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Hannes Slavik - hier war alles noch ok
Hannes Slavik - hier war alles noch ok
Hannes in einem der Heats vor dem Sturz - kurz vor dieser Sektion stürzte er später
Hannes in einem der Heats vor dem Sturz - kurz vor dieser Sektion stürzte er später
im Wallride
im Wallride
Hannes klatscht die Zuschauer ab
Hannes klatscht die Zuschauer ab
Spuren am Helm
Spuren am Helm
Körper und Helm - beides etwas lädiert
Körper und Helm - beides etwas lädiert
Weiterhin gute Besserung!
Weiterhin gute Besserung!

Nach seinem ersten 4x Pro Tour-Sieg in Val di Sole hatte Hannes Slavik, der zweite der Pro Tour-Gesamtwertung, vergangenes Wochenende im JBC Bikepark einen der krassesten Stürze in der Geschichte des 4x-Sports. Dass er bereits wenige Tage später aus dem Krankenhaus entlassen wurde, scheint ein Wunder zu sein. Wir haben uns mit Hannes zusammengesetzt und die Ereignisse rekapituliert: Was genau war passiert? Was weiss er vom Sturz noch? Und ist er wieder wohlauf? Alle Infos gibt´s im Interview.

Hannes Slavik - hier war alles noch ok
# Hannes Slavik - hier war alles noch ok

MTB-News.de: Hallo Hannes, es freut uns, dass du wohl auf bist. Nicht nur den tausenden tschechischen Zusehern vor Ort hast du mit diesem gewaltigen Sturz den Atem geraubt, dank des Livestreams gab es auch vor den PCs fassungslose Gesichter. Wie blickst du ein paar Tage später auf dieses Ereignis zurück?

Ich weiß, dass ich unfassbares Glück hatte und kann es immer noch nicht ganz fassen, so glimpflich davon gekommen zu sein. Der iXS Helm, mein Leatt Brace und der Rückenprotektor haben mich vor dem Schlimmsten bewahrt. Ich kann mich an alle Details vor dem Impact erinnern, von den Geschehnissen 30 Minuten danach sind nur Bruchstücke und kurze Szenen in meinem Gedächtnis, immer wieder bin ich bewusstlos geworden.

(Das komplette Rennvideo aus Jablonec findet ihr hier)

Also kannst du uns erzählen, wie es aus deiner Sicht zu dem Sturz kam?

Klar, das kann ich. Um es nachvollziehen zu können, muss man die zweite Gerade in JBC verstehen. Die Anfahrt zu diesen 14-m-Sprüngen ist so steil und schnell, dass man keinen einzigen Treter machen müsste um darüber zu springen. Im Gegenteil, bremst du nicht runter – gehst du zu weit. Die Frage im Rennen ist also: Wie wenig bremst man und wie flach kann man springen? In meinem Semi-Finale hatte ich mit Beckeman und Strouha gleich zwei „Locals“, welche die Sprünge in und auswendig kennen im Heat, sowie den groß gewachsenen Vorjahres -Weltmeister Joost Wichman.

Hannes in einem der Heats vor dem Sturz - kurz vor dieser Sektion stürzte er später
# Hannes in einem der Heats vor dem Sturz - kurz vor dieser Sektion stürzte er später

Ich musste also Druck geben, doch es war schon bei der Einfahrt einfach zu viel Speed. Das Bike neigte bei diesen Sprüngen dazu, im letzten Drittel der Flugphase nach vorne zu kippen. Ich bin also den ersten Sprung schon gute 6 Meter zu weit auf dem Vorderrad gelandet und konnte mich nur mit Mühe und Not auf dem Rad halten. Bis ich meine Position darauf auch nur halbwegs wieder eingenommen hatte war der zweite Absprung da, ohne dass ich noch eine Gelegenheit hatte Tempo raus zu nehmen. Ich versuchte den Double aus meiner schlechten Position auf dem Bike auf Anschlag weg zu drücken, aber bereits kurz nach dem Absprung war klar, dass der viel zu weit geht.

im Wallride
# im Wallride
Hannes klatscht die Zuschauer ab
# Hannes klatscht die Zuschauer ab

Nosedive mit 50 km/h, weit über die Landung, mit einer dünnen Waldeinfahrt als Pufferzone – keine besonders netten Aussichten waren das. Es war mir klar, dass ich stürzen werde. Ich hätte vielleicht noch einige Meter am Vorderrad retten können, wäre dann aber schon ganz im Wald gewesen und sicherlich „unkontrollierter“ und noch gefährlicher gestürzt. Aus Instinkt versuchte ich also gar nicht erst den Sturz hinaus zu zögern, sondern zumindest die erste Phase bestmöglich selbst einzuleiten. Kurz vor dem Aufprall wars das dann aber mit meiner Erinnerung.

Zu welchem Zeitpunkt wurdest du wieder wach und was ging dir durch den Kopf?

Ich hatte das Gefühl, langsam aus einem Traum auf zu wachen. Die Rettungsleute über mir wurden langsam schärfer und plötzlich war ich ganz da. Es war nur kein Traum, die Trance war plötzlich weg. Ich spürte meine Beine. Das war in diesem Moment natürlich ALLES für mich. Ich sagte es der Rettungsmannschaft, bzw. schrie es ihnen meine Freundin zu, denn sie waren schon eifrig damit beschäftigt, mich für den Transport vorzubereiten. Im gleichen Satz sagte ich ihr, dass mein Rücken in der Mitte sehr schmerzt. Danach wurde ich schläfrig und wieder bewusstlos. Ich spürte kurz den Helikopter neben mir landen und habe ein Bild davon im Kopf als ich im CT lag. Mehr Erinnerungen sind von diesen 30 Minuten nach dem Crash nicht da.

Auf deiner Facebook-Sportlerseite hast du einen Tag später eine erste Entwarnung gepostet, gleichzeitig aber von Augenproblemen gesprochen. Wie ging es also im Spital weiter und was hatte es damit auf sich?

Die CTs von Rücken und Kopf zeigten keine Auffälligkeiten. Für mich war das damals nicht im Bereich des Möglichen und kaum fassbar. Als sie mir die Halskrause abnahmen und mich zur Seite drehten, um mich vom Rückenprotektor zu rollen und meine Wunde am Rücken zu versorgen, hatte ich schlichtweg unglaubliche Angst. Ich dachte nur „die sollen mich nicht bewegen, das kann nicht wahr sein“. Die nächste Stunde lag ich noch ganz vorsichtig und ohne mich zu bewegen im Bett. Nach und nach sammelte ich mich und konnte die massiven Schmerzen der Wunde am Rücken sowie den Prellungen „zuordnen“.

Spuren am Helm
# Spuren am Helm

Rund eine Stunde nach dem Eintreffen im Spital wurde mein Sehen zunehmend schlechter. Ich sah innerhalb von kurzer Zeit alles doppelt. Die Objekte waren scharf, aber extrem weit auseinander. Ich denke es ist schwer nachzuvollziehen, wie schrecklich und beängstigend das war. Mein Sehsinn war nicht mehr zu gebrauchen. Nach einem weiteren CT am nächsten Morgen kam eine Spezialistin zu mir und meinte, dass ein Nerv des Augenmuskels beschädigt ist. Es könnte bis zu sechs Monate dauern bis sich dieser wieder regeneriert würde und es sei nicht sicher, dass es vollständig reversibel sei.

Da mit dem Gehirn alles passte, sprangen wir ins Auto und ich ließ mich in Wien auf einer Neurologie-Abteilung erneut durchchecken. Nach drei Tagen war plötzlich eine deutliche Verbesserung zu merken und ich konnte meine Augenklappe ablegen. Unbeschreiblich, wie froh und erleichtert ich war…

Körper und Helm - beides etwas lädiert
# Körper und Helm - beides etwas lädiert

Du hast in den letzten Tagen natürlich einiges mitgemacht. Dennoch sind die meisten Sportler nicht lange von ihrem Bike fern zu halten. Wie sieht es also mit deiner Planung aus, hast du dir dazu schon ein paar Gedanken gemacht?

Natürlich steigt man meist zu früh wieder aufs Bike. Allerding geht es bei dieser Verletzung schlichtweg um meinen Kopf, der immer noch gewaltig brummt und mir somit eindeutig zeigt, dass er noch nicht wieder bereit ist. Wenn diese Symptome einmal weg sind sollte ich es noch zwei Wochen lassen, mich schonen und dann langsam wieder beginnen. Ich werde hier also sicherlich keine Dummheiten machen und mir die Zeit nehmen, die mein Körper zur Genesung braucht. Die letzten Stopps der 4x Pro Tour schaffe ich auf keinen Fall mehr und daher hoffe ich, zum Enduro in Leogang wieder fit zu sein, um mit meinen Freunden ein paar Höhenmeter zu spulen. Ich hatte eine sehr erfolgreiche Saison und schätze mein unglaubliches Glück.

Weiterhin gute Besserung!
# Weiterhin gute Besserung!

Wir wünschen dir weiterhin schnelle Genesung und freuen uns darauf dich wieder im Sattel zu sehen.

Ich werde euch auf dem Laufenden halten! Kurz zum Abschluss möchte ich mich an dieser Stelle nochmals bei der tollen Organisation des Rennens, dem Rettungsteam und meinen Freunden von Ghost bedanken, die mir in JBC sehr geholfen haben, gut versorgt zu werden. Weiter natürlich auch meinem Bruder und meiner Freundin für ihre Unterstützung und aufbauenden Worte vor Ort. Ride on!

Danke für das Interview!

  1. benutzerbild

    svennox

    dabei seit 02/2010

    Glück gehört wohl zum biken dazu! smilie

    GUTE BESSERUNG !

  2. benutzerbild

    Diddo

    dabei seit 02/2011

    Gute Besserung!

  3. benutzerbild

    Manson-007

    dabei seit 03/2013

    sehr männliche aktion, gute besserung!!!
    Bitte männlich nicht gleich mit dämlich gleich setzen !
  4. benutzerbild

    Norganic

    dabei seit 02/2008

    .... und wieder ein Nackenschutz der ein Leben gerettet hat. Gute Besserung

  5. benutzerbild

    Martll

    dabei seit 09/2010

    Bitte männlich nicht gleich mit dämlich gleich setzen !

    Das einzige was Dämlich ist war dein Kommentar

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