Ich vermute sie warten auf eine Aktion wie des Vereins Fahrräder für Afrika e.V. Dieser Verein sammelt gebrauchte, funktionstüchtige Fahrräder (kein Schrott), Ersatzteile und Werkzeuge, steckt alles in einen Container und verschifft das Ganze nach Afrika. Hier (der erste Container geht nach
Namibia) werden Einheimische zu Fahrradmechanikern ausgebildet, welche dann aus dem Container heraus eine Fahrradwerkstatt führen und Fahrräder verkaufen und reparieren. Die Koordination vor Ort übernimmt das Bicycling Empowerment Network Namibia (www.benbikes.org.za/namibia).
Nun bin ich bei Spendenaktionen für Afrika etwas zurückhaltend – je nachdem, was und vor allem wie Entwicklungshilfe gegeben wird, ist die Sache ja mehr oder weniger erfolgreich, das Thema würde aber jeden Rahmen sprengen – aber dieses Konzept erscheint mir sinnig, da es nicht nur eine einmalige Warenlieferung andenkt. Es geht anscheinend nicht darum, um jeden Preis möglichst viele, alte Fahrräder los zu werden, sondern darum, einen nachhaltigen Wirtschaftszweig aufzubauen und das Fortbewegungsmittel Fahrrad weiter zu etablieren. Warum das ganze hier auf mtb-news.de zu lesen ist? Letzten Spätsommer war ich selbst in Namibia und kann sagen: Dort gilt eine andere Definition von Straße, also braucht es auch andere Straßenräder. Asphalt findet sich nur auf den wenigen Bundesstraßen und in der Hauptstadt Windhoek, in fast allen anderen Städten sind die Straßen auch innerorts nur geschottert, Schlaglöcher und Sand machen den Hauptteil aus, im Grunde sind die Straßen mehr Loch als Belag. Das adäquate Fahrrad für die Straßen Afrikas ist im Grunde ein Mountainbike.
Warum es nötig ist, dass Fahrräder nach Afrika geschifft werden? Kommt nicht sogar Morewood aus Südafrika, genau wie Andrew Neethling, Greg Minnaar, und steigt nicht in zwei Monaten die Weltcup-Eröffnung auch in Südafrika? Doch, richtig – Südafrika. Doch sogar das Vorreiterland Südafrikas ist größtenteils unheimlich arm, und wenn der Tageslohn unter einem Euro liegt, dann sind über 100€ für ein Fahrrad in Namibia nahezu unerreichbar für die Menschen, die es brauchen.
„Jedes Jahr werden in den wohlhabenden Ländern Millionen von Fahrrädern ausgesondert, weil sich die Menschen neue kaufen. Die meisten dieser Fahrräder befinden sich in einem sehr guten Zustand oder benötigen nur eine kleine Reparatur, um wieder zu funktionieren. In den vergangenen 20 Jahren entstanden viele Organisationen, die diese Fahrräder in arme Länder verschiffen. Dort haben sie das Potential, Leben zu verändern.
Um diese Fahrräder zu warten und zu verteilen, werden Einheimische zu Mechanikern ausgebildet, die dann einen kommunalen Fahrradladen eröffnen, wo diese Fahrräder zu erschwinglichen Preisen verkauft werden. Durch Fahrräder wird die Reichweite medizinischer Versorgung, Bildung und weiterer Dienstleistungen erhöht.
Einige Beispiele, wie Menschen von dieser Art des Fahrradhandels profitieren:
• Frauen, die durch die Erfüllung von Pflichten im Haushalt mehr laufen müssen als Männer, z. B. um Nahrung, frisches Wasser oder Feuerholz zu besorgen.
• Kinder, die lange Wege zur Schule zurücklegen müssen und dann zu geschafft sind oder gar nicht am Unterricht teilnehmen.
• Medizinische Pfleger, die oft weite Strecken laufen, um Medikamente zu verteilen oder Menschen betreuen, die mit HIV/Aids oder Malaria zu Hause leben.
• Arbeitslose, die einen Fahrradladen eröffnen, einen Lieferservice oder touristische Angebote anbieten oder Projekte starten, in denen sie Gepäckträger, Fahrradanhänger oder weiteres Zubehör produzieren.“
Wie kann man das Projekt unterstützen?
Um einen Container mit ca. 400 Fahrrädern nach Namibia zu schicken bedarf es einer Menge großer und kleiner Dinge. Die Gesamtkosten inkl. Container, Transportgebühren, Zoll, etc. belaufen sich auf ca. 8.000 Euro.
Folgende Dinge werden benötigt:
• 400 (oder mehr) gute, gebrauchte Fahrräder (am liebsten Mountainbikes mit breiten Reifen)
• Auch Kinderräder und Rollstühle sind begehrt und werden dringend benötigt.
• Ein 45-Fuß-Überseecontainer „High Cube“, Maße 13,716 x 2,438 x 2,896 m.
• Werkzeuge, Fahrradersatzteile (Schläuche, Reifen, etc.).
• 400 mal 20 Euro für den Transport des Containers nach Namibia.
Wer irgendetwas davon hat, kann sich bei [email protected] oder telefonisch unter 0163 2569324 melden.
Ich vermute, dass ich nicht der einzige bin, der im Keller noch einiges an Fahrradteilen rumliegen hat, oder?
107 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumLiebe Martina,
zunächst einmal verstand ich Dein letztes Posting nicht, welches in meine Richtung gemünzt war..., aber Du drehst Dir die Sachen ja scheinbar gerne so hin damit Du nachts gut schlafen kannst und denkst das richtige zu tun.
Natürlich haben solche Aktionen auch immer negative Nebenwirkungen, die man nicht unter den Tisch kehren sollte. Aber die CO2 Emission durch die Container, die verschickt werden heranzuziehen und Armut in Deutschland usw. als Argument zu nennen finde ICH schlimm! zum Evil_Rider sage ich garnichts mehr, denn der scheint irgendwo zwischem dritten Reich und Irrenhaus hängen geblieben zu sein...
Wenn Deine Tante oder so, da schlechte Erfahrungen gemacht hat, dann ist das nicht schön, aber dann alles immer in rage zu sellen und sein Gewissen damit bereinigen zu wollen, dass die Nachbarstochter nicht zu Fuss laufen muss und mit Deiner Tochter spielen kann..., naja...
Du gehts doch bestimmt in Supermärkten einkaufen namnes Lidl, Aldi, Real usw., fährst Auto, gehst mindestens alle zwei Tage duschen, hast noch alle Zähne, keinen HIV erkrnakten in der Familie, bei Schnupfen wirst Du krank geschrieben und bekommst trotzdem Geld USW USW USW!!!
Klar ist das kacke, wenn das Geld bei irgendwelchen falschen Leuten ankommt, aber DIESE Aktion hier wirkt vernünftig und ich kann da mehr positive Effekte finde, als negative. Wenn Du das nicht unterstützendwert findest, ok. Dann aber drück hier bitte nicht der Aktion den dicken Negativstempel auf!
Gruss und ein schönes Wochenende!
Karsten
Es ist besser als die Bikes wegzuwerfen, das leugne ich nicht, aber für mich ist es eben nichts, weil
1) Ich durch mein soziales Engagement genug Leute kenne, deren Situation sich durch ein Fahrrad verbessern würde.
2) Ich mich nicht mit oben erwähnter Tante anlege, das macht niemand in unserer Familie.
3) Ich mir bei dem Projekt nicht ganz sicher bin. Eine Erweiterung wäre z.B. die Schulung mit Materialien vor Ort ein Bike zu reparieren. In Asien z.B. Bambus-Bikes.
4) Die Leute dort wahrscheinlich wenig mit Federgabeln und Co anfangen können. Je einfacher umso robuster sind die Teile.
etc.
Meine Bikes gehen aus diesen Gründen an Bekannte oder die Caritas.
Jeder sollte aber für sich selbst entscheiden was er machen will.
Martina
Nachdem die Diskussion zwischendurch drohte in komplett bodenlose Niveaugefilde abzudriften, ist es schön zu sehen, dass zumindest eine normale Diskussion möglich ist.
Die grundsätzliche Frage, ob wir Afrika zu Tode retten, darf bzw. muss wohl gestellt werden (in Anlehnung an Easterly). Zumal man bei Betrachtung der Literatur mit ihren unzähligen Erklärungsansätzen feststellen muss, dass wir bis heute noch nicht einmal in der Lage sind, das grundlegende Übel zu identifizieren. Je nach geistiger Strömung werden unterschiedlichste Ansätze geliefert (Naturdeterminismus, Dependenztheorien usw.), wobei die reale Welt monokausale Erklärungsansätze schon per se Lügen strafen dürfte. Vermutlich muss man wohl den Einzelfall betrachten und von kontextuellen Kausalbeziehungen ausgehen. Daraus leitet sich dann die Frage ab, wie wir sinnvoll unterstützen können, wenn wir uns noch nicht einmal über die Ursachen und Zusammenhänge im Klaren sind.
Ich will nicht die konkrete Aktion in ein negatives Licht rücken, sondern dazu anregen, zumindest ernsthaft über die Zusammenhänge nachzudenken.
Wenn ich auf der Homepage lese, dass durch Bicycles for Humanity weltweit Container mit Fahrrädern gen Afrika geschickt werden, will ich das definitiv nicht mit "Elektroschrott für Accra" vergleichen, aber es drängt sich zumindest die Frage auf, wie im SSA eine Fahrradproduktion entstehen soll, wenn alle Welt seine alten Giants dorthin schickt. Das Beispiel des Imports von Bekleidung und die daraus resultierenden Probleme in Westafrika wurden bereits angesprochen. Sicherlich darf man dies ebenfalls nicht eindimensional sehen, sondern muss auch positive Effekte (bei dem Verkauf der importierten Bekleidung entstehen ebenfalls Arbeitsplätze, jedoch in geringerem Umfang und anderer Qualität) betrachten. Die Textilindustrie und die Fahrradindustrie sind imho vergleichbar, weil beide - ohne der Entwicklung in den LDCs zwangsläufig eine teleologische Entwicklung nach westlichem Vorbild zu unterstellen - als Schlüsselindustrien beim Wandel von einer Agrar- zu einer Industriegesellschaft gelten können.
Ich will nicht die komplette Debatte um die "Hilfsindustrie" aufrollen, die populärwissenschaftlich in zahlreichen Büchern geführt wurde (von Fachliteratur gar nicht zu schweigen). Exemplarisch seien an dieser Stelle nur Jeffrey Sachs und William Easterly erwähnt.
Unbestritten dürfte sein, dass die "Hilfsindustrie" längst zu einem Multimilliardendollarbusiness geworden, an dem selbst unzählige von Arbeitsplätzen hängen. Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass die Industrie teilweise um ihrer selbst Willen existiert.
Letztlich darf jeder zu seinen eigenen Schlüssen kommen und ein universales Richig oder Falsch gibt es an dieser Stelle vermutlich nicht. Das wirklich erschreckende an dieser Diskussion (abgesehen von den Totalausfällen) ist nur, wie leichtfertig, unüberlegt und wenig reflektiert hier einige pro oder contra Partei ergreifen. Man muss sich nicht mit theoretischen, wie oben kurz angeklungen, und/oder ethischen Problemen beschäftigen und sich dabei einen geistigen Sonnenbrand holen. Aber naheliegende Fragen wären z.B. wie hoch ist der prozentuale Anteil der Verwaltungskosten? Wäre es sinnvoller statt Sachspenden Geldspenden zu sammeln und davon neue Räder zu kaufen, wie dies andere Projekte praktizieren (z.B. Wheels4Life)? Vorteile und Nachteile? usw......
gruß
farao
Wer sich nicht sicher ist wann, was, wie, wo und warum gespendet werden soll, darf gerne den Kontakt über die Info-Mailadresse suchen. Meine Fragen wurden dort sehr höflich und schnell beantwortet. Heute Nachmittag packe ich alles Material zusammen und freue mich das ich Teil der Hilfe sein kann!
P.S. Es werden auch viele verwendbare Ersatzteile benötigt. Also wer noch was im Keller übrig hat, kann auch mit einem kleinen Päckchen/ Paket den Menschen der Aktion und für die es bestimmt ist, Freude spenden!
Jendo
...cool, dann können Pinguine zukünftig auch biken ....
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