Während die Jungs in Form von Michal Prokop einen echt harten Tag hatten, konnten die Ladies das erste Mal mit einem Lachen im Ziel ankommen. Stage 2 bedeutete am dritten Renntag, wie auch beim Prolog, identische Strecken für Swiss Epic und Swiss Epic Flow: 39 km, 1400Hm und 2400Tm.
Bei der ersten Stage gestern ging das gesamte Feld mit allen Teams noch im Massenstart um 08:00 auf die über 90km, d.h. auch die Enduristi konnten sich unmittelbar mit den Marathonfahrern vergleichen. Heute verlief der Kampf wieder vor allem gegen die Uhr und die unmittelbaren Konkurrenten. Der erste Start stand heute um 09:00 auf dem Programm, aber so wirklich viel länger schlafen war trotzdem nicht drin: Denn von Leukerbad aus ging es gegen 08:00 zunächst mit der Gondel auf 2313m und somit stand am Ende mit dem Ziel in Leukerbad ein deutliches Plus an Tiefenmetern auf der Agenda. Frühstück um 07:00 (im Vergleich zu 05:45 am Vortag quasi ein Tag zum Ausschlafen) für die Betreuer und Baggyshortträger, die Mädels blieben länger im Camper verschollen – ein seltenes Bild. Den ersten Trail kannten die Flow Fahrer schon vom Vortag und hatten da schon ordentlich geschwärmt und den KOM gefeiert (den sie übrigens aufgrund des vielen Verkehrs an diesem Morgen um drei Sekunden nicht mehr erreichen konnten).
Doch am dritten Tag stellen sich so langsam die wirklich gravierend unterschiedlichen Trainingsausrichtungen heraus. Keiner hat wirklich mit einer längerfristigen guten Platzierung der Enduroprofis gerechnet, denn am Ende liegt ihre Stärke darin, in 10 Minuten das Maximum bergab herauszuholen. Bei einem einstündigen Gegenanstieg helfen die zwei gewonnenen Minuten bergab aber natürlich nicht viel. Dafür ging es auch heute dann doch noch super und das Erlebnis steht vor dem Ergebnis im Vordergrund.
Die Startreihenfolge begann mit den „langsamsten“ zuerst und am Ende der 2000 Tiefenmeter konnten die als drittletzten gestarteten GHOST’ler als erste in den Gegenanstieg starten und alle anderen vor sich überholen. Doch die 1500Hm warteten da noch und der Tag war vor allem für Michal noch lang. Bergauf motivierten sich die Teamkollegen gegenseitig und es stellte sich nach kurzer Zeit bereits heraus, dass das Event die bestmögliche Teambuildingmaßname überhaupt war. Am Ende stand heute das erste Mal kein Podestplatz auf der Habenseite, aber mit Platz vier in 2:30:41 haben sie dennoch nur zwei Minuten auf Rang zwei verloren und den dritten Gesamtrang verteidigt.
Mittags um 12:00 gingen die Ladies auf dieselbe Strecke und hatten sich im Vorfeld von ihren Teamkameraden schon ein paar Infos über die Abfahrt eingeholt: „Brutal staubig, festgefahrene Anlieger und alles recht rutschig, ruppig, aber GEIL.“ Da waren sich auch am Ende des Tages alle einig, es gibt wohl kaum ein Etappenrennen mit cooleren Trails als hier beim Swiss Epic. Wenn dann noch die Beine mehr drehen und sich alles besser anfühlt, kommen auch unsere Damen mit einem Lächeln ins Ziel: „Wir sind heute 50 Watt mehr gefahren als die letzten Tage.“ Nach zwei Etappen mit viel Leiden für Anne ging es heute das erste Mal aufwärts: „Ich hatte keine Knieschmerzen und so langsam kommt das Gefühl fürs schnellere Radfahren zurück. Gestern war der zweite Renntag, da ging es mir noch nie gut und ich war lange vor dem Rennen nicht auf dem Rad, also eigentlich kann ich wirklich zufrieden sein. Dafür dass ich gar nicht mehr zählen kann, wie oft ich die letzten beiden Tage gestorben bin, war es heute super.“
Lisi konnte wieder von dem weißen Punkt im Staub vor ihr berichten, insbesondere auf der ersten Abfahrt: „Anne ist wieder super stark bergab gefahren, später konnte ich wieder vorfahren und Anne helfen. Aber heute waren wir wirklich viel schneller und hatten nicht einmal Zeit zu quatschen.“ Doch die erste Fragen im Ziel war nach der Zeit ihrer Teamkollegen, schließlich galt es nach dem Prolog die Ehre der XCO-Damen wieder herzustellen. Mit 2:19:46 gelang das definitiv, doch die spannenden Daten folgten erst nach der Auswertung der Sigma ROX Trainingstachos: Während Michal und Tobi auf der Abfahrt einen KOM auf dem Leukerbad-Flowtrail holen konnten, verloren die Damen mit den Hardtails auf die Fahrzeit von knapp einer Stunde bei den Jungs ziemlich genau 10 Minuten. In Anbetracht der 2000 Tiefenmeter doch für beide Seiten ein respektabler Wert.
Doch das schönste an Tag 3 war wohl das traumhafte Wetter. Am Vorabend noch vom Veranstalter angekündigt, sollte er Recht behalten und es waren erneut einige Grad Celsius über der durchschnittlichen Temperatur für September hier im alpinen Raum. Doch für morgen soll sich das ganze leider drehen und es ist im Laufe des Tages Regen und Kälte angekündigt. Aber der Schweizer sagt dazu einfach nur: „Etwas mehr als es eigentlich im September sein sollte.“ Wir sind gespannt, denn mit 90km, 3000Hm und 70km / +1500Hm / -3100m wartet die zweite Königsetappe auf die Athleten. Da freuen sich auch die Betreuer, denn das heißt nicht nur wieder sehr früh aufstehen, sondern auch noch Wohnmobil, Wohnwagen und alles andere von Leukerbad nach Verbier umziehen und auf nicht zu viel Regen hoffen.
Alle Ergebnisse findet ihr hier.
Video
Swiss Epic Stage 2 from Lisi Osl on Vimeo.
Fotos
Alle Artikel zum GHOST Factory Racing Team beim Swiss Epic 2016:
- Blog – GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic #1
- Blog – GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Prolog
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 1 – „We almost died“
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 2 – Die Revanche!
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 3 – Die Königsetappe
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 4 – Der Wetterumschwung
- GHOST Factory Racing Team: Swiss Epic Stage 5 – Das eiskalte Finale
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