Das Swiss Epic 2018 ist Geschichte. Matthias Stirnemann und Andri Frischknecht sowie Catharine Pendrel und Haley Smith konnten sich den Sieg beim prestigeträchtigen Etappenrennen in der Schweiz sichern. Auf dem letzten Teilstück waren Christopher Blevins und Keegan Swenson vom Team USA die Schnellsten, während bei den Damen die Gesamtsiegerinnen auch die Tagesbesten waren.
Alles war bereit für das Grande Finale in Zermatt. Heut Morgen lagen einige dicke Wolken über dem Race Village und die Sicht auf das Matterhorn war vorerst noch bedeckt, was der Vorfreude der Fahrer, Fans und dem Staff auf die letzte der fünf Etappen allerdings keineswegs trübte. Erfahrene Teilnehmer wussten sehr wohl, dass sie keineswegs nachlassen durften, bis sie die Ziellinie überqueren würden. So war neben der guten Stimmung auch der Fokus auf die letzte bevorstehende Herausforderung zu spüren.
Zu dieser Kategorie gehörten definitiv die Gesamtführenden bei den Männern vom Team Scott-SRAM mit Matthias Stirnemann und Andri Frischknecht. Beide bestritten das Absa Cape Epic 2017 mit anderen Teampartnern, bei dem Stirnemann zusammen mit Nino Schurter die Gesamwertung für sich entscheiden konnte und Frischknecht zwei Etappensiege gemeinsam mit dem holländischen Meister Michiel van Der Heijden gewinnen konnte.Das Team USA Red konnte die Motivation vor der letzten Etappe aufrecht erhalten und holte sich den Etappensieg. „Es ist ein super Gefühl, die letzte Etappe zu gewinnen. Wir sind super happy!“, meinte Keegan Swenson.
Nachdem sich die Wolken verzogen haben, war in der Kategorie der Frauen ein erneuter Sieg des imposanten Duos Pendrel/Smith zu sehen, die den dritten Etappensieg in dieser Woche feierten. „Wir erwischten einen tollen Tag und konnten das Matterhorn sehen, was uns zusätzlichen Schub verliehen hat!“, so Pendrel, zweimalige Weltmeisterin und Medaillengewinnerin bei den Olympischen Spielen.
Scott-SRAM konnte die 5. Etappe des Perskindol Swiss Epic 2018 mit einem beruhigenden Vorsprung von über 15 Minuten auf Blevins und Swenson vom Team USA Red in Angriff nehmen. Bei den Frauen hatte das Team Canada mit Catharine Pendrel und Haley Smith ein noch komfortableres Polster – sie nahmen 24 Minuten Vorsprung vor Keller und Stirnemann von Thömus RN mit. Die beiden Führenden wollten bei der letzten Etappe mit einigen technischen Abfahrten kein Risiko eingehen, was die Tür für einen möglichen Etappensieg für andere Teams weit aufstieß.
Der heutige Kurs rund um Zermatt beinhaltete einige spektakuläre landschaftliche Highlights, sogar für den Schweizer-Standard. Auf der Fluhalp 2606m ü. M. konnten die Fahrer das Postkartenpanorama und die rundum Aussicht auf die 38 Viertausender rund um Zermatt geniessen. Die anschliessenden Abfahrten durch den Jojo- und den Moostrail verlangte sowohl von den Profis als auch den Amateurfahrern eine hohe Konzentration, damit sie ohne weiteren Schaden gebührend im Ziel empfangen werden konnten und heute Abend die legendäre Finisherparty in Zermatt feiern können.
Die Spitze des Feldes begann das Rennen fulminant und schlug gleich ein hohes Tempo an. Eine Gruppe von sieben Teams setzte sich bald ab und blieb bis Täsch zusammen, doch die impulsive Paceerhöhung von Christopher Blevins und Keegan Swenson vom Team USA Red führte schnell zu größeren Abständen. Als sie die Servicestation auf der Fluhalp passierten, führten sie mit 45 Sekunden Vorsprung vor Scott-SRAM und das Team BiXS lag eine Minute und 50 Sekunden zurück. „Keegan hat ein hohes Tempo angeschlagen, schnell genug um eine Lücke aufzureißen, aber nicht zu schnell, sodass wir eingebrochen wären“, sagte Blevins, aktueller Silbermedaillengewinner an den U23 World Championships.
Nach dem Uphill folgte eine „Alles-oder-Nichts-Abfahrt“. Scott-SRAM und Team BiXS jagten dem Team USA Red nach, mit dem zweiten Etappensieg vor Augen. Für Looser und Stauffer ging es um mehr, denn ihr zweiter Platz im Gesamtklassement war aufgrund der Performance von Swenson und Blevins stark in Gefahr. „Wir gingen All-in um den zweiten Platz im Gesamtklassement zu verteidigen, hätten wir einen Platten erlitten, wären wir zwar Dritter geworden, doch wenn wir nicht alles in die Waagschale geworfen hätten, hätte es auch nicht gereicht um den zweiten Platz zu verteidigen“, meinte Looser, aktueller Schweizer Mountainbike-Marathon Champion.
Trotz den nicht nachlassenden Scott-SRAM-Jungs und dem Team BiXS konnten Swenson und Blevins ihren Vorsprung bis zur Abfahrt halten und sich auf der Zielgeraden ausgiebig feiern lassen. Eineinhalb Minuten später folgte Scott-SRAM und sie wussten, dass ihnen der Gesamtsieg niemand mehr streitig machen konnte. Im Ziel angekommen, warteten bereits zwei Legenden des Sports auf sie – Gary Fisher und Thomas Frischknecht (Medaillengewinner an den Olympischen Spielen, mehrfacher Weltmeister und Co-Gründer des Perskindol Swiss Epic). „Wir sind wunschlos glücklich mit dem Gesamtsieg und es war einen nette Überraschung, meinen Vater an der Ziellinie zu sehen“, sagte Andri Frischknecht.
In der Kategorie der Frauen konnte niemand mehr Team Canada aufhalten. Beim großen Anstieg fuhren Pendrel und Smith eine Lücke raus. „Wir gingen es heute langsam an, aber konnten dennoch relativ früh einen Vorsprung auf Ghost Factory Racing herausfahren“, so Pendrel und erinnerte möglicherweise an die Müdigkeit der Rivalinnen nach der langen Rennwoche.
Nachdem Stirnemann heute Probleme bekundete, sahen Anne Terpstra und Barbara Benko von Ghost Factory Racing ihre Chance, den zweiten Platz im Gesamtklassement noch zu holen. „Anne fühlte sich heute besser und wir konnten beim Anstieg ein hohes Tempo anschlagen und die Kanadierinnen einholen. Plötzlich realisierten wir, dass Thömus RN Probleme hatte und sich die Möglichkeit auf den zweiten Platz auftut“, so Benko, ihrerseits ungarische Meisterin.
Catharine Pendrel und Haley Smith demonstrierten heute nochmals ihre Stärke und überquerten die Ziellinie sechs Minuten vor Terpstra und Benko. Daneben konnten sich Alice Pirard und Cornelia Hug vom Team BikeFreak-Magazine Merida-Scott den ersten Podestplatz dieser Woche sichern – Thömus RN verlor über 21 Minuten. „Ich hatte Magenprobleme während dem Rennen und ich war nicht sicher, ob ich es ins Ziel schaffe“, sagte die mehrfache XCE-Weltmeisterin. Trotz des schlechten Tages konnten sie den dritten Platz im Gesamtklassement noch retten.
In den weiteren Kategorien durften die Zuschauer Schweizer-Festspiele erleben. Florence Darbellay und Jérémy Huguenin sicherten sich den Tages- und Gesamtsieg in der Mixed-Kategorie. Bei den Masters holten die Dänen von Cykelmagasinet mit Kaare Aagaard und Thomas Nørgaard vor Dani Schnider und Oliver Imfeld von Dani Schnider Radsport den Tagessieg, doch der Gesamtsieg ging an die beiden Eidgenossen. Für Bärti Bucher and Hansjürg Gerber von BiXS / Bikeholiday.ch war es in der Kategorie Grandmasters eine perfekte Woche – sie dominierten auch heute, holten jeden Tagessieg und folglich auch die Gesamtwertung.
Für alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Perskindol Swiss Epic 2018 war es eine rundum unvergessliche Woche in den Schweizer Alpen. Nach dem durchqueren des märchenhaften Wallis mit seinen wundervollen Dörfern und mächtigen Alpen, den starken Leistungen der Fahrer bei den zahlreichen Aufstiegen, welche wiederum belohnt wurden mit den einzigartigen Singletrails und der heroischen Ankunft in Zermatt. Eines ist sicher – an der heutigen Finisherparty am Fusse des Matterhorns wird zurecht ausgiebig gefeiert.
Alle Fotos der Etappe findet ihr im Slider!
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