Wie bereits angekündigt, sollte für Justin Leov in Finale Ligure das letzte Rennen seiner Karriere stattfinden. Wie er das letzte EWS-Rennen der Saison und seiner Karriere erlebt hat, erzählt er uns in seinem letzten Tagebuch-Eintrag als Racer.
Ich konnte von keinem besseren Ort für mein letztes Rennen träumen. Ich habe viele Erinnerungen in Verbindung mit Finale Ligure. Meine beste EWS-Saison ging hier 2014 mit einem dritten Platz in der Gesamtwertung zu Ende und ich habe hier 2015 mehrere Monate mit meiner Frau Tory und meinem Sohn Luca gewohnt. Durch die Tatsache, dass ich schon die Leute, die Region und das Essen kenne, sind Finale und Italien generell ein bisschen meine zweite Heimat geworden.
Das Programm vor dem letzten Rennen war gut gefüllt. Die Veranstalter der Enduro World Series hatten sogar einen Segeltag organisiert, um einigen Fahrern, die Mitglied des Advisor boards sind, zu danken. Dieser Tag mit der Regatta „Fahrer gegen Presse“, an Bord eines 42ers, war eine neue Erfahrung für mich! Auf jeden Fall hatten wir viel Spaß, und da auch noch die Fahrer mit 2:0 gewonnen haben, sehe ich meine Zukunft vielleicht im Segeln?
Die Strecke von Finale wurde früh genug veröffentlicht, so konnten wir die gesamte Strecke vor Beginn der Trainingsfahrten zu Fuß erkunden. Allein für die Erkundung der ersten beiden Wertungsprüfungen benötigten wir sechs Stunden Fußmarsch mit einem Anstieg bis auf 1300 Meter Höhe, um an den Start der Wertungsprüfung 1, der längsten des Wochenendes, zu gelangen. Es war eine technische Strecke mit einer Mischung aus engen Kurven, Felsen und kraftraubenden Abschnitten über die gesamten acht Kilometer hinweg!
Die sehr kraftraubenden Wertungsprüfungen waren übrigens für das gesamte Wochenende charakteristisch: mit kurzen sehr steilen Anstiegen und genauso anstrengenden Transferteilstrecken. Auch die angesammelte Müdigkeit während der jeweils sechs Stunden auf dem Fahrrad an beiden Tagen sollte eine Rolle spielen.
Die Strecke hatte sich im Vergleich zum Vorjahr ziemlich verändert. Darum stellte ich mein Fahrrad anders ein, mit leichteren Reifen, einem verkürzten Federweg und einem Setup des Dämpfers, das für einen guten Wirkungsgrad sorgen sollte.
Die ganze Woche vor dem Rennen war sehr emotional für mich und dann kam schließlich der große Tag. Es sollte mein letztes Rennen werden und viele Bilder gingen mir durch den Kopf. Ich hatte Schwierigkeiten, vollständig in den Wettkampfmodus überzugehen und einen guten Rhythmus zu finden. Es hatte sich mental etwas verändert und ich fuhr mit einer anderen Perspektive. Ich spürte, dass ich mein Fahrrad im Griff hatte und ich brachte immer mehr Kraft auf. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass ich bei 90 % meines Wirkungsgrads blockiert war. Das Positive an der Sache war, dass ich schon seit Langem nicht mehr so viel Spaß bei einem Wettkampf hatte! Ich möchte bei dieser Gelegenheit Sam Hill für seine wirklich eindrucksvolle Saison gratulieren!
Auf der Ziellinie kamen die anderen Fahrer zu mir, um mich zu verabschieden und mir zu meiner Laufbahn zu gratulieren. Dann kam eine von meinem Team organisierte Champagnerdusche, gefolgt von Pizza und Bier auf dem Canyon-Stand. Es war ein denkwürdiger Abend. Eine gute Art und Weise, das Wochenende in Gesellschaft von zahlreichen Legenden unseres Sports zu beschließen.
Während vieler Jahre war der MTB-Wettkampf mein ganzes Leben, aber jetzt ist es an der Zeit für mich, zu anderen Dingen überzugehen und ich habe mich darauf vorbereitet. Ich möchte mich noch einmal bei meinen Sponsoren, meiner Familie, meinen Freunden und meinen zahlreichen Fans bedanken, die aus diesen Wettkampfjahren einen unglaublichen Lebensabschnitt gemacht haben. Ich hätte mir nie und nimmer ein solches Abenteuer erträumt.
Danke!
Justin
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