Bereits zum dritten Mal war Albstadt der Austragungsort der Deutschen Meisterschaften im Cross Country und wieder konnte die radverrückte Sportstadt überzeugen. Nicht einmal starker Regen konnte die Zuschauer davon abhalten an der Strecke zu stehen und jeden, wirklich jeden Starter anzufeuern. Zu Tausenden standen sie an der Strecke und brüllten und ratschten die Fahrer den langen Anstieg hinauf. Belohnt wurden sie von den Fahrern durch spannende Rennen und jede Menge Überraschungen. Und jedes Rennen hatte davon mindestens eine zu bieten.

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Junioren
Den Anfang am Rennsonntag machten die U19-Fahrer. Der klare Favorit Christian Pfäffle vom Team Rothaus Poison-Bikes fuhr ein souveränes Rennen und sicherte sich verdient den Sieg. Gleich nach der ersten Runde hatte er einen kleinen Vorsprung rausgefahren und trotz Sturz wurde der Vorsprung immer weiter ausgebaut bis auf 47 Sekunden im Ziel. Dahinter fuhr lange Zeit des Rennens Severin Lehmann, doch nach einem schweren Sturz konnte er das Rennen leider nicht mehr weiterfahren. Statt ihm rückte Jochen Weisenseel auf, der fast das komplette Feld von hinten auffahren musste. Nach einem schlechten Start doch noch ein Happy-End für ihn.
Die richtige Überraschung war aber, sehr zur Freude der Veranstalter, Aaron Beck vom heimischen Gonso-Rawoflex-Team. Ihn hätte man hier vorne nie erwartet, doch nach einem guten Start konnte er im Finale des Rennens noch drauflegen und fuhr in den letzten beide Runden jeweils die zweitbeste Zeit. Verrückte Sache wenn man bedenkt, dass eine Top 10-Platzierung für ihn schon eine super Leistung gewesen wäre.

U23-Herren
Markus Schulte-Lünzum vom Focus MIG Team sprintete sich überraschend, vor Markus Bauer, mit einer Sekunde Vorsprung zum Sieg. Eigentlich nicht seine Paradestrecke, doch nachdem er letzte Woche in Offenburg bereits gezeigt hat was er momentan drauf hat, musste man auf jeden Fall mit ihm rechnen. Der Zweitplatzierte ärgerte sich ein wenig über den Rennverlauf: Durch einen doofen Sturz am Anfang des Rennen verbog sich sein Schaltauge und deshalb konnte er die schnellen Gänge im Ritzelpaket nicht mehr benutzen. Während dem Rennen eigentlich kein Problem, doch im Sprint sein Verhängnis. Dahinter kam sein Teamkollege vom Lexware-Racing Team, Julian Schelb. Gerade mal 19 Jahre alt und damit im jüngsten Jahrgang der U23-Fahrer. Erst in der letzten Runde konnte er dem hohen Tempo der ersten Zwei nicht mehr folgen und fuhr dann die Bronzemedaille sicher vor dem vierten Sasha Bleher, ebenfalls vom Focus MIG Team, ins Ziel. Auf Platz fünf kam mit einem Rückstand von +2,05 Fabian Strecker, ebenfalls vom Lexware-Racing Team. Wie dominant die beiden Teams in Deutschland sind, belegen die Plätze eins bis acht: Dreimal Focus MIG Team und viermal Lexware Racing Team. Nur Maximilian Holz von 2Rad Schubert konnte sich dazwischenschieben.

Damen
Eigentlich ein klarer Fall. Seit mehr als 10 Jahren keine große Sache. Sabine Spitz gewinnt das Rennen und dahinter wird es spannend um die weiteren Medaillenplätze. Ok, sehen wir mal von 2007 ab, als sich Hanka Kupfernagel in Wetter den Titel geholt hat. Dort aber auf einer Strecke, die nicht wirkliche fahrtechnische Künste erfordert. In Albstadt ist das anders und nach vielen Siegen auf der Strecke war Sabijne Spitz klarer Favorit. Nach der ersten Runde sah das Ganze auch genau danach aus – Spitz fuhr bereits mit einem gemütlichem Abstand von 10 Sekunden auf die Start/Ziel Wiesenpassage zu, gefolgt von ihrer Teamkollegin Elisabeth Brandau. Dahinter kam, wieder 10 Sekunden später, Adelheid Morath. Nach ihrem starken Comeback letzte Woche war auch das keine Überraschung. Dann reihten sich Hanna Klein, Mona Eibweiser, Helen Grobert und Silke Schmidt ein. Es sah nach einem entspannten Rennen für Spitz aus und nachdem sich mein Magen mit leichtem Hunger meldete, war der Drang ins Zelt zu gehen und etwas zu essen und das Rennen einfach mal Rennen sein zu lassen recht groß. Schnell noch das Führungsmotorrad abwarten und dann los. Aus der Ferne erkennt man schon das Trikot vom Central Haibike Pro Team von Sabine Spitz, doch der Kommentator unten am Downhill kündigt Elisabeth Brandau an. Kaum zu glauben – dann fährt sie wirklich als Erste vorbei. Danach kommt erstmal lange nichts, dann erscheint Sabine Spitz, an ihrem Hinterrad Adelheid Morath. Der Blick auf die aufgerissene Seite lässt den Grund klar erkennen – Sturz. Drei Runden lang fährt Elisabeth Brandau alleine an der Spitze und Sabine Spitz muss um ihren Titel bangen. Doch – zum Glück für Spitz – fängt es an zu regnen. Die trockene Strecke verwandelt sich in eine Rutschpartie und die fahrtechnisch bessere Spitz kann wieder zu Brandau auffahren.

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Zusammen gehts in die letzte Runde und als Sabine Spitz als Erste den Downhill herunterkommt, ist wieder alles so als ob nichts gewesen wäre. Sabine Spitz siegt mit knapp 40 Sekunden Vorsprung vor der, trotz allem glücklichen, Teamkollegin Elisabeth Brandau. Dann kommt Adelheid Morath und die kann richtig glücklich sein, dass das Rennen nicht länger geht, denn Hanna Klein kommt nochmal richtig nahe. Mit der schnellsten Zeit in der letzten Runde sind es gerade mal zwei Sekunden die ihr für die Bronze-Medaille fehlen. Dahinter kommt Mona Eibweiser mit strahlendem Gesicht auf Platz fünf.
Spitz gewinnt also zum zehnten Mal den Titel. Ein richtig bedeutender Sieg – vor allem, wenn man den harten Kampf dieses Mal kennt. Treffend sagte sie nach dem Rennen: „Je älter ich werde, desto wertvoller werden die Titel. Es war ein hartes Stück Arbeit“, ordnete Sabine Spitz ihren Sieg ein.

Herren
Puuh noch ein Rennen und wieder wurde für Spannung gesorgt – das Highlight stand auf dem Programm. Kurz nach 14 Uhr wurden die Männer auf die Strecke gejagt. Ohne eine Startrunde ging es gleich auf die Strecke und da wollte und musste natürlich jeder, der sich Chancen ausrechnete, vorne mit dabei sein. In einem Höllentempo ging es den Anstieg hinauf. Nach der ersten Runde kam Wolfram Kurschat, gefolgt von Moritz Milatz, Manuel Fumic, Robert Mennen und Jochen Käß. Robert Mennen zeigte schon in den letzten Rennen einen Aufwärtstrend und konnte das in den nächsten Runden noch deutlicher machen, als er in der Spitze mitfuhr. Fumic, der einen schlechten Tag erwischt hatte, konnte nicht mehr folgen und fuhr auf Platz fünf. Zwischendurch konnte nichtmal Moritz Milatz dem Tempo der beiden Topeak-Ergon Teamfahrern folgen, schloss die Lücke aber wieder schnell und im darauffolgenen Anstieg musste Mennen endlich reißen lassen.
Ab da wurde es ein packendes Duell um den Sieg. Kurschat, am Berg klar der Stärkere, ließ Milatz keine Wahl als einfach nur zuzusehen, wie er Meter um Meter verlor. Nach der ersten Abfahrt – genannt Teufels-Corner – hatte Milatz schon wieder Zeit gewonnen und im Start/Ziel-Bereich war er schließlich wieder dran. So ging das einige Runden bis zur letzten Runde. Kurschat kam mit kleinem Vorsprung unten an und blies voll zum Angriff. Doch dann sprang seine Kette ab und Milatz zog vorbei und ging mit Vorsprung in den Uphill.

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Oben angekommen war Kurschat zwar wieder dran, doch fehlten ihm die Körner, um im zweiten Teil der Strecke einen Vorsprung rauszufahren.
Am Ende fährt Milatz glücklich ins Ziel und holt sich seinen dritten DM-Titel und zum zweiten Mal in Albstadt.

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Fotos von Erhard Goller

  1. benutzerbild

    Gottsfeld

    dabei seit 06/2008

    Ich finde es egal wo ein Fahrer die Zeit gut macht, zum Cross Country Rennen gehört der konditionelle und der fahrtechnische Teil. Man muss einfach beides können und eben trainieren!

    Es ist schon klar, Fahrtechniktraining geht halt nicht so gut, wenn man immer streng nach Puls fährt.

  2. benutzerbild

    bujo12

    dabei seit 01/2009

    Hier gibt's noch mehr Fotos:

    http://tinyurl.com/6zoeyuh

  3. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    Ja armer Kurschat. Vor allem wenn man gesehen hat wie hart er sich den Berg hoch gekämpft hat und dann unten ist Milatz wieder dran ohne sich angestrengt haben zu müssen. Einfach nur weil er in der Abfahrt ebsser ist. Ist aber schon immer sein großes Problem. Wenn der technisch gut wäre dann wär er der Überflieger.

    Er hat aber verloren, weil ihm die Kette abgesprungen ist und nicht wegen seiner Abfahrtsskills smilie Aber klar, Absalon etc. sind da sehr viel besser in Sachen Downhill.
  4. benutzerbild

    jan84

    dabei seit 08/2005

    Wobei es jetzt auch nicht so schlimm um Kurscharts "Abfahrtsskills" steht. War einmal mit ihm in seiner Heimatregion unterwegs, das Tempo bergab war schon ne Hausnummer... Damit gewinnt man keine DH-Rennen, lässt aber einige Leute auf DH-Rädern mit großer Klappe stehen smilie.
    Oder anders: Das Abfahrtsniveau im hochklassigen CC-Bereich muss sich in keinster Weise verstecken.

    grüße,
    Jan

  5. benutzerbild

    Dommaas

    dabei seit 05/2011

    Nun ja. Klar fährt Kurschat sehr ordentlich. Aber wenn er 10Sekunden in den Abfahrten verliert muss man das erstmal wieder gutmachen und nach 8 Runden macht man das nicht mehr jedes Mal wieder wett. Wenn er wirklich schlecht in den Abfahrten wäre dann wäre er niemals auf einem Weltcup Podium gestanden aber wenn er besser im DH gewesen wäre wäre er jetzt Deutscher Meister auch wenn ihm die Kette runtergefallen wär.

    Aber gut. Dafür ist er am Berg ne Macht. Wäre unmenschlich wenn er überall so wäre.
    Das wäre ja dann wie Absalon in den letzten jahren smilie

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