Mountainbike-Hosen sind die eine Sache, wirklich gute Shorts die andere – nach unserem Test im letzten Jahr werden wir auch in den kommenden Monaten aktuelle Modelle bekannter und wenig bekannterer Hersteller testen und probesitzen, damit ihr gut ausgerüstet in die Saison 2013 einsteigen könnt. Den Anfang und gleichzeitig Abschluss für 2012 machen die Shorts von qloom aus der Schweiz, den „eco wear“-Spezialisten von Triple2 sowie die schwedische Firma Craft – ein reichlich internationales Teilnehmerfeld also. Wir sind die Shorts fast die ganze Saison gefahren, jetzt zum Herbstende möchten wir euch unsere Erfahrungen mit den drei recht unterschiedlichen Hosen schildern.

Festhalten kann man zunächst, dass die Hersteller ihre Hausaufgaben gemacht haben – alle Shorts funktionieren sehr ordentlich, unterscheiden sich aber dennoch in einigen Punkten untereinander. Worin? Das erfahrt ihr in folgendem Fahrbericht.

Qloom „Cape York“

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# Die Qloom „Cape York“ in der Fallstudie

In der Hand

In entspanntem Surfer-Look kommt die „Cape York“ daher und hebt sich so allein optisch von vielen anderen Bikeshorts ab – die dunklen Grundfarben sind durch knallgrüne und gelbe Stoffe unterbrochen, auch die Reißverschlüsse sind grün. Ziernähte in gelb runden das farbliche Konzept ab, sodass man mit dieser Shorts ziemlich sicher auffallen dürfte.

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# Hinterer Bereich mit buntem Stoff, zwei Reißverschlusstaschen und Verstärkung im Schrittbereich

Die Shorts besteht aus dünnem, elastischem Polyamid, das laut Qloom mit einer sogenannten „Yushan“-Beschichtung versehen ist und neben UV-Schutz auch eine besonderes schnelle Trocknung bieten soll. Ein interessantes Feature ist die spezielle Hüftweiteneinstellung: Per abgedichtetem Reißverschluss, von denen es auf jeder Seite einen gibt, zurrt man die Hose durch ein intern verlegtes Gummiband, dass am Reißverschluss befestigt ist, fester oder loser. Sollte dies nicht reichen, verfügt die „Cape York“ über breite Gürtelschlaufen, geschlossen wird die Hose über zwei straffe Druckknöpfe.

Der Gesäßbereich ist zusätzlich verstärkt und etwas straffer als die restliche Hose. „Zusätzlich enthält das Set der Qloom-Hose eine hochwertige und gut verarbeitete Innenhose“, die jedoch im weiteren Verlauf des Test mit Rücksicht auf die Testhosen ohne Innenhose nicht weiter beurteilt werden soll. Anders als die beiden anderen Testshorts verfügt die „Cape York“ über recht viele Taschen: Zwei normale Hosentaschen, zwei Reißverschlusstaschen am Gesäß sowie eine weitere am rechten Hosenbein. Zu guter Letzt sind zwei großzügige Belüftungsöffnungen an den Seiten vorhanden.

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# Pfiffige Hüftweitenverstellung

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# Tasche unten, Belüftung oben

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Hersteller: Qloom
Modell: „Cape York“
Getestete Größe: 38
Material: 85% Nylon, 15% Elastan
Gewicht: 360g
Preis: UVP 139,95 € (inkl. Innenhose) / Bester Preis im Netz:  69,90 €

Mehr Informationen: http://www.qloom.ch

Passform

Bei der Qloom war ich etwas uneins angesichts der Größe – eine 36 passt normalerweise optimal, zugenommen hatte ich nicht und auch die anderen Testmodelle passten – also musste eine 38 her. Das Festzurren der Hose durch die Reißverschlüsse funktioniert gut und verringert die Weite der Hose geschätzt um eine knappe Bundweitengröße. Vom Stil her orientiert sich auch die Passform am optischen Surferlook – fast wie eine Baggyshorts zieht sich die „Cape York“ bis über die Knie, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Dabei ist das linke Hosenbein etwas flexibler, da die bunten Applikationen auf dem rechten Hosenbein kaum Stretchanteil haben – beim Fahren ist dies jedoch zugegebenermaßen kaum spürbar.

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# Mit der Qloom in Bad Kreuznach

Auf dem Trail

Locker sitzt sie, gut belüftet ist sie dank dem dünnen Stoff und der Belüftungsöffnungen ebenfalls. Der Schrittbereich sitzt ein bisschen tiefer als bei den Konkurrenzprodukten, weshalb man ab und an aufpassen sollte, um nicht mit dem Sattel in die Bredouille zu kommen.

Die Entscheidung für Hosentaschen halte ich generell für eine gute, denn es passiert doch ab und an mal, dass das Handy verstaut werden muss, die Handschuhe kurzzeitig weggelegt werden müssen oder man nach dem Trailgenuss beim isotonischen Kaltgetränk im Biergarten oder der kurzen Einkaufstour einen Platz fürs Portemonaie braucht. Die vorderen Hosentaschen sind zwar gut gedacht, durch den lockeren Netzstoff jedoch nicht ideal: die nicht fixierten Hosentaschen schlackern mit schwerem Inhalt besonders auf richtigen Trails ziemlich herum. Die hinteren Taschen sind in dieser Hinsicht besser positioniert, was auch am zusätzlichen Schutz durch die Reißverschlüsse liegt – ein Smartphone sollte jedoch weiterhin im Rucksack verstaut werden.

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# Die Qloom im Test – berghoch und bergab

Fazit

Eine solide Allround-Shorts mit eigenwilligem Äußeren – so präsentiert sich die „Cape York“ von Qloom. Die unverbindliche Preisempfehlung ist (trotz beiliegender Innershorts) allerdings sehr hoch, was neben dem exklusiven Surfer-Image auch am Wechselkurs der Schweizer liegen dürfte – ähnlich wie beim Zimtstern-Test im letzten Jahr. Hier lohnt es sich geduldig zu sein, denn die Preise dürften relativ schnell fallen. Der schnelltrocknende Stoff ist sehr angenehm, auch wenn die Hose aufgrund der vielen Taschen und dem etwas weiteren Schnitt ein wenig schwerer ist als die Konkurrenzmodelle. Wer auf knallige Farben steht und die Hose nach der Allmountain-Tour auch mal als Beachshort oder Sommerhose nutzen will, kann die „Cape York“, die es noch in diversen weiteren Farben gibt, mit gutem Gewissen in die Auswahl für die kommende Saison mit einbeziehen.

Weitere Informationen: www.qloom.ch

Craft Performance Bike Loose Fit Short

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# Schwebeteilchen: Die Craft Performance Loose Fit Short 

In der Hand

Knallblau und zitronengelb: schon an der Optik erkennt man die skandinavische Herkunft der „Loose Fit Short“ der schwedischen Firma Craft. In der Hand ist die Shorts ziemlich leicht und luftig – mit 284 Gramm zudem rund 80 Gramm leichter als das Pendant von Qloom. Auch hier ist eine Innenhose dabei, die gut sitzt, aber ein schmaleres und flacheres Polster beinhaltet als bei Qloom.
Der Stoff der Shorts ist ebenfalls sehr dünn, die ganze Shorts wirkt durch die hellblaue Gestaltung mit wenigen gelben Farbakzenten zwar auffällig, im Vergleich zum Surferstyle der Qloom jedoch nahezu puristisch. Das liegt auch an den Belüftungsöffnungen, die sich sehr unauffällig oberhalb der beiden Beintaschen befinden und ihre gelbe Signalwirkung erst durch das Öffnen der Reißverschlüsse entfalten. Neben dem eher abriebfesten Hauptstoff sind bei Craft X-förmig angeordnete, elastische Einsätze eingenäht: Diese ziehen sich von seitlich bis in den Schrittbereich hinein und enden unten am Innenoberschenkel. Eine weitere flexible Zone befindet sich hinten.

Die Bundweite wird durch Klettverschlüsse an beiden Seiten verstellt, geschlossen wird die „Loose Fit“ durch zwei Druckknöpfe, die durch einen Klettverschluss unterstützt werden.

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# Rückwärtiger Bereich mit Flexzone und Klettverstellung. Rechts unten: Der unauffällige Belüftungsreißverschluss

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# Eine der Beintaschen

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Hersteller: Craft
Modell: Loose Fit Short men
Material: Polyamid, Lycra, Elasthan
Getestete Größe: XL
Gewicht: 284g
Preis: UVP 99,95 € (inkl. Innenhose) / Bester Preis im Netz:  56,95 €

Passform

Die „Loose Fit Short“ ist sehr sportlich geschnitten und für eine lockere Shorts sehr körpernah, durch die vielen Flexzonen passt sich das Material gut an. Durch das geringe Gewicht und die etwas kürzeren Hosenbeine spürt man die Hose kaum – angenehm! Die Klettbänder zur Bundweitenverstellung verlaufen innen und lassen sich recht straff ziehen, was gefühlt allerdings mehr der Feinabstimmung denn einer wirklichen Größenänderung der Hose dient. Dies liegt in diesem Fall allerdings vielleicht auch daran, dass die Hose bereits passend sitzt: eine XL ist hier auch wirklich eine XL.

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# Hannes im Anlieger

Auf dem Trail

100% auf sportliche Aktivität getrimmt, verhält sich die Craft-Shorts auch auf dem Trail so puristisch, wie sie aussieht. Kaum zu spüren, sehr gut belüftet und mit der nahtlosen Flexzone im Schrittbereich auch bei langen Tretpassagen angenehm zu tragen, ohne zu scheuern. Ein Rucksack ist auf einer längeren Tour allerdings Pflicht, denn eine körpernahe Tasche für Schlüssel, Handy, Geld oder ähnliches findet sich weder vorne noch hinten. Für Handschuhe oder weitere leichte Dinge sind die beiden (innen gut vernähten) Seitentaschen mit Reißverschlüssen allerdings ausreichend. Durch den bein- und schrittnahen Schnitt bleibt man mit der „Loose Fit“ nirgendwo hängen und muss sich auch bei extremen Bewegungen von Beinen oder Hüfte keine Sorgen machen, dass irgendetwas verrutscht, die Bewegung limitiert oder gar reißt.

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# Uphill im Wiegetritt: Die Craft „Loose Fit“ trägt sich angenehm

Fazit

Das leichte, aber dennoch robuste Material der „Loose Fit“ hält auch leichten Stürzen klaglos stand – wie es um die Riss- und Sturzfestigkeit der elastischen Teile bestellt war, konnten (und wollten) wir allerdings nicht testen. Fakt ist, dass diese Zonen zwar stabil sind, stärkeren Abflügen allerdings unter Umständen nicht mehr gewachsen sind. Die Belüftung der Shorts funktioniert sehr ordentlich und bot keinen Anlass zur Klage – für einen Hitzestau ist die Craft einfach zu luftig. Eine Allround-Short ist die „Loose Fit“ allerdings nicht: der körpernahe Schnitt und die wenigen Taschen spezialisieren die Craft-Hose auf den reinen Mountainbike-Einsatz. Dort macht die blaue Schwedenshorts allerdings eine vorzügliche Figur.

Mehr Informationen: http://www.craft-sports.de

Triple2 – All Mountain Short Denim

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# In Jeans-Optik: Die „All Mountain Short Denim“ von Triple 2

In der Hand

Eine optisch wie technisch etwas andersartige Bikeshort ist die „All Mountain Short Denim“ von Triple 2. Das Wort „Denim“ verrät schon viel über die Optik der Hose: Diese kommt in Jeans-Optik und sähe eher unauffällig aus, wenn nicht die Taschen wären: Die beiden Beintaschen sind aufgeschweißt und somit naht- und kratzfrei. Im Gegensatz zu den zwei anderen Shorts im Testfeld ist die Triple 2 vollständig aus einem einzigen Materialmix gefertigt, der aus recyceltem Polyester, Spandex und – ja, 12% Hanffasern besteht. Die Vorteile dieser Kombination bestehen laut Triple 2 in der guten Trockungsfähigkeit und der antibakteriellen Wirkung.

Neben den beiden im Vergleich ziemlich kompakten Beintaschen befindet sich noch eine querliegende Tasche weiter oben am Bund – eine ideale Größe für Handy, Geld oder Ähnliches. Bleiben wir am Bundbereich: Zur Weitenverstellung fungieren, ähnlich wie bei Craft, zwei Klettbänder, die hier jedoch komplett innenliegen. Zusätzlich ist am hinteren Bereich des Bundes eine Flexzone eingenäht. Für die Luftzufuhr sind zwei Belüftungsöffnungen hinter den Beintaschen angebracht.

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# Körpernahe Aufbewahrungsmöglichkeit für Handy, Schlüssel oder Geld

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# Die Belüftungszohnen befinden sich seitlich-rückwärtig hinter den Beintaschen

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Hersteller: Triple 2
Modell: All Mountain Short Denim
Material: 83% Polyester (recycelt), 14% Hanf, 3% Elasthan
Getestete Größe: XL
Gewicht: 306g
Preis: UVP 129,95 € / Bester Preis im Netz:  89,95 €

Passform

Die „All Mountain Short Denim“ hat oben einen eher sportlichen Schnitt, der nach unten hin weiter wird und schließlich in lässig-weiten Hosenbeinen endet. Das ist gut, denn die wichtigen Zonen an Hüften-, Gesäß- und Schrittbereich sind körpernah geschnitten. Die Triple 2 fühlt sich angenehm an, bietet allerdings nicht so eine Elastizität wie beispielsweise die Craft – fühlt sich dafür aber auch etwas „stabiler“ an. Durch die flexible Zone im hinteren Bundbereich passt sich die Shorts gut an und gibt je nach Bewegung mal mehr, mal weniger nach.

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# Unauffällige Hose, auffällige Taschen: Die „All Mountain Short Denim“

Auf dem Trail

Ob ökologisch produziert oder nicht, auf dem Trail kommt es auf die Passform der Hose an. Sowohl beim Pedalieren als auch im Trailmodus sitzt die Hose optimal, auch wenn sie, wie schon oben beschrieben, nicht ganz die Elastizität und Leichtigkeit der Craft bietet. Die Luft zirkuliert dank der Belüftungsöffnungen gut, diese hätten durch eine Positionierung im vorderen Bereich allerdings sicherlich noch mehr Sinn gemacht als seitlich-hinten. Die Haltbarkeit der Hose hingegen ist optimal: Auch ein heftiger Sturz mit einer Schotter-Rutschpartie beschädigte die Triple 2-Short nicht nachhaltig.

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# Hannes fliegt mit Spaß durch die Luft

Fazit

Die „All Mountain Short Denim“ mit nachhaltigen Ansätzen kann überzeugen und ist mit der Jeansoptik und den aufgeschweißten Taschen optisch ein interessanter Ansatz. Die Geldtasche am Bund ist praktisch, der Sitz der Short ist durch die Flex-Zone ordentlich, lässig sieht die Short ebenfalls aus. Produktions- bzw. materialbedingt weist die Short leider auch mit korrekter Waschanleitung nach einer Zeit leichtes Pilling* auf – dies hat uns beim Testen nicht wirklich gestört, anzumerken ist es dennoch. Der Preis für eine „eco wear“-Hose (ohne beigelieferte Innenhose) ist für das Portemonaie leider weniger nachhaltig – dafür kauft man sich mit der „Allmountain Short Denim“ neben dem guten Gewissen allerdings auch eine robuste und funktionelle Hose, die sowohl auf dem Trail wie auch im Alltag gut funktioniert.

*Nachtrag zum Pilling seitens Triple2: Die Materialzusammensetzung wurde nach diversen Pilling-Tests für 2013 leicht geändert und ist nun laut Triple2 auf einer Skala von 0-5 (0 miserabel/5 kein Pilling) auf Rang 4, die 2012er Modelle belegten Rang 3 (SGS Test, ISO 12945-2-2000 Martindale Methode).

Weitere Informationen: http://www.triple2.de

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Fotos: Johannes Herden, Maxi Dickerhoff, Thomas Paatz, Steffie Teltscher

  1. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    fährt sich auch ziemlich ordentlich, muss ich sagen. sehr spaßiges allround-HT smilie

  2. benutzerbild

    kris.

    dabei seit 03/2009

    hast du´s in LE?

  3. benutzerbild

    Ehrenfeld

    dabei seit 10/2001

    nein, das dürfte aktuell in München oder schon wieder bei 2souls sein. Aber demnächst gibt´s evtl. noch was zu dem Thema smilie

  4. benutzerbild

    Spokenippel

    dabei seit 08/2005

    die preise der vorgestellten shorts sind ja mal völlig überzogen smilie

  5. benutzerbild

    inflameswetrust

    dabei seit 06/2010

    die besten bike shorts bleiben einfach platzangst ! hab jetzt seit zwei jahren eine, trage sie regelmässig im Sommer als Bike shorts und einfach so als kurze hose, und im Winter in der langen Variante mit langer Unterhose sogar zum skifahren. Und die war damals günstiger als die meisten hier vorgestellten Hosen !

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