Tipp: du kannst mit der Tastatur blättern
Gewaltige Ausblicke während des Rennens
Gewaltige Ausblicke während des Rennens - Foto: Trevor Worsey
Wahnsinnige Atmosphäre
Wahnsinnige Atmosphäre - Foto: Trevor Worsey
Nass! So lässt sich die Veranstaltung mit einem Wort beschreiben...
Nass! So lässt sich die Veranstaltung mit einem Wort beschreiben... - Foto: Trevor Worsey
Wie kann es gleichzeitig so nass sein und die Sonne scheinen?
Wie kann es gleichzeitig so nass sein und die Sonne scheinen? - Foto: Trevor Worsey
Sasi in einem der Uphills
Sasi in einem der Uphills - Foto: Hans-Joachim Kleine
Flach, flowig, feucht
Flach, flowig, feucht - Foto: Saskia Bauer
Ist das jetzt eine Wiese, ein Moor oder ein Bach? Schottische Trails!
Ist das jetzt eine Wiese, ein Moor oder ein Bach? Schottische Trails! - Foto: Saskia Bauer
Erschöpft, verfroren, zufrieden - Hans-Joachim am Trainingstag
Erschöpft, verfroren, zufrieden - Hans-Joachim am Trainingstag - Foto: Saskia Bauer
Schottische Highlands im November
Schottische Highlands im November - Foto: Hans-Joachim Kleine
Skyfall-Atmosphäre vom Feinsten
Skyfall-Atmosphäre vom Feinsten - Foto: Trevor Worsey

Eigentlich fährt man ja als Biker in der kalten Jahreszeit irgendwo hin, wo es schön warm ist, wo die Sonne vielleicht noch ein bisschen länger scheint und die Temperaturen morgens noch nicht so nahe dem Gefrierpunkt sind wie daheim. Oder man reist einfach antizyklisch und reist im November nach Schottland zum No Fuss Enduro.

Gewaltige Ausblicke während des Rennens
# Gewaltige Ausblicke während des Rennens - Foto: Trevor Worsey

Wenn man sich als „Urlaubsvorbereitung“ schon einen Regeneinteiler bestellt und vorne und hinten zwei neue Schlammreifen aufzieht, dann geht es sicher nicht auf die Kanaren oder nach Finale Ligure, sondern in den hohen Norden nach Schottland, nach Kinlochleven genauer gesagt. Kinlochleven liegt von Edinburgh nochmal 3 Stunden nördlich in den Highlands. Der Plan hat sich im August bei 30°C auch noch echt gut angehört, als meine Freundin Sasi erklärte: „Du kommst mich im November besuchen und dann fahren wir da ein Enduro-Rennen!“ – „Ja klar, voll geil!“.

Wahnsinnige Atmosphäre
# Wahnsinnige Atmosphäre - Foto: Trevor Worsey

Was hab ich mir da nur eingebrockt – ich stehe mit einem nass-kalten Swimmingpool in meinen Goretex-Socken am Start der Sektion eins und schaue mir die ersten 3-4 Kurven an. Es ist steil, rutschig, und es sind (viel) zu große Absätze in jeder Linie drin. Außerdem ist mir kalt, ich bin hungrig und eigentlich wäre ich jetzt viel lieber daheim auf der warmen Ofenbank, mit einer heißen Schokolade und einem guten Buch.

Nass! So lässt sich die Veranstaltung mit einem Wort beschreiben...
# Nass! So lässt sich die Veranstaltung mit einem Wort beschreiben... - Foto: Trevor Worsey

Aber nochmal zurück. Von Basel nach Edinburgh dauert der Flug mit EasyJet ca. 2 Stunden. Dort habe ich Sasi in den Mietwagen eingeladen und ab ging es in die Highlands, die uns aber nachmittags um 17 Uhr schon nicht mehr ihre Schönheit zeigen konnten. Dafür war es einfach zu dunkel und neblig und nur selten kam mal ein Auto entgegen. Wie bei James Bond in Skyfall, nur dunkler.

Die Vermieterin unseres AirBnb in Fort William war dafür mal richtig cool: „Kommt, wann ihr wollt, meine Tür ist immer offen, ich schließe nie ab“. Viel zu früh am nächsten Morgen klingelte der Wecker. 50 Minuten nach Kinlochleven, wo es in der Kletterhalle nicht nur die Startnummern, sondern auch erstmal ein richtiges schottisches Frühstück gab: Pancakes mit Sirup und Schinken, es könnte schlechter beginnen.

Training

Bei leichtem Nieselregen sind wir dann losgefahren. 400 Höhenmeter bis zur Stage 1 und man glaubt es gar nicht: die Wolken waren plötzlich ganz schnell weg und die Landschaft der absolute Oberhammer. Alles in allem wie auf den Bildern, nur noch schöner. Bis zur Stage 1 waren es aber nicht nur 400 Meter berghoch, sondern auch einige Kilometer Traverse, und die gingen gefühlt mitten durchs Moor. Unsere Schuhe, Socken und Knieschoner waren also schon vor Beginn des eigentlichen Rennens klatschnass.

Wie kann es gleichzeitig so nass sein und die Sonne scheinen?
# Wie kann es gleichzeitig so nass sein und die Sonne scheinen? - Foto: Trevor Worsey

Stage 1:
Richtig steil ging es los, nicht nur die ersten 3-4 Kurven, auch das Stück danach hatte es ganz schön in sich. Die Schotten nennen das Rennen RAW, und genau das trifft es. Die Stage 1 ist steil, rutschig, verblockt, eng und wenn es mal ein bisschen flacher ist, arbeiten die Federelemente die vielen mittelgroßen Steine weg. Mein Flow hat sich im Training schon mal nicht gezeigt, schon gar nicht als ich mir eine schwierige Kurve angeschaut hab, die Sasi gleich beim ersten Mal ohne zu zögern gefahren ist, und ich nach ihr einen schönen Abgang hingelegt hab.

Sasi in einem der Uphills
# Sasi in einem der Uphills - Foto: Hans-Joachim Kleine

Stage 2:
Treten, treten, treten. Los geht es mit einem leicht kurvigen Trail und plötzlich war der Flow wieder da. Da wir aber schon unten im Tal waren gab es auch einige Tretpassagen bergauf und nach 3-4 Minuten waren wir auch schon wieder im Ziel. Damit wäre die erste Hälfte geschafft, also kurz was zu Mittag essen.

Danach ging es wieder den gleichen Anstieg hoch, und wieder hatten wir Glück. Während wir drinnen im Warmen etwas aßen, hatten sich die Regenwolken draußen einmal kurz ausgeregnet und mit den ersten Sonnenstrahlen saßen wir wieder auf den Rädern. Die nächste Stage fängt direkt am Ende des Anstieges an, und wir verpassen gerne das Moorbad zu Stage 1.

Flach, flowig, feucht
# Flach, flowig, feucht - Foto: Saskia Bauer

Stage 3:
Am Hang entlang geht es los, mit Traumblick auch das Loch Leven. Kurze Zeit später ist man in der steileren Wiesenpassage und hat ein breit gefächertes Angebot an Linien. Im Prinzip besteht die Strecke aus einer Wiese mit zahllosen Rinnen und es gibt weder rechts noch links eine wirkliche Absperrung. Wir versuchen die schnellen Rinnen zu treffen und die Wiese verabschiedet sich mit einem schlammig-wurzeligen Drop in den Wald. Es bleibt natürlich (wir sind ja in Schottland) rutschig und nass, aber die Kurven machen langsam aber sicher immer mehr Spaß und der Flow hat mich wiedergefunden. Mit einem breiten, schlammbespritzten Grinsen komme ich kurz vor Sasi ins Ziel und bin ziemlich froh, dass wir beide den Tag halbwegs (nur so 20 blaue Flecken bei uns beiden zusammen) überlebt haben.

Ist das jetzt eine Wiese, ein Moor oder ein Bach? Schottische Trails!
# Ist das jetzt eine Wiese, ein Moor oder ein Bach? Schottische Trails! - Foto: Saskia Bauer
Erschöpft, verfroren, zufrieden - Hans-Joachim am Trainingstag
# Erschöpft, verfroren, zufrieden - Hans-Joachim am Trainingstag - Foto: Saskia Bauer
Schottische Highlands im November
# Schottische Highlands im November - Foto: Hans-Joachim Kleine

Renntag – No Fuss Enduro

Duschen, essen, trinken, schlafen, aufstehen, frühstücken, Fahrrad fahren… Im Prinzip wiederholt sich die Geschichte vom Vortag. So langsam bekomme ich ein halbwegs sicheres Gefühl für die nassen Trails und komme ziemlich gut durch die erste Stage. Auch Sasi kommt mit ordentlich Gas ins Ziel und nach kurzer Pause geht es auf die zweite Stage. Hier zieht es mir aber dann irgendwann so richtig den Power-Stecker, ich muss kurz vom Rad und die Gegenanstiege schieben (Ja – mehr Training wäre ganz gut gewesen). Sasi ist auf der zweiten Stage richtig flott und nachdem wir uns kurz aufgewärmt und etwas gegessen haben, geht es zur letzten Stage. Auch hier kommen wir beide halbwegs gut durch und das Gefühl heil im Ziel angekommen zu sein, ist ziemlich gut! Fest steht: Die Atmosphäre der Veranstaltung war super, die Schotten sitzen ziemlich gut auf dem Fahrrad, und die Strecken haben es in sich…

Statt gleich zurück nach Edinburgh zu fahren, suchen wir uns noch ein Hotel mit Badewanne und lassen unsere kaputten Muskeln und frierenden Beine im warmen Wasser erholen.

Skyfall-Atmosphäre vom Feinsten
# Skyfall-Atmosphäre vom Feinsten - Foto: Trevor Worsey

Würde ich wieder im November nach Schottland fliegen?

Ja, unbedingt! Das Rennen ist schon wieder so verrückt und cool (darf gerne auch als kalt übersetzt werden), dass es einfach eine richtige Challenge und ein Abenteuer ist, da mitzufahren. Bei warmem Wetter und trockenen Trails kann es ja im Prinzip jeder, aber neben schneebedeckten Bergen jenseits der Komfortzone in einer unglaublich schönen Umgebung nochmal richtig RAW zu biken, das war schon richtig gut.

Video

Bewegte Bilder sagen mehr als tausend Worte – wie nass es wirklich war, zeigt dieses Video eindrucksvoll…

Und du? Wäre das No Fuss Enduro im schottischen Herbst etwas für dich? (No Fuss steht auf englisch für „unkompliziert“)


Weitere Informationen zum No Fuss Enduro

Website: www.nofussevents.co.uk
Text & Redaktion: Hans-Joachim Kleine | MTB-News.de

  1. benutzerbild

    Memory

    dabei seit 11/2005

    Schöner Bericht mit tollen Fotos, macht Lust auf mehr!

  2. benutzerbild

    trailproof

    dabei seit 10/2012

    Ahh, da werden Erinnerungen wach. Haben in Kinlochleven im Lieferwagen geschlafen (nachdem wir im Shop in der Kletterhalle eine aufblasbare Matratze gekauft hatten ;-)) und am nächsten Tag die Querung nach Fort Will gemacht. War unser erster Tag in Shottland. Sieht nach der Strecke aus. Super Land, super Leute!

  3. benutzerbild

    JumpingJohn

    dabei seit 02/2013

    Ich war vor 2014 auf dem WHW da, allerdings im Spätsommer bei bestem trockenen (eher untypischem) Wetter. Super schön da, das man da auch so schön biken kann habe ich schon vermutet, aber die Wege sind auch alle ziemlich verblockt. Wenns nicht gerade über ganze Felsen geht hat man sehr groben Schotter, war schon nicht angenehm längere Zeit drüber zu laufen, würde aber jederzeit wieder hin fliegen, fahren, laufen!

  4. benutzerbild

    keroson

    dabei seit 09/2006

    @Osti Danke im November gibt es noch Startplätze! Wir sind auf jeden Fall wieder dabei. Dieses Jahr ist es die schottische Enduro Meisterschaft.

    @trailproof ja, die Kletterhalle ist cool, da war auch der Ausgangspunkt des Rennens. Nächstes mal probier ich da Eisklettern aus, dafür war's mir dieses mal zu kalt.

    @JumpingJohn im Sommer soll es da jede Menge Midges haben, deshalb ist das Rennen im November, laut Veranstalter. Ging das? In Sommer stell ich mir das irgendwie wärmer vor.
  5. benutzerbild

    JumpingJohn

    dabei seit 02/2013

    Also, wir hatten uns auch mit Kopfnetzen ausgestattet weil wir entsprechendes gelesen haben, aber bis auf ein kleines Stück leicht erhöhter, aber nicht störender, Insektenaktivität in der nähe des Glencoe Mountain, und selbst da bin ich mir unsicher ob es Midges waren, war alles Insektenfrei.

    Vielleicht hatten wir aber auch einfach auch damit Glück, den 6 Tage Wandern in Schottland und dabei nur einmal morgends ein bisschen nass werden war auch alles andere als eingeplant. 50% des eingepackten Equipments (Regenjacke, -hose, wärme Kleidung und weiteres) war einfach unnötig. Zum Glück hatten wir Gepäcktranzport, so landete das meiste nach der ersten Etappe, bei der wir viel zu viel mitgeschleppt hatten, einfach im Koffer.

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!