zielstrich.

Auf dem vierten Platz rollte eine sehr zufriedene Jolanda Neff ein. Die junge Schweizerin freute sich angesichts ihrer ansteigenden Formkurve und betonte ihre Zuversicht hinsichtlich der nächsten wichtigen Rennen via Facebook. Für die zweite Überraschung auf dem erweiterten Podest sorgte Helen Grobert. Die junge Deutsche konnte in Lenzerheide mit einem konstanten Rennen ihr bestes Weltcupergebnis überhaupt feiern. Mit einer Rundenbestzeit und sonst ebenfalls starken Rundenzeiten konnte sie sich in den letzten drei Runden noch von Rang zehn bis auf den fünften Rang vorarbeiten.

Sabine Spitz und Adelheid Morath konnten nicht ganz ihre starken Ergebnisse der letzten Weltcups wiederholen: Spitz stürzte zu Beginn des Rennens und fand danach nicht mehr in den richtigen Tritt. Dennoch kehrt die deutsche Vorzeigeathletin nach dem Verzicht vor einer Woche in Andorra sicherlich nicht komplett unzufrieden aus der Schweiz heim. Morath erwischte ebenfalls nicht ihren besten Tag und landet am Ende einen Platz hinter Spitz auf Rang 14.
Die Weltmeisterin Annika Langvad versuchte trotz einer Erkältung in der vergangenen Woche zu starten. Doch schon in der Startrunde musste die Dänin feststellen, dass ihr Körper nicht in der Lage war, mit den Besten der Welt mitzuhalten. Sie beendete das Rennen vorzeitig.
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14 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumBei den Frauen ist eine sehr breite Spitze herangewachsen, die alle gewinnen können. Schau dir die Top 10 und die Worldcup Siegerinnen der letzten Jahren an. Die sind sehr konstant und zeugen von einer sehr hohen Professionalität. Schau dir mal den Eintrag von Annika Langvad an: http://annikalangvad.dk/blog/3205
Zu den alten Damen, die machen das einfach richtig gut! Sie trainieren richtig, bereiten sich hervorragend auf die Rennen vor z.b. Gunn-Rita in Livingno oder Sabine Spitz in St. Moritz. Auch lassen sie mal ein Rennen aus, wenn sie sich nicht Fit fühlen.
Für mich zeigt das Alter der Frauen, dass wir einen sehr gesunden Sport betreiben, den man nicht wie Kunstturnen im Alter von 16 Jahren wegen Beschwerden aufgeben muss...
und weil das genau so ist, ist bei den männern mit spätestens 35 der ofen auch bei den besten aus (letztes prominentes beispiel ist hermida), die sind nämlich überhaupt nicht professionell und betreiben einen total ungesunden sport (leistungssport bis auf die spitze getrieben ist perse nicht wirklich gesund, egal, welchen geschlechts man ist). schau dir einfach mal die ergebnisse der letzten WCs an, wieviele fahrer innerhalb der ersten fünf minuten durch's ziel fahren, bei den herren und bei den damen. sogar ein blinder wird erkennen, dass selbst die erweiterte spitze bei den damen aus viel weniger konkurrenten besteht, als bei den herren, aber ja, du hast dich ganz genau damit befasst, profis und so, trainieren super toll und alles ganz gesund
Bis letzte Saison konnten bei den Männern genau 3 Fahrer ein Rennen gewinnen. Die Frage war, wer es von den Dreien sein wird und wer von den beiden anderen Platz zwei belegt (ok, ein bisschen übertrieben dargestellt). Das hat sich geändert. Jetzt gibt es nur noch einen der gewinnt und dahinter gibt es 10 Fahrer für die Plätze. Der Rest fährt in der Regel nicht vorne rein.
Das ist bei den Frauen schon lange komplett anders. Wenn das Rennen startet, sehe ich mindestens 10 Fahrerinnen, die gewinnen können und am Ende gewinnt dann Annie Last, die ich nicht unter den 10 gesehen hätte. Vor 3 Jahren hätte ich gedacht, Jolanda Neff wird den Worldcup in den nächsten Jahren dominieren, dann gewinnt Paulin Ferrand Prevot ein Rennen und man denkt, die könnte es auch werden. Und so geht das von Rennen zu Rennen. Bei den Frauen ist es komplett offen. Die alten, Sabine Spitz, Gunn-Rita aber auch Irina Kalentieva usw. können jederzeit aufs Podium fahren. Und dann gewinnt Yana mit 24 2 WC-Rennen in Folge und Jenny wird mit 22 Olympiasiegerin.
Und deshalb schaue ich viel lieber die Damenrennen.
@jaja, du solltest dich noch mal ein bisschen intensiver mit dem Thema beschäftigen.
Dass die Frauen per se mit dem höheren Alter noch fitter sind oder besser trainieren als die Männer ist natürlich auch wieder Quatsch. Gunn-Rita und Sabine sind sensationelle Ausnahmen
hast du jetzt in irgendeiner weise mein argument entkräftet oder bist näher darauf eingegangen? beschäftige dich doch selbst erst einmal damit. es geht nicht darum, wer "mal" gewinnt, sondern wer konstant über lange zeit vorne mitfährt und das sind bei den frauen nun einmal nur wenige. jeder kann mal eine gute saison haben, nächstes jahr hört man von der belomoyina vielelicht schon nichts mehr, genauso, wie es bei julie bresset und wahrscheinlich 20 anderen damen war. über eine gewisse zeit gesehen, gibt es vielleicht eine hand voll damen, die konstant in der weltspitze fahren können (weltspitze heißt hier nicht "gewinnen"). das ist bei den herren schlicht anders, weil höhere leistungsdichte. das lässt sich im übrigen ganz einfach anhand jeder ergebnisliste nachvollziehen.
ja genau, und hermida, sauser oder absalon sind natürlich keine sensationellen ausnahmen. oder anders gesagt, während es bei den frauen, trotz viel geringerer gesamtzahl an sportlern, scheinbar reihenweise solche ausnahmetalente gibt, existiert bei den männern kein einziges solches beispiel, ist schon klar, so muss es wohl sein
Nein habe ich nicht, weil ichs nicht gefunden habe. Gefunden habe ich nur deine Aussage.
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