Das neue Topmodell hört auf den Namen SRAM Guide Ultimate und platziert sich im hochpreisigen Bereich des einstigen Vorgängers XO Trail. Wir durften im neuseeländischen Rotorua erste Erfahrungen mit der neuen Bremse sammeln.

SRAM Guide Ultimate – kurz und bündig
- Hydraulische Scheibenbremse für den Einsatz von Trail bis Enduro
- leichter und standfester als bisherige Guide-Modelle
- „S4“ Bremssattel (4-Kolben)
- Carbon-Bremshebel
- werkzeuglose Bremshebel- und Druckpunkteinstellung
- neue Entlüftungstechnologie
- mit neuer zweiteiliger Centerline-Bremsscheibe
- 360 Gramm Systemgewicht
- Preis: ab 301 Euro

Die neue Guide Ultimate in 10 Punkten
1. Erhöhte Standfestigkeit dank besserem Wärmemanagement
- bessere Wärmeabfuhr durch erhöhte Luftdurchflussmenge (größere Bremssattelöffnung)
- herabgesetzte Wärmeleitfähigkeit zwischen Bremsbelag und Bremssattel dank „Heat Shield“
- hohlgebohrter Bremskolben verringert Fläche zwischen Bremsbelag und Bremssattel (reduzierte Wärmeübertragung)
- Bremskolben mit Wärmedämmung
2. Bessere Dosierbarkeit dank neuer Kolben und Dichtungen
- neu konstruierte Kolben – aus Aluminium geschmiedet und mit Molybdändisulfid (MoS2)beschichtete Oberfläche
- bessere Gleitfähigkeit der Alu-Kolben dank neuer Oberflächenbeschaffenheit (feine Riffelung)
3. Schleif- und Geräuschfrei dank verbesserter Kolbenrückholung
- neue Oberflächenbehandlung an Kolben lässt Rückholmanschette besser greifen
- feine Rifflung in Kolbenoberfläche soll konstante Schmierung gewährleisten
4. Geringeres Systemgewicht
- Bremsgriff mit Carbon-Hebel und Titanium-Schrauben
- leichtere, zweiteilige Centerline-Scheibe mit Titanium-Schrauben
5. Einfacheres Entlüften dank „Bleeding Edge“ Technologie
- neue Kanalführung im Bremssattel
- Entlüftungsstutzen am tiefsten Punkt positioniert
- einfache Montage des Entlüftungs-Tools dank Schnellkupplung
- kein Nachsickern dank Rückschlagventil


Im Detail – so funktioniert die neue Bremse
„S4“ Bremssattel – die Updates
Entgegen dem Bremsgriff, welcher vom aktuellen Guide RSC Modell eins zu eins übernommen und mit Titanschrauben aufgewertet wurde, setzt SRAM an der Guide Ultimate auf einen komplett neu entwickelten Bremssattel. Wie bei den bestehenden Guide-Modellen sind das Herzstück vier im Durchmesser paarweise unterschiedliche Bremskolben (14 und 16 mm). Neu ist hingegen die Dichtungs- und Rückholtechnik der Kolben – sie soll für eine besonders konstante Bremsleistung sowie einen noch konstanteren Druckpunkt sorgen.
Herzstück dieser Technik sind neben neuen Dichtungen und einer optimierten Rückholmanschette die Bremskolben selbst. Anders als bei der Guide setzt SRAM nicht mehr auf Kunststoff-Kolben, sondern auf Aluminium-Kolben mit geriffelter und anschließend beschichteter Oberfläche. Die besonders aufwendige Oberflächenbehandlung mit Molybdändisulfid (MoS2) soll zum einen die Schmierung der vier Kolben begünstigen, aber auch die Arbeit der Rückholmanschette erleichtern.
Auch der Bremsflüssigkeitskreislauf im Inneren des Bremssattels wurde überarbeitet. Die Bremsflüssigkeit tritt vom höchsten Punkt des Sattels in dessen Kanäle ein, von wo aus sich der Druck auf die Kolben aufbaut. Von den Kolben aus gehen zwei weitere Kanäle an den tiefsten Punkt des Bremssattels, wo sich neuerdings ein Rückschlagventil befindet, vor dem wiederum eine Schnellkupplung positioniert wurde. Von hier aus wird das System beim Befüll- und Entlüftungsvorgang blasenfrei mit Bremsflüssigkeit befüllt.




Wärmeabfuhr
Um die Standfestigkeit der neuen Guide Ultimate zu verbessern, kommen gleich drei Neuerungen zum Einsatz: Einerseits wurde die Durchgangsaussparung, durch welche die Bremsbeläge eingesetzt werden, um 2 mm verbreitert und über die gesamte Länge der Belagträgerplatten ausgedehnt. Das Ergebnis sei eine effektivere Luftzirkulation im Bremssattel selbst.
Des Weiteren wurden die Bremskolben, wie oben bereits angeschnitten, mit hohl gebohrten Kunststoffdämmungen bestückt. Es liegt also nicht der Alu-Bremskolben selbst an der Trägerplatte des Bremsbelags an, sondern das isolierende Innenleben des Kolbens.
Zu guter Letzt kommt der sogenannte „Heat Shield“ ins Spiel. Dabei handelt es sich um das wohl mit Abstand simpelste Bauteil der Bremse, welches laut SRAM aber einen erheblichen Nutzen leisten würde. Der „Heat Shield“ ist nichts anders, als eine Hufeisen förmige Edelstahl-Platte die im vorderen Bereich der Bremsbelagsträgerplatte (in Rotationsrichtung) sitzt. Das Edelstahl-Plättchen dient als Wärmeschild und soll die Wärmeübertragung von Bremsbelag auf Bremssattel senken. Dieses feine Bauteil habe eine so große Wirking, dass die Temperatur der Bremsflüssigkeit bei extremer Belastung ganze 20°C geringer sei, als ohne besagtes Bauteil.
Nach Angaben des Herstellers würde die Bremsflüssigkeit der Guide Ultimate so auf lediglich 194° Maximaltemperatur kommen, was gerade einmal 1° mehr sei, als bei einer Shimano XT Bremse mit ICE-Tech Bremsbelägen und ICE-Tech Bremsscheiben. Im Flüssigkeitskreislauf der Guide RSC erreicht die Bremsflüssigkeit im Vergleich eine Maximaltemperatur von 220°, so SRAM.


Bremshebel
Wie schon am aktuellen Guide Modell bleibt SRAM der Philosophie mit Ausgleichsbehälter treu. Der Ausgleichsbehälter ist komplett neu und soll durch das neu entwickelte Innenleben kaum Luft ziehen und wenn, diese hinter eine Membran weitergeben, dass sie keinen Einfluss auf den Bremsvorgang haben könne. Ebenfalls wie an der Guide ist das verringerte „Deadband“ – so bezeichnet SRAM den Leerweg zwischen dem Ziehen des Hebels und dem Beginn des Bremsvorgangs. Neu sind lediglich der leichtere Carbon-Bremshebel sowie die Nutzung von Titan-Schrauben.
Centerline X Bremsscheiben
Um die Guide Ultimate abzurunden spendiert ihr SRAM brandneue Bremsscheiben. Dabei handelt es sich um zweiteilige, jedoch nicht schwimmend gelagerte Scheiben. Der Alu-Stern im Zentrum der Scheibe dient lediglich als Gewichtsersparnis und soll zudem eine bessere Wärmeabfuhr generieren.
Gegenüber einer normalen Centerline Bremsscheibe spart das zweiteilige X-Modell ca. 20 Gramm Gewicht ein (bei 180 mm Scheiben). Um jedem individuellen Einsatzzweck gerecht zu werden, sollen die Centerline X Scheiben sowohl mit 6-Loch- wie auch mit Centerlock-Aufnahme erhältlich sein. Die Größenabstufung erfolgt von 140 mm über 160 mm bis maximal 180 mm Scheibendurchmesser.
Neues Entlüftungssystem „Bleeding Edge“
Die wohl relevanteste und zugleich interessanteste Neuerscheinung aus dem Hause SRAM ist zweifelsohne ein neues Entlüftungssystem namens „Bleeding Edge„. Auch wenn das System vorerst nur zur Nutzung an Guide Ultimate Bremsen vorgesehen ist, so zeigt es dennoch eine klare Richtung, wo die Service-Tauglichkeit zukünftiger SRAM Bremsen hinführen wird.
Bleeding Edge ist eine Steckkupplung, die das Ab- und Ansetzung des Entlüftungskit zum einen schneller, aber auch problemloser gestalten soll. Am tiefsten Punkt des Bremssattels sitzt ein Rückschlagventil, dem besagte Steckkupplung vorgesetzt ist. Im Sattel selbst führen von dort aus lediglich zwei kleine Kanäle in die Druckreservoire hinter den Kolben und anschließend weiter über die Einlässe hin zum Kabel.
Gegenstück zur Steckkupplung im Bremssattel ist ein Nippel, der auf den Schlauch des Entlüftungskits gesetzt wird. Die Funktion ergibt eine Schnellkupplung. Drückt man den Nippel in die Kupplung des Bremssattels, so öffnet dieser das Ventil und gibt den Weg zum Hydraulik-Kreislauf frei. Nun zieht man mit der Spritze am Lenker einfach die Bremsflüssigkeit nach, bis keine Luftbläschen mehr kommen (vorsichtig ziehen, nicht drücken!). Sobald die Prozedur abgeschlossen ist, zieht man den Nippel einfach wieder aus der Kupplung, wodurch sich das Rückschlagventil sofort schließt. Einfacher ist ein Entlüftungsprozess derzeit nicht zu bekommen. Gute Arbeit SRAM!
Ein erster Test-Eindruck der neuen Guide Ultimate
Wo und wie wurde getestet?
Im Rahmen des Crankworx Festivals im neuseeländischen Mountainbike-Trail-Mekka Rotorua präsentierte der US-amerikanische Komponentenhersteller SRAM passenderweise seine neuste Trail-Scheibenbremse Guide Ultimate. Die in Rotorua vorzufindenden, meist von oder für Biker errichteten Trails entsprechen zwar zu 100% dem Einsatzgebiet der neuen Guide Ultimate, bieten jedoch denkbar schlechte Voraussetzungen für einen Scheibenbremsentest. Die überaus flowigen Trails, welche wir im Rahmen der eintägigen Präsentation unter die Stollen nehmen konnten, waren allesamt entweder nur mit kurzen oder aber so flowigen Abfahrten gespickt, dass eine Aussage über die Standfestigkeit der Bremse bei Dauerbelastung nicht zu treffen war.
Dennoch möchte ich euch meine Eindrücke nicht vorenthalten, die ich mit der Guide Ultimate auf einem Devinci Troy sammeln konnte. Um eines vorwegzunehmen: Bike und fahrfertig bestückter Fahrer brachten alles in allem 94 kg auf die Waage – für eine MTB-Bremse sollte dieses Gewicht keine Herausforderung darstellen.

Auf den Trails von Rotorua
Wer SRAMs Guide RSC Bremse kennt, der weiß, wie einfach sich die Bremse an die persönlichen Dinge wie Fingerlänge und Druckpunktvorliebe einstellen lässt. Bei der Guide Ultimate ist das nicht anders. Alles in allem ist die Haptik des Bremsgriffs unverändert übernommen worden, lediglich der Carbon-Hebel liegt noch etwas besser in der Hand, was mich als kategorischen Handschuhverweigerer besonders freut.
Es schleift nichts, es rattert nichts, es quietscht nichts – auf den ersten Meter in Richtung Trail macht die neue Guide Ultimate einen unauffälligen Eindruck. Erste scharfe Bremsmanöver auf Asphalt absolviert die Bremse bestens. Sie packt bissig zu wenn es nötig ist, lässt sich bis zu diesem Punkt jedoch fein dosieren. Eine äußerst wichtige Eigenschaft, wie sich im späteren Verlauf auf einem nass-rutschigen Lehmboden-Trail in Rotoruas Redwoods herausstellte. Beißt eine Bremse unerwartet stark, so ist ein blitzartiger Traktionsabriss unweigerlich die Folge. SRAMs neue Trail-Bremse zeigt sich in brenzligen Situationen jedoch sehr vorhersehbar – jederzeit hat man die hohe Bremskraft voll unter Kontrolle. Ob beherzt zugepackt oder fein dosiert, die Bremse reagiert, wie der Fahrer es wünscht.
Wie bereits erwähnt war es aufgrund der Trail-Beschaffenheit sowie der Gelände-Topografie nicht möglich ein aussagekräftiges Urteil über die Standfestigkeit der Bremse zu fällen. Ich hoffe, dass wir das in nächster Zeit nachreichen können.

Fazit zur SRAM Guide Ultimate
Wie von der aktuellen Guide RSC bereits gewöhnt, ist auch die Dosierbarkeit der SRAM Guide Ultimate erstklassig. In Anbetracht der, so der subjektive Eindruck, verbesserten Bremskraft, ist die feinfühlige Dosierung umso beeindruckender. Auch die Haptik des Bremshebels kann überzeugen und so wird dieser ergonomisch angenehm vom Zeigefinger umschlossen. Auch lässt die Bremse in Sachen Geräuschentfaltung keinerlei Beanstandungen zu, zumindest nicht unter trockenen Bedingungen. Den alles entscheidenden Faktor, nämlich die Standfestigkeit der Bremsanlage, konnten wir auf den flowigen Trails in Rotorua leider nicht herausfinden.
Pro
- ausgezeichnete Dosierbarkeit
- sehr ergonomischer Bremshebel
- Gewicht
Contra
- hoher Preis
Weitere Detailbilder








Technische Details
Hersteller | SRAM |
---|---|
Modell | Guide Ultimate |
Modelljahr | 2015 |
Produktklasse | Scheibenbremse |
Einsatzbereich | Trail, All Mountain, Enduro |
Bremsgriff | Aluminium-Gehäuse mit Ausgleichsbehälter |
Bremshebel | Carbon |
Bremssattel | Aluminium-Sattel mit 4 Aluminium-Kolben |
Bremsflüssigkeit | DOT |
Bremsbeläge | organisch, sintermetallisch |
Bremsscheibe | zweiteilig, Stahl Bremsfläche und Aluminium Stern |
Systemgewicht - Vorderradbemse (inkl. Schrauben, Scheibe usw.) | 360 Gr. |
Preis - Bremse | 301 Euro |
Preis - Scheibe | 81 Euro (180 mm) |
Preise
Hersteller | Modell | Ausführung | Preis |
---|---|---|---|
SRAM | Guide Ultimate, Black Ano | Vorderrad, 950 mm Kabellänge | 301 Euro |
SRAM | Guide Ultimate, Black Ano | Hinterrad, 1.800 mm Kabellänge | 301 Euro |
SRAM | Guide Ultimate, Artic Grey | Vorderrad, 950 mm Kabellänge | 301 Euro |
SRAM | Guide Ultimate, Artic Grey | Hinterrad, 1.800 mm Kabellänge | 301 Euro |
SRAM | Centerline Bremsscheibe (inkl. Titan-Schrauben) | 140 mm, schwarz | 75 Euro |
SRAM | Centerline Bremsscheibe (inkl. Titan-Schrauben) | 160 mm, schwarz | 75 Euro |
SRAM | Centerline Bremsscheibe (inkl. Titan-Schrauben) | 180 mm, schwarz | 81 Euro |
SRAM | SRAM Bleed Fittin Tool | für Guide Ultimate | 18 Euro |
Preisvergleich SRAM Guide Ultimate
- Text und Redaktion: Maxi Dickerhoff
- Testfahrer: Maxi Dickerhoff
- Bilder: Adrian Marcoux (SRAM), Maxi Dickerhoff
- MTB-News.de
134 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumAuf den Bilder sieht es ja so aus als säße die Entlüftungsschraube innen, also zugewand den Speichen, wenn das so ist, warum? Damit man auch ja das Laufrad beim "cleanen" Entlüften ausbaut und auch garantiert nichts auf der Scheibe landet?
Und hat diese wundersame Ventilentlüftungsschraube auch einen Gummipfropfen für den Alltagsbetrieb oder läuft man Gefahr sich Dreck mit ins System zu drücken wenn man Ventilentlüftungsschraube zuvor nicht penibel reinigt und die Spritze ansetzt? Oder ist es wie vorher und muss erstmal eine Madenschraube rausschrauben bevor das Ventil freiliegt?
Hat da schon jemand Erfahrung gesammelt?
Gibt's schon was Neues vom Doppeltest? Oder konnte jemand schon den direkten Vergleich zwischen Ultimate und RSC erfahren?
Mich würde auch brennend interessieren ob ich die ultimate nehmen soll oder doch die wesentlich günstigere rsc, mit dem noch "alten" (nicht s4) Sattel.
Den Test gibt's hier: http://www.mtb-news.de/news/2016/08...rce=forum&utm_medium=teaser&utm_campaign=news
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