Nach einem rechtskräftigen Beschluss des österreichischen Kartellgerichts muss die Specialized Europe B.V. eine Geldstrafe von 378.000 € bezahlen. Nach Ansicht des Gerichts hat das Unternehmen von 2011 bis 2016 Händler in der Preisgestaltung und im Online-Verkauf eingeschränkt. Specialized hat den Sachverhalt vor Gericht nicht bestritten.

Informationen zu dem Fall sind bisher rar. Die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde hat den bereits Mitte Juni gefassten Entschluss des Kartellgerichts vor einigen Tagen in einer knappen Meldung veröffentlicht. Auf Anfrage wurde MTB-News.de mitgeteilt, dass es bis zur detaillierten Veröffentlichung der Vorwürfe gegen Specialized Europe bis zu drei Monate dauern könne. Erst Anfang des Jahres musste die ZEG eine ungleich höhere Strafe von 13,4 Millionen € für ein ähnliches Vergehen in Deutschland zahlen – MTB-News.de berichtete.

Auf Antrag der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat das Kartellgericht am 14.06.2019 folgenden Beschluss gefasst:

Über die Antragsgegnerin Specialized Europe B.V., wird gemäß § 29 Z 1 lit a und lit d KartG 2005 wegen Zuwiderhandlung gegen Art 101 AEUV und § 1 Abs 1 KartG in Form der Preisbindung der zweiten Hand sowie Beschränkung des Verkaufs und Vertriebs von Produkten über das Internet (Beschränkung des passiven Verkaufs) in Bezug auf den Geschäftsbereich „Bikes“ im Zeitraum von Jänner 2011 bis November 2016 eine Geldbuße von EUR 378.000,00 verhängt.

Die Antragsgegnerin stellte den entscheidungserheblichen Sachverhalt außer Streit. Der Beschluss ist rechtskräftig.

Aus der Meldung lässt sich vor allem entnehmen, dass Specialized Europe in den Jahren 2011 bis 2016 Händler verpflichtet hat, Bikes zu festgelegten Preisen zu verkaufen, sowie den Internetverkauf durch Händler eingeschränkt hat. Etwas mehr Anhaltspunkte gibt jedoch ein ähnlicher Fall aus dem Jahr 2015. Damals hat das österreichische Kartellgericht die KTM Fahrrad GmbH wegen Wettbewerbsbeschränkung zu einer Geldstrafe von 112.000 € verurteilt. KTM hatte Händlern, die Räder zu weit unter dem Listenpreis verkauft hatten, mit Sanktionen und sogar einem Lieferstopp gedroht. In mindestens einem Fall wurde dies sogar durchgesetzt und anderen Händlern gegenüber als Negativ-Beispiel genannt. In der Urteilsbegründung setzte sich die damalige Geldstrafe aus der Schwere der Vergehen, der Marktstellung von KTM, dem Umfang des betroffenen räumlichen Marktes sowie dem mit den betroffenen Modellen erwirtschafteten Umsatz zusammen.

Dass Specialized Europe nun eine höhere Strafe auferlegt bekommen hat, muss also nicht unbedingt ein Hinweis auf schwerere Vergehen sein. Zudem hat KTM einmal 30 % und einmal 20 % Strafnachlass für eine gute Kooperation sowie die Reduktion des Verfahrensaufwandes bekommen. Dennoch deutet die hohe Strafe und die knappe Meldung der BWB auf eine sehr ähnliche Sachlage wie im KTM-Fall hin.

Was sagt ihr zur Preisbindung für Händler – habt ihr schon von ähnlichen Fällen gehört?

Infos: Bundeswettbewerbsbehörde Österreich
  1. benutzerbild

    S-H-A

    dabei seit 12/2015

    Mit der Argumentation dürfte in Deutschland kein einziges Volumenfahrzeug aus einer Fabrik rollen. Wir können hier schon richtig viel. Nicht umsonst steht der Maschinenbau mit an der Weltspitze. Da werden wir noch ein paar Rahmen zusammen prutzeln können.

    Es geht ausschließlich um die Maximierung von Geldflüssen. So wurden wir erzogen und so handeln wir, zumindest ein Großteil, auch. Der Kunde hat diesen Verdrängungswettbewerb selbst herbei geführt. Erst hat er sich nicht dafür interessiert hat, wo seine Sachen her kommen und später war er nur noch darauf aus war, möglichst wenig zu bezahlen.

    Carbon! Die Betriebe kannst du an einer Hand abzählen.
  2. benutzerbild

    speedy_j

    dabei seit 04/2004

    Deswegen findet die BMW i3 Carbonteileproduktion in Deutschland und die Mattenherstellung in den USA statt. Wir können es also nicht und haben kein Know-How?
    Es ist eine reine Kostenkomponente, da viel Handarbeit, je nach Prozess. Und eine Kundschaft, welche nicht bereit ist, den wirklichen Preis dafür zu zahlen. Geht einher mit Umweltzerstörung, welche für uns nicht sichtbar ist. Schau mal, wie viel Ausschuss in Asien anfällt. Gibt ja diverse Bilder dazu, die hoffentlich nicht alle gefakt sind.

    Carbon! Die Betriebe kannst du an einer Hand abzählen.

    Das wurde oben, im übrigen, nicht ausdrücklich erwähnt. Es ging um Rahmen, egal welcher Materialzusammensetzung. Bitte nicht immer die eigenen Gedanken anderen als hellseherische Fähigkeit unterstellen. Die darauf folgende Carbondebatte war ein Beispiel.
  3. benutzerbild

    sworks2013

    dabei seit 01/2013

    Billig in Asien sind nur die reinen Produktionskosten wie Manpower und null Kosten zur Verminderung von Umweltschäden.
    Materialkosten wird zweitrangig sein.
    Wieso verlegen all die grossen Unternehmen Produktionen dorthin. Es ist ganz einfach dreck billig und es finden keinerlei Umweltkontrollen statt.

    Denk ich, ja. Giant stellt nur mehr "günstige" Rahmen her als TopNotch. Deswegen nimmt man sie vielleicht nicht so als High-End wahrsmilie
    Lässt Specialized nicht bei Giant produzieren?
  4. benutzerbild

    S-H-A

    dabei seit 12/2015

    Billig in Asien sind nur die reinen Produktionskosten wie Manpower und null Kosten zur Verminderung von Umweltschäden.
    Materialkosten wird zweitrangig sein.
    Wieso verlegen all die grossen Unternehmen Produktionen dorthin. Es ist ganz einfach dreck billig und es finden keinerlei Umweltkontrollen statt.

    Lässt Specialized nicht bei Giant produzieren?

    Gut möglich. Giant hat doch das größte Werk in Taiwan wenn ich nichts verdrehe.
  5. benutzerbild

    fiftyfathoms

    dabei seit 09/2018

    Nix Giant. Speci wird in der Regel von Merida in Taiwan gefertigt. Allerdings habe ich schon Speci Carbonrahmen mit Made in Vietnam gesehen. Also muß von dort auch was kommen. Diese Klitsche kennt aber kein Mensch

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