* Cross-Country-Europameisterschaften: Zweimal Bronze für die Fumic-Brüder

* Herren: Lado wird Dritter hinter Sensationssieger Näf (SUI) und Absalon (FRA) – Brentjens auf Rang Vier

* Manuel holt erstes U23-Edelmetall für Deutschland – Weiss (AUT) siegt vor Coloma (ESP)

Die Mountainbike-Europameisterschaft in Graz endete mit dem sensationellen Sieg des Schweizers Ralph Näf (2:03:15 Stunden).

In einem hoch dramatischen Rennen über 44 Kilometer gelang es dem U23-Vizeweltmeister 2002 mit einer Attacke in der fünften

von sieben Runden sich aus einer Spitzengruppe abzusetzen. Lado Fumic (Kirchheim/T.) vom Team T-Mobile fuhr ein taktisch

kluges Rennen und holte sich 15 Sekunden hinter Julien Absalon (Frankreich) die Bronzemedaille. Teamkollege Bart Brentjens

(Niederlande) fuhr auf Platz Vier. Bei den Damen gewann Gunn-Rita Dahle (Norwegen) vor Irina Kalentieva (Russland) und Marga

Fullana (Spanien). Ivonne Kraft wurde Vierte.

Bereits am Samstag sicherte sich Lados jüngerer Bruder Manuel (Kirchheim/T.) im U23 Rennen ebenfalls die Bronzemedaille

hinter dem neuen Champion Michael Weiss (AUT) und dem Spanier Carlos Coloma. Den Titel im Staffelrennen zur EM-Eröffnung am

Mittwoch gewann das Quartett aus der Schweiz in souveräner Manier. Nach 1:09:28 Stunden siegten die Eidgenossen mit 36

Sekunden Vorsprung vor Polen, Dritter wurde Spanien. Die deutsche Staffel fuhr auf Platz Sechs.

„Meisterschaften haben eben ihre eigenen Gesetze, ich kann froh sein, dass ich hier Bronze gewonnen habe“, brachte Lado

Fumic im Ziel auf den Punkt, was mehrere tausend begeisterte Zuschauer in Thal bei Graz erlebt hatten. Der schnelle Kurs

wurde offensichtlich von vielen Fahrern unterschätzt. Lado Fumic hatte aus dem U23-Rennen am Samstag seinen Schluss gezogen:

Nach den ersten vier schnellen Kilometern ließ er sich von den aufgeregten Positionskämpfen nicht beirren. Er verlor drei

Runden lang Position um Position, hielt aber den Abstand zur Spitze immer unter 35 Sekunden. Auch als sein Teamkollege Bart

Brentjens in den Farben des niederländischen Verbands von hinten auffuhr, investierte Fumic nicht mehr Kraft. „Er hat sich

in unserer Gruppe hinten eingereiht“, erzählte Brentjens. Das war zu diesem Zeitpunkt Rang Elf.

Erst in der fünften Runde machte Fumic ernst und fuhr mit der Gruppe von Brentjens zur Spitzengruppe auf. Allerdings hatte

dort eine halbe Runde zuvor Ralph Näf zur Attacke geblasen. Niemand indes schien den Vorstoß ernst zu nehmen und Näf fuhr

schnell einen Vorsprung heraus – auch Dank der Hilfe von Christoph Sauser, der für ihn bremste. „Ich habe sicher Glück

gehabt heute. Ich bin normal nicht so stark wie Lado und Julien“, gab der strahlende Sieger im Ziel zu.

„Ich bin eine halbe Runde zu spät losgefahren“, zuckte Lado Fumic mit den Schultern. Kaum in der Verfolgergruppe

angekommen, setzte er sich an die Spitze und trieb die zehn Fahrer auseinander, bis Absalon einen Angriff fuhr und auf dem

staubigen Untergrund entwischte. Der Pole Marek Galinski hatte ein technisches Problem; so war die Bronzemedaille eine Sache

zwischen den Teamkollegen Lado Fumic und Bart Brentjens.

„Ich habe einen kleinen Fehler gemacht und Lado war weg. Aber ich bin nicht unglücklich darüber, dass er Bronze gewonnen

hat und über meinen vierten Platz auch nicht“. Brentjens hatte einen völlig verkorksten Start und musste viel Kraft

investieren um den Anschluss zu finden. „Die Form ist da, mir fehlt nur die Aggressivität“, meinte er, nachdem er mit nur 51

Sekunden Rückstand auf Näf und acht Sekunden hinter Fumic ins Ziel gerollt war.

Bundestrainer Frank Brückner (Dresden) wunderte sich über den überraschenden Rennverlauf. „Bis zur fünften Runde hat wohl

niemand gedacht, dass Lado noch eine Medaille holen würde“, schüttelte er den Kopf und zollte dessen taktischer Leistung

Respekt. Das Abschneiden des Deutschen Meisters bewerte er umso höher, als Fumic noch durch die Folgen eines Infektes

geschwächt ins Rennen gegangen sei.

Auch mit seiner Nummer Zwei war Brückner mehr als zufrieden: Carsten Bresser (Neustadt/W.), der mit einem tollen Finish

noch Zehnter wurde, hatte sich eine ähnliche Taktik wie Fumic zurecht gelegt. Wie sein Teamkollege hatte er sich für ein

Full-Suspension-Bike entschieden und versuchte sein Tempo zu finden „Ich wusste: Das ist nicht mein Kurs, da musst du

aufpassen“, erklärte er.

Nach der Hälfte der Distanz lag er sicher zwischen Platz 17 und 20 und setzte auf sein Finish. Die Rechnung ging auf. In

der sechsten Runde konnte er mobilisieren und die zurückfallenden Fahrer praktisch einsammeln. „Als ich bemerkt habe, dass

es noch um Rang Zehn geht, war ich noch einmal voll motiviert“, sagte ein zufriedener Bresser, der seine stabile Form erneut

unter Beweis stellte.

Als drittbester Deutscher kam Matthias Mende (Trento-I) ins Ziel. Er resümierte für sich auch kein optimales Rennen, konnte

mit Rang 37 (9:02 Minuten zurück) aber leben. „Seit langem international mal wieder ein akzeptables Ergebnis“, fand er.

Enttäuschend verlief für Marc Gölz (Weilheim/T.) dessen EM-Premiere. Er kämpfte sich saft und kraftlos auf den 51. Platz

(eine Runde zurück). „Als schlechte Erfahrung abhaken“, winkte er ab, „es ging gar nichts. Ich hatte keine Kraft und weiß

nicht warum. Ich bin nur von Wurzel zu Wurzel gestolpert“. Auch Stefan Sahm (Bissingen/T.) fand für seine Leistung „keine

Erklärung“. Er kam an sein Leistungsvermögen nie heran und gab nach vier Runden auf.

Dass Gunn-Rita Dahle (Norwegen) ihren EM-Titel verteidigen konnte, war für niemanden überraschend – außer für sie selbst:

„Ich habe nicht attackiert, es war Anna Szafraniec. Ich bin nur mitgefahren und als sie zurückfiel, bin ich mein Tempo

gegangen“, schilderte die Weltmeisterin noch leicht ungläubig das Rennen aus ihrer Perspektive. Hinter den beiden Führenden

lag Ivonne Kraft (Gaggenau) gemeinsam mit Irina Kalentieva (Russland) in der Verfolgung.

Kraft konnte dem Angriff von Marga Fullana (Spanien) aber nicht standhalten und verlor die Podiumsposition in der dritten

von sechs Runden (32 Kilometer). Sie verteidigte Rang Vier (1:36 hinter Dahle) gegen die Schweizerin Barbara Blatter und war

mit dem Platz neben dem Podium nicht unzufrieden. „Ich bin positiv überrascht, dass es nach meiner Verletzung bei der

Thüringen-Rundfahrt so gut ging“, sagte die 33-Jährige.

Sabine Spitz konnte trotz Magenprobleme noch Position Sieben sichern. Mit Nina Göhl (Argenbühl) auf dem 15. Platz (7:02

zurück) brachte die Deutschen damit drei Frauen unter die besten 15 – zur Zufriedenheit von Bundestrainer Brückner.

Marathon-Europameisterin Birgit Jüngst (Willingen) wurde 28., Regina Marunde (Berlin) beendete die EM als 36.

Die Attacke von Michael Weiss in der fünften von sechs Runden eröffnete am Samstag beim U23-Rennen ein dramatisches Finale,

dessen Ausgang wenige Kilometer vor dem Ziel offen blieb. Drei Fahrer hatten sich in der dritten Sechs-Kilometer-Runde mit

20 Sekunden von Verfolger Carlos Coloma abgesetzt. Neben Weiss waren dies Nicolas Filippi (Frankreich), Juniorenweltmeister

2001 und Manuel Fumic. Der sorgte meist für das Tempo.

“Nachdem es zuletzt nicht so gut bei mir gelaufen war, wusste ich nicht, ob ich es durchstehe. Deshalb habe ich einfach

versucht mitzufahren. Als Michi dann attackiert hat, konnte ich nicht mitgehen“, erzählte Manuel Fumic. Filippi hatte noch

größere Probleme, so dass sich Fumic zuerst auf dem zweiten Platz festsetzen konnte. Er hatte zum ersten Mal auf ein

vollgefedertes Giantbike gesetzt. Darauf schwörte auch Europameister Weiss. ´Mit meinem Fully konnte ich über die Wurzeln

drüber bügeln´, erklärte der überglückliche Lokalmatador.

Das Fully half Manuel Fumic am Ende aber auch nicht mehr seinen zweiten Platz zu verteidigen. Carlos Coloma bekam die

zweite Luft und kassierte Fumic zwei Kilometer vor dem Ziel. ´Ich hatte einfach keinen Dampf mehr, die Hitze war so brutal.

Aber ich bin glücklich, die Medaille gewonnen zu haben´, sagte der 21-Jährige. ´Kompliment an Manuel´, gratulierte

Bundestrainer Frank Brückner zur ersten U23-Medaille für die deutschen Mountainbiker bei einer internationalen

Meisterschaft.

Die anderen vier Fahrer bereiteten ihm gemischte Gefühle. Jochen Käß hatte offensichtlich seine Bronchitis noch nicht

überstanden. ´Ich habe mich bis auf Platz Zehn nach vorne gearbeitet, aber dann musste ich immer wieder nachlassen, weil ich

keine Luft mehr bekam. Ich fiel immer weiter zurück und habe dann aufgegeben´, erklärte Käß tief enttäuscht.

Ergebnisse Herren 44 Kilometer

1. Ralph Näf (Schweiz) 2:03:15

2. Julien Absalon (Frankreich) 2:03:43

3. Lado Fumic (Kirchheim/T. / Team T-Mobile) 2:03:58

4. Bart Brentjens (Niederlande / Team T-Mobile) 2:04:07

5. Bas Peters (Niederlande) 2:04:14

6. Roel Paulissen (Belgien) 2:04:50

7. Filip Meirhaeghe (Belgien) 2:04:58

8. Cedric Ravanel (Frankreich) 2:05:03

9. Christoph Soukup (Österreich) 2:05:54

10. Carsten Bresser (Neustadt/W. / Team T-Mobile) 2:06:44

..

37. Matthias Mende (Trento-Italien) 2:12:17

..

51. Marc Gölz (Weilheim/T. / Team T-Mobile) eine Runde zurück

Ergebnisse U23 Männer 37 Kilometer

1. Michael Weiss (Österreich) 1:48:02 Stunden

2. Carlos Coloma (Spanien) 1:48:30

3. Manuel Fumic (Kirchheim/T.) 1:48:49

4. Nicolas Filippi (Frankreich) 1:50:08

5. Martin Gujan (Schweiz) 1:51:05

6. Lukas Flückiger (Schweiz) 1:51:20

7. Florian Vogel (Schweiz) 1:51:45

8. Ivan Alvarez (Spanien) 1:51:59

9. Damien Bynens (Belgien) 1:52:17

10. Alexandre Blain (Frankreich) 1:52:26

..

20. Tim Böhme 1:55:40

34. Johannes Sickmüller 2:00:24

38. Hannes Genze (alle Deutschland) 2:02:02

Quelle: http://www.team-t-mobile.de

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