Enduro am vergangenen Wochenende hieß nicht nur Treuchtlingen – sondern auch Cannondale Enduro Series. Jakob Breitwieser hat sich in die Vogesen aufgemacht und berichtet vom ersten Lauf der Cannondale Enduro Series (CET) in Dabo.
Ganz Endurodeutschland pilgert zur SSES nach Treuchtlingen? Nicht ganz. Einen kleinen Teil deutscher Racer zieht es zu den Enduro-Galliern, um dort bei der CET in den Vogesen mit- bzw. hinterherzufahren und unsere „Rennen-auf-Sicht-Fähigkeiten“ zu testen.
Die Wettervoraussage lässt Böses erahnen, was vom Aufruf des Veranstalters, Schlammreifen aufzuziehen, noch verstärkt wird. Sonntagmorgen. Zu Früh, zu dunkel und zu kalt. Es regnet wie aus Strömen. Im Treppenhaus aber vertreiben seltsame Geräusche direkt meine Müdigkeit. Hört sich an, als sei ein großes Tier hier unterwegs. Zum Glück stellt sich die Geräuschquelle als mein etwas sehr betrunkener Nachbar heraus, der nach einer durchzechten Nacht eine kleine Pause einlegt. In Anbetracht des Wetters überlege ich kurz, ob seine Wochenendgestaltung nicht die sinnvollere Alternative ist…
Zu fünft machen wir uns von Freiburg aus auf den Weg. In Dabo selbst ist es immerhin von oben trocken, der Boden ist jedoch fürchterlich aufgeweicht. Um die Spannung im Ziel aufrecht zu erhalten, starten die schnellen Fahrer als letztes. Jerôme Clementz persönlich schickt „les riders“ auf den Parcours. Zusammen mit meinen Kumpels Christoph Schnettler und Jordan Baumann (Devinci France) gehe ich als einer der Letzten auf die Runde. Deutsch-französische Freundschaften pflegen inklusive.
Die Elsass-Rennen zeichnen sich dadurch aus, dass viele Strecken extra für den Renntag gebaut werden. Gespannt, wie diese mittlerweile von den 350 vor uns Gestarteten durchgepflügt sind, kommen wir an der ersten Stage an. Um die kurze Wartezeit zu überbrücken, laufen wir ein paar Meter in die Stage hinein. Alle Fahrer werden von den Profis angefeuert, besondere Manöver sehr gefeiert. Für die Hobbyrennfahrer ist das die Gelegenheit, sich von Jungs wie Rémy Absalon oder Thomas Lapeyrie anfeuern zu lassen. Kumpel Lukas sorgt für große Erheiterung, als er das erste garstige Steilstück ohne jeglichen Pedalkontakt hinunterschießt, die ersten Wellen mannhaft mit seinen Weichteilen abfedert, nur um sich dann aber doch elegant über den Lenker zu katapultieren und sein teures Carbonrad treffsicher gegen einen großen Stein zu schmeißen.
Trifft man nicht die eingefahrenen Rinnen, endet das eigentlich immer in einem Sturz. Durch den zähen Schlamm werden die Uphills sehr in die Länge gezogen. Das Rad rollt einfach nicht. Trotzdem komme ich ohne Sturz durch. Strecken auf Sicht im Renntempo hinunterzuschießen ist einfach immer wieder sehr lässig.
Die zweite Stage ist mit guten sechs Minuten die längste. Allerdings hat sie viele flache Hangquerungen, was mir persönlich überhaupt nicht liegt. Gefühlt stehe ich die ganze Zeit, zudem verpasse ich eine Kurve und fliege samt meinem 301 ins Unterholz. Fluchend und um Atem ringend schlittere ich unten ins Ziel. Die dritte Stage ist im oberen Bereich technisch und steil, nach einem Tretstück folgt eine sehr schnelle Passage mit Steinstufen und fies herausgefahrenen Wurzeln. Mit mehr Glück als Verstand schaffe ich es irgendwie, auf dem Rad zu bleiben. Adrenalingeflutet klatsche ich unten mit Christoph und Jordan ab.
Danach folgt die erste der berühmten Verpflegungsstationen. Neben Obst, Kuchen und Getränken gibt es sogar Saucisson! Entsprechend gestärkt schießen wir die nächsten Stages herunter. Diese liegen mir relativ gut. Technisch, steil und gespickt mit kurzen Tretstücken. Ein großer Spaß!
Wieder gestärkt durch die zweite Verpflegungsstation machen wir uns auf zur letzten Wertungsprüfung. Der Uphill zieht einem die letzten Kraftreserven aus den Beinen. Oft muss geschoben werden, da es zu steil und klebrig ist. Zum letzten Mal heißt es dann mit Vollgas über unbekannte Trails zu jagen. Endorphine und Jubelschreie garantiert, trifft man auf Anhieb die optimale Linie. Und lautes Fluchen, wenn man etwa zu schnell in eine Spitzkehre rauscht und unnötig viel Energie benötigt, um wieder Tempo aufzunehmen.
In bester Franzosenmanier fräsen wir also durch den Bilderbuchwald. Langsam hört man die Musik aus dem Zielbereich. Immer mehr Leute stehen an der Strecke und feuern an. Erschöpft, aber äußerst zufrieden komme ich mit der bisher zweitschnellsten Gesamtzeit in das Ziel und bin letztendlich doch sehr froh, mir meinen Rausch durch körpereigene Stimulanzen besorgt zu haben und nicht wie mein Nachbar geendet zu sein.
Blöd nur, dass die richtig schnellen Jungs noch kommen. Am Ende spült es mich noch auf den 21. Platz nach hinten. Damit bin ich immer noch schnellster Deutscher, gefolgt von Daniel Gottschall (Alutech) auf dem 25. Es gewinnt Elliot Trabac (Scott) vor Ludo Oget (Giant) und Pierre Charles-Georges (Commencal). Bis zur Siegerehrung bekommt jeder Teilnehmer Pizza oder Flammkuchen aus dem Holzofen sowie ein Getränk.
Fazit: Wieder einmal zeigen die Franzosen, wie man schöne Rennen veranstaltet und diese auch gewinnt! Super Trails, Top Organisation, eine familiäre, sehr entspannte Stimmung und ein unglaublich hohes Niveau der französischen Profis und Locals. Für den Startpreis von 40 € ein komplett faires Angebot und sehr empfehlenswert. Fitness und eine sehr gute Fahrtechnik sind allerdings Voraussetzung für eine Teilnahme, die man auch genießen kann.
Ergebnisse: http://www.cannondale-endurotour.com
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