Es ist soweit, die Enduro World Series hat für das Jahr 2015 ihr Ende gefunden. Im beliebten italienischen Bikemekka wurden noch einmal um Sekunden gekämpft und ein gebührender Saisonabschluss gefeiert. Dieses Jahr wurden wir für einmal nicht sonderlich von der Sonne verwöhnt und die Trainingszeit wurde durch eine Wetterwarnung gar um einen Tag verkürzt.
Nach unserer zehnstündigen Autofahrt von Ainsa nach Finale sind wir ganz schön geschlaucht und als der Hotelier uns bei der Anreise meint «Hmm, ja das Wetter das schaut gar nicht gut aus für dieses Woche!» ist die Stimmung betrübt. Schlechtes Wetter in Finale, das geht doch nicht??! Schließlich wollen wir unser letztes großes Rennen der Saison in warmen Temperaturen und bei Sonnenschein fahren.
Am Vortag des Trainings gibt es Gerüchte, dass es möglich sei, dass das Training vom Freitag komplett gestrichen werden könnte. Kurz darauf folgt eine Mail der Veranstalter, dass wir erlaubt seien alle Stages bereits am ersten Tag zu trainieren. Darauf gefasst, dass wir Freitag tatsächlich nicht trainieren dürfen, einigen wir uns an einem Tag alle Stages abzufahren. Gar nicht so einfach an einem Tag sechs Stages zu fahren, vor allem wenn diese über das ganze Gebiet verteilt sind! Somit verbrachten wir einige Zeit damit herauszufinden, welche Reihenfolge der Stages am effizientesten ist. Noch nicht ganz erholt vom EWS Rennen in Ainsa beginnen wir Mittwochmorgen früh das Training. Dieses mal mussten wir zum Glück keinen wildfremden Herren verpflichten, um uns herumzukutschieren. Die Mutter unserer Reisekameradin Georgia Astle hatte sich bereit erklärt unseren Van zu fahren und uns das Training zu erleichtern.
Schon in der ersten Abfahrt sind wir uns einig, ein bisschen Regen würde dem Boden gar nicht so schlecht tun. Der Untergrund ist lose und zum Teil richtig tief, wer nicht konzentriert bei der Sache ist, macht sehr schnell einen Abflug in die Staubhölle.
Gegen Mittag machen sich bereits Gewitter Wolken am Himmel auf, am Nachmittag ist der Wind schon so stark, das man sich zeitweise richtig dagegen lehnen muss. Doch wir haben Glück, das Training beenden wir rechtzeitig bevor anfängt zu Regnen.
«Alles Richtig gemacht», denken wir uns, als wir erfahren, dass das Training vom Freitag aus Sicherheitsgründen abgesagt wird. Es könnte einen schlimmer treffen, als einen stürmischen Tag bei Cappuccino und sonstigen italienischen Leckereien zu überbrücken!
Am Samstag starten wir das Rennen auf die verbleibenden drei Stages des ersten Tages. Die ursprüngliche Stage 1 wurde leider ebenfalls Opfer der Wetterwarnung und folglich gestrichen. Schade, da waren sich alle einig, steil schnell und technisch kommt immer gut an. Die Stage 2 mit der das Rennen losging, war ein krasser Gegensatz dazu. Hier gab es eher zu viel zu treten als zu wenig… Trotz eines Sturzes und einigen Fehlern gelang es mir mich auf den fünften Stage Rang zu fahren. Caro musste die ganze letzte Woche Antibiotika schlucken und fühlte sich etwas geschwächt. Trotzdem legte sie einen soliden Start hin.
Die nächste Stage führte uns über den Trail „San Michele“ hinunter nach Noli. Nach mehreren hundert Konkurrenten die vor uns fuhren, war der Trail teilweise sehr lose und wild zu fahren. Im untersten Stück stehen immer die meisten Zuschauer, nicht nur weil es am praktischsten ist, sondern weil dort die schwierigsten Passagen sind; steile enge und dazu noch sehr technische Spitzkehren. «Trotz der Zuschauer ruhig bleiben und sauber fahren.»— nehme ich mir vor, lege mich aber prompt zeitraubend hin. Caro aber setzt ihre Vorsätze um und plaziert sich in den ersten zehn. Die letzte Stage des Tages versetzt uns etwas in Aufregung; „DH Uomini“— Männer Downhill! Grob, steinig, ausgewaschen und gnadenlos ruppig führt dieser Trail nach Varigotti. Die Linie zu treffen ist hier wichtig, ansonsten sind die Konsequenzen recht unangenehm. «3-2-1 GO!» Ich bin ready und gebe alles, meine Fahrfehler kann ich Gott sei dank mit einem wilden Ritt ausbügeln und belege im Ziel den für mich unerwarteten vierten Rang auf der Stage.
In der Nacht auf Sonntag regnet es stark und wir sind uns der Reifenwahl gar nicht sicher. Mit dem gleichen Set up wie am Vortag machen wir uns an die 1’000 Höhenmeter in Richtung Nato Base. Der Transfer ist so lang, das wir uns einig sind, das es jetzt auch in Ordnung ist die Saison zu beenden. Wir haben genug gelitten! Stage 5 wurde durch den Regen um einiges langsamer, man hatte schon fast das Gefühl das man einen Anker hinter sich herschleppt. Die vielen Kurven musste man möglichst im Fluss fahren, damit man nicht überall Zeit liegen ließ. Eben dies gelang nicht wie gewünscht und so machte ich mich leicht wütend auf die letzte Stage der Saison. Hier ging für mich nochmals alles auf, fünfter Stage Rang. Angekommen bei der Ciapin Lodge stand auch schon das kühle Blonde bereit. Prost auf ein weiteres Jahr bei der Enduro World Series!
Wie befürchtet hatte ich in der fünften Stage viel Zeit verloren, was mich auf den 7. Platz in der Endabrechnung zurück warf. Die guten Stage Resultate sind für mich jedoch eine Top Motivation für das Wintertraining! Caro klassierte sich trotz eines durchzogenen Wochenendes mit vielen Stürzen auf dem 13. Rang.
In der Overall Endabrechnung der Enduro World Series belegen wir nun die Ränge 6 und 11, damit sind wir super zufrieden.
Vielen Dank an alle die uns in dieser Saison so großartig unterstützt haben und an alle die fleißig unsere Blogs gelesen haben!!
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