Greg Minnaar auf dem Weg zum Sieg

Gestern fand bei strömendem Regen auf der Speedster-Strecke des Bikepark Leogang der dritte Lauf zum Downhill Worldcup statt. Leogang war im Winter kurfristig für den Klassiker Schladming nachgerückt. Vorbereitungsarbeiten für die Ski-WM hatten den Worldcup aus Schladming für die kommenden 3 Jahre in das 90km entfernte Leogang vertrieben.

Wie würde sich die Notlösung Leogang präsentieren? Die Downhill-Akteure müssen in Leogang 2,3 Kilometer bei einem Höhenunterschied von 480 Metern meistern – gespickt mit Steilstufen, ruppigen Wurzelteppichen, engen Kehren und rasanten Vollgasabschnitten.

Wurzelabschnitt vor dem Regen am Donnerstag

Unser Video vom Rennen:

DH Worldcup Leogang 2010 Finale: im IBC TV ansehen

Die Spannung war groß, als das Rennen gestern Mittag startete.

Damen

Den Anfang machen wie üblich die Damen – und einige davon haben arge Probleme die Strecke überhaupt heil runterzukommen. 5 Minuten lang gibt es bei Freecaster Startschwierigkeiten, danach läuft die Übertragung perfekt durch. Die erste Fahrerin, die ich sehe ist Miriam Ruchti aus der Schweiz. Im mittleren Teil der Strecke befindet sich eine hängende Kurve die mit Wurzeln nur so übersät ist – das gepaart mit Regen und Matsch macht die Stelle für einige Fahrerinnen zumindest auf dem Rad zum unüberwindbaren Hindernis.

Direkt dahinter folgt ein sehr steiles, ebenfalls wurzeliges Stück mit Stufen sowie Bäumen im Weg, der Auslauf ist eine 90° Kurve die zum Glück mit einer orangenen Schaumstoffbande abgepolstert ist.

Miriam Ruchti muss an der oberen Wurzelpassage absteigen und darübertragen, weiter unten stürzt sie kopfüber über das Rad und rutscht bäuchlings Richtung Bande. Sie kommt nach 5:53 völlig vermatscht im Ziel an. Das kann ja lustig werden.

Myriam Nicoles Lauf ist sehr viel flüssiger und sturzfrei – nach 5.05 bleibt die Uhr für sie stehen und sie kann sich in den zugematschten Hotseat-Sitzsack setzen. Nachher soll es für Platz 5 reichen.

Harriet Rücknagel stürzt sich einzige deutsche Starterin im österreicher Matsch den Berg hinunter – 5:36 bedeutet Platz 12 für sie.

Auf der Strecke sind jetzt schon krasse Bremslöcher, oder besser Bremskrater, zu sehen. Ausserdem haben sich in einem Steilstück tiefe Matsch-Spurrinnen gebildet, da es munter weiterregnet wird es anscheined immer schlimmer.

Die Französinnen kommen mit den Konditionen am besten zurecht. Floriane Puginkommt, Matsch fliegt links und rechts weg, bisher ist sie die schnellste. Sie kommt sogar gut durch die Matschkurve am Ende der Wurzeln. Direkt vor dem Ziel fliegt sie fast noch über den Lenker, mit 4:58 kommt sie mit 7 Sekunden Vorsprung in den Hotseat.

Sabrina Jonnier fährt auf dieser Strecke ohne Probleme und sieht sehr schnell aus. Mit 4:52 übernimmt sie den Hotseat. Es folgen noch drei Fahrerinnen.

Sabrina Jonnier

Tracy Moseley macht den Anfang, liegt aber schon zur ersten Zwischenzeit hinten. An der Wurzelpassage hat sie arge Probleme und muss kurz absteigen. 4:54 bedeuten 9 Sekunden Rückstand im Ziel.

Emmeline Ragot ist schneller unterwegs, kann am Ende der Wurzelpassage einen Sturz nur knapp verhindern, das hat sicher Zeit gekostet. Mit 3.54 Sekunden Rückstand auf Jonnier bleibt die Uhr für sie stehen. Aktuell Platz 2.

Als letzte startet Rachel Atherton. Applaus brandet auf, an Zwischenzeit 1 liegt sie 3 Sekunden vorne.

Rachel – noch liegt sie vorne

Jetzt müsste sie eigentlich von der nächsten Kamera eingefangen werden – kommt aber nicht. Co-Kommentatorin Anneke Beerten: “vielleicht ist sie schon durch?”

Wo ist Rachel?

Rachel kommt aber auch unten nicht an, Sabrina Jonnier sitzt derweil auf dem zugematschten Hotseat und hat gewonnen, freut sich aber noch nicht so richtig, weil niemand weiss was mit Rachel ist.

Später ist zu hören dass sie sich bei einem Sturz ihre bereits lädierte Schulter ausgekugelt hat und auf dem Weg in das Krankenhaus ist – auch das Wort Schlüsselbein fällt. Sobald es Infos dazu gibt lest ihr das hier.

Somit steht das Resultat fest – von den ersten 6 Frauen sind 5 aus Frankreich.

Im Gesamtworldcup sieht es wie folgt aus:

650 Punkte – Sabrina Jonnier

510 Punkte – Floriane Puget

460 Punkte – Rachel Atherton

389 Punkte – Tracy Moseley

385 Punkte – Emmeline Ragot

Herren

14 Uhr – die Herren starten – für Deutschland sind Marcus Klausmann und Benny Strasser qualifiziert.

Wer hat hier Chancen auf den Sieg?

Einer der Favoriten wäre sicher Sam Hill – nur ist dieser wegen einer Schulterverletzung gar nicht nach Österreich gereist. Brendan Fairclough ist auf Matsch normalerweise schnell unterwegs, der schnellste aus der Quali, der Gewinner von Schladming 2008 Sam Blenkinsop hat sicher auch gute Chancen auf den Sieg. Oder wird mit Greg Minnaar oder Gee Atherton einer der üblichen Verdächtigen den Sieg holen?

Den Anfang macht George Brannigan aus Neuseeland. Die Uhr bleibt bei ihm bei 4:20 im Ziel stehen – das sind direkt mal 32 Sekunden weniger als die Siegerin bdei den Damen benötigt hat!

Dass Brannigan einen guten Lauf hatte merkt er auch daran, dass er sehr lange im Hotseat bleibt – und am Ende 25ter wird.

Die Männer sind deutlich schneller unterwegs als die Frauen, es gibt aber auch hier viele Stürze. Pasqual Flix fliegt vorwärts an einem Steilstück über das Bike – das Rad verschwindet ohne ihn im Gestrüpp.

Boris Tetzlaff hat Probleme an der ersten Wurzepassage, stürzt nach der zweiten und fällt dann beinahe nochmal direkt vor der 4X Holzbrücke hin – 4:45 sind später Platz 74.

Benny Strasser kommt mit 4:32 auf Platz 65. Publikumsliebling Cedric Gracia kommt mit den Bedigungen nicht ideal zurecht. Wer von ihm grosses Rumgestyle erwartet hat wird enttäuscht – mit einem kurzen Manual rollt er bei 4:24 durch die Lichtschranke.

Lokalmatador Markus Pekoll kommt auf Platz 2 unter Applaus ins Ziel. Bis zu den Top 20 sieht man wegen der knappen Abstände zwischen den Fahrern immer nur das untere Drittel der Strecke.

Marcus Klausmanns (4:23 – Platz 35) Run wird nicht gezeigt, da Steve Peat zur selben Zeit unterwegs ist. Peat, erst vor wenigen Tagen 36 Jahre geworden, fliegt ohne Probleme durch Wald, Matsch und über Wurzeln – im unteren Abschnitt hat er sogar noch Power genug um zu treten. die Uhr bleibt bei 4:11.82 – er führt jetzt mit 4.21 vor Luke Strobel.

Steve Peat auf dem Weg zum Hotseat

Diese schnelle Fahrt beschert dem Santa Cruz Syndicate Fahrer knapp 40 Minuten und 20 Starter im (Dirt)Hotseat.

Chris Kovarik hat einen sauberen Run, schafft aber nur Platz 4. Ebenso Ben Reid und Dan Atherton, beide haben gute Runs, müssen sich aber hinter Peaty einreihen.

Drama pur dann bei Nick Beer. An Zwischenzeit 1 liegt der Scott-Rider fast eine Sekunde vor Peat, rutscht dann aber in einer der Kurven weg, schliddert auf dem Boden samt Rad noch weiter. Er rappelt sich auf und jagt der verlorenen Zeit hinterher. Im Ziel fehlen ihm 12 Sekunden auf Peat. Der hat sich mittlerweile ein Jacke übergezogen, dern im Hotseat ist es wegen des nicht gerade sommerlichen Junitages eher kühl geworden.

Bei Joe Smith stellt sich bei hoher Geschwindigkeit das Vorderrad quer und er fliegt vor seinem Rad das matschige Steilstück hinunter. Das tut beim zusehen weh.

Cedric Gracia ist mittlerweile auch in der Moderatorenkabine angekommen und erzählt Details vom abendlichen “Leogangbang” in Austria.

Die Strecke scheint noch weicher und matschiger geworden zu sein, wir sind bereits in den Top 20. Peat sitzt immer noch im Hotseat. Mick Hannah liegt jetzt an Zwischenzeit 1 vorne – vielleicht hat er eine Chance auf die Bestzeit?

An der zweiten Zwischenzeit liegt er jedoch bereits 8 Sekunden hinten und rollt hinunter ins Ziel, eventuell kann er nicht mehr schalten oder kurbeln.

Marc Beaumont ist der nächste Kandidat – sein Vorderrad rutscht im Steilstück weg, er fängt sich, einige Sekunden später nochmal das Gleiche – ob auf der Strecke noch jemand an Peat rankommen kann?

Cam Cole hat einen sauberen Run, liegt aber zu den ersten Zwischenzeiten hinten. Unten wirft er Steve Peat dann haarscharf vom Hotseat mit nur 0.05 Sekunden Vorsprung. Peat tauscht daraufhin seine Monster-Werbeflasche gegen ein Stiegl-Weißbier aus der Flasche (!). Hoffentlich sieht das niemand

Brendan Fairclough stylt unterwegs über einen Double und ist an der zweiten Zwischenzeit vorne. Er hat sogar noch Ruhe sich auf seinem wilden Ritt ein Abreissvisier runterzureißen. Unten Reicht es dann nicht ganz und er landet hinter Cole und Peat.

Bryn Atkinson fliegt in einer Kurve im oberen Teil über den Lenker seines Transition-Bikes. Er krabbelt die Matschige Böschung hoch und setzt die Fahrt fort. Platz 63 springt für ihn heraus.

Justin Leov liegt an der zweiten Zwischenzeit nur 0.57 hinten, sein Run sieht gut aus. Der flüssige Matsch unterwegs scheint ihm nicht viel auszumachen, man sieht auf den Fernsehkameras wieder deutliche Regentropfen. Unten wird es knapp – seine Zeit ist dann doch langsamer als die von Fairclough. Aktuell liegt er auf Platz 4.

Matt Simmonds liegt schon an der ersten Zwischenzeit 1.33 hinten und reiht sich hinter Justin Leov.

Gee Atherton – hat ihn die Verletzung seiner Schwester beeindruckt? Wird er auf Sicherheit fahren?

Wie auf Schienen rast er den mittlerweile weitgehend flüssigen Berg hinunter. Erste Zwischenzeit: 4.86 Sekunden vorne!

Die Kommentatoren rasten endgültig aus, ales er mit 5.38 Sekunden Vorsprung (4:06.39) auf Platz 1 fährt.

Es kommen jetzt noch Matti Lehikoinen, Aaron Gwin, Greg Minnaar und Sam Blenkinsop

Matti Lehikoinen fährt im oberen Teil eine ungewöhnliche Linie und ist zur ersten Zwischenzeit Platz 5. zur Nächsten Zwischenzeit fehlen ihm schon 7 Sekunden auf Platz 1, ob er nur langsamer war oder noch gestürzt ist war der Übertragung nicht zu entnehmen.

Aaron Gwin – vor einer Woche hatte er noch das Wheels of Speed in Willingen gewonnen – ist jetzt dran. Im oberen Abschnitt fährt er die drittbeste Zeit. Nach der Wurzelsektion stürzt er fast, kann sich aber mit dem rechten Fuß noch abfangen und sieht sehr schnell aus. Im Ziel ist er dann 3.7 Sekunden langsamer als Gee und erstmal Zweiter.

Der Vorletzte – Greg Minnaar. Er fährt wie Gee unbeeindruckt vom Matsch und liegt zur Zwischenzeit sogar 0.29 Sekunden vorne. Nach der Wurzelsektion und vor der 4X Brücke tritt er voll rein und fährt volles Risiko in die letzten flachen Kurven vor der Ziellinie.

Die Uhr stoppt bei 4.05.65 – das sind 0.74 Sekunden vor Gee – Platz 1!

Als letzter startet Sam “Blinky” Blenkinsop. Unterwegs springt auch er einen Double, den nur wenige so genommen haben, liegt zur Zwischenzeit 2 aber schon 3 Sekunden hinten. Zu Beginn der Wurzelsektion hat er arge Probleme und verliert viel Schwung, mit einem Fuß auf dem Boden kann er einen Sturz am Ausgang des steilen Wurzelstückes verhindern.

Mit 4:11.17 erreicht er das Ziel als Vierter – schade!

Die Siegerehrung – Foto von Kathy Sessler

Somit gewinnt Greg Minnaar vor Gee Atherton und Aaron Gwin die Worldcuppremiere in Leogang. Sam Blenkinsop kommt auf 4, Cam Cole auf 5 und Steve Peat zeigt mit Platz 6, dass er auch noch nicht abzuschreiben ist.

Siegerbier im Syndicate Zelt

Die Siegerehrung – Foto von Kathy Sessler

Das Resultat:

Video von wirfahrenfahrrad.de

UCI Worldcup Leogang by wirfahrenfahrrad.de: im IBC TV ansehen

Damit sind 3 von 6 Rennen gelaufen in der 2010er Worldcup-Saison. Champéry wird das nächste Rennen sein, danach gibt es noch die Abfahrten in Vald di Sole und Windham.

Greg Minnaar (660 Punkte) liegt im Gesamtworldcup vorne, aber noch in Reichweite von Gee Atherton (587 Punkte). Dahinter folgen Gwin, Cole und Blenkinsop. Wer Anfang der Saison auf Hill gesetzt hatte – dieser liegt mit 160 Punkten auf Platz 25.

Greg Minnaar

Worldcup Stand nach 3 von 6 Rennen

Das Datum für den nächsten UCI Mountain Bike Welt Cup in Leogang steht auch schon fest, der Welt Cup findet von 10. bis 12. Juni 2011 statt.

Soviel vom Wordlcup aus Leogang.

Wie hat euch die Strecke in Leogang gefallen – ist das ein guter Ersatz für Schladming?

Die genialen Bilder sind einmal mehr von Hoshi Yoshida und das Video von Vittorio Platania. Vielen Dank den beiden!

Unsere Berichte vom MTB Worldcup Leogang 2010

DH Worldcup Leogang – Tag 4 – Minnaar und Jonnier siegen

DH Worldcup Leogang – Live Übertragung hier ab 13:15 Uhr

4X und DH Worldcup Leogang – Tag 3 – Graves und Beerten siegen, David Graf verletzt

[Video] 4x und DH Worldcup Leogang 2010 – Tag 2 – Prokop & Labounkova im 4x auf Pole

[Video] 4x und DH Worldcup Leogang 2010 – Tag 1 – 4x Training + Streckenbegehung DH

  1. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    25-Minuten-Video:

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  2. benutzerbild

    Thomas

    dabei seit 09/2000

    Rachel scheint wieder kaputt zu sein, Foto ist von gestern

  3. benutzerbild

    *spacey*

    dabei seit 10/2008

    diesmal die andere schulter -.-

  4. benutzerbild

    Marc B

    dabei seit 07/2001

    [ame="http://vimeo.com/12913440"]Kenda Playbiker Gravity Show Ep. 3 - Leogang on Vimeo[/ame]

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