Da steht es nun: Das neue Commencal Meta AM, die allroundtaugliche Version von Gee Athertons Abfahrtsgerät Supreme DH v3. Die Farbe können die Fotos nicht ganz zur Geltung bringen, das Blau ist wunderschön, der Rahmen wirkt kompakt und vertrauenserweckend. Die dicken Lager, schöne Schweißnähte, eine groß dimensionierte Wippe – alles macht einen soliden, unkaputtbaren Eindruck, dank nicht zu großer Rohrdurchmesser wirkt das Bike dabei aber – zumindest optisch – nicht behäbig.

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Während des Wochenendes konnte ich zwei verschiedene Aufbauten fahren – der eine das serienmäßige Meta AM 1, der andere mit SRAM Komponenten versehen, ich werde hier das kaufbare Modell auflisten und in Klammern dahinter schreiben, welche Option außerdem gefahren wurde.

Rahmen: Meta AM 150mm, Größe M
Dämpfer: Fox Float RP2 Boost Valve
Gabel: Fox 32 Float RL FIT 150mm 15 QR Tapered (Rock Shox Revelation RC2)
Vorbau: Commencal VIP OS 70mm (50mm)
Lenker: Commencal VIP 1.5″ OS 730mm
Bremsen: Formula RX 180/180 mit Speedlock (SRAM X0 180/180)
Schalthebel: Sram X9 2X10
Schaltwerk: Sram X0 10speed
Kurbel + Innenlager: Race Face Turbine X-type (SRAM X0)
Kette: Sram 10s PC-1030
Kassette: Sram PG 1070 11-36
Laufrad: Fulcrum Red Power XL
Reifen: Schwalbe Nobby Nic 2,25 front, Rocket Ron 2,25 (Onza Ibex und Canis FR Tubeless 2,25″)
Sattelstütze: Rock Shox Reverb
Sattel: SDG Circuit for Commencal

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Beide Varianten wiegen 12,5kg und sehen ziemlich lecker aus, also schnell Flat Pedals und ein vertrautes Cockpit montiert, die Federelemente mit dem passenden Druck versehen und los auf die Trails der Vogesen. Gefahren wurden zwei 2 stündige Touren über Forstwege, leichte, flowige Trails, aber auch steinige, ausgesetzte Pfade. Außerdem wurden 8 Abfahrten auf einer naturbelassenen Strecke, die vor einigen Wochen Austragungsort der französischen Enduro-Serie war, geshuttelt.

Uphill:

Die spannende Fragen: Wie gut funktioniert das Geometrie-Konzept in der Realität? Merkt man das relativ hohe Rahmengewicht von 3,5kg? Und vermisst man eine absenkbare Gabel? Der Routenverlauf führt zunächst über gute Forstwege, perfekt um ohne Lockout die Eigenschaften des Hinterbaus zu erfahren. Pedaliert man im Sitzen, so bleibt das Heck fast vollkommen ruhig, ein minimales Wippen durch unrunden tritt, wie man es bei fast jedem Hinterbau finden kann, lässt sich durch Lockout ausschalten, stören tut es aber nicht. Setzt man zum Sprint an, um den Vordermann zu überholen, so bleibt ebenfalls – wohlgemerkt auf beiden Kettenblättern – alles ruhig, nur durch heftiges Stampfen lässt sich ein leichtes Schaukeln provozieren, insgesamt würde ich aber sagen: Gute Arbeit, Strecken auf befestigter Piste lassen sich auch ohne Lockout schnell bewältigen. Spannend wird es, als der Uphill steiler und holpriger wird. Die Federung ist hier voll aktiv, macht auch Steinpisten zur Sänfte.

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Auf dem kleinen Kettenblatt gibt es dann marginalen Pedalrückschlag, dass sei der Korrektheit halber erwähnt, stören tut es aber nicht. Bergauf entpuppen sich der steile Sitzwinkel und die etwas längeren Kettenstreben als Segen, man kommt gar nicht auf die Idee, die Gabel abzusenken und klettert auch steilste Rampen souverän. Bleiben noch die Gewichtsbedenken. In Anbetracht des leichten Laufradsatzes und der zentralen Lage der Masse erklärt es sich leicht, warum sich das Übergewicht wirklich nur dann erspüren lässt, wenn das Rad im Stand hochgehoben wird. Sitzt man einmal darauf beschleunigt es leicht, zirkelt behände um Kurven und macht einfach Spaß. Einzige echte Ausnahme: Der Vertrider-Tragegriff. Durch die Rahmenform an sich komfortabel möglich, kann das Gesamtgewicht hier bemerkt werden, gerade die günstigeren Varianten könnten ganz schön auf die Schulter drücken.

Auf und Ab, ebene Strecken:

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Man kann es nicht oft genug sagen: In wechselhaftem Gelände ist eine vom Lenker verstellbare Sattelstütze genial. Wird sie dann noch mit einem Fahrwerk kombiniert, welches ohne Verstellung Spaß macht, kann im Grunde nichts mehr schief gehen. Und genau so ein Fahrwerk findet sich beim Meta AM. Gabel und Dämpfer schlucken offen wenig bis keine Energie, dafür aber Unwegsamkeiten effizient weg. Dabei scheint der Hinterbau der Gabel sogar noch überlegen, linear plüsch beschreibt es vielleicht am besten. Denn trotz allem Komfort sackte der Dämpfer nie durch, wenn es darum ging, auf dem Hinterrad zu surfen oder durch Wellen zu pushen. Die Sitzposition mit hohem Sattel ist in der Ebene dabei zunächst etwas ungewohnt, da man überhaupt nicht über dem Hinterrad sitzt, ich fühlte mich jedoch schnell zuhause. Hinzu kommt: Hinter den Sattel zu gelangen ist bemerkenswert einfach.

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Nicht verschwiegen werden sollte die Tatsache, dass das tiefe Innenlager für einigen Bodenkontakt der Pedale und dieser ein Mal auch zu einer gefährlichen Situation führte, als ich beim Queren eines steilen Hanges unerwartet ausgehebelt wurde. Meiner Meinung nach ist dieser Bodenkontakt aber absolut akzeptabel, wenn man die Vorteile davon betrachtet: Dem Boden näher ist der Fahrer weniger kippelig unterwegs, es fährt sich laufruhiger und sicherer. Wer aber darauf besteht, im Gelände pedalierend durch Kurven fahren zu können, wird sich eingeschränkt fühlen. Beim regen Gebrauch der Sattelhöhenverstellung kristallisiert sich jedoch bald die einzige Schwachstelle der sonst sehr schön gelösten Leitungsführung heraus: Wo die Leitung das Oberrohr verlässt, wird sie nach außen gedrückt, wodurch Ihre Schlaufe auf die Wippe stößt und den schönen blauen Lack an den Testrädern (bis dahin 4 Tage im Einsatz) bereits durchgeschliffen hatte. Ein Trail, den Remy Absalon als „yeah, it’s no problem“ beschrieben hatte, wird der AllMountain Begriff trotz Auf- und Ab-Verlauf weit ausgereizt. Die kurzen Anstiege von ca. 30hm bestehen öfters aus einer Art Steinbruch, der Weg verläuft quer zu einem 60-70° Hang, Stürzen verboten. Hier ist das Meta in seinem Element, der steife Rahmen hält zuverlässig die Spur, nichts wackelt, die Reifen (Onza) überraschen positiv: Viel Grip und ein geringer Rollwiderstand stehen auf der Habenseite.

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Downhill:

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Am Ende des „no problem for Remy Trails“ steht ein langer, ausschließlich aus spitzen Steinen bestehender Downhill. Die schluckfreudige Federung animiert dazu, die Bremsen zu öffnen und es laufen zu lassen, was sehr gut funktioniert, bis einer der Steine die Seitenwand des Mantels so weit aufschlitzt, dass die Milch diese Wunde nicht heilen kann. Auf dem Trail der Enduro-Serie (weniger steinig, aber mehr Wurzeln und Abhänge, dazu Kurven jedes Radius und richtig steile Passagen) fühlt sich das Commencal dann richtig zuhause. Von Abfahrt zu Abfahrt werden wir schneller, nutzen kleine Wellen als Absprung, geben Gas bis die Unterarme platzen. Acht Mal absolvieren wir den 450hm Downhill, am Ende steht fest: Das Meta AM ist ein Mini-DH-Bike. In Kurven; bei Sprüngen; wenn es steil bergab geht; immer ist das Rad leicht zu kontrollieren, fahrstabil und präzise. Das tiefe Innenlager, die langen Kettenstreben und der zentrale Schwerpunkt fühlen sich „tres bien“ an, die Reverb lässt sich bei Rahmengröße M komplett versenken und das Cockpit sorgt für absolute Kontrolle.

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Der aus diesen Faktoren resultierende Fahrstil lässt ab und an das Verlangen nach einer Kettenführung aufkommen, damit oder einem 10-Gang Aufbau ließe sich die DH-Performance optimieren, und auch eine 160mm Gabel sollte sich gut machen: Die Front wäre sicher nicht zu hoch, der Lenkwinkel schön flach und den Fox-Dämpfer sehe ich auch mit einer größeren Gabel auf Augenhöhe.

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Spitze: Am Hinterbau konnte aus der gesamten Testtruppe nur ein Fahrer einen Durchschlag fabrizieren, die Kennlinie wird am Ende sehr schön steil, sodass auch gröbere Einschläge ohne unangenehme Geräusche oder Gefühle von Statten gehen. Bremsstempeln? In der Theorie sicher minimal vorhanden, in der Praxis nicht negativ aufgefallen. In steilen, langsamen Passagen mag man an der Fox-Gabel eine Druckstufen-Verstellung vermissen, in den allermeisten Fällen kommt man jedoch ohne aus. Und zur Zielgruppe zählen ohnehin eher Mountainbiker, die Fahren mit Geschwindigkeit assoziieren.

Fazit:

Mission accomplished! Mit dem Meta AM gelingt es Commencal, seinen Claim „Allmountain d’opinion“ umzusetzen. Wer nicht zu viel Wert auf ein geringes Gesamtgewicht legt, findet ein Bike mit verspieltem Charakter, das alles möglich macht, was auf einem Mountainbike Spaß macht – inklusive der Disziplinen, die mit AllMountain Bikes sonst oft keine Freude bereiten. Alle anderen dürfen hoffen, dass das AM eines Tages selbst leichter oder durch einen kleinen, leichteren Bruder ergänzt wird.


Commencal Meta AM von nuts auf MTB-News.de

Stärken

– AllMountain ohne Einschränkungen (Bikeparkfreigabe!)
– Gefühlt endloser Federweg
– Schöne Rahmendetails (Innenliegende Zugführung, geschmiedeter Innenlagerbereich mit Schmutzablauf,…)

Schwächen

– Gewicht
– Leitungsführung für Teleskopstütze

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  1. benutzerbild

    axrobeico

    dabei seit 01/2011

    nein die deutschprüfung war schon am donnerstag
    ja ok werde ich machen

  2. benutzerbild

    orangemuddiver

    dabei seit 09/2004

    Pfundig´s Radl ! Ist das Gewicht von 12,5 kg mit oder ohne Pedale?

    Servus
    orangemuddiver

  3. benutzerbild

    Marcel.P

    dabei seit 01/2010

  4. benutzerbild

    Barthi

    dabei seit 10/2009

    Super Bericht, mit dem besten Video das ich in den letzten 2 Wochen gesehen habe

  5. benutzerbild

    outfaced

    dabei seit 10/2007

    erstmals dachte ich ... sieht toll aus, aber ehrlich gesagt ... wer braucht denn so eine komplizierte Aufhängung nur um eine gerade Kennlinie zu kriegen http://linkagedesign.blogspot.com/2011/07/commencal-am-2012.html ! Das geht doch mit Singlepivot. Außerdem ist das Bike ja grundsätzlich ein Singepivot ...
    Dann wieso denn nicht jeden X-beliebigen Singlepivot mit ähnlicher Geometrie nehmen. Garantiert wird das Fahrgefühl das gleiche sein.

    Votec haben längst schon einen echten 4gelenker mit ähnlicher Konzept http://www.votec.com/en/bikeshop/mountainbikes/vsx/1_1.html

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