Manchmal schafft ein Produkt einen Markt für ein anderes Produkt, ohne dass der Hersteller des ersten gleich auch die Nische des zweiten Besetzt. Beispiel: Warum bietet Sram nach wie vor keine 1-fach Kettenführung an? Dank großer Kassetten sind immer mehr Biker mit nur einem Kettenblatt unterwegs, dank gedämpfter Schaltwerke und teils verbesserter Kettenblätter wird der Kettenführungen immer mehr Arbeit abgenommen, sie kann deshalb ziemlich minimalistisch ausfallen.
# Unten ohne vom Drop – (k)ein Problem?
Weil weder Sram noch Shimano diesen eher kleinen Markt abdeckt, bleibt Luft für spezialisierte Unternehmen: MRP, NC17 und e13 gehören zu den etablierten und bekannten, doch wegen der geringen Komplexität des Bauteils tummeln sich immer mehr Hersteller auf dem Segment der Kettenführungen, immer im Wetteifer als erster ein neues Modell für DirectMount-Aufnahme, besonders kleine Kettenblätter oder schlicht schmalere Ketten anzubieten.
Unter diesen auch das südafrikanische Unternehmen CSixx, deren klassisches 1-fach Modell wir euch kürzlich schon vorgestellt haben. Heute geht es um ein brandneues Produkt, welches für XC-Racer, aber auch minimalistische AllMountain und Enduro-Piloten geegnet ist. Die These: Gedämpfte Schaltwerke machen eine untere Führung inzwischen verzichtbar. Während wir uns kürzlich angeschaut haben, wie gut die neuen Schaltwerke die Kette wirklich im Griff haben, wollen wir heute die Frage beantworten, ob eine obere Führung tatsächlich ausreicht.
# Fliegen auf dem Contitrack
Das Produkt
Die CSixx ist sauber verarbeitet, sehr leicht, und ist für die Montage an der High-DirectMount Aufnahme oder einfach am Sitzrohr zu haben. Wir probierten letztere und können von der Montage zwei Nachrichten mitbringen, eine gute und eine schlechte: Zuerst die Gute: Das Teil lässt sich an ziemlich viele verschieden Sitzrohrdurchmesser, begrenzt auch an verschiedene Sitzrohrformen anbringen. Die Schlechte: Das passiert über fummelige, frei zu kombinierende Adapter, wodurch die Montage alles in allem etwa eine Stunde dauerte. Das schnellste war hierbei noch das Einfädeln der Kette, der Käfig lässt sich leicht öffnen.
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Außerdem gefallen die farbig eloxierten Alu-Schrauben, die per O-Ring gegen Herausfallen gesichert sind. Kompatibilitäts-Probleme könnten an Rahmen aufkommen, an denen auch eine klassiche Umwerfermontage nicht vorgesehen ist, beispielsweise durch sich stark aufweitende Sitzrohre. Ebenfalls eng werden könnte es an vollgefederten Bikes durch den unteren Hauptdrehpunkt: Der Abstand zum Kettenblatt wird bei CSixx durch einen Spacer zum Käfig eingestellt, wodurch der Abstand Sitzrohr-Kettenführung konstant bei etwa 15-20mm bleibt, je nachdem ob wegen des Sitzrohrdurchmessers Spacer verwendet wurden. Zum Glück lässt sich der Käfig jedoch auch in der Höhe um etwa 30mm verschieben, wodurch das Teil wie gesagt an den meisten Rahmen montierbar sein sollte.
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Die Theorie
Eine Kettenführung im klassischen Stil kommt der Führung der Kette auf zweierlei Weise nach: Zum einen oben, wo Führungsplatten nach oben, unten, links und rechts ein herunterlaufen oder Springen der Kette unmöglich machen, zum anderen unten, wo eine Rolle die Kette auf dem Zahnrad hält. Diese Rolle hat vor allem den Sinn und Zweck, das Kettenschlagen erheblich zu reduzieren, weil die Wellenlänge – die Länge der Kette, die sich frei bewegen kann – verkürzt wird. Zusätzlich sorgt die seitliche Führung unten dafür, dass auch beim Pedalieren rückwärts die Kette nicht vom Blatt läuft. Diese Führung fällt bei der CSixx weg – reicht die obere Führung (und ggfs. ein gedämpftes Schaltwerk) im Alltag trotzdem aus?
# Singletrail Winterberg
Die Praxis
Ohne Führung unten kann ein ganz schön langes Stück Kette frei schwingen, auch nach links und rechts ist die Kette nicht geführt, weshalb man besser nicht rückwärts kurbeln sollte. Im ersten Moment mag das in Ordnung gehen, je nach Fahrstil ist das aber eine Umstellung. Während X-Country-Fahrer und Tourer tendenziell viel treten, also in erster Linie auf eine Führung oben angewiesen sind, wird manch einer auf technischen Abfahrten den jeweils kurvenäußeren Fuß durchaus durch Rückwärtstreten nach unten bewegen, einfach weil vorwärtstreten bei stehendem Hinterrad oder in steilem Gelände unnatürlich erscheint.
# Bei der Änderung der Fußstellung vor Kurven möglichst vorwärts treten!
Mit diesem Wissen ging es ab auf schnelle und langsame Touren, technische und einfache Trails, und auch mal in den Bikepark. Das Fazit: Kombiniert mit einem gedämpften Schaltwerk und fleißigem Vorwärtstreten ergeben sich absolut keine Probleme, auch das Kettengeklapper ist nicht wesentlich auffälliger als mit Rolle. Mit Type2 und sauber eingestelltem Schaltwerk machte uns auch das Rückwärts-Pedalieren in den erwähnten steilen Rutschpartien kaum Probleme, ohne schafften wir es einmal die „Herunterfall-Stelle“ von unten bis zum Käfig nach oben zu drehen, wo die Kette dann logischerweise blockiert und eine Vorwärts-Bewegung erzwingt. Insgesamt konnten wir keinen ernsten Kettenverlust beklagen, ohne Dämpfung sei allerdings das subjektiv etwas lautere Kettenschlagen erwähnt.
# Bodenfreiheit: Exzellent, auch beim Einfedern.
One last thing: Das Käfig-Layout eignet sich nicht perfekt für die Verwendung in Kombination mit 32er Kettenblättern auf 104er Lochkreis. Grund: Um Kontakt mit den Kettenblattschrauben / dem Spider der Kurbel zu vermeiden, muss die Führung so weit oben positioniert werden, dass die Kette theoretisch oben genug Luft hat, um zu springen oder sonstwie schräg zu laufen. In der Praxis war das jedoch nie ein Problem.
# Die seitliche Führung funktioniert exzellent – und reicht im Alltag tatsächlich aus.
Fazit
Je nach Fahrstil und Setup kann man mit der CSixx XC Chainguide einiges an Gewicht sparen: 65g sind eine echte Ansage. Wer nicht übermäßig rückwärts pedaliert und im Idealfall noch ein gedämpftes Schaltwerk montiert, kann auf die untere Rolle gut verzichten. Das System wird damit übrigens nicht nur leicht, sondern auch leise und effizient, weil rein gar nichts an der Kette schleift. Als Kritikpunkt ist die etwas zeitraubende Montage zu nennen, dann sitzt das System aber sauber.
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Bilder: Produkt: Stefanus Stahl – Action: Johannes Herden
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