Es ist Mittwoch der 05. Oktober 2011 gegen 24 Uhr – der Motor meines T4 Busses schnurrt und neben uns fliegen die Berge vorbei. Auf dem Beifahrersitz neben mir vertreibt sich Fotograf Christoph Bayer die Zeit mit einem aktuellen Snowboard-Film der Extraklasse. Die Straße über den San Bernardino Pass führt uns in Richtung Süden. Unser Ziel, das größte MTB-Festival der Welt – das Roc d´Azur im französischen Fréjus. In der Dunkelheit geht es über menschenleere Autobahnen entlang an der italienischen Riviera durch Ligurien. Knapp eine Dreiviertelstunde nach dem wir die französische Grenze passiert haben erreichen wir das wunderschön gelegene Fréjus. Während über dem Meer die Sonne aufgeht und den Horizont in ein knalliges Orange taucht, fahren wir die Küstenstraßen auf und ab auf der Suche nach dem Festival-Gelände. Kurz bevor die Sonne endgültig die letzten Reste Dunkelheit vertrieben hat, erreichen wir unser Ziel. Kurzerhand werden die Testbikes, welche für Fotozwecke an Bord haben, ausgeladen, um mit ihnen in der Dämmerung die Gegend zu erkunden. Es geht über die Promenade entlang an der azurblauen Küste hin zum Festival Gelände, das uns mit seiner Größe doch sehr überrascht. Neben einer großen Expo-Fläche finden wir auch eine riesige Dirt-Jump-Line, einen Slopestyle-Track, einen Pumptrack und diverse andere Skate- und Street-Parks vor. Trotz des fehlenden Schlafes steigt unsere Vorfreude und drängt die Müdigkeit in den Hintergrund.

Nach einer kurzen Foto-Session am Meer lässt sich zunehmend Leben auf dem Festival-Gelände erblicken. Gegen 08:00 Uhr öffnen die Sicherheitsleute die Tore und wir dürfen eintreten. Unser Weg führt uns geradeaus zum Pressebüro, wo wir auf unsere Akkreditierung und auf Frühstück für die Pressevertreter hoffen, doch Fehlanzeige – wir bekommen weder das Eine noch das Andere. Nach mehrmaligen Pendeln zwischen Messebüro und Pressebüro treffen wir dann doch endlich auf unsere Ansprechpartnerin. Nachdem alle Formalitäten geklärt sind, machen wir uns auf den Weg zum ersten Wettkampf – dem Enduro Roc. Unseren anfänglichen Plan, am Rennen selbst teilzunehmen, verwerfen wir aus zeitlichen Gründen. Der Start des Enduro-Rennes findet im Landesinneren statt. Über drei Berge und sechs Wertungsprüfungen geht es in Richtung Meer, wo die Fahrer am Strand ins Ziel einfahren werden. Unser Plan ist, das Auto im Ziel zu parken, die letzte Wertungsprüfung hinauf zu radeln, um an der Strecke Bilder zu schießen und dann mit dem Feld zum Ziel hinab zu fahren. Im Großen und Ganzen gelingt uns dies auch, doch leider ist von den Teilnehmern weit und breit nichts zu sehen. Nach einer knappen Stunde vergeblichen Wartens beschließen wir die Foto-Location zu wechseln, doch auch die Neue bringt uns keine Motive vor die Kamera. Nach einer weiteren Stunde vernehmen wir dann endlich die ersten Geräusche. Dann, endlich, schießt der erste Fahrer durch das Dickicht über den Trail, es ist kein geringer als Rémy Absalon. Das erste Bild ist im Kasten, wir warten noch zehn weitere Fahrer ab und machen uns auf den Weg ins Ziel. Wir schießen noch einige Fotos von den Zieleinfahrten erschöpfter Rennfahrer und machen uns wieder auf zum Festival-Gelände.

Das Festival-Gelände teilt sich in die Bereiche Expo, Teams, Shows und Events auf. Auf der Expo sind erstaunlich viele Aussteller vertreten, in einem riesigen Zelt gibt es sogar einen Innenbereich, der vom Aufbau an die Eurobike erinnert. Auch viele deutsche Firmen sind vertreten und zeigen was sie im kommenden Jahr zu bieten haben. Bei Schwalbe treffen wir auf Steffi Marth, der noch die Strapazen des Enduro-Rennes in den Beinen stecken. Trotz der Erschöpfung schwärmt sie uns vom Rennen vor und berichtet über tolle Trails und einen gelungenen Wettkampf. Sie deutet an, in Zukunft vielleicht öfter bei Enduro-Rennen an den Start zu gehen. Ein gewisses Talent für diese Disziplin kann man ihr nicht absprechen, denn am nächsten Tag wird sie erfahren, dass sie Zweite geworden ist. Da sie jedoch aufgrund ihrer späten und somit gescheiterten Anmeldung mit der Startnummer einer Freundin gestartet ist, wird sie ebenfalls von ihrer Disqualifikation erfahren. Für uns geht es noch einmal Richtung Meer. Wir wollen den Sonnenuntergang nutzen und einige schöne Bilder mit unseren Testbikes schießen. Doch dies bleibt uns vergönnt, denn schon auf dem Parkplatz endet unsere Aktion. Mit einem lauten Knall beim Rangieren des Busses verabschiedet sich das Lenkgestänge. Ein Autoschaden in Südfrankreich, schlimmer kann es wohl kaum noch kommen – in dieser Hinsicht müssen jedoch wir uns am nächsten Tag eines Besseren belehren lassen. Über den ADAC rufen wir einen Abschleppwagen und machen uns daran, unser Hab und Gut aus dem Auto auszuräumen. Nachdem das Auto abgeschleppt ist, machen wir uns vollbepackt auf den Weg in Richtung Hotel, welches uns von der Festival-Organisation kurzfristig gebucht wurde. Mitten in der Nacht, erschöpft und mit 35 schlaflosen Stunden fallen wir endlich in die Betten.

Der Morgen beginnt nicht gut, die Hotelleitung weist uns darauf hin, dass unser Zimmer für die nächste Nacht bereits verbucht ist und wir uns eine andere Unterkunft suchen müssen. Vollbepackt geht es wieder zum Festival, doch auch hier ist die Lage keinesfalls besser. Wir sehen, wie massenhaft Polizisten und Sicherheitskräfte auf das Gelände stürmen. Besuchermengen stehen vor den Toren, bei genauerem Hinsehen fällt uns auf, dass es sich jedoch nicht nur um Besucher, sondern auch um Aussteller handelt. Wir erfahren, dass das Festival kurzerhand geräumt und geschlossen wurde. Der Grund dafür ist der starke Mistral, welcher in der Nacht eingesetzt hatte. Mit enormen Windgeschwindigkeiten pfeift dieser nun über das Festival hinweg. Viele der Ausstellerzelte werden vom Wind einfach fortgerissen. Einige Firmen versuchen hektisch ihre Stände abzubauen, um sie vor weiteren Schäden zu schützen, den einen gelingt dies, andere müssen zusehen, wie der Wind diese Aufgabe übernimmt. Die Veranstaltungsleitung beschließt, das Festival für den restlichen Tag zu schließen. Uns kommt diese Entscheidung sehr gelegen, denn so können wir uns nun um Auto, Hotel und Heimreise kümmern.

Bis zum Ende des heutigen Tages hat sich an der oben beschriebenen Situation nichts geändert. Es bleibt zu hoffen, dass die nächsten Tage besser werden. Es ist ein steiniger Weg, den wir auf unserem Trip gehen müssen – eben ein Roc d´Trip beim Roc d´Azur.

  1. benutzerbild

    berlin-mtbler

    dabei seit 03/2005

    Die Reifen sind aber von Surly.Wahrscheinlich das ModellLarry.

  2. benutzerbild

    berlin-mtbler

    dabei seit 03/2005

    Die Reifen sind aber von Surly.Wahrscheinlich das ModellLarry.

    bzw. BigFatLarry smilie
  3. benutzerbild

    oldyfreerider

    dabei seit 12/2015

    Tolle Bilder und coole Location!
    Der Bericht finde ich eher lau. Trotzdem Danke smilie.

  4. benutzerbild

    cdF600

    dabei seit 04/2006

    Weiß einer was über die Single-Crown-Upside-Down Gabeln die da verbaut sind? Ist das eine Eigenentwicklung?

  5. benutzerbild

    aka

    dabei seit 09/2004

    Weiß einer was über die Single-Crown-Upside-Down Gabeln die da verbaut sind? Ist das eine Eigenentwicklung?
    Sind von German Answer und nennen sich Flame.
    Andere sind schon mit Maverick SC32 gesichtet worden.

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!