CounterSycle-Massedämpfer im Test Braucht man das?

CounterSycle im Test: Sie sind vor etwas über einem Jahr im World Cup aufgetaucht und befinden sich mittlerweile an immer mehr Profi-Bikes – die Rede ist von Schwingungs- oder Massedämpfern. Wir sind den im Handel erhältlichen und für Enduro- oder Downhill-Bikes optimierten CounterSycle-Massedämpfer gefahren – hier erfahrt ihr, ob der Hype gerechtfertigt ist.
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CounterSycle – Infos und Preise

Dämpfer kennt man am Mountainbike, aber was ist ein Massedämpfer? Umgangssprachlich versteht man darunter ein Feder-Masse-System, das unter anderem im Motorsport genutzt wird, um Schwingungen zu reduzieren und so Grip, Komfort und Kontrolle zu erhöhen. Im Inneren des Rohrs befindet sich ein Gewicht, das zwischen zwei Federn gelagert ist und sich durch seine Trägheit stets in die entgegengesetzte Richtung eines auf das Rad wirkenden Impulses bewegen soll. Kann das im Mountainbike-Bereich mit sich ständig ändernden Schlägen und Frequenzen und einem riesigen Einfluss durch den Fahrer funktionieren? Wir haben es im Downhill-Einsatz getestet.

  • Feder-Masse-Dämpfer
  • Versionen Enduro, Downhill
  • Gewicht 550 g (DH), 375 g (Enduro)
  • Montage Gabelschaft, Standrohr (Doppelbrücke, 38–40 mm)
  • Maße 141 x 32 mm
  • Verfügbarkeit über Styrian Flow sofort verfügbar
  • www.styrianflow.at

Preis 345 € (UVP) | Bikemarkt: CounterSycle kaufen

Beim CounterSycle der aus dem Motocross stammenden Firma CounterShox handelt es sich um einen Feder-Masse-Dämpfer
# Beim CounterSycle der aus dem Motocross stammenden Firma CounterShox handelt es sich um einen Feder-Masse-Dämpfer – im Inneren des Rohres ist ein Gewicht untergebracht, das sich auf zwei Federn bewegen kann. Der Massedämpfer kann über Styrian Flow erworben werden und kostet 345 €.
Diashow: CounterSycle-Massedämpfer im Test: Braucht man das?
Bei der Montage sollte man die korrekte Ausrichtung der Klemmung beachten.
Das System besteht nur aus einem unscheinbaren Rohr und einer Klemmung.
Die 550 g der DH-Version sind recht weit oben am Rad angebracht.
Bei der Montage sollte man darauf achten, dass der Massedämpfer nicht mit der Gabelkrone in Kontakt kommen kann.
Der CounterSycle-Massedämpfer sorgt auf harten, ausgewaschenen Strecken für spürbar mehr Grip und weniger Armpump.
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Im Detail

Der Countersycle-Massedämpfer sieht denkbar simpel aus und ist auch im Inneren nicht sonderlich komplex aufgebaut. Es handelt sich um ein einfaches Rohr, das über verschiedene Klemmungen am Gabelschaft oder dem Standrohr einer Doppelbrückengabel befestigt werden kann. Im Inneren befindet sich ein Gewicht – 500 g bei der DH-Version, 375 g beim Enduro-Massedämpfer. Dieses wird zwischen zwei Federn gelagert und kann sich dadurch im Rohr hoch- und runterbewegen.

Das System besteht nur aus einem unscheinbaren Rohr und einer Klemmung.
# Das System besteht nur aus einem unscheinbaren Rohr und einer Klemmung.
Bei der Montage sollte man die korrekte Ausrichtung der Klemmung beachten.
# Bei der Montage sollte man die korrekte Ausrichtung der Klemmung beachten.

Die Masse oder die Federn können von außen nicht verstellt werden. Trifft ein Schlag das Vorderrad, bekommt dieses einen Impuls nach oben. Gleichzeitig will die Masse durch ihre Trägheit an Ort und Stelle bleiben, bewegt sich also im Rohr nach unten. Der dadurch entstehende gegenläufige Impuls gleicht den Schlag von unten teilweise aus und soll so für eine ruhigere Front, weniger Vibrationen sowie mehr Grip und Kontrolle sorgen. Der Massedämpfer kann nicht von außen verstellt werden. Stattdessen soll das System an die am häufigsten vorkommenden Vibrationen angepasst worden sein.

Die DH-Version kann am Standrohr der Gabel montiert werden.
# Die DH-Version kann am Standrohr der Gabel montiert werden. – Alternativ gibt's eine Montage-Möglichkeit am Gabelschaft.

Auf dem Trail

Ich bin den CounterSycle-Massedämpfer in der DH-Version an verschiedenen Downhill-Bikes (Pivot Phoenix, Canyon Sender, Specialized Demo) gefahren – jeweils über den entsprechenden Adapter an den Standrohren der Doppelbrücken-Gabel befestigt. Die Montage an der Gabel ist denkbar simpel. Man sollte allerdings dringend testen, dass beim Einlenken nichts an den Rahmen stößt und Leitungen sich beim Einfedern nicht verhaken können. Letzteres ist mir passiert und hätte fast zu einer abgerissenen vorderen Bremsleitung geführt. Der Halter wirkt insgesamt noch etwas prototypenhaft und könnte definitiv schlanker und weniger kantig sein. Außerdem sollte man den Dämpfer nicht mittig klemmen, da so schnell das Rohr zusammengedrückt werden kann und das Gewicht blockiert wird.

Bei der Montage sollte man darauf achten, dass der Massedämpfer nicht mit der Gabelkrone in Kontakt kommen kann.
# Bei der Montage sollte man darauf achten, dass der Massedämpfer nicht mit der Gabelkrone in Kontakt kommen kann. – Zudem sollten sich Leitungen beim Einfedern nicht an der recht klobigen Klemmung einhängen können.

Zuallererst fällt das Gewicht auf: Es ist mit 500 g zusätzlicher Masse spürbar schwerer, die Front anzuheben. Auf dem Trail wirkt der Effekt zusätzlich verstärkt, da der Feder-Massedämpfer tatsächlich dafür sorgt, dass das Vorderrad förmlich an den Boden gesaugt wird. Am krassesten habe ich den Einfluss auf Highspeed-Strecken mit fetten Bremswellen gemerkt – vor allem in Schladming. Das Vorderrad klebt förmlich am Boden, es kommen deutlich weniger Vibrationen an den Händen an und der Armpump wird stark reduziert. Auf derartigen Strecken würde ich immer zum CounterSycle greifen.

In engen Kurven fühlt sich das Rad durch das weit oben angebrachte Gewicht etwas behäbig an. Man muss sich leicht umgewöhnen und die Balance auf dem Rad anpassen. Wirklich störend habe ich das System aber nur empfunden, wenn man aus der Kurve keine Geschwindigkeit mitnehmen kann. Etwa, weil sich ein großes Bremsloch direkt im Anlieger befindet. Hier hatte ich das Gefühl, schlagartig viel Kraft aufbringen zu müssen, um dem Wegkippen des Bikes entgegenzuwirken und es wieder zu beschleunigen. Solange man aktiv fährt und vor allem auf harten, berechenbaren Böden unterwegs ist, überwiegen jedoch die Vorteile. Ich konnte keine sehr weichen, staubigen Böden ausprobieren, könnte mir aber gut vorstellen, dass man hier lieber auf den Massedämpfer verzichtet, um ein etwas aktiveres, besser anzuhebendes Vorderrad zu haben.

Die 550 g der DH-Version sind recht weit oben am Rad angebracht.
# Die 550 g der DH-Version sind recht weit oben am Rad angebracht. – Das spürt man in engen Kurven.

Mit dem CounterSycle montiert, sollte man der Gabel etwas mehr Gegenhalt verpassen – entweder über mehr Luftdruck oder mehr Druckstufendämpfung. The Styrian Flow rät zudem, den Rebound schneller zu drehen. Da ich diesen generell recht schnell fahre, habe ich hier nicht das Bedürfnis gehabt, etwas zu ändern.

Fazit – CounterSycle-Massedämpfer

Massedämpfer sind der letzte Schrei im Downhill World Cup, bringen aber auch Amateuren deutlich spürbare Vorteile. Auf harten, ausgefahrenen Böden verringert sich der Armpump bei gleichzeitig mehr Grip und Kontrolle am Vorderrad. Die Montage ist einfach, der Halter für den Preis allerdings verbesserungswürdig. Außerdem baut man sich ein recht spürbares Zusatzgewicht an die Front. Braucht man das also? Wenn man es sich leisten will, dann ja!

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Pro / Contra

Stärken

  • spürbar mehr Grip am Vorderrad
  • verringerter Armpump

Schwächen

  • verhältnismäßig teuer
  • hohes Zusatzgewicht weit oben und vorn am Rad
Der CounterSycle-Massedämpfer sorgt auf harten, ausgewaschenen Strecken für spürbar mehr Grip und weniger Armpump.
# Der CounterSycle-Massedämpfer sorgt auf harten, ausgewaschenen Strecken für spürbar mehr Grip und weniger Armpump. – Der Preis für das recht simpel aufgebaute System ist allerdings hoch.

Testablauf

Der CounterSycle-Massedämpfer wurde uns vom Vertrieb The Styrian Flow für die Dauer des Tests zur Verfügung gestellt und im DH-Einsatz getestet.

Hier haben wir den CounterSycle-Massedämpfer getestet

  • Maribor: Bikepark in Slowenien mit bekannter, anspruchsvoller Downhill-Strecke
  • Schöckl: Viel Geröll, Wurzeln und Felsen – einer der anspruchsvollsten Bikeparks Europas.
  • Schladming: Highspeed, Bremswellen, fette Schläge – berühmt-berüchtigter Bikepark in den Alpen.
  • Semmering: Viel Felsen und Geröll, technisch anspruchsvolle Downhill-Strecke mit eher geringen Geschwindigkeiten.
Tester-Profil: Gregor Sinn
60 cm80 kg85,5 cm61 cm183 cm
Gregor fährt gerne Fahrräder jeglicher Kategorie – sitzt meistens aber auf dem Mountainbike. Downhill- und Enduro-Bikes bewegt er gerne im Renneinsatz, dreht aber auch große Runden auf Touren- und Trail-Bikes.
Fahrstil
verspielt
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Trail Bikes
Vorlieben beim Fahrwerk
ausbalanciert, Gegenhalt über die Feder, Druckstufe eher offen, mittelschneller Rebound
Vorlieben bei der Geometrie
eher kurz, hoher Stack, ausgewogener Sitz- und Lenkwinkel

94 Kommentare

» Alle Kommentare im Forum
  1. Okay, das ist ja alles schön und gut aber wie groß ist jetzt beispielsweise die Änderung des E-Moduls von S355 in Abhängigkeit von der Temperatur?
    vorallem weil wir hier ja eine temperatur differenz allerhöchstens 70 grad oder so haben
    -10 im winter und vielleicht mal 60 im hochsommer, wenn das ding in der sonne liegt.
  2. Also ich hab ne Rahmen Tasche fürs Rahmendreieck oben und wenn die schwer beladen ist spüre ich das deutlich negativ beim handling auf schmalen Trails. Ist auch beim ebike mit großem vs kleinem Akku so.

    Korrigieren kann man dann nicht mehr so viel und das Rad kippt früher ohne die Situation noch retten zu können. Kann mir nicht vorstellen dass das mehr an Grip es das wert ist. Vor allem wenn ein Blindtest darauf hindeutet dass das mehr oder weniger vodoo ist.

  3. Also ich hab ne Rahmen Tasche fürs Rahmendreieck oben und wenn die schwer beladen ist spüre ich das deutlich negativ beim handling auf schmalen Trails. Ist auch beim ebike mit großem vs kleinem Akku so.

    Korrigieren kann man dann nicht mehr so viel und das Rad kippt früher ohne die Situation noch retten zu können. Kann mir nicht vorstellen dass das mehr an Grip es das wert ist. Vor allem wenn ein Blindtest darauf hindeutet dass das mehr oder weniger vodoo ist.
    wir reden hier von nicht mal 600g.

    Das mehrgewicht merkst du nicht wirklich, die vorteile durch den ruhigeren lenker dagegen schon
  4. Probiers halt mal aus und schnallt dir ein entsprechendes Gewicht aufs Oberrohr oder noch weiter nach vorne und oben.

  5. Das Ding funktioniert auf jeden Fall, auch bei mir ohne Race Ambitionen die Unterarme halten einfach länger durch und das merkt man ordentlich.
    Ich kann im Park einfach länger fahren.
    Mein Sohn beim DH Rennen und auch so im Park fährt auch nicht mehr ohne.
    Wir haben mit und ohne getestet, wer das nicht merkt naja der kann dann auch ganz starr fahren.
    Und das zusätzliche Gewicht stört auch nicht, merkt man nicht.

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