Am ersten Tag der Trans-Rezia erwarteten Felix 1400 Höhenmeter bergauf und 3200 bergab – dazu Regen und knappe Transferzeiten. Felix berichtet vom Auftakt des Mehrtagesrennens:
So, Tag 1 liegt hinter mir und obwohl Stage 4 gestrichen wurde, da der Transfer durch den Regen zu gefährlich war (Landrutsch), war es echt ein relativ harter Tag.
Gestern Abend bin ich durchs Schreiben des Berichts und noch etwas Supportarbeit für meine Openmtbmap-Karten erst gegen 0:00 Uhr ins Bett gekommen, ab 23:00 Uhr war ich allein in der Hotel-Lobby. Um 7:00 Uhr klingelt der Wecker und ab zum Frühstück. Frühstück in Italien ist ja immer so eine Sache – aber es war voll okay. Nicht nur Kuchen, Croissants und Weißbrot, sondern auch Müsli, Joghurt, Eier, Mischbrot. Nach dem Motto „der Tag wird hart“ habe ich so viel gegessen, wie ich in mich reinstopfen konnte.
Das Rennformat ist hier so, dass wir nach Startnummer mit einer Minute Abstand in die Stages reinfahren (wird evtl. morgen auf 30 Sekunden verkürzt). Die Startreihenfolge hat Clive in etwa nach Speed sortiert: Die schnellen Racer sind vorne, die etwas langsameren Fahrer eher hinten. So wurde ich heute nur einmal überholt (von Stuart Duncan – einem Pro, der sich verfahren hatte und dadurch von hinten kam). Ab morgen wird dann die Reihenfolge nach dem Gesamtklassement bestimmt.
Es gibt zwar einen Startzeitraum von gut 45 Minuten, aber wenn man seinen Slot verpasst weil man noch nicht da ist, gibt es 30 Sekunden Zeitstrafe. Man darf also wirklich nicht trödeln und sollte man einen Defekt haben heißt es danach: Rennspeed im Transfer, um zur Stage zu kommen (oder halt entscheiden, dass man lieber 30 Sekunden Strafe in Kauf nimmt, um erholter die Stage fahren zu können). Aber bisher haben alle ihr Material voll im Griff. Es gab keinen einzigen Defekt, soweit ich mitbekommen habe.
Bei der Trans Rezia hatte ich mir ja an zwei Tagen etwas Zeitstress gemacht (grundlos, weil die Öffnungszeiten der Stages verlängert wurden), aber hier ist es halt Teil des Rennens, dass man Uphill schnell fahren muss. Clive sagte dazu: Der Gewinner wird nicht der Schnellste bergab sein, sondern jener, der am zuverlässigsten durchkommt.
Also bin ich um 8:30 Uhr an der Gondel, obwohl ich weiß, dass ich mit Startnummer 20 oben noch etwas warten muss – aber lieber zu früh als Stress bekommen.
Die erste Stage kannte ich ja schon von gestern – heute im Rennspeed, wo ich die Uphill-Passage mit gut 40 Höhenmetern so schnell wie möglich fahre, wirkt es natürlich etwas anders. Stage 1 ist oben recht flowig und nach unten raus dann etwas verblockter. Ein paar Spitzkehren, in denen man das Hinterrad versetzen muss, gibt es – aber schwieriger ist es, unten im Steinfeld die beste Linie zu finden. Und obwohl ich gestern schonmal dort durch bin, war es heute nicht wirklich besser. Gilles Pelzer, der vor mir startete, war glaube ich ein wenig schneller – Jeanette Meyer hinter mir ist etwas langsamer.
Den Transfer bin ich gestern ohne die 20 Minuten Pause in gut 45 Minuten gefahren. Heute haben wir dafür offiziell eine Stunde – Zeit sollte also reichlich sein, denken wir uns. Aber bis man mal die Protektoren runter hat, dauert es doch etwas – und so fahre ich relaxt den Berg die Straße rauf. Gilles und Jeanette überholen mich und ich rate ihnen etwas langsamer zu fahren – ist ja eh genug Zeit. Entspannt fahren wir auch die lange Trailzufahrt zum Startpunkt. Dort angekommen, warten nur noch zwei Fahrer: dadurch, dass wir in der Frühe 6 min zu spät gestartet sind, ist es doch richtig knapp geworden. Ich hab also noch 3 Minuten zum Losfahren – Protektoren hatten wir aber eh schon an, da diese auf dem Trail zum Start schon angebracht waren. Nachher höre ich von anderen, dass es auch bei ihnen knapp war. Mehr als 5-8 Minuten Pause hatte kaum jemand.
Stage 2 läuft dann bei mir gefühlt recht gut. Ich muss zwar oben einmal anhalten, da mein Ellbogenprotektor runtergerutscht ist (Strap nicht geschlossen), aber sonst läuft es gut. Im Ziel angekommen finden sich noch 7-8 Fahrer, die sich umziehen und Kraft sammeln. Da ich den Transfer zur Stage 3 ja noch nicht komplett gefahren bin, beeile ich mich und höre mit Glück, dass die Bus-Shuttles woanders als geplant abfahren. Diese Info kam aber wohl nicht bei allen an. So sitze ich im ersten Minibus rauf und wir überholen nach gut 250 Höhenmetern die italienischen Teilnehmer, die das Race Manual nicht gelesen hatten und nichts von einem Bus wussten. Naja, die sind eh sehr konditionsstark (wurden dann aber kurz drauf vom nächsten Shuttle aufgepickt und haben sich so immerhin noch gut 130 Höhenmeter bergauf erspart).
Für die 400 hm rauf zum Rifugio Branca sind 40min veranschlagt. Ich hab durch das zügige Erwischen des Shuttlebusses gut 10 Minuten gut auf meine Zeit – dazu fast alle anderen hinter mir. Also gehe ich es etwas langsamer an, aber trödel trotzdem nicht. Der Weg rauf zum Rifugio Branca wird nach oben hin immer steiler. Tracey Moseley sehe ich etwa das Bike geschultert rauftragen, selbst Nathalie Schneitter, XC-Rennfahrerin, die ganz knapp die Quali im starken Schweizer Team für Olympia nicht geschafft hat, schiebt auch. Nur Clive der Rennorganisator kurbelt auf einmal bei gut 20° (also etwa 45% Steigung) an uns vorbei. Der hat echt eine Bomben-Kondition. Die 400 Hm fährt er in 20 Minuten hoch. Kein Wunder dass er meint, klassische Endurorennen sind zu langsam geworden.
Im Rifugio Branca ist viel los, zum Glück sind für uns Tische reserviert. Santa Caterina im Sommer fast ausgebucht – kein Wunder also.
Das Essen für uns ist ein Buffet: ein Risotto, ein paar belegte Brote, Kuchen wie halt üblich, Käse und ein paar italienische Gebäckstücke. Zum Trinken gibt’s Wasser und Limo bzw. Capuccino von der Bar. Allerdings keine Riegel usw. – die muss man selber mitnehmen.
Schon in der früh ist uns mitgeteilt worden – dass Stage 4 wegen einem Landrutsch gestrichen wurde. Somit ist meine Sorge, wie ich den Transfer dorthin in 1:40h schaffe, gelöst. Ich glaube nicht dass wir da unter 2h zum Start gekommen wären. Jetzt wird uns noch mitgeteilt dass wegen der Streichung der Start zu Stage 3 um 30min nach hinten verlegt wird – so bleibt noch etwas Zeit auf der Hütte zum Relaxen. Trotzdem breche ich recht früh auf, der Transfer ist gut 1/3 unfahrbar auf großen Felsblöcken, dafür gibt’s aber zwischendurch super Slickrock-Passagen, die viel Spaß machen. Gut 45 Minuten vor meiner Startzeit komme ich schon an und relaxe etwas in der Sonne. Nach der langen Pause fällt es mir recht schwer, auf Renntempo zu kommen, aber je länger die Stage dauert, desto besser läuft es und ich hole sogar etwas auf Gilles auf.
Zum Ende der Stage gibt es noch einen recht giftigen 50 Hm-Anstieg – den hab ich am Samstag umfahren und er trifft mich etwas unvorbereitet. Inzwischen im Rennmodus, sprinte ich voll durch – kurz vor dem Ziel dann Krampf in der Wade. Naja, jetzt heißt es eh nur noch nach Bormio fahren – angeblich 35-45min und je nach Angabe 300-600 Hm. Nachdem es keine Zeitvorgabe mehr gibt gehe ich es langsam an und versuche für die folgenden Tage Kraft zu sparen. Es sind 13km Forststraße rauf und runter, aber die Kraft bei mir ist weg. Immer wieder steige ich ab und schiebe bergauf. Ich hätte wohl Samstag oder Sonntag doch Pause machen sollen – aber irgendwann komme ich dann doch an.
Das Hotel heute Nacht ist mit das Beste in Bormio – echt richtig luxuriös. Heute Nacht sind die Zimmer groß und es gibt zwei Einzelbetten – dazu gibt’s Sauna und schönen Ausblick vom Balkon. Perfekter Luxus. Während jetzt viele die Zeit nutzen durch Bormio zu bummeln und Gelato zu essen versuche ich mich zu erholen und den Bericht für heute zu schreiben.
Jetzt muss ich nur noch schauen, wie ich Fotos von heute bekomme, um sie hier anzuhängen. Waren doch ein Haufen Fotografen am Trail – soweit ich weiß sind zumindest zwei davon vom Veranstalter, damit ich sie hier einfügen kann. Sollten doch besser ausschauen wie meine Handyfotos. Dazu warte ich hungrig aufs Abendessen…
Dazu habe ich Gestern Abend noch zwei interessante Bikes fotographiert. Einmal das Trek von Tracey – etwa mit 20 mm Fox 36 Gabel und elektrischer Schaltung.
Sowie das auch astreinst ausgesattete Pole Evolink vom Paul Aston – der meint derzeit absolut nicht in Form zu sein – sich als nicht Racer bezeichnet – aber trotzdem weit vorne dabei ist. Das Pole scheint gut zu laufen – und ProCore kann wohl auch nicht so schlecht sein. Vielleicht sind wir beide ja daher recht weit vorne – weil wir mehr Grip haben wir der Rest und uns keine Gedanken um Platten machen müssen?
Ein bisserl Luxus muss auch noch sein. Sauna ist in Italien irgendwie oft privat – da meine Beine echt gut fertig sind – hab ich mir um 15€ für eine Stunde die Sauna gemietet.
Wer ist bei der Trans Rezia am Start?
- Charles Jones (Pro – Team Tredz)
- Chris Kilmuray (Ex Pro – jetzt Coach)
- Denny Lupato: (passionierter Privateer – fährt ganz ganz vorne bei der Sram Enduro Series mit)
- Gilles Pelzer
- Jeanette Mayr (Fusion World – Santa Cruz)
- Nathalie Schneitter (Pro XC und Enduro Racerin – fährt für Rose)
- Paul Aston
- Raewin Morrison (Privateer EWS aber Top 10)
- Rebeca Baraona
- Tracy Moseley (die schnellste Frau im EWS Zirkus der letzten Jahre – braucht wohl keine Vorstellung)
- Rachel Walker (Pro bzw Brand Manager @ Hope)
- Simon Gegenheimer (Pro – fährt für Rose)
- James Shirley (Pro – fährt für Radon)
- Davide Sottocornola (Ex Pro Enduro Racer – fuhr früher für Santa Cruz)
- Anthony Mayr (Ex Pro bzw Privateer)
- Ross Bell (Fotograf)
- Simon Ruchti (MTB Guide – war letztes Jahr auch bei der Trans Savoie dabei – ist aber nicht wie ich 95. sondern 27. geworden)
Tja – und bis auf Gilles Pelzer und Guiseppe Bovo zu denen ich nichts sagen kann (wobei ich finde ein paar Ergebnisse zu einem Belgier mit Namen Gilles Pelzer bei MTB Marathons – mit ganz passablen Zeiten), fahren die alle um Klassen schneller wie ich… Naja dabei sein ist alles. Bei dem Teilnehmerfeld letzter zu werden ist keine Schande. Ich werde wohl viel lernen.
Das einzige worin ich wohl besser bin als der Rest, ist im Informationen über das Starterfeld liefern. :-)
Also bis Morgen – ist schon 23:30 Uhr – muss jetzt unbedingt schlafen.
10 Kommentare