Man kann sich wahrlich nicht darüber beklagen, wie sich das Allgäu am heutigen Demo Day der Eurobike 2011 präsentierte – Sonne, Trails und massig Bikes, so lieben wir das. Der Start der diesjährigen Eurobike ist dementsprechend gut gelungen. Wir nutzten die aufgeführten Gegebenheiten und machten uns mit IBC-User 525Rainer, einem Cannondale Jekyll sowie einem Trek Slash auf, um die Test-Strecken rund um Ratzenried unsicher zu machen.

Rainer „525Rainer“ Mitterbiller, der nicht nur hier im IBC Forum bekannt sein dürfte, bot uns heute seine Dienste als „Demo Day Test Track Photo Location Guide“ an. Jedem, der Reiners Videos und Bilder kennt, dürfte bewusst sein, dass wir dieses Angebot selbstverständlich nicht ausschlagen konnten. Um das Ganze auszubauen, machten wir uns kurzerhand auf die Suche nach passenden Testgefährten für diese Aktion. Leider gestaltete sich dies deutlich komplizierter als gedacht, denn es soll tatsächlich Firmen geben, die sich sowohl an der Farbe von Rainers T-Shirt stören als auch an seiner Vorliebe für kleine Rahmengrößen. Dies führte doch tatsächlich dazu, dass ihm bei Firma „….“ kein Testbike für unsere kleine Fotosession ausgehändigt wurde. Zum Glück ging man bei Cannondale mit der angeblichen T-Shirt Problematik deutlich professioneller um, und so bekam Rainer von Larry Westney, nachdem sich dieser über das angesprochene Problem köstlich amüsiert hatte, kurzerhand ein fototaugliches C-dale Longsleeve zum Jekyll Testbike verpasst. Für mich gab es eins der begehrten 2012er Trek Slash Modelle. Nachdem wir nach knapp einer Stunde endlich zu unseren Testbikes gekommen waren, konnte es endlich losgehen in Richtung Trails.

Das 2012er Cannondale Jekyll 3 bereitete Rainer von Anfang an sichtlich Freude. Kaum hatten wir das Ausstellungsgelände verlassen, schon begann er damit, uns seinen gewohnt verspielten Fahrstil zu präsentieren. Beim Manual fiel ihm jedoch ein kleiner Kritikpunkt auf, denn das Jekyll ließ sich nur mit Mühe und Nachdruck in den Manual ziehen und in diesem halten – eigentlich erstaunlich, hat es doch recht kurze Kettenstreben (429 mm). Ein großer Pluspunkt des Bikes war laut Rainer der enorm steife Hinterbau, der für massig Kraftübertragung und Vortrieb verantwortlich ist. Das gepaart mit dem eigens für Cannondale gebauten Fox Dyad RT 2 Pull-Shock, den man via Lenkerhebel in zwei unterschiedliche SetUps schalten kann, sorgte für eine Beschleunigung, die bei einem Bike dieser Gattung wohl eher selten zu finden ist. Auf dem Trail stellte Reiner dann auch kurzerhand unter Beweis, dass das Cannondale nicht nur in der Ebene so einiges zu bieten hat, sondern auch bergab seine Qualitäten ausspielen kann. Mit beeindruckenden Drifts, massig Speed und schönen Flugeinlagen prügelte er das All-Mountain die Trails hinab. Besonders beeindruckend war der letzte Punkt – Rainers Air Time, denn wer die Test-Trails in Ratzenried kennt, weiß, dass dort eigentlich keine Sprünge oder Ähnliches vorzufinden sind. Das störte den Fahrtechnik-Könner jedoch nicht, und so wurde jeder noch so kleine Absprung zum Prüfen der Flugeigenschaften des Jekylls genutzt. Ganz locker brachte Reiner das Bike bei einem quasi nicht vorhandenem Absprung auf eine Flughöhe von 1,5 Metern.

Auch hier schlug sich das Jekyll durchaus gut, was man von manchen Anbauteilen nicht behaupten konnte. Eine leicht verpatze Landung sorgte schon dafür, dass der Schwalbe Hans Dampf Reifen die Felge verließ – allgemein beklagte sich Rainer über eine mangelnde Performance des Reifens. Anschließend wurde das Cannondale einem eher unüblichen Test unterzogen. Per Rainers allseits bekannter Trial-Technik wurde das Bike über einen liegenden Baumstamm auf einen Baumstumpf manövriert, um es anschließend per Vorderradroller wieder ins knapp ein Meter tiefer liegende Gelände zu bewegen. Ob das bei einem All-Mountain Test in irgendeiner Form zu Rückschlüssen führt? Wohl eher nicht – wenn dann nur dazu, dass der Hauptrahmen eine hohe Lenkkopfsteifigkeit aufweist und in Verbindung mit der Fox 32 eine hohe Lenkpräzision zur Folge hat. Gegen Ende wurde das Rad dann nochmals über diverse Wurzelfelder geschruppt, wobei die Federelemente nochmals ihre Leistungsstärke unter Beweis stellten. Wer bei einem All-Mountain mehrheitlich auf Abfahrts-Performance Wert legt, der sollte jedoch besser eine 160-mm-Gabel montieren. Neben dem geringen Plus an Federwegsreserven, würde das auch zu einem etwas flacheren Lenkwinkel und einer etwas höheren Lenkzentrale führen. Letzteres hätte sich Rainer heute auch gewünscht. Sein Fazit zum 2012er Cannondale Jekyll fiel gegen Ende überaus positiv aus. Besonders in Kombination mit einer Teleskopstütze wäre das Bike laut Rainer ein überaus gelungenes All-Mountain.

Ich wohnte der Ausfahrt auf einem Trek Slash 9 2012 bei. Das Trek hatten wir euch bereits nach der Produktvorstellung Mitte Juli präsentiert. Leider stand uns damals noch kein fahrbares Modell zur Verfügung, umso gespannter waren wir auf die ersten Fahreindrücke, die wir heute auf dem Slash sammeln konnten. Das neue Slash tritt nächstes Jahr trotz geringerem Federweg an die Stelle des Scratch und soll dementsprechend gute Abfahrtsqualitäten bieten und somit bestens für Rennen im Stile von Maxi- oder Mega-Avalanche geeignet sein. An dieser Stelle ist gleich anzumerken, dass es diesbezüglich absolut unverständlich ist, warum am Testbike keine schaltbare Kettenführung montiert war – das Serienbike soll angeblich mit Kettenführung ausgeliefert werden. Bei jedem größeren Schlag landete die Kette neben dem Kettenblatt, was einfach nur nervig ist. Bis auf die Bontrager Reifen war die restliche Ausstattung jedoch sehr stimmig und dem Einsatzzweck absolut angemessen. So passt beispielsweise auch dir Rock Shox Reverb Sattelstütze ideal zum Konzept des Slash.

Für Trek Bikes mit ABP (Active Braking Point) Ferderungssystem nichts Neues, konnte der Hinterbau mit einer erstklassigen Leistung überzeugen. Nochmals mehr Performance konnte man über die neuen Fox Federelemente, die eigens für Trek mit der DRCV Technologie ausgestattet wurden, erreichen. In Sachen Vortrieb konnte das Slash jedoch nicht mit dem Jekyll mithalten, wobei hier zu erwähnen ist, dass das Trek dafür die besseren Abfahrtseigenschaften bietet. Für Laufruhe sorgen zum einen der angenehm flache Lenkwinkel, zum anderen der etwas längere Hinterbau, wobei Letzteres nicht unbedingt von Nöten wäre, denn die längeren Kettenstreben hatten auch zur Folge, dass sich das Trek eher suboptimal aufs Hinterrad ziehen ließ. Trotz der angesprochenen Laufruhe war das Bike erstaunlich agil und ließ sich leichtfüßig über den Trail zirkeln. Leider waren die Test-Trails in Ratzenried dem Slash nicht würdig, und so werden wir das Bike definitiv nochmals einem ausführlichen Test in, einem angemessenen Umfeld, unterziehen. Mit geringfügigen Änderungen an der Ausstattung erhält man mit dem Slash ein Enduro, mit dem man bei entsprechendem Fahrkönnen, problemlos bei Marathon-Downhill-Rennen auf Sieg fahren kann.

Obwohl der Demo Day immer wieder eine gelungene Sache ist und durchaus seine Daseinsberechtigung hat, sind die Testmöglichkeiten dennoch in Frage zu stellen, insbesondere wenn man Räder des Kalibers der beiden oben aufgeführten Bikes und aufwärts testen möchte. Selbst mit der Hilfe von Rainer konnten wir das Potenzial der Bikes nur ansatzweise auf die Probe stellen. Es lässt sich feststellen, dass es innerhalb des Radius von Friedrichshafen nach Ratzenried bessere Testmöglichkeiten im Allgäu gibt. Nichtsdestotrotz hatten wir gemeinsam mit 525Rainer einen schönen Tag auf den dortigen Test-Trails, in diesem Sinne auch noch einmal vielen Dank an Rainer.


525Reiner Fully Trial beim Demo Day von Maxi auf MTB-News.de

—————————————————————————————————————————————————————————–

Bilder und Video von Jens „Grinsekater“ Staudt

  1. benutzerbild

    fone

    dabei seit 09/2003

    vielleicht hab ich mir dadurch einfach einen schlechten fahrstil angewohnt.
    das wirds sein smilie smilie
  2. benutzerbild

    Thomas_v2

    dabei seit 08/2007

    Konnte Rainer mit dem Jekyll denn noch im Sitzen bergauf fahren? Auf dem Bild wo die beiden von hinten zu sehen sind, scheint das zumindest nach einer seeehr langen Sattelstütze zu rufen. Und Rainer ist ja jetzt nicht gerade klein.

  3. benutzerbild

    wildermarkus

    dabei seit 11/2007

    Da hätten sie aber dem Maxi auch endlich mal ein neues Shirt geben können!

  4. benutzerbild

    525Rainer

    dabei seit 09/2004

    good old demodays. sorry fürs hochkramen von dem alten beitrag aber ich muss die sache jetzt gedanklich abschliessen. ich hab jetzt einen klamottensponsor. das t-shirt und die hose hab ich aber auch noch fällt mir grad auf smilie

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!