Die erste TrailTrophy und somit auch das erste Enduro-Rennen 2020 auf deutschem Boden nach dem Lockdown fand am vergangenen Sonntag im Harz statt. Ging das bewährte Konzept TrailTrophy trotz Einschränkungen noch auf? Unser Gastautor Dennis hat es für euch getestet und berichtet aus St. Andreasberg. Das Wort hat Dennis:
Relativ kurzfristig entschied ich mich, doch noch bei der Trail Trophy St. Andreasberg an den Start zu gehen. Also wurde Freitag nach der Arbeit hastig der Bulli beladen und die zweistündige Anreise in den Harz bewältigt. Auf dem Parkplatz angekommen, wurde schnell das Camp aufgebaut und es ging ins Bett.
Tag 1: Training
Ausgeschlafen und nach einem schönen Frühstück ging es mit meinen Camp-Nachbarn Katharina und Tim vom Ibis Fidlock Team auf die Strecken. Schnell wurde klar, dass das Team um Thomas Schlecking hier ganze Arbeit geleistet hatte: Wenn ich an St. Andreasberg denke, kommen mir in erster Linie einsteigerfreundliche Trails und der familientaugliche Bikepark in den Sinn. Aber mit einer guten Kombination aus flowigen Bikepark-Strecken und frisch gebauten Trails außerhalb des Bikeparks wurden die Trails einem Enduro-Rennen mehr als gerecht.
Später gesellten sich noch Ines Thoma und Max Schumann zu uns und wir fuhren die Stages gemütlich ab, machten ein paar Fotos und schauten uns die ein oder andere Line noch mal an. Nach 30 km und 1300 Höhenmetern ging es nach dem Abendessen und Bierchen zeitig ins Bett, um am nächsten Tag fit fürs Rennen zu sein. Ein wenig Sorgen bereitete uns das Wetter, denn die Aussichten für den Renntag waren sehr regnerisch. Bis auf ein paar Schauer in der Nacht blieb St. Andreasberg allerdings glücklicherweise vom Regen verschont.
Tag 2: Rennen
Ungewohnt späte Startzeit – aber so konnte ich in aller Ruhe ausschlafen und frühstücken. Gegen 11.00 Uhr startete ich ins Rennen. Hier merkte man auch die ersten durch die aktuellen Zeiten bedingten Änderungen im Ablauf: Die Startgruppen wurden auf maximal sechs Personen begrenzt und es ging im Abstand von drei Minuten ins Rennen. Trotzdem lief es reibungslos, die Teilnehmer achteten selbst auf ausreichend Abstand zueinander und dort, wo es enger zuging (z. B. im Race Office), wurde ein Mundschutz getragen.
Zur ersten Stage des Tages ging es per Lift auf den Matthias-Schmidt-Berg. Die erste Stage war ein echtes Highlight: Sie startete auf saftigem Grün mit offenen Wiesenkurven und wenig Gefälle, kurz darauf ging es weiter auf frischem Waldboden. Nach einigen steilen und loamigen Passagen mündete die Stage auf einem alten Wanderweg (oder was von ihm noch übrig war) und schlängelte sich seicht und mit vielen Off-camber-Passagen am Hang entlang in Richtung Ziel. Spätestens nach dem kurzen Steilstück zum Ende der Stage war man wach! Was für ein Start in den Renntag.
Rund 200 Höhenmeter mussten bewältigt werden, um in den Genuss der zweiten Stage zu kommen. Diese befand sich im Bikepark und bestand bis auf wenige Änderungen aus einer der normalen Bikepark-Strecken. Klingt langweilig, war es aber nicht: Flowig und mit vielen Highspeed-Passagen garniert ging es hinab in Richtung St. Andreasberg. Der Boden bot viel Grip und so konnte man es in den Kurven gut stehen lassen.
Am Bikepark vorbei transferierten wir quer durch St. Andreasberg zur dritten Stage. Direkt nach dem Start verlangte ein kleiner, giftiger Gegenanstieg nach ein paar beherzten Pedalumdrehungen, bevor es in einen Wanderweg ging, der bis auf ein paar Waldweg-Querungen und Busstops eigentlich nur geradeaus ging. Hier hieß es Bremsen auf und laufen lassen!
Steil ging es hinauf zur Stage vier. Doch bevor man dort ankam, konnte man sich an der Verpflegungsstation noch den Bauch mit Schnittchen und Kuchen vollstopfen. Übrigens: an allen Straßenquerungen sorgte die Freiwillige Feuerwehr St. Andreasberg für unsere Sicherheit – vielen Dank für euer Engagement, liebe Feuerwehrleute! Genauso steil wie es zur vierten Stage hochging, startete sie auch bergab in ein offenes Wiesenstück. Kurz darauf und nach einem riesigen Matschloch (von Henry liebevoll „Mokkabude“ genannt), ging es weiter in den Wald. Auf rutschigen Wurzeln hieß es: Augen auf bei der Linienwahl! Einige flache Kurven und Tretpassagen später fuhr man durchs Ziel.
Nach einem kurzen und steilen Transfer stand man am Startgate zur Stage fünf. Der Gate Director sorgte mit der richtigen Musik für gute Stimmung. Und die brauchte man auch, denn nach einigen Kurven folgte ein knackiger Anstieg über eine Wiese, bevor es wieder flowig in den Wald ging. Dort belohnte eine frisch in den Wald gelegte Passage für all die Mühen bergauf. Auf dieser schlängelte man sich hinunter bis zum Ziel.
Zur vorletzten und sechsten Stage musste man noch mal denselben Transfer bewältigen wie zuvor zur zweiten Stage. Also hieß es nochmal: gemütlich den Matthias-Schmidt-Berg hochtreten. Stage sechs war eine Kombination aus Bikepark und frisch angelegten Trails. Ein Steilstück in der Mitte und eins am Ende sorgten für den nötigen Anspruch, bevor es durch zwei enge Kurven ins Ziel ging. Auch diese Stage war sehr gelungen und spaßig zu fahren.
Die letzte Stage des Tages befand sich ebenfals wieder auf dem MSB-X Trail-Gelände. Der Transfer war kein Problem, dafür durften wir mit dem Lift bis zum Start fahren – für die tretlastige Stage 7 war ein wenig Erholung in der Aufstiegshilfe nicht verkehrt. Die Stage führte anfangs über flache, flowige Trails, bevor es kurz vorm Ende in das – extra für die Trail Trophy angelegte – Steilstück ging. Enge, steile und lose Kurven verlangten den Fahrern noch ein wenig Fahrtechnik ab, bevor es ins Ziel ging. Kurz nachdem wir unsere Zeiten ausgewertet bekommen haben, ging es zur Siegerehrung.
Ergebnisse
Bei den Frauen konnte sich Laura Zeitschel (15:45,24) vor Katharina Kruse (16:31,97) durchsetzen, gefolgt von Jana Urban (17:59,68).
In der Klasse Men fuhr Max Pfeil (13:21,85) auf den ersten Platz, knapp dahinter reihten sich Maximilian Jakubowski (13:28,43) und Fabian Heim (13:31,20) ein.
Die Masters Klasse war nicht viel langsamer, dort konnte sich Daniel Jahn (13:32,14) auf dem ersten Platz postieren, Andre Kleindienst (13:43,91) und Nino Antic (14:02,28) belegten Platz zwei und drei.
Der schnelle Niederländer Wilfred Van de Haterd (14:16,42) konnte die Super Master Klasse für sich entscheiden, Platz zwei und drei gingen an Tim Schneider (14:38,02) und Sascha Wöbbeking (15:03,91).
Gesamtschnellster war Manu Warnet in der Ambassador Klasse mit einer sensationellen Zeit von 13:12,26. Schnellste Frau des Tages war – nicht ganz unerwartet – Ines Thoma (15:15,83, Ambassador Klasse).
Weitere Informationen: www.trailtrophy.eu
Fazit
Auch in diesen etwas anderen Zeiten bot die TrailTrophy eine gewohnt lockere Rennatmosphäre, der Spaß stand wie immer im Vordergrund. Die Stages waren anspruchsvoll und bereiteten allen Teilnehmern viel Freude, auch das Hygienekonzept war schlüssig und konnte gut eingehalten werden. Leider musste aus den aktuellen Gründen auf einen gemütlichen BBQ-Abend verzichtet werden, aber das war zu verschmerzen – die meisten Teilnehmer waren einfach froh, überhaupt mal wieder an einem Rennen teilzunehmen! Die Stimmung an den Strecken war trotzdem genial und der eine oder andere Zuschauer ließ es sich nicht nehmen, die Fahrer lautstark durch die Strecken zu brüllen.
Vielen Dank an Thomas Schlecking mit seinem Team, an die Bergwacht, die Freiwillige Feuerwehr St. Andreasberg, an den MSB-X Trail und an die zahlreichen freiwilligen Helfer, die das geile Wochenende möglich gemacht haben!
Wer von euch war am Start und wie hat es euch gefallen?
Mehr Infos, Ergebnisse und Kursvorschauen? Hier gibt es alles zur TrailTrophy 2020.
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