Nicht nur auf europäischem Boden bereiteten sich die schnellsten Mountainbiker der Welt auf die bevorstehenden Aufgaben vor. Im zweiten Teil des Rückblickes der Saisonvorbereitungsrennen blicken wir unter anderem nach Australien und in die Vereinigten Staaten. Zudem gibt es weitere hochklassige Events aus der Schweiz und Italien und wir blicken voraus auf das erste Saisonhighlight auf deutschem Boden in Heubach am kommenden Wochenende.
Commonwealth Games Gold Coast – Miese Stimmung trotz neuseeländischen Doppelsiegs
Während die Wettkämpfe in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika aktuell von den meisten Athleten zur Vorbereitung auf die wichtigen Weltcuprennen im Mai und auf die weiteren Rennen im Verlauf der Saison genutzt werden, stand für die Fahrer aus den Staaten mit Verbindungen zum ehemaligen britischen Empire schon ein echtes Saisonhighlight auf dem Programm.
Die Tourismusregion Gold Coast an der Ostküste Australiens war in diesem Jahr der Gastgeber des Multisportevents der Commonwealth-Staaten – auch ein olympisches Cross-Country-Rennen stand auf dem Programm. Während das Damenrennen eine eindeutige Angelegenheit der Engländerin Annie Last war, bot das Herrenrennen ein richtiges Nervenspektakel. Bis zum Ende des Rennens kämpfte ein Dreigestirn um die beiden Neuseeländer Sam Gaze und Anton Cooper und dem Südafrikaner Alan Hatherly um den Sieg.
Ein Plattfuß eingangs der letzten Runde ließ Sam Gaze zurückfallen – währenddessen entledigte sich Cooper von Hatherly. Doch wer den Weltcupauftakt in Stellenbosch verfolgt hat, wusste um die Stärke des neuseeländischen Top-Talents Gaze. Er konnte Hatherly wieder passieren und wenige Meter vor der letzten Abfahrt zu Cooper aufschließen. In einem packenden Sprintfinish konnte sich dann Gaze knapp durchsetzen.
Der Goldmedaillengewinner sorgte aber im Zielbereich für großen Diskussionsstoff. Wütend warf er Cooper mangelnde Fairness vor, so hätte sein Landsmann aus seiner Sicht nach dem Plattfuß auf ihn warten sollen. Einige Stunden später entschuldigte sich Gaze jedoch für sein Fehlverhalten via Instagram. Nichtsdestotrotz sorgte die schlechte Stimmung im Ziel nur für gedämpfte Freude im neuseeländischen Team nach dem zweiten Doppelsieg in Serie bei den Commonwealth Games.
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Bei den Damen konnten sich die Engländerinnen ebenfalls über einen Doppelsieg freuen – hinter Last landete die U23-Pilotin Evie Richards auf dem Silberrang. Bronze ging an Haley Smith aus Kanada, die ihre Landsfrau und Top-Favoritin Emily Batty auf Rang vier verweisen konnte.
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Proffix Swiss Cup Rivera – Triumph für Keller und Carod
Den Auftakt der Rennsaison in den nicht-mediterranen Gebieten in Europa macht seit einigen Jahren das Rennen des Swiss Cups in Rivera nahe der italienischen Grenze. Viele Top-Stars wie auch der Altmeister Julien Absalon versammelten sich vor drei Wochen an der Startlinie zum ersten Kräftemessen auf eidgenössischem Boden.
Im Rennen der Damenkonkurrenz profitierte die spätere Siegerin Alessandra Keller vom Defektpech der amtierenden Weltmeisterin Jolanda Neff. Neff hatte mehrfach mit Kettenabwürfen zu kämpfen und musste deshalb auch in der Technischen Zone einen Stopp einlegen. Keller duellierte sich einige Zeit mit ihrer Landsfrau Ramona Forchini, doch je länger das Rennen dauerte, desto größer wurde der Vorsprung von Keller. Im Ziel lagen 25 Sekunden zwischen der Siegerin und Forchini, Drittplatzierte wurde die Olympiasiegerin von 2012, Julie Bresset.
Der Wettkampf der Elite Herren wurde geprägt von einem Duell an der Spitze. Mathias Flückiger und Titouan Carod kämpften lange Zeit um den Sieg, eine Tempoverschärfung von Carod in der vorletzten Runde sorgte dann für die Entscheidung zugunsten des Franzosen. Den letzten verbliebenen Platz auf dem Treppchen ergatterte Lars Forster, der sich gegen Reto Indergand und Julien Absalon durchsetzen konnte.
Sunshine Race Nals – Eidgenossen Flückiger und Frei feiern ersten Saisonsieg
Eine Woche später versammelte sich ein noch größerer Teil der Weltelite zu einem „Mini-Weltcup“ im italienischen Nals. Das HC-Rennen im Herzen Südtirols ist seit Jahren festen Bestandteil der Frühjahrssaison und lockt stets eine Vielzahl an Top-Athleten an.
Im Rennen der Herren kämpfte ähnlich wie in Rivera eine Woche zuvor eine drei Mann starke Gruppe um den Sieg. Erneut dabei war Matthias Flückiger, jedoch dieses Mal begleitet von den beiden Franzosen Maxime Marotte und Stephane Tempier. Während Marotte im Laufe des Rennens das Tempo am Berg nicht halten konnte, kam es auf der letzten Runde der „old-school“ Strecke in Nals mit nur einem langen Anstieg zum Showdown zwischen Flückiger und Tempier.
Der Eidgenosse Flückiger konnte sich schließlich leicht absetzen und dann in der langen Abfahrt den knappen Vorsprung verteidigen, sodass er sich über seinen ersten Saisonsieg freuen konnte. Maxime Marotte landete auf dem dritten Rang. Bestplatzierter Deutscher in dem hochkarätigen Feld wurde Georg Egger auf dem 26. Rang.
Bei den Damen konnte Matthias Flückigers Landsfrau Sina Frei ihren ersten Saisonsieg und damit auch den ersten Triumph im Trikot des Ghost Teams feiern. Die U23-Weltmeisterin kletterte am stärksten, in der letzten Runde konnte sie sich aus der Spitzengruppe lösen, die zwischenzeitlich fünf Fahrerinnen umfasste. Maja Wloszczowska verlor aufgrund eines Sturzes zuvor den Anschluss, Linda Indergand, Gunn-Rita Dahle-Flesjå und die Niederländerin Anne Tauber machten die verbliebenen Podestplätze unter sich aus. Am besten schlug sich dabei Indergand, die mit einem starken Finish sich vor die norwegische Altmeisterin Dahle-Flesjå schieben konnte.
Im Rahmen des hochklassigen Rennens der Elitefahrer trafen sich auch die besten Juniorenfahrer zum zweiten Lauf der Junior World Series auf europäischer Ebene. Insbesondere die deutsche Meisterin der Juniorinnen, Franziska Koch, wusste zu überzeugen. Rang vier mit 4:37 Rückstand auf die überragende Siegerin Laura Stigger aus Österreich bedeuten das vorzeitige WM- und EM-Ticket. Bei den männlichen Junioren gelang dasselbe Kunsstück Leon Kaiser, der auf Rang sieben landete.
Sea Otter Classic – Cooper und Langvad auf der Siegerstraße
Parallel zu den europäischen Wettkämpfen finden traditionell im Rahmen des Sea Otter Festivals in Monterey ein Short Track-Rennen und zudem ein Cross-Country-Rennen im Hors-Class Status statt. Der hohe Stellenwert des Festivals in Kalifornien sorgt stets dafür, dass einige Top-Athleten außerhalb der vereinigten Staaten die weite Reise antreten und somit für interessante Rennen sorgen.
Insbesondere das Short Track-Format, das in Übersee schon seit Jahren fester Bestandteil der Cross-Country-Szene ist, stand in diesem Jahr im Fokus: Denn dieser knapp 30-minütige Wettkampf wird erstmals beim Rennen im Albstädter Bullentäle auch Teil der Weltcupserie werden. Sowohl im Rennen der Damen, als auch im Rennen der Herren blieb das Fahrerfeld dicht beisammen, erst auf den letzten Metern entschieden sich die Rennen. Bei den Damen konnte sich die Dänin Annika Langvad knapp durchsetzen, im Herrenrennen konnte der Schweizer Nicola Rohrbach dank einer beherzten Attacke kurz vor dem Ziel den Sieg einfahren, wenige Meter später folgte Anton Cooper aus Neuseeland.
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Wenige Tage später drehte Cooper den Spieß um und fuhr beim Cross-Country-Rennen souverän zum Sieg. Der Sieger des Short Tracks, Nicola Rohrbach, konnte nur anfangs mithalten und landete schließlich auf dem dritten Rang. Zwischen den beiden schob sich der Cape Epic-Sieger aus diesem Jahr, Howard Grotts. Bei den Damen fanden sich ebenfalls die Siegerinnen des Cape Epics an der Front des Rennens wieder. Annika Langvad und Kate Courtney fuhren lange Zeit gemeinsam an der Spitze, ehe Langvad davonzog und beide schließlich den Doppelsieg eintüteten. Dritte wurde Evie Richards aus Großbritannien.
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Ausblick – Top-Stars in Heubach
Am kommenden Wochenende wird es dann auch endlich auf deutschem Boden richtig ernst im XC-Bereich. Drei Wochen vor dem Weltcuprennen in Albstadt findet in Heubach das 18. BiketheRock-Festival statt. Das Hors-Class Rennen am Rande der schwäbische Alb ist einmal mehr international top besetzt. Sowohl Weltmeister Nino Schurter, als auch sein ewiger Rivale Julien Absalon haben ihr Kommen angekündigt. Bei den Damen sind mit Yana Belomoina und Jolanda Neff die Gesamtweltcupsiegerin und die Weltmeisterin des vergangenen Jahres vertreten. Zudem wird einmal mehr die „Grande Dame“ des deutschen MTB-Sports Sabine Spitz versuchen, das Podium zu erklimmen. Spannung ist also garantiert, wenn die Weltelite den Rosenstein erklimmt. Ausführliche Infos zum Rennen gibt es im separaten Biketherock-Artikel.
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- Top-Stars auf dem Weg zur Top-Form: Die wichtigsten Ergebnisse des XC-Frühjahrs im Überblick
- MTB-Bundesliga – Krumbach/Obergessertshausen: Schrievers/Benz und Schehl/Schwarzbauer oben auf
- XC-Saisonauftakt in Banyoles: Ferrand-Prévot & Koretzky triumphieren – Schwarzbauer auf Fünf
- XC World Cup 2024: Alle 35 Rennteams & die wichtigsten Wechsel im Überblick
- MTB Bundesliga 2024: Mit sieben Rennen geht’s in die neue Saison
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