Specialized Chili Enduro Series 2024 – Latsch Der Rennbericht zum Auftaktrennen

Unerwartete Wetterverhältnisse sorgten für ein spannendes Rennen im Vinschgau: Ein gebührender Saisonauftakt, der das Wintertraining auf die Probe gestellt hat.
Titelbild

Chili Enduro – Saisonauftakt im Vinschgau

Die Chili Enduro Series ging am vergangenen Wochenende in ihre zweite Saison. Viel Regen hatte dafür gesorgt, dass der Saisonauftakt besonders würzig wurde. Ein einzigartiger Mix aus technischen Passagen, Flowtrails und Loamer-Sektionen war die vorherrschende Gewürzmischung des Wochenendes – eine vielversprechende Ansage!

Jurek Sokolowski vor dem Panorama des Morter Schloss (Prolog + Stage 6)
# Jurek Sokolowski vor dem Panorama des Morter Schloss (Prolog + Stage 6) – Foto: Dennis Stratmann

Donnerstag

Wir sind voller Vorfreude ins malerische Vinschgau gefahren. Dass wir von dunklen Regenwolken verfolgt wurden, war jedoch schnell klar. Die Spannung stieg also: Wo und wie lang werden die Stages sein? Wird das Wetter mitspielen? Oder werden sich die Latsch-typischen wurzeligen Strecken in eine Rutschpartie verwandeln?

Das “Chili Village” - Zentrum allen Geschehens
# Das “Chili Village” - Zentrum allen Geschehens – Foto: Dennis Stratmann

Die Anreise verlief reibungslos und das sogenannte Chili Village begrüßte uns mit perfekter Organisation. Das Fahrerlager war direkt am Eventgelände, es sollte an nichts fehlen: Der Chili-Truck beherbergte die Startnummernausgabe, einen fetten Screen mit Stage-Previews, daneben eine gemütliche Sitzgruppe. Nicht fehlen durfte an diesem Wochenende außerdem der Muc-off Bikewash und warme Duschen in der Turnhalle nebenan. Außerdem kümmerte sich die Gemeinde aus Latsch um Essen und Getränke mit wirklich fairen Preisen.

Freitag

Der Freitag begann mit der Startnummernausgabe und einer düsteren Wettervorhersage: Starker Regen den ganzen Tag. Während viele StarterInnen auf das Training verzichteten, wagten wir uns in wasserdichter Bekleidung auf die Strecken. Trotz der widrigen Bedingungen schafften wir es, die Hälfte der insgesamt 10 Stages zu trainieren. Besonders herausfordernd waren an diesem Tag die Stages 8 und 9, die im Schnee starteten und unten raus nass und rutschig wurden. Die Stages 1 und 2 waren dann überraschend gut fahrbar, trotz (oder sogar aufgrund?) des Platzregens.

Auf dem Weg zum Prolog: die Regenjacke konnte man getrost im Auto lassen.
# Auf dem Weg zum Prolog: die Regenjacke konnte man getrost im Auto lassen. – Foto: Dennis Stratmann

Am Nachmittag wartete der Prolog auf uns. Während im Fahrerfeld viele ein bisschen kneifen wollten, besserte sich das Wetter plötzlich und wir wurden mit warmen Sonnenstrahlen überrascht. Somit starteten wir erstmals ohne Regenjacke zum Prolog am Morter Schloss, der gleichzeitig als Stage 6 am Sonntag gefahren wurde. Die kurze Strecke bot eine gute Mischung aus engen Kurven und schnellen Geraden. Mit einem Vorsprung von 6 Sekunden sicherten wir uns den ersten Platz in der Duo Mix Kategorie und damit eine entspannte Startzeit für den nächsten Morgen.

Samstag

Unser Tag begann um 9:10 Uhr mit einer Gondelfahrt nach St. Martin im Kofel. An dem Südhang wurden an diesem Wochenende Stage 1 und 2 gefahren – eine Kombination aus den Trails Montesole und Sunny Benny. Oben am Berg waren die Überreste des Schnees schon wieder verschwunden, aber die Luft war winterlich kalt. Stage 1, die wir aus dem Training bereits kannten, war wieder stark abgetrocknet und die perfekte Stage zum Reinkommen. Der gerade Streckenverlauf vom Montesole war ein richtiger Speed-Booster, die Kurven des Sunny Benny waren so gut zu fahren, so dass wir bis auf einen kleinen Patzer bei der Linienwahl im Steinfeld einen top Start ins Rennen hatten.

Dominik und Katrin auf Stage 1
# Dominik und Katrin auf Stage 1 – Foto: Dennis Stratmann

Stage 2 starteten wir in einen Wiesenshortcut. Die Strecke war flach zu Beginn, pedallastig, aber richtig schnell. Die steinigen Sektionen erforderten volle Konzentration, aber wir konnten als Duo eng beieinander bleiben und ohne Einbußen auch die letzten Steinfelder ohne Probleme fahren. Als nächstes folgte ein kurzer Transfer zu Stage 3: Einer neuen und echt toll gesteckten Strecke. Sie war zwar tretlastig, bot aber auch frische Loam-Sektionen. Schlüsselstelle der Stage: Eine steile Fels-Überquerung, bei der wir uns die Umfahrung sparen wollten. Hier passierte uns ein fataler Fehler: Katrin fuhr bei der Fels-Auffahrt in Domi hinein und musste vom Sattel absteigen. Das kostete uns wertvolle Sekunden.

Nach einer Stärkung an der Verpflegungsstation starteten wir in den langen Transfer zur Tarscher Alm. Dieser war vom Team von Chilimotion echt gut gelöst, weil der Anfang über Forstwege und Pfade durch einen malerischen Wald ging, bis wir die letzten 300 hm auf einer wenig befahrenen Teerstraße hoch zur Alm treten konnten. Mit dem Lift wurden wir dann zum Start des Barbarossa Trails befördert. Wer den Lift nicht kennen sollte: Wir haben es mit einem rustikalen 2er Sessel, mit sehr guter Belüftung und sehr schlechter Geschwindigkeit zu tun. Ein großer Dank geht daher raus an Komoot, die uns wärmende Buffs in den Starterbeuteln spendierten.

Oben begrüßte uns eine geschlossene Schneedecke – gut, dass wir noch einen kleinen Transfer zur 4 vor uns hatten. So konnten wir uns wieder etwas aufwärmen, bevor es an die Stages 4 & 5 entlang des “4 Gewinnt”-Trails – die Endgegner des Tages.

Katrins Armpump auf Stage 4 & 5 ist auf Fotos leider schwer zu erkennen.
# Katrins Armpump auf Stage 4 & 5 ist auf Fotos leider schwer zu erkennen. – Foto: Hauke Hanisch

Über vier Minuten lang wurde es steinig und wurzelig – Armpump war vorprogrammiert. Es war eine der anspruchsvollsten Stages des Rennens. Stage 5 setzte sich ähnlich ruppig fort. Aufgrund der nassen Verhältnisse drosselten wir unser Tempo, damit uns keine Patzer passierten. Diese beiden Stages sollten nicht zu unseren Glanzleistungen zählen. Somit verloren wir die Führung und wertvolle Zeit. Wir trösteten uns damit, dass wir sie nicht trainiert hatten und lernten mal wieder ein gutes Stück dazu. Aber: der Sonntag stand ja noch bevor.

Am Lagerfeuer lässt sich der Tag perfekt ausklingen.
# Am Lagerfeuer lässt sich der Tag perfekt ausklingen. – Foto: Dennis Stratmann

Am Abend freuten wir uns auf eine heiße Dusche und das Abendessen. Anstelle einer Pasta Party wie bei Langstreckenläufern gab es nämlich Händel Dinner. Für die Veggies gab es auch was Feines. Chili-typisch ließen wir den Tag am Lagerfeuer ausklingen. Zwischenstand: Wir lagen aktuell auf Platz 3 direkt hinter unseren Kollegen Sarah und Alex aus Innsbruck.

Sonntag

Der letzte Tag begann mit leichtem Regen, was an das Training vom Freitag erinnerte. Domi war hyped, Katrin hoffte jedoch auf besseres Wetter. Stage 6, der Prolog vom Freitag, war der perfekt gewählte Track zum Einfahren. Domi touchierte einen Baum, was uns kurz aus der Bahn warf – der Rest lief top. Es folgte Stage 7, die wir blind gefahren sind. Technisch am Anfang, dann schnell und offen mit leichten Uphill-Sektionen. Auch wenn das hier nur eine kleine Zwischenstage war: Insgeheim war die Sieben unser kleines Highlight des Wochenendes.

Wer hier noch Kraft zum Abstylen findet, braucht sich um die nächste Sektion sicherlich keine Sorgen machen.
# Wer hier noch Kraft zum Abstylen findet, braucht sich um die nächste Sektion sicherlich keine Sorgen machen. – Foto: Dennis Stratmann

Der Uphill zur Tarscher Alm war in guter Gesellschaft schnell gemeistert. Die Schneedecke war glücklicherweise wieder geschmolzen, die Temperatur zwar frisch, aber erträglich. Stage 8, der Barbarossa Trail, war mit über 9 Minuten zehrend lang und anstrengend, aber wir hielten unsere Pace und kamen flüssig durch. Ein kurzer Loamer zum Ende brachte das gesamte FahrerInnenfeld zum Strahlen, bevor im Zielbereich der 8 viele erstmal eine Pause einlegten, um wieder Kraft für die nächste Stage zu tanken. Die Stimmung war irgendetwas zwischen Erschöpfung, guter Gesellschaft und dem wahnsinnigen Gefühl des Rennenfahrens.

Eine Variation des Rotbrunn Trails folgte als Stage 9: Es wurde zunehmend steiniger und wurzeliger, mit ca. 6 Minuten Stagezeit war die Strecke kein Zuckerschlecken sondern Enduro Racing at it’s best. Gut, dass wir die einigermaßen kraftsparenden Linien durch das raue Gelände getroffen haben, damit wir an der Schlüsselstelle genug Kraft hatten, um keinen Mist zu bauen. Als wir im Rennen dann an die Stelle kamen, packten wir den Mut und überquerten Balken und Steinfeld, wonach uns Glücksgefühle und Adrenalin durch die letzten Sektionen der Stage brachten.

Eingespieltes Team: Katrin und Dominik sind es von ihren Hometrails in Innsbruck gewohnt, hintereinander zu fahren.
# Eingespieltes Team: Katrin und Dominik sind es von ihren Hometrails in Innsbruck gewohnt, hintereinander zu fahren. – Foto: Hauke Hanisch

Als feierliche letzte Stage hatte sich das Chili Team noch etwas ganz Feines ausgedacht: Ein übler Uphill-Trail, der dann nach der völligen Entleerung bergauf in einem Hohlweg-Trail endete. Die Bäume waren geziert mit lustigen Motivationssprüchen aka “Wer das lesen kann, ist zu langsam” und “Arme und Beine rotieren in gleichmäßigen Kreisen“, bis auch hier endlich die Ziellinie überquert

wurde.

Wow, Latsch hat das Wintertraining auf die Probe gestellt. Wir sind immer noch total begeistert von den mit Herzblut gebauten Strecken und der tollen Stimmung. Das Rennen beendeten wir sturzfrei und müde und sicherten uns einen soliden zweiten Platz mit einer Zeit von 56:17.00. Unvorstellbar, wie Lars Pfeiffer die Männer-Kategorie mit nur 43:26.46 und 40 Sekunden Vorsprung dominierte.

Und jetzt? Der nächste Stopp am Geißkopf in Bischofsmais steht jetzt schon in unseren Kalendern und wir freuen uns darauf, erneut in der Duo Mix Kategorie an den Start zu gehen.

Mit diesen Worten verabschieden wir uns, hoffen, dass wir euch einen kleinen Einblick in das vergangene Chili Wochenende in Latsch geben konnten und freuen uns auf den nächsten Stopp der Chili Enduro Series.

Podium Men: Großzügige Sektduschen durften natürlich auf keinem Podium fehlen.
# Podium Men: Großzügige Sektduschen durften natürlich auf keinem Podium fehlen. – Foto: Dennis Stratmann

Ergebnisse

Laura Zeitschel (DE) und Lars Pfeifer (DE) holen sich den Sieg auf den anspruchsvollen Strecken im Vinschgau mit über 50 Minuten Stagezeit. Zeitschel dominierte mit über 3,5 Minuten Vorsprung die Frauenkategorie mit einer Gesamtzeit von 52:04.77, während Pfeifer bei den Männern eine beachtliche Tagesbestzeit von 43:26.46 einfuhr.

Weitere Ergebnisse:

  • Erik Emmrich, E-Bike Men, P1 (50:47.99)
  • Nicola Casadei, Men Masters, P1 (44:05.53)
  • Frank Mergenhagen, Super Masters, P1 (52:32.91)
  • Karim Pastore, Chili Juniors, P1 (56:55.67)
  • Oskar Linden, Chili Kids, P1 (22:12.30)
  • Stanz Factory Team, Duo Men, P1 (50:59.66)
  • Syntace 1, Duo Mix, P1 (54:42.92)
  • Envy Cycles Stuttgart meets Liv Cycling, Duo Women, P1 (1:06:53.42)

Was sagt ihr zum Rennbericht aus Latsch?

Text und Bilder: Chilimotion

7 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Habe ich es überlesen oder steht da einfach nicht welcher Fahrer den Text geschrieben hat?! Autor ist ja nur Chilimotion. Dezente Werbung wieder smilie

  2. Wie waren denn die Trails so zu fahren bei der Nässe?

  3. Habe ich es überlesen oder steht da einfach nicht welcher Fahrer den Text geschrieben hat?! Autor ist ja nur Chilimotion. Dezente Werbung wieder smilie
    Weiß man nicht. Denn der wechsel von Erzähler- auf Ich-Perspektive macht dss ganze etwas verworren 😂
  4. Wie waren denn die Trails so zu fahren bei der Nässe?
    Ich haben hier im Forum desswegen unnötigerweise schon etwas darüber gestritten da die Meinung da wohl etwas auseinander gehen. Ausführliche Meinungen dazu gibts im enduro rennen 2024 Thema.

    Kurzfassung:

    Eher fordernd. Die Meinungen gehen von verantwortungslos zu geil is halt enduro etwas auseinander.

    Einfach war’s sicher nicht da sind sich alle einig.

    Schön war’s aber smilie
  5. Wie waren denn die Trails so zu fahren bei der Nässe?
    Ich probiere mal die Problematik bei dem Wetter etwas herauszuarbeiten: Generell war das gut machbar. Teilweise waren die Stages wirklich lang und somit physisch fordernd. Die Nässe war nicht auf jeder Stage ein wirkliches Thema. Auf der #4, #5 und #9 schon. Streckenkenntnisse waren von Vorteil. Oder anders: Wer die Stages kannte wusste in etwa ...
    Bei uns (Duo Mix Klasse) war es so, dass wir außer der #8, #1 und#2 "blind" unterwegs waren, weil es am Freitag geschüttet hat und meine Tochter aus einem Infekt kam. Wir haben auch sonst nicht so die Kenntnisse über die Strecken, da wir schon lange nicht mehr in Latsch waren, meine Tochter noch gar nicht so richtig.
    Somit kann ich sagen: Fahren auf Sicht, bei diesen Verhältnissen unter Rennbedingungen war echt fordernd.
    Wenn du dann noch versuchst halbwegs im Train zu fahren, obwohl du das noch nie so richtig...

    Ob es eine gute Idee war, weiß ich nicht. Spaß hatten wir aber dennoch beide. Meine Tochter war total geflasht weil sie die #9 ohne jegliche Kenntnis dann blind gut gemeistert hat (klar die Zeit war dementsprechend, aber es haben dort auch viele geschoben und gestanden).

    Wenn du die "Schlüsselstellen" und das Gros der Stages kanntest sollte es kein Ding gewesen sein flüssig zu fahren. Es gab aber sicherlich genügend "Möglichkeiten" einen Ausflug nach außerhalb zu nehmen ;-).
    Die Kombi aus physisch mitunter stark fordernd + hier und da sportlich seifig, war wie gemacht dazu.

    Grundsätzlich war das Rennen top. Die Stages waren bunt gemischt. Manche waren einfacher, manche waren zach. #4, #5 und #9 im Renntempo sind hart. Ich war da irgendwann am Limit, definitiv.
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