Mit einem unglaublichen 360-Drop vom hölzernen Oakley Icon Sender holt sich der zweifache Crankworx-Champion den Sieg bei der diesjährigen Red Bull Rampage in Utah. Der Corsair-Teamfahrer hat das Unmögliche möglich gemacht und landete in seinem zweiten Lauf den höchsten 360-Drop in der Mountainbike-Geschichte. Nach dem ersten Versuch, der in einem besonders üblen Crash endete, glaubte niemand mehr daran, dass Zink überhaupt wieder aufs Bike steigen wird, geschweige denn, dass er diesen Mörderstunt ein zweites Mal probieren wird. Doch der Move des Tages gelang dem häufig verletzten Slopestyle-Spezialisten und er konnte sich mit 89,20 Punkten unangefochten an die Spitze des hochkarätigen Fahrerfeldes setzen.

Cam Zink rotierte zweimal vom gigantischen Oakley Icon Sender – im zweiten lauf landete er den Stunt!

(Foto von Max Leitner)

Video vom Finale:


Foto von RedBull

Davor schien es lange so, als dass der Worldcup-Gesamtsieger Gee Atherton das Ding nach Hause schaukeln wird. Sein enorm flüssiger und schneller Big-Mountain-Run beeindruckte die Judges nachhaltig, sodass er sich sogar einen zweiten Lauf sparte. Mit einer einzigartigen Line, die er in tagelanger Arbeit in den Hang gefräst hatte, ließ er keine Zweifel daran, dass die Rampage zu seinen Lieblingsevents gehört. Als einziger Fahrer überhaupt gelang es ihm den riesigen „Transfer-Gap-To-Wallride“ sturzfrei zu landen, an dem sich in der Quali Steve Romaniuk und im Finale James Doerfling die Zähne ausgebissen hatten. Gees Trick: Im Gegensatz zu den Freeride-Kollegen nahm er einen eigens geschaufelten Absprung weiter rechts und konnte somit sein Commencal-Bike besser in die Landeneigung drücken. Ähnlich wie 2004 den Super-T-Drop ließ er erneut einen Killersprung total easy aussehen.


Gee beim Transfer-Gap-To-Wallride

Die Runs der Fahrer im Detail

Tyler McCaul aus Aptos Kalifornien hinterließ bei seiner Rampage-Premiere einen soliden Eindruck und fuhr in beiden Läufen eine identische Line, in der er seine Erfahrungen als Racer- und Dirtjump-Pro sinnvoll kombinierte. Mit einem flowigen Fahrstil steuerte er sein Carbon-Fury von GT Bikes sicher und stylisch über einige selbst kreierte Drops und Gaps, wobei als Highlights ein Nohand-Suicide-Gap und sein Table-Top über einen gigantischen Felsbrocken hervorzuheben sind.

Ebenfalls sehr schnell ging Alex Pro aus Whistler seinen Lauf an. Kraftvoll pumpte er sein Bike über seine mit vielen kleinen Kickern gespickte Abfahrt und glänzte dabei mit vielen Long-Distance-Sprüngen. Ein sehr heftiger Sturz kurz vor dem Ziel, kostete ihn im erste Lauf wertvolle Punkte, als er einen Mega-Drop wagte, den er zuvor noch nicht probiert hatte.

Unter den Anfeuerungen seines Kumpels und heutigen Kommentators Cam McCaul zeigte Greg Watts einen trickreichen Lauf. Der Crankworx-Gewinner aus 2009 musste nach einem kleinen Sturz im oberen Teil zwar sein Bike im Cyclocross-Stil ein Stückchen schultern, doch danach bot er den Zuschauern mit einem Suicide-Roadgap und einem Backflip-Stepdown eine super Show. Am Ende reichte es für ihn leider nur für den 17. Platz, direkt hinter seinem Buddy Jamie Goldman, der sich mit X-Ups und Nofoot-Can-Cans ebenfalls auf Dirtjump-Tricks konzentrierte.

Greg Watts erfreute mit seinem Backflip-Stepdown die Zuschauer – die Jury war weniger beeindruckt.

(Foto von Max Leitner)

Für zwei unerfreuliche Ausfälle sorgten James Doerfling und Chris Van Dine, die beide nach dem ersten Lauf aufgeben mussten. Während „CVD“ sein Cannondale Claymore recht weit oben im Hang zu schnell über ein großes Gap steuerte und hart einschlug, wurde dem frischgebackenen Knolly-Teamfahrer Doerfling Romos Transfer-To-Wallride-Gap zum Verhängnis: Genau wie Romaniuk nahm er im Gegensatz zu Gee Atherton den linken Absprung und detonierte heftig in der Landung. Den krassen Aufschlag nahm ihm seine Federgabel krumm und zerbrach in zwei Teile.

Eher safe und schnell waren die Läufe von den beiden europäischen Race-Legenden Cedric Gracia und Michael Marosi. Der „Flying Frenchman“ ließ die Landung des Oakley Icon Senders enorm geschmeidig aussehen und stylte im Onefoot-Tabletop über den großen Double direkt im Anschluss daran. Ähnlich wie Marosi zeigte Gracia keine riskanten Tricks, sondern legte eher mehr Wert darauf in einem Stück munter und gesund im Ziel anzukommen. Im zweiten Lauf wollte Marosi sich steigern und versuchte einen Nofoot-Can-Can über ein nicht unerhebliches Gap zu springen, was jedoch prompt mit einem netten Sturz quittiert wurde. Ebenfalls die Fahne der World-Cup-Profis hielt der Rampage-Sieger aus 2004 Kyle Strait hoch. Der Pivot-Teamfahrer bezwang den Oakley Icon Sender im Suicide-Nohander wie damals den „Bender Sender“, der ihm bei seiner vierten Rampage-Teilnahme zum Sieg verhalf. Der Superman-Seatgrab am anschließenden Double (siehe Aufmacherbild oben) gelang im ersten Lauf mit einer super Ausführung. Im zweiten Lauf sprang er beim selben Trick zu weit und crashte hart. Mit Rang 8 kann der US-Racer jedoch zufrieden sein und sich desweiteren über den Erfolg seines Freundes Cameron Zink freuen.

Für reichlich Canadian-Power sorgten die beiden Big-Mountain-Spezis Thomas Vanderham und Geoff Gulevich. Bekannt aus verschiedenen großen Filmproduktionen, wollten beide unter Beweis stellen, dass dicke Dinger genau ihr Metier sind. Als einer der wenigen Fahrer, die bei allen Rampage-Events am Start waren, schaffte es Vanderham all seine Erfahrung und Skills in seinem zweiten Lauf zugunsten einer spektakulären Show zu nutzen. Als erster Fahrer nach der windbedingten Zwangspause startete er selbstbewusst in seine Line aus 2008, die er damals nicht sturzfrei beendet hatte. Der enorme Nohand-Suicide über das 20-Meter-Canyon-Gap gelang ebenso wie sein beherzter Satz über einen fiesen Busch, in den er im ersten Lauf genau reingesprungen war. Trotz seiner Zufriedenheit über den vollendeten Lauf, musste Vanderham der Progression der Rampage Tribut zollen und landete am Ende nur auf dem sechsten Platz. Mehr Tricks und damit mehr Punkte prägten „Gullys“ Lauf bei der diesjährgen Rampage. Einem smoothen Einstieg folgte eine flüssige Fahrt zum Oakley Icon Sender, den er sicher meisterte und direkt danach im langsam rotierten Backflip über den anschließenden Monster-Double segelte. Sein enorm hoher Motowhip an einem der letzten Sprünge bescherte dem Rocky-Mountain-Teamfahrer nochmal ordentlich Punkte, sodass er am Ende mit einem beachtlichen fünften Platz nach Hause fahren konnte.

Die beiden Kamloops-Rocker Kurt Sorge und Graham Agassiz konnten die an sie gestellten hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Obwohl beide ordentlich stylten und sich richtig derbe in den Himmel Utahs katapultierten, sorgten kleine Fahrfehler und/oder die fehlenden Tricks am Canyon-Gap für weniger Punkte als erhofft. Da die beiden Big-Bike-Experten jedoch noch zu den Jungspunden gehören, kann man sich sicher sein, dass sie zurückkommen werden, um die Ergebnisliste in ihrem Sinne zu korrigieren.

Für mehrfaches Atemstocken beim Publikum sorgten die beiden Sturzkandidaten Mike Hopkins und Curtis Robinson. Beide hatten entweder viel Pech oder der immer wieder aufbrausende Wind machte ihnen zu schaffen. Während der Life-Cycles-Star Hopkins in beiden Läufen schmerzhaft am Canyon-Gap scheiterte (gute Besserung!), nahm der Knolly-Teamfahrer von der Sunshine-Coast mehrfach ausführliche Bodenproben in Utahs Sand. Schade, denn beide Kanadier zeigten in ihren Läufen ihr Potential, doch bei der Rampage kosten kleine Fahrfehler schnell wichtige Punkte und manchmal leider auch die Gesundheit.

Genau diese Tatsache bekam auch Andreu Lacondeguy zu spüren: Den Hochgefühlen nach einem beeindruckenden ersten Lauf mit zwei Monster-Backflips, folgte im zweiten Run kurz vor dem Wettereinbruch ein kapitaler Sturz am großen Double direkt nach dem Icon Sender: Der tollkühne Spanier wollte die Judges mit einem Nohand-Backflip beeindrucken, rotierte durch das Wegstrecken der Arme jedoch zu langsam und crashte mit dem Oberkörper zuerst in den Gegenhang – ähnlich wie bei Zinks Sturz am Icon Sender fragt man sich, wie die zähen Jungs ohne Schutzkleidung nach solchen Horror-Crashs wieder aufstehen und wie angeschlagene Soldaten weiterhumpeln. Am Ende kann Tarek Rasoulis Schützling mit dem vierten Rang bei seinem Rampage-Debüt zufrieden sein, wobei es ihn sicherlich wurmt, dass ihm die misslungene Flip-Kombi ein bessere Platzierung versaut hat.

Zwei Veteranen des Freeride-Sports sorgten auch bei der sechsten Ausgabe der Red Bull Rampage für Aufsehen: Im Gegensatz zu 2008 schafften es Robbie „Air“ Bourdon und Darren „The Claw“ Berrecloth ihre vor zwei Jahren geschaffenen Lines sturzfrei zu beenden. Somit klingelte bei beiden das Punktekonto – Rang Sieben für „Bourdo“ und der verdiente Podiumsplatz für Berrecloth waren somit mehr als verdient. Doch es lief nicht alles glatt bei den beiden stämmigen Kanadiern: Während Berrecloth seinen ersten Lauf total vermurkste und mehrfach zu Boden ging, unterliefen Robbie in seinem zweiten Lauf kleinere Fehler. Dies hielt ihn dennoch nicht davon ab, für das Publikum seinen Signature-Flatspin zu probieren. Sehr mutig, denn an diesem Move ist er schon häufig schmerzhaft gescheitert (siehe Bonusmaterial von NWD 10 mit Wirbelfraktur). Leider stürzte er auch dieses Mal, doch anscheinend ohne Verletzung. Einen haarsträubenden Moment hatte auch „The Claw“ in seinem zweiten Lauf: An seinem sehr technischen Einstieg flog er fast vom Bike und fuhr eine Steilpassage mit nur einem Bein auf dem Pedal im „NacNac-Stil“ – nur ein Kraftpaket wie er kann es schaffen in solch einer Situation das Bike wieder in Kontrolle zu bringen. Der Specialized-Teamfahrer wurde mit einer ansonsten fast fehlerfreien Abfahrt belohnt und schaffte in seiner kreativen Line alle Stunts, die er sich seit 2008 vorgenommen hatte. Am Ende holte er sich somit nach 2003 seinen zweiten Podiumsplatz bei dem renommiertesten Freeride-Wettkampf der Welt.

Berrecloth Helmkamera

Endlich geschafft: Nach seinem grandiosen Scheitern im ersten Lauf, schaffte Bearclaw am Ende alle seine Stunts.

(Foto von Max Leitner)

Tonausfall, Bildprobleme und der Mini-Sturm

Die Übertragung der Rampage war von Anfang an ein gewagtes Unterfangen, da man sich schließlich mitten in der Wüste befand. Trotz einiger Aussetzer, welche die Geduld der Online-User auf die Probe stellten, verlief es am Ende mehr oder weniger erfolgreich und fast alle Läufe konnten vom Sofa aus betrachtet und bejubelt werden. Der momentan noch verletzte Cam McCaul gab sich als Moderator und Interviewer viel Mühe, wobei man anmerken muss, dass er so oder so gerne sehr viel redet. Sein nicht bei allen Usern beliebter Kollege Brad Ewans ließ einige Standard-Floskeln vom Stapel, als gestandener Contest-Zuschauer ist man seine Sprüche jedoch gewöhnt und stört sich nicht mehr an seiner manchmal nervigen Art. Zwischenzeitlich rechnete jeder mit einem Abbruch des Wettkampfes, da ein kleiner Sturm aufzog und bedrohliche Wolken den Himmel schwarz färbten. Doch nach einer kurzen Pause besserte sich das Wetter und es konnte weitergehen. Aufgrund des enormen Aufwands, den die Kamera-Teams an den Tag legten, kann man sich auf einige tolle Videoaufnahmen freuen. Die Organisatoren scheuten dabei keine Kosten und Mühen – es wurde sogar in 3D gefilmt.

(Bericht: Marc Brodesser)

Weitere Fotos und Videos werden noch eingefügt

1st – (89.20) Cameron Zink, 24, USA, Corsair Bikes
2nd – (82.40) Gee Atherton, 25, UK, Commencal Bikes
3rd – (81.20) Darren Berrecloth, 28, Canada, Specialized Bikes
4th – (79.00) Andreu Lacondeguy, 21, Spain, Mondraker Bikes
5th – (77.20) Geoff Gulevich, 23, Canada, Rocky Mountain
6th – (76.60) Thomas Vanderham, 26, Canada, Evil Bikes
7th – (76.00) Robbie Bourdon, 24, Canada, Intense Bikes
8th – (75.60) Kyle Strait, 23, USA, Pivot Bikes
9th – (74.80) Logan Binggeli, 21, USA, KHS Bikes
10th – (73.00) Kurt Sorge, 21, Canada, Giant Bikes
11 th – (72.20) Alex Prochazka, 19, Canada, Commencal Bikes
12 th – (71.80) Tyler McCaul, 20, USA, GT Bikes
13 th – (71.00) Graham Agassiz, 20, Canada, Kona Bikes
14 th – (68.80) Cedric Gracia, 32, France, Santa Cruz Bikes
15 th – (64.20) Michal Marosi, 32, Czech, KTM Bikes
16 th – (63.80) Jamie Goldman, 24, USA, Santa Cruz Bikes
17 th – (54.60) Greg Watts, 23, USA, Haro Bikes
DNF – James Doerfling, 24, Canada, Knolly Bikes
DNF – Mike Hopkins, 24, Canada, Independent
DNF – Curtis Robinson, 21, Canada, Knolly Bikes
DNF – Chris VanDine, 29, USA, Cannondale Bikes

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