Mit etwas Verspätung hier der Bericht von Gastautors und MTB Pro Daniel Gathof zum dreitägigen Fatbike Event Snowbikefestival. Aufgrund eines straffen Programmes und viel Zeit, welche das Aufwärmen der Füße in Anspruch nahm, hier ein Gesamtfazit statt des angekündigten Tagebuchs.
Welch ein Erlebnis! Die Eindrücke sind eine Woche nach dem Event immer noch präsent, genauso wie die vielen neuen Fahreindrücke. Ich bestritt mit dem Snowbike Festival also schon im Januar mein erstes Rennen, und das nicht mal in südlichen Gefilden, sondern im Schweizer Wintersportort Gstaad. Im Vorfeld wusste wohl kaum einer der Teilnehmer, auf was er sich einlässt. Etappenrennen auf Schnee, Minusgrade, Skipisten rauf wie runter und ein Event, welches Spaß, Lifestyle, Action und harten Rennsport vereinen sollte.
Wie gesagt war es zwar sehr kalt, aber das war nicht anders zu erwarten und vielleicht eher hilfreich. Denn weder Neuschnee noch allzu weicher Untergrund trübten die Fatbike-Freuden, im Gegenteil: auf den Etappen konnte so flott gefahren werden, dass die Spitze immer schneller als erwartet im Ziel war. Das Wetter spielte also mit und Gstaad als Gastgeber hätte sich mit drei Tagen Sonnenschein kaum besser präsentieren können. Auch die Streckenwahl machte richtig Laune und mit Längen von 25 bis 35 Kilometer wurde niemand überfordert. Den Hausberg Egli ging es gleich mehrmals hoch wie runter und bis zu 70 km/h auf fester Skipiste war eines meiner Highlights des Rennens. Dicht gefolgt, auch wenn nicht meine Paradedisziplin, das Eliminator Race mit viel Action an Tag Nummer zwei. Hier musste also morgens eine richtige Etappe gefahren werden, um abends im Flutlicht puren Fatbike-Spaß zu erleben. Ein Rennformat, welches auch sehr gut als Sideevent zu Skirennen oder den Ski-Openings der großen Resorts passen könnte. Bike, Action, Stürze, Zweikampf und Apres Ski in einem.
Noch ein paar Worte zum Rennen an sich – denn das war der Grund, warum ich hier war. Neue Reize im Training, ans Limit gehen und die Fahrtechnik verbessern waren die Aspekte, welche mich und meinen neuen Trainer Marc Gölz (Medical Sport) dazu bewogen haben, anstatt Süden und langem Grundlagen-Gegurke schon im Januar Wettkampfluft zu schnuppern. Mit dem amtierenden Schweizer Meister Johann Tschopp, Christoph Sauser, Konny Looser und Matthias Alig waren bekannte Eidgenossen am Start. Frorider und Legende Brett Tippie war zwar ebenfalls ein bekannter Name, dieser war allerdings eher für den Unterhaltungswert zuständig. Letztendlich machte der ehemalige Downhill World Cup-Star Tomi Misser aus Spanien das Rennen, er gewann dank überragender Abfahrtskünste die Gesamtwertung. Für mich war nach nur zwei Trainingseinheiten auf dem VPACE C-Fat die erste Etappe noch sehr ungewohnt, aber Geometrie und Gewicht des Rades sind klar auf Rennen sowie sportliches Fahren ausgelegt und ich fühlte mich sofort wohl auf dem Rad. Ein Carbonrahmen und Stargabel drückten das Gewicht auf 10,4 kg. Am Berg ging es somit schon mal gut, nur die Abfahrt und das erste Mal per Zweirad auf der Skipiste war eher ein leichtes Rantasten, welches mich überraschend doch als dritten Fatbiker ins Ziel brachte. Gleiches Spiel auf Etappe Nummer zwei, zusätzlich ein fünfter Platz im Eliminator und ein zweiter Rang auf der finalen Etappe spülten mich in der Endabrechnung auf den dritten Gesamtplatz hinter Misser sowie Tschopp.
Interessant und nicht zu verachten waren über die drei Tage neben Fitness sowie Fahrkünsten auch Technik und Untergrund. Wie breit muss der Reifen wohl sein, wie viel Luftdruck ist ideal? Weicher Schnee oder harte Piste, Eis und die wenigen Meter auf Teer ließen ebenso einige Fachgespräche aufkommen. Von der typischen Rennfahrer-Antwort „keine Ahnung“ bei der Frage nach dem Luftdruck bis hin zum täglichen Reifenwechsel bei manchen Fahrern war alles dabei. Einen genauen Leitfaden und den perfekten Reifen gibt es wohl in der jungen Sportart noch nicht. Auch die wenigen Plus-Formate, welche mit dabei waren, kamen sehr gut durch und hatten vor allem auf harten Pisten eher leichten Vorteil. Ich selbst war mit einem 4.0er Reifen unterwegs und kam gut zu Recht, ein wenig breiter wäre einen Versuch wert gewesen. Das dann vielleicht im nächsten Jahr.
Mehr zum Rennen www.snowbikefestival.com
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