Nachtrag von den letzten World Cups: Till Ulmschneider fuhr in Schottland beim ersten World Cup seines Lebens ein Top-Rennen und direkt in die Top 10 der Junioren hinein. Hier ist der Rennbericht der MRC Young Guns aus Fort William und Leogang.

Die Reise nach Fort William startete mit einigen unvorhersehbaren Hürden. Till sollte unmittelbar nach dem EDC in Willingen direkt nach Fort William reisen, Flug war ab Köln gebucht, der Transfer von Edinburgh nach Fort William war dank Cube Global Squad organisiert und auch die Versorgung, Unterkunft etc. waren dank Bliss Protection gesichert. Alles war toll und mit Hilfe unserer Partner und Freunde geplant. So sollte Fort William ein unvergessliches Wochenende werden – bis dahin war alles perfekt!

Pünktlich gegen 9:30 Uhr kamen wir am Köln/Bonner Flughafen an und die Reise konnte beginnen. Das Bike war sachgemäß verpackt und es gab keinerlei Schwierigkeiten an der Gepäckannahme. Noch durch die Kontrolle und eigentlich konnte nun nichts mehr schief laufen. Eigentlich! Gegen 12:15 Uhr rief Till nochmals an, um 12.15 Uhr ? Wie kann das sein, er sollte doch noch in der Luft sein? „Sitze seit einer Stunde im Flieger, kein Flugzeug darf starten. Irgendwas ist am Flughafen passiert…“

Kurze Zeit später kam ein weiterer Anruf; er musste das Flugzeug wieder verlassen, auschecken und alles nochmals neu einchecken. Ein lieber Passagier war der Meinung gewesen, sich an den Kontrollen vorbei schmuggeln zu müssen, um seinen Flieger noch rechtzeitig zu bekommen. Um dem Ganzen nun noch den Deckel aufzusetzen, wurde der Flug noch mehrmals verschoben und dann komplett gestrichen. Ein Ersatzflug war nicht in Sicht. Er verbrachte den kompletten Montag am Flughafen. Gegen 19:00 Uhr bekamen wir endlich einen Ersatzflug für den nächsten Tag ab Düsseldorf. Aber der geplante Transfer von Edinburgh nach Fort William war geplatzt, also musste kurzfristig eine neue Alternative gesucht werden. Auch hier fand sich eine Lösung.

Nach diesen Reisekapriolen war es endlich soweit. Mit 30 Stunden Verspätung konnte Till sagen: Hallo Fort William! Willkommen erster Worldcup! Die Freude war groß und er konnte es kaum erwarten, die Strecke zu inspizieren. Gemeinsam mit dem CUBE Global Squad Team und dem heimischen Greg Williamson wurden Linien gecheckt und besprochen.

Am nächsten Tag sollte es endlich soweit sein, das Training startete. Trainingszeit ist für die Junioren ein knappes und „frühes“ Gut. Ausschlafen ist nicht angesagt. Es gibt zwei Gruppen, die jeweils getrennt voneinander trainieren dürfen. Nur 3,5 Std standen am Freitag zur Verfügung, Samstag waren es lediglich 1,5 Stunden. Das bedeutet in Summe zirka 6 Trainingsfahrten. Das ist nicht gerade viel für einen Neuling, um eine so anspruchsvolle Strecke kennenzulernen. Während der Wartezeit bis zum Quali-Lauf nahm sich der SRAM Mechaniker heimlich nochmals Tills Saracen Myst zur Brust: Service an Gabel, Dämpfer, Schaltung gecheckt und weitere diverse Arbeiten wurden ohne Tills Wissen durchgeführt. Umso größer war seine Freude, das Bike war ready for Qualifying und es ging an den Start.

Im oberen Teil fuhr Till verhalten. Trotzdem zehrte schon dieser Abschnitt an den Kräften. Dann passierte es. Sturz im Wald! Schnell wieder fokussiert aufs Bike und nochmals alles geben, das Risiko erhöhen, den Zielsprung (etwas frontlastig) landen… Die Quali wollte er doch so gerne schaffen. Er musste nicht lange warten, um zu erfahren ob es gereicht hat. Am Ende kam Platz 23 raus, Quali geschafft und die Eintrittskarte für das Finale am Sonntag gelöst. Auch zu Hause war dank Livetiming die Freude groß.

Till war zufrieden, aber auch bescheiden – das zeichnet Tills Charakter aus und macht ihn so sympathisch, auf die schnellsten Fahrer fehlen noch etliche Sekunden. Schnell gingen seine Gedanken Richtung Sonntag, wollte er doch aus seinen Erfahrungen und Fehlern des Qualifyings lernen und diesen Rückstand reduzieren.

Als 8. Starter seiner Klasse war er dran. Leicht nervös, aber für sein erstes Finale doch relativ locker. Run lief nicht perfekt, aber ohne großen Fehler. Belohnung war der Platz auf dem Hot Seat. Die Fans, die gesamte Kulisse aufsaugen. Es dauerte tatsächlich noch einige Zeit, bis er dort abgelöst wurde, genauer gesagt schafften es lediglich noch 8 Fahrer, an ihm vorbeizukommen.

Nun hieß es warten, bis unsere Jungs in der Elite an den Start gehen konnten. Hier beginnt leider der traurige Part des Wochenendes. Jacques Bouvet konnte nicht antreten, eine fiebrige Erkältung machte einen Start unmöglich. Enttäuscht stand das gesamte Team im Pit, dennoch hatten wir noch Simon im Startgatter. Schnell umschalten, Konzentration, Linien nochmals durchgehen und ab an den Start.

Wie es leider in der Vergangenheit schon häufiger vorkam, hatte Simon nicht das Glück gepachtet. Simon erwischte einen heftigen Schauer, die Strecke wurde zum Kraftakt und glich an einigen Stellen einer Rutschbahn. Eigentlich kann er mit solchen Bedingungen dank seiner einzigartigen Technik bestens umgehen, aber auch das half ihm hier nicht, er verpasste die Quali deutlich. Ein lachendes und zwei weinende Augen waren das Resultat von diesem Samstag. Hatten wir doch große Hoffnung mit mindestens zwei Fahrern in den Sonntag zu gehen. That´s racing!

Das Wetter wurde zum Sonntag deutlich besser, wobei die Junioren die schwierigsten Bedingungen erwischten. Till riskierte an einer Schlüsselstelle zu viel und ging zu Boden. Schnell auf´s Bike und trotzdem alles geben war seine Devise. Die Split-Zeiten waren nach seinem Sturz noch ganz gut. Am Ende reichte es mit Sturz zu einem guten 17. Platz. Max Hartenstern machte es deutlich besser, kam ohne Sturz ins Ziel und belegte Platz 9. Wir haben also Nachwuchs in Deutschland. Talentiert und sportlich hoch motiviert.

Nach diesen zwei unbeschreiblichen Wochen bekamen wir super Feedback von vielen tollen, lieben und hilfsbereiten Menschen. All diesen möchten wir sehr gerne danken, Eure Unterstützung ist so groß geworden und ihr fiebert so großartig mit, dass mir als Teamchef fast die Worte fehlen und beim Schreiben dieser Zeilen wieder Gänsehaut aufkommt. Das Projekt ist durch euch für mich noch wertvoller geworden.

Danke an unsere Partner, die uns so großartig unterstützen und mitfiebern. Der Support ist einmalig. Dieses Projekt wird in Deutschland weiter versuchen, diesen Sport mit all seinen Menschen nach vorne zu tragen.

Danke und bis bald… dann aus Schladming.

Text: Patrick Neukirchen
  1. benutzerbild

    Gastautor

    dabei seit 05/2012

    Nachtrag von den letzten World Cups: Till Ulmschneider fuhr in Schottland beim ersten World Cup seines Lebens ein Top-Rennen und direkt in die Top 10 der Junioren hinein. Der Rennbericht aus Fort Bill und Leogang.


    → Den vollständigen Artikel „MRC Young Guns: Rasante World Cup-Premiere mit Hindernissen“ im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    Rischar

    dabei seit 11/2006

    Was bedeutet MRC?

  3. benutzerbild

    LaiNico

    dabei seit 08/2007

    "May Racing Connection"

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    Rischar

    dabei seit 11/2006

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