We support your dick! Das zugegebenermaßen etwas flache Motto passt eigentlich gar nicht zum hohen ersten Eindruck des 66Sick El Flaco. El Flaco, das ist „Der Dürre“ und damit ist eigentlich auch schon das meiste zum zweiten Sattel der jungen Marke gesagt.
# Abend-Stimmung
Nachdem wir euch bereits den ersten Wurf in einem Fahrbericht vorgestellt haben, und eigentlich nur Farbe und relativ hohes Gewicht zu kritisieren waren, konnten wir nun auch den neuesten Wurf ausprobieren. Die spannende Frage ist natürlich: Bleibt der über 100g leichtere Sattel immer noch bequem?
Aus der Box
Ganze 100g weniger, das merkt man natürlich sofort. Die Waage bleibt sogar noch niedriger stehen als versprochen war, nur 156g bei der 129mm schmalen Variante. Das ist ein selbst für X-Country-Fahrer akzeptables Gewicht und für alle anderen eine Versuchung, um das Gesamtgewicht zu drücken. Möglich wird das durch ein Kohlefaser-Gestell und eine dünnere, straffere Polsterung.
# Graue, dezentere Optik.
In Sachen Optik haben wir dieses Mal die dezentere Variante geschickt bekommen, keine knalligen Farben, sondern gedecktes Grau und Schwarz. Bei den Motiven bleibt man aber der Corporate Identity treu: Knarren, Anker, Totenschädel und Zündkerzen passen zum Bad-Ass Image.
# Ausreichender Verstellbereich am Carbon-Gestellt.
Gleichzeitig ist die Ergonomie überhaupt nicht Bad-ASS, im Grunde das genaue Gegenteil: SQLab hat sich einen Namen als Anbieter ergonomisch korrekter Biketeile gemacht, 66Sick setzt auf das Know-how der Sattel-Experten. Das garantiert, dass sich hinter all der coolen Optik auch noch ein hochwertiges, ja seriöses Produkt versteckt.
# Ergonomie von SQ-Lab.
Auf dem Trail
120g Gewichtsersparnis sind ja gut und schön, aber leider nichts wert, wenn der Sattel dadurch seiner eigentlichen Funktion nicht mehr gerecht wird und zum Sitzen wenig taugt. Damit Fahrkomfort und Ergonomie stimmen, wird auch El Flaco in zwei Größen verkauft: Schmalere 129mm und breitere 144mm breite, je nachdem, wie weit die Sitzknochen voneinander entfernt sind und wie die Sitzposition ist. Diese dürfte beim durchschnittlichen El Flaco Kunden etwas sportlicher, also flacher und gestreckter, als beim Freerider Espacio Libre ausfallen. Diese Tatsache wird berücksichtigt, indem man nach dem Vermessen der Abdrücke in der Sitzpappe weniger Zentimeter dazu addiert, als man es für eine Freeride-Sitzposition tun würde. Tendenziell wird man El Flaco also schmaler fahren als Espacio Libre, die Sitzposition macht durchaus 10 – 30mm Unterschied.
# -120g stehen eigentlich jedem Rad ganz gut
Den passenden Sattel montiert kann es los gehen, oder? Nicht ganz so schnell: Die Carbon-Rails sind nämlich offenbar nicht exakt Rund, was je nach Stützen-Ausführung zu einem Problem werden kann: Bei den meisten Stützen mit oben/unten geteilter Klemme ist das kein Problem, bei einer andern (beispielsweise Crank Brothers Kronolog) passte es nicht sehr gut. Einen teuren Sattel dann mit großer Kraft einzuklemmen tut schon etwas weh, hinterließ aber keine sichtbaren Schäden, auch konnten wir kein Knarzen oder ähnliches feststellen. Dennoch ist der einfachste Weg sicher, einfach eine Stütze mit klassischer Klemmung zu verwenden.
Beim Aufsitzen fällt dann zunächst einmal auf, dass die Polsterung doch eine Ecke härter ist, ähnlich zu den meisten leichteren Sätteln, aber doch noch etwas weicher und dicker als auf einem Selle Italia SLR. Nach einigen Fahrten (ca. 4h im Sattel) hat sich die Polsterung eingesessen. Ab dann sitzt es sich ohne Sitzpolster gut, für wirklich lange Touren ist eine Polsterhose aber sicher nicht verkehrt.
Schön ist, dass die großen Vorzüge des Stufen-Designs erhalten bleiben: Beim Pedallieren sitzt man nur auf den Sitzknochen und nicht auf dem Dammbereich, es bleibt die gute alte „Hand breit Luft unter dem Kiel“. Gleichzeitig ist die Nase immer zur Stelle, wenn man sie braucht – sei es, um das Fahrrad im Downhill zu lenken, freihändig zu fahren oder das Rad in den Lift zu hängen.
Fazit
Bewährtes Stufendesign kombiniert mit einem guten Gewicht und dezenter, aber nicht langweiliger Optik: Der 66 El Flaco kann überzeugen. Mit 159€ spielt er allerdings auch in einer hohen Liga, und die Streben passen nicht bei allen Stützen perfekt. Ob einem die 120g weniger den leicht reduzierten Komfort und den deutlich höheren Preis gegenüber Espacio Libre wert sind, muss der Kunde entscheiden.
- 156g
- 159€
- Zwei breiten: 129 und 144m / Vermessung gratis bei Kauf eines Sattels via Homepage
- Carbon-Streben
- Große Stufe im Profil
- 66Sick.de
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