Hola …. „¿Una pregunta por favor“?, stammele ich mit leiser Stimme einer älteren Frau entgegen, die wohl alleine durch meinen Anblick erkennt, dass ich etwas verloren bin… Nachdem ich spät in der Nacht in Barcelona gelandet bin, den Zug mit der richtigen Aufschrift gewählt habe, auf den die Frau am Schalter gedeutet hat, nachdem ich ihr den Namen des Zielbahnhofs genannt habe, merke ich erst im Zug, dass es keine vernünftigen Fahrpläne, die mir bei meiner Routenwahl helfen hätten können, gibt. So scheint es die einzige Möglichkeit zu sein, mich an diese Frau zu wenden und um Hilfe zu bitten.

Diskutieren die Erlebnisse von der Strecke - Foto Ruben Vigil
# Diskutieren die Strecke und ihre Schwierigkeiten – Julia und Rennpartner Sergi. Foto: Ruben Vigil

Leider fällt mir erst jetzt auf, dass ich, als wir in Spanischunterricht lernten, nach der richtigen Haltestelle zu fragen, entweder auf dem Klo oder auf dem Bike war…

Mit Händen und Füßen versuche ich also dieser grauen, faltigen, durchaus sehr hilfsbereiten Frau zu erklären, wo ich hin will. Nach scheinbar endlosen Minuten des Wartens, rollt ein Auto mit einem großen ION-Schriftzug um das Bahnhofsgebäude und in mir bricht ein Feuerwerk der Erleichterung aus, als ich mich endlich zu Sergi ins Auto setze, um Richtung Camallera zu starten.

Copa Catalana - schicke Startnummern - Foto Oscar Santiago
# Copa Catalana 2014 – Enduro-Rennen auf Spanisch. Foto: Oscar Santiago

Wer schon früh im Jahr Enduro-Rennen fahren will, dem bleibt fast nichts anderes übrig, als Richtung Süden zu reisen. In Catalunya, einer Region nur unweit von Barcelona, fängt die Race Season schon mal einige Wochen früher als im Rest Europas an. Daher habe ich mich gefreut, als ich die Einladung vom Ion Spanien Distributor Sergi bekam, zu dem „Les Gavarres Enduro Rennen“ am Fuße der Pyrenäen zu kommen. Schon während der ersten Trainings Session wird klar, hier haben die Veranstalter richtig Arbeit hinein gesteckt.

Zuschauer jeder couleur am Streckenrand - Foto Oscar Santiago
# Die Zuschauer am Streckenrand kriegen einiges geboten. Foto: Oscar Santiago

Nicht nur die Trails sind super gewählt, auch für die Zuschauer wird einiges geboten. Um alles bis zum Schluss spannend zu halten und dem Zuschauer Action im Zieleinlauf zu bieten, hat man einige der Trails nach unten verlängert und mit technischen Hindernissen gespickt. So muss man nach vier teilweise technischen, teilweise sehr physischen Tracks in der fünften Stage noch einmal richtig in die Pedale treten, um ein Gap zu überspringen, das dann direkt in einen aus Holz gezimmerten Links- und einen Rechtsanlieger führt.

Das gemeinste Etwas sind die vier, in einem Abstand von drei Metern gelegten Baumstämme. Genau richtig, dass sich zwischen jedem ein Vorderrad verklemmen kann. Man kann sie, wie von einigen gezeigt, mit einem perfekten Bunnyhopp und jeder Menge Kraft in den Beinen grazil überspringen, doch für mich sind sie bis zum Schluss die größte Herausforderung… Schon beim Training übte ich mich in der perfekten Technik, mein Bike über das Hindernis zu tragen…

Sehen aus wie frisch vom Strand - kein Wunder bei der Stimmung - Foto Oscar Santiago Julia Hofmann im Wallride - Foto Oscar Santiago Grobes Terrain - Foto Oscar Santiago Freeride-Einwürfe auf der Strecke - Foto Oscar Santiago
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Als ich am Abend vor dem Rennen am Strand von L´Escala stehe, die Sonne so langsam untergeht und die letzten Kytesurfer ihre Sachen zusammenpacken, fängt mehr und mehr ein starker Wind an. „Das ist der Tramontane“, erklärt mir Mar, Sergis Frau und eine der Kytelehrerinnen der Gegend, „das ist ein eiskalter, trockener Wind, der vom Norden her über die Ausläufer der Pyrenäen zieht und das schlechte Wetter mitbringt“…

Renntag

Und so war es auch. Als ich am Renntag aufstehe zeigt das Thermometer im VW Bus 4 Grad an. Doch je näher der Start rückt, desto mehr schieben sich die Sonnenstrahlen hervor und wir fahren bei traumhaften Bedingungen durch das große ION Zelt, das als Start dient, auf die insgesamt 25 km lange Runde in Richtung Stage eins. Bis letzte Woche betrug die ganze Runde noch mehr als 30 km und auch die Stages waren teilweise bis zu 8 Minuten lang, doch da hat die Natur den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung gemacht und hat eine komplette Stage durch einen Brand vernichtet. Den kompletten Winter hatten sie an dieser Stage gearbeitet, sie war perfekt bis letzter Woche, erzählte mir Oscar, der hier einen lokalen Radladen betreibt und fast täglich auf diesen Strecken unterwegs ist.

Steilstufen, enge Kurven und unterschiedlicher Boden sorgten für Abwechslung - Foto Ruben Vigil
# Steilstufen, enge Kurven und unterschiedlicher Boden sorgten für Abwechslung – Foto Ruben Vigil

Stage 1 ist zum einen sehr, sehr schnell und ruppig, hier könnte man auch gut ein DH Rad verwenden. Das geht über in einen tretlastigen Teil, in dem immer wieder kleine und große steinige Stepups integriert sind. Stage 2 fängt schon technisch an. Nach dem Start geht es sofort in eine enge Kurve, die über einen kleinen Stepup in eine Steilabfahrt übergeht. Immer wieder kommt man bei der mit teilweise steilen Anstiegen gespickten Runde an Verpflegungsstationen vorbei, bei denen man zwischen drei unterschiedliche Getränkesorten, Kuchen, Bananen, Orangen und Schokolade wählen kann. Stage 3 und 4 sind die beiden technischsten der insgesamt 5 Strecken. Hier gibt es steile steinige Rampen, steile enge Kurven, die sofort in einen Sprung übergehen, wo dann die Landung links abfällt.

Da können die Zuschauer was lernen - Julia an einer Steilstufe - Foto Ruben Vigil
# Da können die Zuschauer was lernen – Julia an einer Steilstufe – Foto Ruben Vigil

Wo bleibt er denn, wundern wir uns am Ziel der vierten Stage, nachdem Sergi nach einigen Minuten noch immer nicht unten angekommen ist. Langsam schiebt sich ein komplett verbogenes Vorderrad mit einem total verstaubten Sergi um die Kurve. Mit einem breiten Grinsen erzählt er, dass sich bei der Steilabfahrt sein CC Helm aus dem Rucksack gelöst hat und ihm direkt vor das Vorderrad gefallen ist, daraufhin ist er vom Weg abgekommen und im hohen Bogen ins Gebüsch gefallen…

Nun kommt noch die Herausforderung! Mit der festen Überzeugung, die Stämme zu übertragen, starte ich in die fünfte und letzte Stage, doch als ich den zweiten Wallride mit Schwung meistern kann, nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und trete noch einmal in die Pedale, Vorderrad entlasten und festhalten – und ich habe diese Monster überwunden…

Treibstoff für Fahrer und Fans - Foto Oscar Santiago
# Treibstoff für Fahrer und Fans – Foto Oscar Santiago

Letztendlich beträgt die Racezeit etwa 15 Minuten. Hätte es mir niemand erzählt, wäre es mir nicht aufgefallen, denn die Strecken haben alles, was ein Endurofahrer sich so wünscht. Am Ende kommen alle glücklich ins Ziel und erst als wir im Auto in Richtung „Fideuá“, (Nudel Paella), der katalanischen Nudelparty sitzen, fängt es an mit riesen Körnern zu hageln. Als ich am Montag wieder im Zug in Richtung Barcelonas Flughafen sitze (diesmal mit Plan), bin ich mir sicher, auch im nächsten Jahr wird mein Endurosaisonauftakt in dem kleinen Dörfchen am Fuße der Pyrenäen stattfinden. Dann aber mit mehr Zeit, um die vielen anderen Trails der Gegend erkunden zu können!

Video

Enduro de les GAVARRES 2014-ENDURO-HD from latribubtt on Vimeo.

  1. benutzerbild

    _coco_

    dabei seit 01/2008

    Ich lach mich tot.

  2. benutzerbild

    dre

    dabei seit 05/2004

    Schönes Ding, macht richtig Lust auf die Saison. Weiß jemand was das für eine Musik ist das da so herumdudelt?

  3. benutzerbild

    flowbike

    dabei seit 10/2005

    Schönes Ding, macht richtig Lust auf die Saison. Weiß jemand was das für eine Musik ist das da so herumdudelt?
  4. benutzerbild

    dre

    dabei seit 05/2004

    suuuuper danke.

  5. benutzerbild

    Mik999999

    dabei seit 08/2012

    wow, sehr gut, da kriegt man ja richtig lust mitzufahren smilie

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