Noch ein Rennen, dann dürfen sich die Teams des World Cups nach sehr intensiven Wochen in Europa endlich etwas ausruhen und erst in einem guten Monat wieder im kanadischen Mt. Saint Anne in die Pedale treten. Mit dieser Ausgangslage gingen alle im slowenischen Maribor an den Start. Die etwas über drei Minuten lange Strecke verläuft in weiten Teilen durch Rinnen im Wald; ist steil und technisch und beinhaltet das härteste Steinfeld des World Cup Kalenders. Im letzten Jahr gab es in diesem Steinfeld einen gigantischen Sturz von Santa Cruz Syndicate Nachwuchsfahrer Josh Bryceland und auch 2009 hat sich die Strecke wieder viel Mühe gegeben, Felgen, Fahrer und Hinterreifen zu verschleißen.

Donnerstag und Freitag staubt es mächtig auf der Strecke, während am Samstag große Bäche neben und auf der Strecke zu finden sind. Unter diesen Bedingungen wäre es vermutlich das Lieblingsrennen von Sam Hill, Teamkollege Brendan Fairclough, dem Neuseeländer Sam Blenkinsop oder aber der Matschlegende Michael Pascal geworden, doch kam alles erneut anders als erwartet. Statt baden im See gab es ein Bad auf der Strecke und statt Qualifying am Samstag gab es früh Aufstehen am Sonntag, um Training, Qualifikation und Rennen unter einen Hut zu bringen. Aus Sicht der meisten Fahrer ist die Verlegung zur rechten Zeit gekommen – viele haben von fast nächtlicher Dunkelheit in den slowenischen Wäldern berichtet, die auch noch den letzten Lichtstrahl versickern lassen, bevor er die ungetönten Scheiben der Fahrerinnen und Fahrer passiert hat.

Die Highlights von Freecaster

So schnell wie der Regen gekommen ist, so schnell ist er auch wieder gegangen und am Sonntagmorgen präsentierte sich Maribor in bekannt sonniger Schönheit. Auf der Strecke wird zuerst noch mit Matschreifen gefahren, doch je näher das Finale rückt, desto mehr Fahrer steifen auf Trockenreifen um.

Im morgendlichen Training scheinen manche Piloten noch recht verschlafen zu sein – Greg Minnaar stürzt fast im Steinfeld und Sam Hill hat einen ziemlich schweren Crash, weshalb er auf der Strecke, die er bislang jedes Mal als Sieger verlassen konnte, in der Qualifikation noch etwas zögerlich an den Start geht und sich als fünfter einreiht. In Anbetracht eines möglichen Ausfalls schon im Training jedoch trotzdem beachtlich.

Zwei Plätze vor ihm: World Cup Legende und momentan Gesamtführender Steve Peat, der jedoch ebenfalls mit seinem Run nicht 100% zufrieden sein kann und sich für das Finale, wo er vor zwei Jahren seinen letzten Plattfuß bei einem Rennen gehabt hat, deutlich mehr erhofft. Doch auch insgesamt betrachtet finden sich einige Überraschungen in der Startliste für das Finale – positive wie negative. Angefangen mit Greg Minnaar, der sich nur als neunter und damit einen Platz hinter Josh Bryceland platzieren kann, geht es weiter zu Nick Beer, der erneut seine Klasse und Konstanz beweist und dem zweimaligen Sieger auf Platz zehn folgt.

Sehr gut aufgelegt zeigen sich Steve Smith auf Platz sechs sowie noch viel mehr Justin Leov, der seinen besten Run aller Zeiten präsentiert und auf Platz zwei nach vorne schießt. Herausragend die Leistung von Erik Irmisch, der sich auf Platz 22 noch einen Platz vor Matti Lehikoinen qualifiziert und mit großem Abstand vor Benny Strasser auf Platz 47 bester Deutscher ist. Ist bester Deutscher nicht in der Regel jemand anderes? Noch weiß ich nicht, was mit Markus Klausmanns Run losgewesen ist, doch sind Platz 113 und 32 Sekunden Rückstand nicht wirklich seine Leistungsklasse. Als zweiter Deutscher qualifiziert sich nur noch Rick Balbierer als 73er, während Gernot Ruppert, Noah Grossman, Eugen Maxim Dickerhoff, Benjamin Oluoch, Andreas Sieber, David Schmied und Tobias Sieber nicht im Finale dabei sind – der eine knapper, der andere weniger knapp. Den Platz an der Sonne sichert sich ohnehin ein Mann von der Insel – Gee Atherton.

Mit einem starken Lauf schiebt er sich mit einem satten Polster von über 3 Sekunden im Sam Hill Style deutlich an die Spitze und gilt somit auch als größter Favorit für das Finale, doch… denken wir noch: schon in Fort William konnte er die großen Vorsprung nicht wiederholen. Doch wie immer gilt auch neues Rennen, neues Glück.

Rechtzeitig zum Finale der Damen trocknet die Strecke immer weiter ab und auch das Steinfeld scheint schon deutlich trockener zu sein, auch wenn die in unabhängigen Abständen angeordneten Wurzeln und Steine nach wie vor tückisch sind und nur auf unachtsame Fahrerinnen und Fahrer warten. In der Qualifikation ist es am Morgen Emmeline Ragot gelungen, sich vor Dauersiegerin Sabrina Jonnier die aussichtsreichste Position für das Finale zu sichern und verweist die Landsfrau um 0,47s auf den zweiten Platz. Aus deutscher Sicht verläuft die Qualifikation erneut ernüchternd – in Abwesenheit von Antje Kramer schaffen es weder Leoni-Caro Dickerhoff, noch Harriet Rücknagel ins Finale. Dort scheint besonders die französische Phalanx besonders achtsam zu sein. In Fort William waren nicht weniger als die ersten Fünf aus Frankreich und auch in Maribor hat sich daran kaum etwas geändert.

Sabrina Jonnier dreht die Reihenfolge aus der Qualifikation genau auf den Kopf und gewinnt mit nur 0,31s vor Emmeline Ragot, womit sie ihren vierten Sieg in Folge feiern darf und ihren Vorsprung in der Gesamtwertung weiter ausbaut. Auf den Plätzen drei und vier ebenfalls Französinnen, bis dann Mio Suemasa sich vor die fünfte Französin schieben kann.

Fionn Griffiths und Tracy Mosely aus England kommen abgeschlagen mit 25s. auf den Plätzen acht und neun ins Ziel – auf dieser Strecke gab es für die beiden nichts zu holen und Tracy stürzte sowohl in der Qualifikation, als auch in ihrem Rennlauf ziemlich heftig. Mit eierndem Vorderrad schleppt sie sich über die letzten Meter der Strecke und hat nun genug Zeit, um wieder komplett fit zu werden für die letzten drei Runden.

Top 5 Damen:

Damen Maribor:

Der Zwischenstand im Gesamtworldcup nach fünf von acht Rennen:

Schon vom Start weg steht hingegen bei den Herren fest, dass einige sich gegenüber der Qualifikation deutlich verbessern wollen. Matti Lehikoinen beispielsweise, der in jedem Video unglaublich schnell in den ruppigen Steinpassagen aussieht oder Sam Hill, der sich auf „seiner“ Strecke nicht mit dem letzten Podiumsplatz zufrieden geben werden will. Die technische Strecke zeigt sich mittlerweile stark abgetrocknet und Benny Strasser liefert eine saubere Fahrt ab, die ihm am Ende den 46. Platz einbringen soll und weitere 35 Punkte auf sein World Cup Konto zählt. Dabei verbessert er seine Qualifikationszeit um satte 13. Sekunden und hat deutlich mehr Glück als der hervorragend platzierte Erik Irmisch, der als 81. nicht nur gerade so leer ausgeht, sondern auch vorvorletzter wird – schade. Der dritte Deutsche, Rick Balbierer wird am Ende 75er. Kurz hinter Benny kommt dann aber Matti Lehikoinen, der auf seinem Evil Revolt Teambike wie auf Schienen unterwegs zu sein scheint und so schnell ist, dass er am letzten Sprung fast über den Lenker geht, danach jedoch sofort weiter tritt und seinen Platz im Hotseat mit einer tollen Zeit auf lange Sicht sichert. Sam Blenkinsop, dem die Strecke eigentlich sehr gut liegt, fährt beeindruckend, doch was so schnell aussieht reicht trotzdem nicht, um den Finnen aus dem heißen Sitz zu kicken und am Ende wird Sam 11. Ebenfalls mit viel Einsatz unterwegs ist Ben Reid, der jedoch am Ende des Steinfeldes einen Fast-Sturz hinlegt und seine gute Zeit so nicht ins Ziel bringen kann. Ganz anders läuft es für Nathan Rennies Teamkollegen Mitch Delfs. Während der Australier wegen seiner vielen Verletzungen bis zu den Weltmeisterschaften im heimischen Canberra pausieren wird, um dann wieder fit zu sein, sprintet sein junger Freund Mitch auf Platz neun nach vorne und erreicht damit seine beste Platzierung in der laufenden Saison. Und dann ist es an der Zeit für den ersten Fabien des Tages, der für Erstaunen sorgt. Fabien Pedemanaud vom Team Scott 11 unterbietet Mattis Zeit um 0,2 Sekunden, was am Ende für einen tollen sechsten Gesamtplatz sorgen soll. Direkt hinter ihm startet jedoch ein weiterer Fabien, Fabien Barel.

Die zuletzt häufig verletzte Legende kommt gerade erst von einer schweren Knieverletzung beim ersten Rennen in Südafrika zurück und siehe da – der Franzose mit der bedeutungsschwangeren Startnummer 69 fährt außer Rand und Band, ist schon zur Zwischenzeit nochmals 5,27 Sekunden schneller als sein Landsmann und durchbricht als erster Fahrer die 50km/h Marke an der Lichtschranke, um dann mit einer Zeit von 3.03,33 Minuten nicht nur eine runde Zahl, sondern auch die schnellste Zeit des Tages abzuliefern. Keiner der noch kommenden Fahrer soll diese Zeit knacken können, die sich härter erweist als ein drei Wochen alte Baguette. Nick Beer, der frisch gebackene Europameister und mittlerweile auch bei Rob Warner bekannt, verliert Sekunde um Sekunde und wird am Ende 17. Schlechter läuft es noch für Josh Bryceland, der mit über neun Sekunden Rückstand nur 25. wird, während Steve Smith, der von Rob zärtlich „Candinavian Chainsaw Massacre“ genannt wird, seine tolle Qualifikation in ein ebenso gutes Rennergebnis ummünzen kann und insgesamt siebter wird. Noch besser läuft es für Brendan Fairclough, der in dieser Saison endlich seine Konstanz gefunden zu haben scheint. Zwar kann auch er nicht an die Zeit von Fabien Barel heranfahren, doch erreicht er immerhin erneut das Podium, wenn auch mit über fünf Sekunden Rückstand. Nur einem gelingt es davor, an die französische Fabelzeit heranzufahren – Greg Minnaar. Doch auch der Südafrikaner lässt über zwei Sekunden Respektabstand auf den Mann, der wie aus dem Nichts plötzlich an der Spitze steht. Die Spannung steigt, als nur noch fünf Fahrer ausstehen. Sam Hill heißt die Waffe auf dieser Strecke und genau so fährt der Australier, auch wenn er selbst später unzufrieden sein wird und sehr lustige Interviews gibt. Bei der Zwischenzeit pulverisiert er Barels Zeit um 1,63 Sekunden und schießt wie ein heißes Messer durch Butter, die sich als Steinfeld entpuppt.

Danach ist eigenen Angaben zu Folge jedoch Ende, der scheint jedes Loch zu treffen und obwohl er sehr schnell aussieht, verliert er bis ins Ziel auf Barel, so dass er sich mit 0,71s hinten anstellen muss. Wie weit, dass scheint noch die Frage zu sein. Als Steve Peat auf die Strecke geht, sind alle Bereit für einen neuen Mann im Hotseat, doch den minimalen Vorsprung von 0,02s zur Zwischenzeit kann Peaty nicht ins Ziel retten. Ganz im Gegenteil: wie im Vorjahr fährt er sich einen Platten ein und verliert Sekunde um Sekunde, stürzt fast, tritt wie ein angeschossener Elch und springt sogar den großen Zielsprung, bevor er abgeschlagen und abgekämpft auch Platz 38 ins Ziel kommt und verständlicher Weise unzufrieden ist. Als auch Justin Leov Barels Zeit nicht schlagen kann, lasten alle Hoffnungen auf dem herausragenden Sieger der Qualifikation, Gee Atherton.

Zur Zwischenzeit vorne, muss er bei der zweiten Zwischenzeit schon 0,05 Sekunden Rückstand verbuchen. Wo an sich noch alles möglich ist, besiegelt der rasende Weltmeister selbst seinen Untergang – kurz vor dem Ziel stürzt der tief fliegende Bomber des Königreichs, scheint sich schon im Sturz maßlos zu ärgern und unter dem Applaus von Barel fährt er niedergeschlagen ins Ziel (erreicht dabei noch den beachtlichen 12. Platz), um dort zuzusehen, wie der seinen ersten World Cup Sieg seit langer Zeit bejubelt. Was die Kameras nicht gesehen haben: irgendwo im oberen Teil der Strecke ist Gee schon vor seinem Crash am Ende gecrashed und angeblich sogar über den Lenker abgegangen. Angesichts dieser Umstände scheint ein World Cup Sieg für ihn nicht mehr lange auf sich warten zu lassen und seine Zeit erscheint noch unwirklicher – ähnlich wie Sam Hill in Andorra hat er hier eine 100%-Chance vergeben.

Top 5 Herren:

Herren Maribor:

Der Zwischenstand im Gesamtworldcup nach fünf von acht Rennen:

In Maribor gab es also nicht nur im 4x, sondern auch im Downhill ein spannendes und abwechslungsreiches Rennen. Bei den Damen hat es das mit Abstand knappste Ergebnis seit einigen Rennen gegeben und bei den Herren hat einerseits das Wetter, andererseits jedoch auch die Psyche so manche Veränderung gebracht. Fabien Barel ist ein beeindruckendes Comeback gelungen, was er vermutlich nicht mal selbst für möglich gehalten hat, während Steve Peat vom Pech verfolgt, Greg Minnaar auf dieser Strecke nicht wirklich in Schlagdistanz und Gee Atherton einfach nur unglücklich zu sein scheint. Lachender dritter ist in jedem Fall Sam Hill, der in der Gesamtwertung, die nun Greg Minnaar anführt, ein gutes Stück aufgeholt hat und sich nun als bester Verfolger der beiden führenden Santa Cruzler präsentiert. Dabei sagt er selbst im Interview, dass er das Leaderjersey gar nicht will – nicht stylish befindet der in den letzten Wochen aufblühende und wortreichere Sam.

Nach diesen turbulenten Läufen gibt es nun eine etwas größere Pause – erst Ende Juli findet in Mt. Saint Anne der nächste World Cup statt.

Freecastervideos von den Top 5 kommen im Laufe der Woche, auch wenn es am Jahresende eine DVD zu kaufen geben wird.

Die gelungenen Bilder aus Maribor stammen von Forums Mitlied Niko Auer aka _jazzman_, der für uns live und direkt vor Ort war und so einen tollen Einblick bietet. Vielen Dank!

Hier noch zwei Interviewvideos, danke an Thomas:

http://videos.mtb-news.de/videos/1/_/video/maribor_worldcup_2009_dh_wflv.m4v: im IBC TV ansehen
http://videos.mtb-news.de/videos/1/_/video/maribor_worldcup_2009_dh_mflv.m4v: im IBC TV ansehen
  1. benutzerbild

    nuts

    dabei seit 11/2004

    so, endlich sind auch mal die Top5 Runs zum anschauen parat - viel Spaß smilie

    Top 5 Herren:
    [f]ZUlEPTEwMDAxNjEmY0lEPTEwMDg0ODA[/f]

    Top 5 Damen:
    [f]ZUlEPTEwMDAxNjEmY0lEPTEwMDg0ODk[/f]

    Eine komplette Videosammlung zum World Cup in Maribor (auch mit den Herstellervideos) findet ihr HIER!

  2. benutzerbild

    noco

    dabei seit 08/2006

    Macht kein Spass mit den Unterbrechungen alle 10 sek.!smilie

    Bernd

  3. benutzerbild

    prallax

    dabei seit 01/2006

    Yep. smilie Musst auf Pause drücken und nach 10 Minuten wiederkommen und Play drücken. smilie

  4. benutzerbild

    Alpha322

    dabei seit 04/2008

    heute ist auch das replay aller herren auf freecaster erschienen.
    ich hab mir nochmal den unglaublichen run von gee atherton angeguckt und mich gewundert wieso er so lang braucht um zum steinfeld zu gelangen und habe auch erst jetzt gemerkt, dass er wohl 2 mal gestürzt ist.
    trotz zweier stürtze einen 12 platz....respekt an dieser stelle!

  5. benutzerbild

    prallax

    dabei seit 01/2006

    heute ist auch das replay aller herren auf freecaster erschienen.
    Ja super ! Endlich kann man sich auf Freecaster die kompletten Renner später anschauen, wenn man es am Wochenende live verpasst hat. Hier gleich mal die Videos:

    Herren:
    [f]ZUlEPTEwMDAxNjEmY0lEPTEwMDg0OTM[/f]

    Damen:
    [f]ZUlEPTEwMDAxNjEmY0lEPTEwMDg0OTQ=[/f]

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