Mein erstes Mountainbike-Rennen überhaupt fuhr ich letzten November. In den schottischen Highlands, bei drei Grad, knietiefen Sümpfen und Schnee auf den Berggipfeln. Das Kinlochleven Enduro Race war ein ungewöhnlicher Einstieg ins Renngeschehen, aber kaum hatte ich die letzte Stage hinter mir, war klar, dass ich bald wieder am Start stehen wollte, um mein bestes zu geben und mit Freunden gemeinsam eine coole Zeit zu verbringen. Und welches Rennen könnte dafür besser geeignet sein als das 3 Länder Enduro in den Alpen?
Hier gibt’s den Rennbericht unserer Gastautorin Saskia Bauer.
Mein Freund Hans war das 3 Länder Enduro schon mal mitgefahren und seitdem ich ihn kenne erzählt er mir immer wieder, wie genial das war. Also beschlossen wir, uns für die nächste Ausgabe anzumelden. Außerdem schlug Hans ein paar unserer Freunde vor, sich ebenfalls anzumelden und mit einer großen Gruppe nach Nauders zu fahren. Als dann die Anmeldung im Januar öffnete, waren Hans und ich zum Biken auf der Insel El Hierro — um Punkt 17:55 Uhr klingelte der Wecker, der uns daran erinnerte, uns einen der begehrten Startplätze zu sichern.
Als sich das Rennwochenende dann endlich näherte, waren wir voller Vorfreude auf drei geniale Tage in den Alpen. Noch schnell Ersatzbremsbeläge im Bikeladen um die Ecke geholt und schon packten Hans, Andy und ich unsere drei Bikes ins Auto, dazu gesellten sich jede Menge Werkzeug und vor allem warme Klamotten — die Wettervorhersage versprach trotz des bis dahin ungewöhnlich heißen Sommers nichts Gutes: Schnee und niedrige Temperaturen. Aber das sollte uns nicht stören. Ein Enduro-Rennen mit Schnee auf den Berggipfeln hatten wir schließlich in Schottland schon erlebt.
Am Freitag ging es im Training auf die Trails, um die Gegend ein bisschen kennenzulernen. Nachdem wir uns unsere Startnummern geholt hatten, fingen wir das Training mit Stage 8 an, ein flowiger Trail, der ein bisschen an Bikepark-Strecken erinnert. Das war der perfekte Einstieg, um warm zu werden. Wir waren nur zu dritt unterwegs, da Flo mit seiner Freundin schon ein paar Tage in der Gegend verbracht hatte und die Trails bereits alle kannte. Ihn trafen wir nachmittags zum Prolog, wo wir auf einem kurzen Kurs über einen Wiesenabhang das erste Mal beweisen konnten, was wir drauf haben.
Ich fahre erst seit zwei Jahren Mountainbike, seitdem aber immer mit den Jungs. Das ist einerseits total cool, weil ich viel lerne und schnell unterwegs sein muss, um mithalten zu können. Andererseits bin ich manchmal auch ganz schön frustriert, weil ich oft das Gefühl habe, voll an mein Limit zu gehen, während die anderen scheinbar easy und ohne Probleme die steilsten und technischsten Trails herunterjagen. Dann ist es gut, wenn mich Hans manchmal daran erinnert, dass ich noch nicht lange fahre und dafür verdammt schnell unterwegs bin. Am Trainingstag war ich zwischendurch aber trotzdem ganz schön desillusioniert und hatte wenig Spaß. Zu schwer kam mir alles vor, zu ungewohnt. Es ist eben doch was anderes, auf seinen Hometrails wie der Freiburger Borderline zu fahren, oder in einem Gebiet, in dem man noch nie war.
Als ich am Samstag aufwachte, war ich ganz schön nervös. Mir war schlecht, ich konnte und wollte nichts essen und am liebsten hätte ich die anderen einfach nur vom Streckenrand aus angefeuert. Aber da ich gleichzeitig auch ganz schön ehrgeizig bin, war das natürlich keine Option und eine Stunde später stand ich am Start in Nauders und rollte gemütlich mit den anderen Fahrern unserer Startgruppe zum ersten Sessellift. Als wir dann aber oben ankamen, erreichte meine Nervosität ihren Höhepunkt und es fühlte sich genau so an, wie damals vor der Mathematik-Abitur-Prüfung. Seit sechs Jahren hatte ich dieses Rumoren im Bauch nicht mehr erlebt. Aber Hans und ich waren als Team angemeldet und so hatte ich keine andere Wahl, als einfach direkt hinter ihm in die erste Stage des 3 Länder Enduros zu fahren. Und kaum waren meine Füße auf den Pedalen, war ich voll konzentriert und vergaß mit einem Mal, dass dies ein Rennen war. Dass wir die Stage schon am Tag zuvor gefahren sind, war super hilfreich, denn so wussten wir genau, was auf uns zukommen würde. Trotzdem kamen die beiden kurzen Gegenanstiege dann doch etwas überraschend und ich musste ärgerlicherweise kurz runter vom Bike und im Vollsprint den Trail rauf. Abgesehen davon war die erste Stage der Hammer. Ich war zu hundert Prozent fokussiert und hatte ein super Gefühl auf dem Bike. Leider verloren wir durch einen Sturz direkt vor uns etwas Zeit, aber der Spaß war endlich zurück und ich kam mit einem riesigen Grinsen direkt hinter Hans aus dem Trail geschossen.
Im Grunde wiederholte sich das auf allen weiteren Stages des Rennens. Ich war immer etwas angespannt, aber auch voller Vorfreude, wenn wir am Start standen, kaum war ich jedoch auf dem Bike, war alles wie weggeweht und es war einfach ein geniales Feeling, Hans hinterherzujagen und gemeinsam die bestmögliche Zeit zu fahren. Besonders die Trails, die mir vom Freitag sehr schwierig in Erinnerung geblieben sind, wurden meine Lieblings-Stages und ich hatte das Gefühl, dass wir bergab ganz schön schnell unterwegs waren. Wenn da nicht diese beiden fiesen Gegenanstiege in Stage 4 und 5 gewesen wären. Rückblickend wünsche ich mir, wir hätten doch wenigstens ein bisschen für dieses Rennen trainiert. Vielleicht hätte der ein oder anderen Bergsprint oder ein paar Intervall-Sessions geholfen. So kroch ich trotz größter Anstrengung den Berg nur langsam hoch — zumindest fühlte es sich so an. Hätten wir etwas mehr Kraft und Kondition gehabt, hätten wir wohl noch besser abgeschnitten.
Hans und ich hatten allerdings im Vergleich zu unseren Freunden Andy und Flo richtig viel Glück, denn wir hatten weder Defekte innerhalb der Stages, noch irgendwelche ernsteren Stürze und konnten so immer Vollgas fahren. Selbst als es anfing zu schütten und die Temperatur auf sechs Grad fiel, war unsere Stimmung gut. Und so kam es, dass das glitschige Wurzelfeld in Stage 5 voll mein Ding war. Mittlerweile mag ich es, wenn es rutschig ist, wenn man nicht unerwartet mit seinem Vorderrad irgendwo stecken bleibt, sondern kontrolliert rutscht. Und wäre in der Stage nicht ein kurzes Tretstück gewesen — ich bin mir sicher, wir wären vielleicht die beste Zeit innerhalb unserer Wertung gefahren!
Andy und Flo hatten leider etwas Pech. Andy, ein sehr erfahrener Masters-Fahrer, der oft Rennen im Elsass fährt, hatte zwei Platten und deshalb trotz vollen Einsatzes leider keine Chancen mehr auf seine eigentlich verdiente Top-Platzierung. Davon ließ er sich den Spaß aber nicht verderben, flickte seine Platten und gab weiter Vollgas. Flo hatte leider ebenfalls Pech und stürzte am ersten Tag so unglücklich, dass er am Sonntag wegen eines geschwollenen Fußes nicht mehr in seine Klickschuhe passte. Deshalb tauschte er seine Klick-Pedale gegen die Flat-Pedale seiner Freundin, was jedoch dazu führte, dass er erneut stürzte und zusätzlich zu dem dicken Fuß nun auch eine geschwollene rechte Hand hatte. Nach einer Stunde Pause ging er dann aber doch noch als letzter Fahrer in die vorletzte Stage und beendete sein erstes Enduro-Rennen. Wenn es nach ihm ginge, bliebe es auch bei diesem einen Rennen, aber ich vermute, wir werden ihn überzeugen, nächstes Jahr wieder gemeinsam mit uns an den Start zu gehen. Die entsprechende Whatsapp-Gruppe haben wir bereits in 3 Länder Enduro 2019 umbenannt …
Das gesamte Wochenende hat einfach richtig viel Spaß gemacht. Noch jetzt, einige Tage später, erinnere mich an das berauschende Gefühl auf dem Bike und tagträume von diesen endlos langen Stages, die alles mit sich brachten, was man als Mountainbiker so liebt. Eines ist sicher: Wir werden wiederkommen. Dann jedoch hoffentlich ohne Platten und Stürze, dafür aber mit einer besseren Vorbereitung, damit wir diese grandiosen Trails noch mehr genießen können.
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