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Schwalbe versucht seit der Eurobike 2010, Reifen nicht nur über Gewicht, Rollwiderstand und Grip schmackhaft zu machen, sondern auch die Dämpfung des Gummis in den Vordergrund zu stellen. Dazu verteilte man damals Tischtennisball-große Gummikugeln, welche beim Aufprall auf den Boden höchst unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag legten: Während der eine Flummyartig wieder aufsprang, blieb ein anderer einfach liegen, ohne sich überhaupt wieder vom Boden zu lösen, der dritte lag irgendwo dazwischen. Der Effekt war eindrücklich, an Reifen finden wir seitdem PaceStar, TrailStar und VertStar als Gummimischungen und dennoch bemerken wir meist in erster Linie den unterschiedlichen Grip zweier verschiedener Reifen. Um zu sehen, wie viel die Dämpfung wirklich ausmacht, haben wir die verschiedenen Reifen sonst identischer Bauart (Muddy Mary 2,35 mit DH-Karkasse) blind gegeneinander getestet – auf gleichen Laufrädern, gleichen Strecken und bei gleichem Reifendruck. Diesen Test haben einmal wir als ambitionierte Biker gemacht, und uns dann noch das Feedback von von Max Schumann geholt, der die Reifen beim Trailfox in Laax, beim Megavalanche in Alpe d’Huez und beim Trek Bike Attacke im Wechsel montiert hat.

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Das zunächst ernüchternde Fazit: Die Dämpfung eines Reifens lässt sich nur schwer isoliert betrachten. Jeder Lauf ist unterschiedlich, durch den Reifenwechsel vergeht Zeit, und zwei identische Fahrräder hatten wir leider nicht zur Verfügung. Trotzdem hier unser Erfahrungsbericht:

TrailStar-Compound:

Die Gummimischung ist ähnlich zu der, die wir von früher bei den „Front Only“ Reifen kannten – der Grip ist spürbar besser als bei einem Pacestar-Reifen. Bei wenig Luftdruck liegt schon dieser Reifen ziemlich satt auf der Strecke, der Rollwiderstand ist dabei akzeptabel, der Verschleiß gering. Nur bei hohem Tempo auf holprigem Untergrund lässt sich ein leichtes Springen fühlen, welches ein Reifen mit mehr Eigendämpfung absorbieren könnte.

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VertStar-Compound:

Die Weiterentwicklung des Gooey-Gluey-Gummis ist äußerst zäh – drückt man die Seitenstollen ein, so dauert es eine ganze Weile, bis diese wieder in ihre ursprüngliche Position zurückkehren. Das lässt auf eine Top-Dämpfung hoffen. Der Grip ist insgesamt noch spürbar besser als am TrailStar-Reifen. Wie macht sich das bemerkbar? Vor allem bei Nässe rutscht er weniger weg, bricht später aus. Der Reifen klebt einfach noch besser am Boden. Und die Sache mit der Dämpfung? Wie gesagt, es ist schwer zu beurteilen, aber wir würden behaupten: Etwas besser, aber kein gewaltiger Unterschied. Auch mit diesem Gummi kann es noch sein, dass der Reifen minimal hoppelt, in jedem Fall ist der Unterschied nicht so groß wie bei den eingangs erwähnten Testbällen. Das mehr an Grip erkauft sich der Vertstar aber mit einem spürbar höheren Rollwiderstand und einem ebenfalls deutlich größeren Verschleiß – dieses Compound ist wirklich nur für Bikepark und bergab-lastige Freeride-Geschichten geeignet.

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Fazit Stefanus:

Für mich unterscheiden sich die Reifen hauptsächlich in Sachen Grip, Rollwiderstand und Verschleiß – die Dämpfung liegt bei beiden auf einem guten Niveau, unterscheidet sich aber nicht immens. Einen größeren Unterschied spürte ich diesbezüglich im Vergleich mit gänzlich anderen Reifen.

Was aber sagt ein Fahrer dazu, der den Reifen eher am Limit bewegt?

Max Schumann fuhr die Reifen im Wechsel – und entschied nach einigen Tagen, dass der Muddy Mary in der Trailstar-Mischung für ihn der bessere Reifen sei – warum?

„Normalerweise fahre ich leichtere Reifen mit Einfach-Karkasse – aber für Marathon-DH-Rennen brauche ich mehr Pannenschutz, mehr Dämpfung und mehr Grip. Gleichzeitig ist mir natürlich der Rollwiderstand wichtig. Nach einigen Tagen auf den beiden Reifen denke ich für mich: Das Vertstar Gummi greift schon noch eine ganze Ecke besser und liegt auch tatsächlich noch satter, dafür rollt der Reifen aber spürbar schlechter. Wäre ich reiner Downhiller, würde ich mich für Grip und Dämpfung entscheiden, aber für Enduro-DHs muss auch der Rollwiderstand stimmen. Weil beim Trailstar-Reifen Dämpfung und Grip nicht so viel schlechter sind, würde ich persönlich mich dafür entscheiden. Außerdem hält er wirklich lange: Erst nach 40000hm sind am Hinterrad die Mittelstollen runter!“

Unterm Strich lässt sich sagen: Dämpfung ist eine wichtige Eigenschaft bei Reifen. Neben Grip, Rollwiderstand, Gewicht, Durchschlagschutz und Pannensicherheit sollte sie bei der Wahl des Reifens mitentscheiden. Die Eigendämpfung ist dabei nicht direkt mit der Griffigkeit verbunden: Ein gut gedämpfter Reifen mit härterem Gummi wird sich weitestgehend so anfühlen, wie ein schlecht gedämpfter Reifen mit weicherem Gummi – aber wesentlich leichter rollen und länger halten.

Wer bisher noch wenig über die Dämpfung seiner Reifen nachgedacht hat, dem sei gesagt: Die Dämpfung ist tatsächlich ein wichtiger Faktor. Um bei Schwalbe zu bleiben: Die älteren Gooey Gluey Reifen verfügten über eine wesentlich schlechtere Dämpfung – den Unterschied spüren auch Fahrer, die nicht um Sekunden kämpfen sondern einfach nur gern schnell Fahrrad fahren. Ein schlecht gedämpfter Reifen springt, beispielsweise in steinigen Passagen und auf kleineren Wurzeln, deutlich mehr als ein gut gedämpfter. Das daraus resultierende Fahrverhalten ist unangenehm, unpräzise; und schlechte Dämpfung führt natürlich auch zu weniger Grip, denn wenn der Reifen springt, hat er logischerweise weniger Bodenkontakt und dadurch weniger Halt.

  1. benutzerbild

    Sun on Tour

    dabei seit 05/2003

    Sorry nuts, so gern ich Deine Berichte lese...

    Schwalbe versucht seit der Eurobike 2010, Reifen nicht nur über Gewicht, Rollwiderstand und Grip schmackhaft zu machen, sondern auch die Dämpfung des Gummis in den Vordergrund zu stellen. Dazu verteilte man damals Tischtennisball-große Gummikugeln, welche beim Aufprall auf den Boden höchst unterschiedliche Verhaltensweisen an den Tag legten:

    brrrr....

    Roland
  2. benutzerbild

    jan84

    dabei seit 08/2005

    Sorry nuts, so gern ich Deine Berichte lese...



    brrrr....

    Roland

    ???
  3. benutzerbild

    Sun on Tour

    dabei seit 05/2003

    Die Eigendämpfung der verschiedenen Gummiarten ist nicht Thema bei Schwalbe. Man wollte mit den Gummikugeln wohl nur veranschaulichen, dass ein schwarzer Gummi ganz unterschiedliche Eigenschaften haben kann.

    In den neuen Triple-Star-Compound-Reifen kommen insgesamt 6 verschiedene Gummimischungen zum Einsatz, wobei immer drei davon in einem Reifen zu finden und für die Eigenschaften von PaceStar, TrailStar und VertStar verantwortlich sind.

    Der Artikel basiert auf einer fehlerhaften Grundannahme und zieht deshalb auch unglückliche Schlüsse. Daher scheudert mir auch - brrrr....

    Wer`s genau wissen will: Schwalbe mischt MTB-Palette auf

    Ciao

    Roland

    P.S.: Ich bin übrigens auf Panaracer umgestiegen.

  4. benutzerbild

    Sun on Tour

    dabei seit 05/2003

    [Bild]

    Wenn man sich ansieht wie dick die entsprechenden unterschiedlichen Gummischichten sind, könnte man sich schon fragen, welchen Einfluss das auf die Dämpfung des Reifens noch haben soll...
  5. benutzerbild

    guddn

    dabei seit 10/2002

    Zum Thema Eigendämpfung des Reifens: ich denke bei einem Rad mit relative geringem Federweg und strafferen Fahrwerken, merkt man einen gut dämpfenden Reifen schon deutlich.
    Bspl.: Conti Baron montiert mit Stans Milch @ 2,2 Bar auf dem VR vermittelt mehr Federweg (135mm AM Gabel in Finale). Die Haltemuskulatur ist subjektiv deutlich entlastet, man kann länger und flotter grobe Passagen angehen.
    In ähnleicher Konstellation mit dem Betty GG (1. Generation) war das Ergebnis irgendwie anders smilie

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