Teravail Kessel – Infos und Preise
Genug um den heißen Brei geredet: Das Kessel-Profil erinnert stark an den Minion DHF. Der Maxxis-Reifen war ursprünglich als Vorderreifen für den Downhill-Einsatz gedacht, wird nun aber für das gesamte Spektrum an Einsatzbereichen verwendet. Teravail sieht den eigenen Reifen als ideal geeignet für den aggressiven Trail-Einsatz, den All Mountain- und Enduro-Sektor. Dafür gibt es den Reifen als 29″- oder 27,5″-Version. Bei der Reifenbreite beschränkt man sich auf 2,5″ für den kleineren Laufrad-Durchmesser, 29″-Piloten können sich hingegen zwischen dem 2,4″- oder dem 2,6″-Modell entscheiden.
Zwei verschiedene Karkassen und eine Gummimischung werden angeboten: Durable und Ultra Durable – der Unterschied zwischen den beiden Optionen ist aber nicht gigantisch. Dazu später mehr. Mit 1.140 g in 29″, 2,4″ und mit Durable-Karkasse liegt der Reifen beim Gewicht aktuell recht genau im Durchschnitt, mit saftigen 85-90 € in der UVP ist er aber nicht gerade erschwinglich. Ob die Grip-Gummimischung das wettmachen kann?
- Laufradgrößen 27,5″, 29″
- Reifenbreiten: 2,4″, 2,6″ (29″), 2,5″ (27,5″)
- Gummimischung Grip Compound, Nachgemessen: 50 A
- Karkasse Durable, Ultra Durable
- Gewicht: 1.005 g – 1.140 g
- www.teravail.com
Preis: Teravail Kessel Durable 84,99 € (UVP) | Bikemarkt: Teravail Kessel kaufen
Preis: Teravail Kessel Ultra Durable 89,99 € (UVP)

Im Detail
Dank offenem Profil, hohen Stollen und der Dual-Compound-Gummimischung will Teravail mit dem Kessel das Werkzeug für außergewöhnlich viel Grip in losem, technischem Terrain im Portfolio haben. Arbeiten wir auf, was wir über den Teravail Kessel alles herausfinden können. Die kürzeste und einfachste Station ist direkt die Gummimischung. Außer dem Namen „Grip-Compound“ und der Info „Dual-Compound“ kommuniziert der Hersteller nichts über die Gummimischung.
Etwas mehr Informationen gibt es zur Karkasse, bzw. den beiden Karkassen-Optionen. Eine Singleply-Konstruktion mit 60 TPI stellt den Grundaufbau für beide Reifen. Zusätzlich gibt es eine weitere Nylon-Schicht unter der Lauffläche und eine feinere Nylon-Schicht. Der Ultra-Durable-Reifen unterscheidet sich vom Grundaufbau in zweierlei Hinsicht. Neben den Nylon-Schichten wird eine zusätzliche 120 TPI-Schicht unter dem Profil eingezogen, außerdem verwendet Teravail am Reifenwulst eine Apex-Einlage. All das soll helfen, die Seitenwände zu schützen und so ungewollten Luftverlust verhindern.
Wenden wir uns dem Profil zu. Seitenstollen und Mittelstollen sind jeweils aus nur zwei Profil-Reihen aufgebaut, die sich direkt abwechseln. Jeweils eine Profil-Reihe ist mit einer Lamelle parallel zur Fahrtrichtung ausgerüstet, während die anderen Profilelemente zum Übergang zwischen Seiten- und Mittelstollen eine kleine Fase aufweisen. Soviel zu den Gemeinsamkeiten. Beide Mittelstollen sind angewinkelt und in Abrollrichtung mit einer leichten Schräge ausgeführt. Die Reihe mit Lamelle steht etwas weiter auseinander. Zum enger zusammenstehenden Paar wird der größere Abstand zu den Seitenstollen ausgeglichen. Ein L-förmiger Seitenstollen ragt etwas in Richtung Mitte hinein. Seitlich gibt es eine vernünftige Abstützung, die auch bei stärkerer Schräglage nicht zu umknickenden Stollen führen sollte. Insgesamt macht das Profil einen (bewährt) guten Eindruck.


Montiert auf einer Felge mit 30 mm Maulweite misst der Reifen knappe 60 mm, lässt sich sehr einfach aufziehen und hält sofort und problemlos dicht.
Auf dem Trail
Mit den Modellen Honcho (Testbericht folgt) und Kessel machen wir das erste Mal Erfahrungen mit den Reifen von Teravail. Aufgrund des Profils gibt es aber auf jeden Fall einen großen Vertrauensvorschuss. Nach zuletzt eher langsamen Reifen kann der Kessel im Uphill sowohl in der leichten Version am Trail-Bike als auch in der schwereren Ausführung am Enduro-Bike einen guten Eindruck hinterlassen. Flott und kraftsparend geht es auf glatten Böden voran.
Auf Uphill-Singletrails muss man ein wenig auf seine Gewichtsverteilung achten. Der Hinterreifen verliert auf Steinen oder Wurzeln gerne mal die Traktion, vor allem wenn man ihn entlastet, eher auf der Sattelnase sitzt und versucht, Druck auf die Front zu bringen.

Auch in der Abfahrt bestätigt sich dieser Eindruck recht schnell – der Reifen ist im Grenzbereich etwas schwammig unterwegs und führt nicht so zuverlässig wie erwartet. Man rutscht auf Steinen und Wurzeln schneller weg. Eine gewisse Unsicherheit stellt sich bei hohem Tempo ein, die wir nicht abschütteln können. In mehreren Back-to-back-Vergleichen schließen wir Tagesform und Laufräder aus. Woran liegt es, dass der Kessel in diesen Grenzsituationen weniger Vertrauen bietet?
Um diesem Rätsel auf den Grund zu gehen, wurde kurzerhand investiert und ein Shore-Durometer angeschafft. Alle drei Testreifen kommen mit der gleichen Gummimischung und die fällt etwas härter aus. Das Durometer zeigt einen Wert von 50 A, über das komplette Profil.

Ist der Reifen deswegen unfahrbar? Absolut nicht! Profil und Karkasse spielen ja auch noch mit in die Gleichung. Vor allem bei tieferen Böden merkt man, dass der Kessel ordentlich greift, wenn er sich in den Boden graben kann. Härtere Brechsand-Böden stellen den Reifen vor keine große Herausforderung, auf Singletrails kommt man gut zurecht. Schwierig wird es bei trockenen, staubigen Böden oder wenn es auf wurzeligen Trails nass wird. Hier drosselt man das Tempo lieber ein wenig und sucht sich die Linien, auf denen man den Grenzbereich nicht ausreizen muss.
Auch die Karkasse funktioniert. Um den Grip zu maximieren, sind wir mit unseren Drücken etwas nach unten abgewichen – die leichtere Durable-Karkasse verkraftet das im Trail-Einsatz ausgezeichnet. Harte Steinkontakte, Kompressionen und schnelle Anliegerfahrten hat die Karkasse gut weggesteckt. Wird es schneller und härter, haben wir am Hinterrad lieber zur Ultra Durable-Karkasse gegriffen, die mehr Support bietet. Auch hier waren wir beim Druck unter unseren gewöhnlichen Drücken – der schnell rollende Reifen wird bergauf nicht gebremst und auch bergab konnte er einigen härteren Einschlägen gut standhalten.
So eignet sich der Teravail Kessel vor allem für diejenigen, die auf der Suche nach einem zuverlässigen und schnell rollenden Reifen sind. Ausgedehnte Touren im Gelände stehen bei dir an der Tagesordnung? Dann könnte der Kessel sich gut für dich eignen. Du bist auf der Suche nach einem Reifen, der dir selbst bei den größten Fahrfehlern noch den Tag rettet? Aktuell ist der Kessel nicht die ideale Wahl für dich.

Das ist uns aufgefallen
- Gummimischung 50a über das ganze Profil ist – hart. Es verschafft dem Kessel ein gutes Allround-Potenzial, der Reifen funktioniert super auf Vorder- oder Hinterrad und ist auch auf längeren Runden äußerst angenehm. Für den gewöhnlichen Einsatz hat uns auch der Grip zufriedengestellt. Vor allem in Grenzfällen greifen aber andere Reifen noch mehr zu und erweitern das Einsatzspektrum in der Abfahrt noch mal deutlich. Wenn Teravail noch etwas an der Gummimischung weiterentwickelt, könnte der Kessel ein hervorragender Allrounder werden.
- Durable oder Ultra Durable Je nach Einsatzbereich lohnt es sich, den einen oder den anderen Reifen aufzuziehen. Vorteil: Beide Reifen sind vom Gummiaufbau gleich – kein Nachteil beim Rollwiderstand also, wenn man den schwereren Pneu aufziehen will. Dieser eignet sich also auch bestens fürs Hinterrad.


Fazit – Teravail Kessel
Mit dem Teravail Kessel hat der Hersteller einen guten Reifen für tiefere Böden, lange Touren oder Gelände, das Reifen förmlich auffrisst, im Programm. Er rollt schnell ab, verschleißt langsam und ist in zwei sehr guten Karkassen-Optionen verfügbar. Bei Traktion und Seitenhalt hat der Kessel noch etwas Luft nach oben und kann nicht ganz mit der starken Konkurrenz mithalten.

Pro / Contra
Stärken
- rollt schnell
- Gutes Allround-Profil
- geringer Verschleiß
Schwächen
- Gummimischung etwas hart
- Durable-Karkasse hinten für den groben Einsatz etwas zu wenig

Wäre der Reifen etwas für dich?
Testablauf
Der Teravail Kessel wurde uns für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir sind den Reifen im Testzeitraum auf verschiedenen Felgen gefahren, um die Stärken und Schwächen des Pneus herauszufinden. Bei der Maulweite wurden Felgen von 25 bis 30 mm eingesetzt. Sowohl die Durable- als auch die Ultra Durable-Version wurden getestet.
Hier haben wir den Teravail Kessel getestet
- Singletrails BW: Von flach und schnell, bis etwas steiler und langsamer, teils mit Wurzeln und Felsen. Gebaute Trails und naturbelassene Wege
- Singletrails RLP: Etwas steiler, tiefe sandige Böden, Sandstein. Gebaute Trails und naturbelassene Wege
- Freiburg: Borderline, Canadian, Baden to the Bone(r) – schnell, ruppig, knochentrocken.
- Fahrstil
- flüssig
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
- Vorlieben bei der Geometrie
- vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel
31 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumIch weiss es nicht! Ich hab ihn in exo+, das reicht mir nicht. Jetzt hab ich Aggressor DD der rollt nicht so gut. In einem halben jahr kann ich ihn vielleicht fahren.
🥱 schon wieder was was keiner braucht 🤣 als ich den nur sah dachte ich ziemlich exakt das was ihr später genau festgestellt und sehr sachlich beschrieben habt 👍👏
äh..sorry Redaktion. Habt ihr mit Textbausteinen gearbeitet und falsch geklickt? 50SHA ist weit weg von hart. Ich messe meine Reifen auch und 50 ist Meist bei den Aussenstollen. Ein guter Trailreifen ist so um die 55 bis 60 (hinten). Unter 50 ist Downhill... Schön wäre, wenn man in den Geschäften nicht nur Maxxis und Schwalbe findet. Die Meisten "Anderen" kriegt man nur online...
Ja – ein guter Trail-Hinterreifen darf etwas härter sein – für mich wäre der Sweetspot auf der Profil-Mitte so im Bereich 50-55. Die Seitenstollen dürfen gerne etwas weicher sein. Der WTB TrailBoss, über den ich ja schon mehrfach gesagt habe, dass es für mich einer der besten Hinterreifen ist, liegt da gut drin, hat aber auch etwas weichere Seiten- als Mittelstollen.
Dann habe ich aktuell noch eine Auswahl an Kendas, Specialized, WTB und ein paar Exemplare von Maxxis hier, wo ich das Durometer mal drangehalten habe. Alles mit offenerem Profil und größeren Stollen, was sich entweder für den gröberen Einsatz am Hinterrad oder eben das Vorderrad eignet, ist durch die Bank weicher. Der Kessel spielt eher in einer Liga mit den Hinterreifen. "ideal geeignet für den aggressiven Trail-Einsatz, den All Mountain- und Enduro-Sektor" – das sehe ich nicht. Und so kommt das Fazit und die Schlussfolgerung, dass der Reifen im Vergleich zu hart ist zustande. [/Antwort_Baustein_Reifen_Ende]
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