Servus, liebe MTB-News-Leser! Ich denke, so sehr habe ich mich noch nie gefreut, euch von einem Rennen berichten zu dürfen. Mein Ziel für Leogang war es einfach nur Spaß zu haben und wieder Zeit mit meinem Team zu verbringen. Jedoch wurde daraus mein bestes Weltcup Ergebnis bis dato.
Mittwoch Trackwalk
Die Freude war groß, als ich am Weg nach Leogang war. Ich hatte mir nur 3,5 Wochen zuvor in Wales beim Training meinen Ellbogen gebrochen. Und natürlich wollte ich nach Fort William nicht noch einen Weltcup verpassen. Vor allem nicht den Heimweltcup! Ich hatte sogar das Gefühl, dass mir die Verletzung gutgetan hatte. Nach einer Covid Infektion im April war ich immer wieder krank geworden, was schlussendlich zu meiner Verletzung führte.
Die Streckenführung hat sich zum Vorjahr nicht viel verändert, worüber ich sehr happy war. Im unteren Streckteil in „Valis Hölle“ sah es dieses Jahr auch sehr vielversprechend aus und die Leoganger Shapecrew hatte gute Arbeit geleistet. Der Untergrund sah auf jeden Fall härter aus als zuvor und es waren noch ein paar coole kleine Stufen hinzugefügt worden. Das Einzige, was jedoch nicht so vielversprechend aussah, war wieder einmal das Wetter. Es waren für die ersten zwei Tage viel Regen angesagt, was das Ganze wieder sehr schwierig machen könnte.
Donnerstag Training/Timed Training
Und so war es dann auch! Der Wetterbericht hat leider Recht behalten und es schütte und stürmte den gesamten ersten Trainingstag. Da mein Selbstbewusstsein nach der Verletzung noch nicht allzu groß war, war das für mich mental natürlich keine große Hilfe.
Jedoch fand ich vom ersten Run weg einen guten Flow und versuchte einfach in meiner Komfortzone zu bleiben. Bis zum Timed Practice habe ich noch ein paar Kleinigkeiten am Bike verändert. Wie zum Beispiel eine 7,5 mm höhere Front und an der Gabel einen Klick schneller am Rebound. Das Ganze hat mir noch etwas mehr Komfort im Steilen gebracht und ich konnte gut laufen lassen. Im Zeittraining belegte ich sogar den soliden 8. Rang. Mit dem ersten Tag war ich natürlich mehr als zufrieden.
Freitag Qualifikation
Am Freitag zeigte sich das Wetter immer noch nicht von seiner besten Seite und es regnete weiter den gesamten Vormittag. Jedoch regte ich mich deswegen nicht auf, da die Strecke im Nassen viel besser zu fahren ist, wie wenn es gerade am Abtrocknen ist. Sosehr mich der Regen am Anfang einschüchterte, um so mehr wünschte ich jetzt, er würde bleiben. Wenn der schöne Leoganger Schlamm auftrocknet, wird die Strecke alles andere als einfach zu fahren. haha
Vor meinem Quali Lauf hatte ich jedoch ordentlich mit der Nervosität zu kämpfen. Ich wollte auf keinem Fall stürzen und das Finale verpassen, das ist mir in Leogang leider schon zu oft passiert. Irgendwie könnte ich meine Nervosität aber gut nutzen und fuhr einen sauberen Lauf und belegte Rang 13. Alter Schwede, war ich happy mit diesem Ergebnis! Ich konnte es kaum erwarten, das Finale zu fahren. Mein Selbstvertrauen war auf jeden Fall wieder zurück.
Samstag Finale
Im ersten Trainingslauf vor dem Finale probierte ich ein paar schnellere Linien zu finden. Darunter eine Highline, die ich noch beim Trackwalk nach der Qualifikation erspähte. Beim ersten Versuch habe ich sie perfekt erwischt und sie war mehr als schnell! Ich denke, diese Linie war etwa 1-1,5 Sekunden schneller als alle anderen. Im zweiten Trainingslauf verlor ich jedoch den Grip auf dieser Linie und stürzte hinter ein großes Banner. Dahinter versteckte sich leider kein weicher Waldboden, sondern ein großer Baumstumpf, welchen ich perfekt mit meiner Hüfte erwischte. Nach dem Aufprall lag ich rund eine Minute in der Strecke und rang um Luft. Immer wieder ein großartiges Gefühl! Nicht!
Gott sei Dank war aber nichts kaputt und ich konnte noch ins Ziel hinunterrollen. Danach versuchte ich bis hin zu meinem Warm-Up für den Rennlauf in Bewegung zu bleiben, da der Schmerz sonst immer schlimmer wurde. Etwas Ibuprofen hat vielleicht auch geholfen. Haha
Während dem Aufwärmen musste ich mich noch entscheiden, auf welchen Reifen ich fahren möchte, da die Strecke über die letzten 3 Stunden schnell abtrocknete. Als ich sah, dass Greg Minnaar auf Nassreifen blieb, entschied ich mich auch dafür. Ich dachte, mit seiner Erfahrung liegt er sicher nicht falsch.
5 Minuten vor meinem Start wurde es dann noch einmal ordentlich stressig. Als ich zum Starthaus hinunterrollte, wollte meine Hinterbremse einfach nicht funktionieren. Irgendetwas war auf meine Bremse gekommen, wahrscheinlich Öl oder Silikonspray. Ich dachte mir, das war es. So kann ich niemals einen ordentlichen Lauf fahren.
Zum Glück waren aber alle 3 Mechaniker am Start und sie tauschten meine Bremsbeläge mit denen meines Aufwärmbike. Bei 30 Sekunden vor Start rollte ich ins Starthaus und war einfach nur froh, da zu sein. Noch schnell die Brille rauf und es ging los.
Im ersten Teil war ich noch etwas verhalten unterwegs, da die Bremse noch nicht optimal funktionierte. Ab dem ersten Waldstück kam ich jedoch richtig gut ins Fahren und ich wurde von den Fans richtig runtergetragen. Den langen Motoway in der Mitte hatte ich optimal erwischt. Der Speed war so hoch und ich sprang bei vielen Sprüngen viel zu weit. Im technischen unteren Teil hatte ich für die schwierigen Bedingungen keine allzu großen Probleme.
Auf den letzten Meter habe ich nochmals alles rausgeholt und als ich über die Ziellinie kam musste ich, ohne die Zeit zu wissen, bereits feiern. Ich denke so viel Spaß wie in diesem Lauf hatte ich noch nie. Dann war ich auch als Dritter ins Ziel gekommen und es waren schon jede Menge starke Fahrer im Ziel. Ich wusste, das wird endlich mein lang ersehntes Top 10 Ergebnis.
So war es dann auch, immer mehr Fahrer platzierten sich hinter mir ein. Bis ich am Schluss beim aller letzten Fahrer Beniot Coulanges, der die Qualifikation gewann, immer noch auf Platz 5 stand. Meine Nerven habe ich bis da hin schon weggeschmissen. Ich wollte, dass Beniot einen guten Run fährt, aber natürlich wollte ich umso mehr auf das Podium. Als er dann stürzte und ich realisierte, dass ich es geschafft habe, konnte ich meine Emotionen nicht mehr halten.
Ich konnte es nicht glauben, dass mir das zu Hause passieren durfte! Dann noch auf das Podium zu gehen vor heimischen Publikum, meiner Familie und jeder Menge Freunde, war ein absoluter Traum. Ich konnte gar nicht aufhören zu grinsen, um ehrlich zu sein kann ich immer noch nicht aufhören. Was für ein geiler Tag!!!!
Nochmal ein riesiges Danke an alle, die dabei waren und mir gratuliert haben. Ich habe mich über jede einzelne Nachricht gefreut.
Macht’s gut und bis bald,
Andi
Alle Infos zum Downhill World Cup 2022 | Alle Blog-Beiträge von Andi Kolb:
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