Das Thema Bremswellen wird jetzt wissenschaftlich behandelt: Ein kleines Forschungsteam aus Innsbruck sagt den lästigen Wellen auf eigentlich schön glatten Bikeparkstrecken, die sich nicht nur gerne vor Anliegern finden, den Kampf an. Um das simulieren zu können, wurde eigens dafür ein Karussell errichtet, dass Bremswellen künstlich herstellen soll. Was es damit auf sich hat und wie Interessierte in Zukunft auf dem Laufenden bleiben, erfahrt ihr hier.

Bikeparkbesucher*innen kennen sie – zu Beginn der Saison sind die Strecken alle noch glatt und frisch geshaped, aber schon nach ein paar Wochen der Nutzung treten sie unweigerlich auf: Bremswellen. Das unschöne Phänomen, dass dem ein oder anderen gefühlt schon die ein oder andere Plombe aus dem Kiefer gekitzelt hat, ist ein bekanntes, aber bisher wenig untersuchtes Problem. Dem nimmt sich jetzt ein kleines Forschungsteam aus Innsbruck ganz wissenschaftlich an. Zusammen mit dem Unternehmen ErdbauMatzke und der Uni Innsbruck sowie Partnern aus der Bike-Industrie ist in einem ersten Schritt ein Karussell entworfen worden, das die Entstehung von Bremswellen simuliert.

Bremswellen-Karussell
# Bremswellen-Karussell - der Eigenbau des Forschungsprojekts hat einen Durchmesser von 6 Metern und führt vier Laufräder über den zu testenden Untergrund.

Von heute auf morgen ging das freilich nicht – dieser erste Erfolg des kleinen Teams bedurfte Monate der Planung und Arbeit. Jetzt steht die Versuchsapparatur mit einem Durchmesser von etwa 6 Metern in einer Industriehalle und simuliert das Überfahren von gebauten Trails. Über einen Elektromotor betrieben fahren dabei vier einzelne Laufräder über den „Trail“, der je nach Versuchsaufbau mit unterschiedlichen natürlichen Böden ausgestattet werden kann.

Handelsübliche Komponenten beim Setup
# Handelsübliche Komponenten beim Setup
Ein Elektromotor treibt das Karussell an
# Ein Elektromotor treibt das Karussell an

Hier kann überprüft werden, wie sich die Zusammensetzung des Bodens auf das Entstehen von Bremswellen auswirkt. Dabei spielen auch Faktoren eine Rolle, wie hoch etwa der organische Anteil im Boden ist, ob Baumnadeln eine Rolle spielen, wie sich das Wurzelwerk auswirkt oder wie es sich mit Regen verhält. Nach den Versuchen werden Proben von der Strecke entnommen und in verschiedenen Verfahren im Uni Labor für Geotechnik untersucht.

Auch außerhalb des Versuchsaufbaus, etwa im Bikepark, werden Bremswellen ausgemessen und dokumentiert.
# Auch außerhalb des Versuchsaufbaus, etwa im Bikepark, werden Bremswellen ausgemessen und dokumentiert.

Eine große Rolle beim Versuchsaufbau spielt auch die Verdichtung. So wird auch der optimale Verdichtungsgrad untersucht, wie stark der Boden überhaupt verdichtet werden kann. Dieser Aspekt war auch der Impulsgeber für das Projekt und das Thema für eine Masterarbeit, die beim beteiligten Unternehmen ErdbauMatzke nachgelesen werden kann.

Hier wird der Verdichtungsgrad nach dem Versuchsdurchlauf gemessen
# Hier wird der Verdichtungsgrad nach dem Versuchsdurchlauf gemessen

Wer das Projekt weiter verfolgen möchte, kann sich hier im Newsletter eintragen lassen: Newsletter Forschungsprojekt Bremswellen. Der Projekt-Newsletter möchte wichtige Erkenntnisse und Zwischenergebnisse für mehr Interessierte zugänglich machen.

Was sagt ihr zum Forschungsprojekt zum Thema Bremswellen?

Infos und Bilder: Pressemitteilung ErdbauMatzke & Universität Innsbruck
  1. benutzerbild

    nightwolf

    dabei seit 03/2004

    5 Jahre Forschung und 750.000 Euro später das Resümee:
    "An der Entstehung von Bremswellen sind zu einem großen Teil jedoch auch die Streckenführung und schlussendlich der Fahrer selbst beteiligt...."
    Hmm nun ja das kann nicht das Ziel sein (=viel zu einfach/ kein Geschaeftspotenzial), es muss im Anschluss mit weiterem Millionenaufwand die Bike-Technik verfeinert werden, also z. B. ein Antibremswellensystem in die Bikes implementiert werden. Wie auch immer das aussehen mag.
    Dieser Aufwand wird dann in der Folgezeit ueber moderate vierstellige Mehrpreise bei den Bikes wieder reingeholt. So haben alle was davon.
  2. benutzerbild

    JensDey

    dabei seit 01/2016

    . So haben alle was davon.
    Wie hoch ist der Anteil, die gar keine Bremswellen, äh Bikepark fahren?
  3. benutzerbild

    Oldie-Paul

    dabei seit 08/2011

    Es ist spannend zu lesen, wer alles schon weiß, was rauskommen wird. Dann kann man so schön ironische sachen schreiben. Unterhaltsam.
    Die gefahr liegt wie beim eisen im spinat, der flugunfähigen hummel und dem nicht richtig abgeschreckten frühstücksei im ignorieren einer kleinigkeit, weil man ja weiß, was richtig ist.
    Während bei den ersten beiden beispielen ein schreibfehler bzw. feine falsche voraussetzung zum unsinnigen resultat führte, ist das frühstücksei eine steilvorlage für die bremswellen.

    "Du hast das ei nicht richtig abgeschreckt. Man kann es nicht pellen. Wann lernst du das endlich."

    Ich habe einmal demonstriert, dass sich weder ein mit eiswasser, mit kohlensäureschnee oder mit flüssigem stickstoff abgeschrecktes frisch gelegtes hühnerein pellen lässt! Ein schon älteres ei ließ sich dagegen ohne jede zusatzbehandlung noch heiß direkt nach dem kochen wunderbar pellen. Entscheidend ist nicht die temperatur, sondern der wassergehalt und damit der ph-wert. Das alte ei trocknet beim liegen still vor sich hin aus.

    Und so kann man wahrscheinlich bikes so raffiniert bauen wie man will und neubiker, anfänger und angsthasen und vor allem e-biker beschimpfen wie man will, die bremswelle steht!
    Um bremswellen zu erzeugen, braucht man nicht einmal ein sich drehendes rad. (Quelle wurde hier schon weit oben zitiert.)

    Wie wäre es denn wenn wir hier wetten abschließen würden, was rauskommen wird?
    Den gewinn kann man ja für einen guten zweck, z.b. bikes für Afrika spenden.

  4. benutzerbild

    BigMaaaac

    dabei seit 08/2020

    für Hinterräder müsste der Simulator sich aber rückwärts drehen ☝️

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