Sie ist studierte Innenarchitektin, fährt einen entsprechend um- und ausgestalteten Land Rover – aber noch öfter ihr MARIN Bike: Julia Hofmann zählt zu Deutschlands Top-Enduristinnen. Passend zu ihrem Jahresrückblicks-Video haben wir mit ihr über Länder-Hopping, Trail-Rocking, den Unterboden vom Auto und den Wandel der Bike-Branche gesprochen.
Julia Hofmanns Jahresrückblick von Thomas – Mehr Mountainbike-Videos
MTB-News.de: Julia, das Jahr 2015 geht dem Ende zu – bist Du denn eine Rückblickerin?
Julia Hofmann: Ja, ich schaue sehr gerne auf die Erlebnisse zurück. Wenn man mit dem Mountainbike in fremden Ländern unterwegs ist, passieren oft interessante Sachen, an die man sich auch gerne erinnert. An sich versuche ich aber nach vorne zu schauen.
Deine Highlights dieses Jahr?
In diesem Jahr hatte ich einige. Ich durfte das komplette Jahr mit Menschen, die ich gerne habe, verbringen und bin an Orte gereist, die mich faszinieren. Angefangen hat es mit einem Roadtrip durch die USA. Dann – es ist schon wie nach Hause kommen – ein Monat mit den Jungs und Mädels von Atlantic Cycling auf La Palma, gefolgt von der Menorca Umrundung mit Karen Eller und Dan Millner.
Komplettes kulturelles Neuland war für mich die Reise mit ION nach Bali. Dann war ich noch in Norwegen, was wirklich immer eine Reise wert ist. Ein faszinierendes Land, in das ich endlich wieder kommen konnte, nach drei Jahren Pause. Neben all dem war mein Highlight der Trip in die Chilcotins in BC/Kanada: zusammen mit Ines, Caro, Anita, Gary, Jamie, Johann und Katrina auf den Spuren der Cowboys… Nur mit einem 30 Liter Rucksack bepackt waren wir drei Tage ausschließlich auf Singletrails unterwegs. Getrunken haben wir aus Bächen und Flüssen, gegessen aus Tüten und geschlafen unter freiem Himmel. Das war der Wahnsinn!
OK, Highlights haben wir! Deine „Kann-man-streichen“-Erlebnisse dieses Jahr?
„Kann-man-streichen“-Erlebnis!!?? Da fällt mir nur der Unterboden meines Landys ein… den sollte ich mal streichen und das eigentlich noch in diesem Jahr.
Klingt nach einem hervorragenden Jahr! Lassen wir mal den Blick auf den Unterboden und schauen noch weiter zurück: Du bist nun auch schon eine Zeit in der Bike-Szene dabei. Hat sich über die Jahre für die bikenden Frauen etwas verändert?
Ja, unglaublich viel! Als ich anfing war ich einsam auf weiter Flur. In den Bikeparks war man als Frau in der Schlange eine Außerirdische. Und an passende Bekleidung für Frauen war kaum zu denken. Bei meinem ersten DH-Rennen waren acht Frauen am Start. Durch das Thema Enduro gab es einen Wandel. Mountainbiken ist greifbarer geworden. Man kann ohne Lift nach oben fahren und hat trotzdem den maximalen Trail-Spaß. Das sieht man jetzt auch auf den Rennen wie die Trail Trophy, wo man mit seinen Freunden Mountainbiken gehen kann und dann seine schnellste Zeit gesagt bekommt. Ein perfektes Konzept, wo jeder Spaß haben kann.
Findest Du es richtig und wichtig, dass das ‚Geschlechter-Thema’ diskutiert wird? Oder ist doch alles gut so wie es ist?
Ich finde es richtig und wichtig, dass auf die Bedürfnisse der Frau eingegangen wird. Viele von uns haben nun mal kleinere Hände und schmalere Schultern als die Mehrzahl der Männer und das sollte man berücksichtigen und die Produkte darauf hin entwickeln.
Inzwischen sind einige Mädels extrem erfolgreich im Rennsport unterwegs, die gerade mal volljährig sind. Raphaela Richter, Franzi Meyer – ganz zu schweigen von Vali Höll, die Jahrgang 2001 ist! Du hast mit 20 mit dem Biken angefangen… Was wächst da heran?
Die Mädels sind der Hammer und werden, wenn sie es jetzt nicht schon tun, uns allen um die Ohren fahren!
Für Vali ist Rachel Atherton das absolute Idol. Wie wichtig glaubst du sind Vorbilder?
Ich finde es wichtig, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, zu schauen was und wie es andere machen und wie ich es selbst will, um dann meinen eigenen Weg zu gehen.
Wenn die neue (weibliche) Generation mit einer Selbstverständlichkeit und viel Selbstbewusstsein in der Bike-Szene zu Hause ist, wird sich womöglich einiges von Industrie- und ‚Sprücheklopfer’-Seite erledigen. Was würdest Du Dir wünschen?
Ich glaube, dass jetzt schon ein Wandel spürbar ist. Noch vor vier Jahren gab es enttäuschte Gesichter, wenn es hieß, dass sie einen weiblichen Guide bekommen. Heute ist es für die Teilnehmer viel selbstverständlicher und ich hoffe, dass das noch viel mehr zunimmt.
Und auf was freust Du Dich privat besonders in 2016?
Für die kommende Saison habe ich einige coole Reisen und auch ein paar Rennen geplant, an denen ich gerne teilnehmen möchte. Dann freu ich mich mit meinem frisch aufgebauten alten Motorrad durch den Frühling in der Toskana zu düsen.
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