Sanktionen gegen Eisläufer, die an nicht von der Internationalen Eislaufunion ISU genehmigten Wettbewerben teilnehmen, verstoßen gegen die EU-Kartellvorschriften: Das hat die Europäische Kommission am Wochenende in Brüssel beschlossen, wie Spiegel Online berichtet. Dieses Urteil dürfte auch für den europäischen Mountainbike-Rennsport weitreichende Folgen haben.

Bislang war es Eisschnellläufern verboten, an Wettbewerben teilzunehmen, die nicht von der Internationalen Eislaufunion ISU genehmigt waren. Taten sie das doch, riskierten sie empfindliche Sanktionen bis hin zu Teilnahmeverboten an Olympischen Spielen oder sogar lebenslange Sperren. Die beiden Niederländer Mark Tuitert (Eisschnelllauf-Olympiasieger) und Niels Kerstholt (Short Track-Weltmeister) haben gegen diese Einschränkung durch die ISU geklagt. Nun hat die Europäische Kommission festgestellt, dass die Bestimmungen der ISU gegen die EU-Kartellvorschriften verstoßen.

„Die internationalen Sportverbände spielen für die Karriere der Sportler eine wichtige Rolle – sie schützen ihre Gesundheit und Sicherheit und die Fairness bei den Wettkämpfen. Die harten Sanktionen, die die Internationale Eislaufunion gegen Eisläufer verhängt, dienen jedoch auch dazu, ihre eigenen geschäftlichen Interessen zu schützen und andere daran zu hindern, eigene Veranstaltungen zu organisieren. Die ISU muss nun unserem Beschluss nachkommen, ihre Bestimmungen ändern und Sportlern und konkurrierenden Veranstaltern im Interesse aller Eislauffans neue Möglichkeiten eröffnen.“ – Margrethe Vestager, EU-Kommissarin für Wettbewerbspolitik

Konkret wird durch den Beschluss der EU-Kommission die Internationale Eislaufunion verpflichtet, ihr rechtswidriges Verhalten innerhalb von 90 Tagen abzustellen. Explizit wird die ISU aufgefordert, keine Sanktionen zu verhängen oder auch anzudrohen, wenn Sportler an nicht von der ISU genehmigten Wettbewerben teilnehmen wollen und diese „keine Gefahr für legitime, den Sport betreffende Ziele darstellen“. Der vollständige Wortlaut des Beschlusses der EU-Kommission ist hier nachzulesen.

Wer bisher als Inhaber einer Lizenz bei einem nicht von der UCI oder dem BDR genehmigten Rennen an den Start gehen wollte, hatte Konsequenzen zu befürchten
# Wer bisher als Inhaber einer Lizenz bei einem nicht von der UCI oder dem BDR genehmigten Rennen an den Start gehen wollte, hatte Konsequenzen zu befürchten - die EU-Kommission hat nun beschlossen, dass dies gegen geltendes EU-Wettbewerbsrecht verstößt. In der Vergangenheit musste die 4X-Weltmeisterin Anneke Beerten beispielsweise mit dem Pseudonym Porky Springs bei einem lokalen Rennen in den Niederlanden an den Start gehen, um keine Strafe zu riskieren.

Dieser Beschluss dürfte nicht nur für den europäischen Eisschnelllauf-Sport, sondern auch für den Mountainbike-Rennsport in Deutschland und Europa weitreichende Konsequenzen haben. Bislang war es Sportlern in Deutschland, die in Besitz einer BDR-Lizenz sind, quasi verboten, an Rennen teilzunehmen, die nicht vom BDR, einem Landesverband oder einem der UCI angeschlossenen Verband genehmigt sind. Das hat in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass zahlreiche Lizenz-Fahrer unter falschem Namen an kleinen Rennen an den Start gehen mussten. Für Veranstalter kleiner, lokaler Rennen war und ist eine Genehmigung durch den BDR mit nicht unerheblichen Zusatzkosten verbunden. Zwar wurde die Teilnahme von Lizenz-Fahrern an solchen Rennen in den letzten Jahren mehr oder weniger stillschweigend geduldet. Alleine die Ankündigung der UCI, die Regel inklusive Sanktionen ab der Saison 2014 konsequent durchsetzen zu wollen, hat jedoch für ein nicht unerhebliches Echo gesorgt. So ist beispielsweise die mehrfache Fourcross-Weltmeisterin Anneke Beerten bei einem nicht von der UCI genehmigten Rennen unter dem Pseudonym Porky Springs an den Start gegangen. Zur Siegerehrung ist sie nur mit Sonnenbrille und Maske erschienen – anschließend hatte sie sich über Twitter klar gegen das Regelwerk der UCI positioniert.

Dieser neue Beschluss der EU-Kommission dürfte sich mittel- und langfristig also auch auf den Rennsport hierzulande und innerhalb Europas erheblich auswirken. Für Veranstalter kleinerer Rennen wird es in Zukunft wohl deutlich einfacher und günstiger sein, Profis und Lizenz-Inhaber zur Teilnahme am Rennen zu motivieren. Auch werden die Fahrer selbst keine negativen Konsequenzen zu befürchten haben, wenngleich diese im Mountainbike-Sport in den vergangenen Jahren nur hypothetischer Natur waren. Vor allem hat die EU-Kommission mit diesem Beschluss jedoch für Klarheit bei einem durchaus verwirrenden Thema gesorgt und die Rechte der Sportlerinnen und Sportler gestärkt.

Wie seht ihr den Beschluss der EU-Kommission? Was wird sich durch das Urteil verändern? 

  1. benutzerbild

    H.B.O

    dabei seit 03/2006

    Ich oute mich mal: ich lass mich gerne von Ben Zwiehoff oder Schulle überrunden. Allein die Möglichleit, mich für ein paar Minuten dranzuhängen und die Linien der Pros nachzufahren bringt manchmal mehr als zwei Wochen Training allein. Mein Ego juckt das eher nicht, ich werd für andere Dinge bezahlt

    selbst in dh oder enduro ist es interessant wenn mal ein pro zu nem kleinen rennen kommt und zeigt wie man die allzu bekannten strecken eigentlich fahren müsste
  2. benutzerbild

    chilla13

    dabei seit 08/2013

    Wobei du auch nicht der bist, dem die beiden potenziell das Preisgeld wegschnappen. Aber auch diejenigen feiern es eher gegen Ben oder Schulle zu fahren
    Preisgeld? Ist das wirklich ne Motivation? Selbst beim Weltcup ist das ja eher mager.
  3. benutzerbild

    Phippsy

    dabei seit 10/2014

    Preisgeld? Ist das wirklich ne Motivation? Selbst beim Weltcup ist das ja eher mager.
    Schätze weniger, aber das war weiter oben ein Argument
  4. benutzerbild

    chilla13

    dabei seit 08/2013

    Schätze weniger, aber das war weiter oben ein Argument
    Jo, aber selbst die Jungs, die in der Bundesliga so um Platz zehn herum ins Ziel kommen, wissen die Leistung der wenigen Pros dann doch ganz gut einzuschätzen und sind eher weniger betrübt, wenn dann mal ein klangvoller Name neben ihnen im Startblock steht. Zumal man sich ja eh kennt. Ist ja nicht so, dass die Szene so groß wäre. Und würde tatsächlich mal Nino Schurter am Dachsberg aufschlagen, würde sogar meine Mutter zuschauen kommen smilie
  5. benutzerbild

    Nehcuk

    dabei seit 04/2011

    hehe, jep, dann würden markus und ben auch mal überrundet werden smilie

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