7. Tag: Oberwiesenthal – Seiffen (Erzgebirge) – 78,8 km, 1590 Höhenmeter bergauf, 1880 Höhenmeter bergab

Einfach ein geiles Gefühl

Heute wird das Tagebuchschreiben schwer: Denn mein Ziel ist es, Euch irgendwie diese Euphorie zu vermitteln, die uns Biker überkommt, wenn wir nach sieben Tagen zum letzten Mal über die Ziellinie rollen!

Natürlich könnte man sagen: „Na und? Sieben Tage Radtour gemacht, ein bisschen schneller gefahren und noch ein paar Höhenmeter dazu. So what!?“ Nein, ganz so einfach ist die Sache nicht. Denn egal, ob man vorne oder hinten im Feld platziert ist, so gibt doch jeder sein Bestes. Jeder erträgt die brennenden Muskeln, die keuchenden Lunge, die Schmerzen auf den Sitzknochen. Jeder (oder vielleicht fast jeder) hat mal einen schlechten Tag oder ein Motivationsloch. Hier und da ein Sturz oder ein Platten oder noch etwas Schlimmeres. Nein, die Kilometer und die Höhenmeter fallen uns nicht in den Schoß. Sie sind hart erarbeitet. Und genau deshalb sorgen sie für diese Euphorie!

Holger und ich kamen just, als ein Sommergewitter begann, ins Ziel – gerade noch rechtzeitig. In dieser Situation verschwinden normalerweise alle Leute schnell in die Hotels oder ins Camp zum Duschen. Aber heute blieben sie. Verschwitzt, verdreckt, verpflastert, erschöpft und später dann klatschnass und völlig eingesaut – aber alle lachend. Einige Biker kommen zu Holger und bedanken sich, dass CRAFT dieses Event unterstützt: „Ich habe so was noch nie gemacht, aber es ist ja so super.“ Auch ich bin wir im Rausch (was – noch – nicht am Bier liegt). Da ist so ein riesiges, nur schwer greifbares Glücksgefühl ganz tief in mir drin!

Aber davor lagen heute noch knapp 80, teils harte Kilometer. Die erste Härte entstand durch den schlechten Schlaf gestern. Unser Hotel, der Birkenhof, hatte eine Terrasse an eine Gruppe von Motorradfahrer vermietet, die zwar im Hotel übernachteten, aber ihr eigenes Grillzeug und ihre eigene Band mitbrachten. Dagegen habe ich ja nichts einzuwenden, aber dass die bis mitten in die Nacht richtig laut Musik machten, fand ich nicht OK. Natürlich muss ein Hotelier für eine gute Auslastung sorgen, aber nicht auf Kosten der anderen Gäste. Sowas macht man einfach nicht!

Beim Streckenbriefing gestern Abend entstand bei mir der Eindruck, dass es eher eine technische Strecke sein müsste. Aber weit gefehlt: Die waren Wege waren meistens zweispurig, flach und mit leichter Bergab-Tendenz. Mit anderen Worten: Es wurde geballert, was die Beine hergaben. Ich glaube, dass sich einige Biker das Rennen insgesamt sehr gut eingeteilt hatten und es nochmals richtig krachen ließen (dazu gehörten auch wir). Wir hatten bis zur letzten Verpflegungsstelle – dort gab es sozusagen als Aperitif für heute Abend ein Glas Sekt für jeden; sehr nette Geste! – einen Schnitt von fast 22 km/h. Das ist auf dem Mountain Bike schon ganz ordentlich.

Überhaupt finde ich, sind Holger und ich sehr souverän gefahren: Kein Crash, keine Panne, kein Streit, jeden Tag ein wenig besser geworden, gute Pulsdaten und insgesamt viel, viel Spaß gehabt. Was will man mehr? Danke Holger für sieben tolle Tage mit viel Lachen und viel Kameradschaft!

Danke auch an all die anderen Biker, mit denen wir uns Tag für Tag „geschlagen“ haben: der Drücker, die Oberhofer Haie, die Bonner FCK-Fans, das Pfälzer Mixed-Team, die schweizerischen Uhrwerke, die Kaufbeurer Sporthändler, das Penzberger Mixed-Team, die Holländerin, deren Partner heute weg war und die in der Ebene mit einem Wahnsinnszug gefahren ist usw. Danke Euch allen! Das war Sport, wie ich ihn mir vorstelle: Jeder gibt sein Bestes, am immer extrem fair und hilfsbereit. Danke weiterhin an die CRAFT & Friends für den Spaß mit Euch: Das war eine schöne und intensive Woche!

Danke an die Gemeinden, Tourismusverbände, Verpfleger, anfeuernde Kinder, Bürgermeister, Feuerwehr, THW, Polizei, die Race Doctors auf ihren Geländemotorrädern, die begeisterten Zuschauer am Wegesrand, an Uli Stanciu, den Streckenechf, an alle MItarbeiter von Plan B und Delius Klasing für die tolle Organisation, an Matthias und Martina im Bierstand, an Wolfi und Alfred am CRAFT-Stand – hoffentlich habe ich niemanden vergessen. Wenn man das so hautnah erlebt, ist es erstaunlich wie viel Hände und Köpfe es braucht, damit ein solcher Event am Ende so gut über die Bühne geht.

Danke auch an alle, die das Tagebuch gelesen haben und mir unterwegs immer wieder aufmunternde Mails geschickt haben. Ich konnte nicht alle beantworten, dazu war ich dann doch zu platt. Aber gefreut habe ich mich über jede einzelne. Und wem es gefallen hat, den versorge ich in ein paar Monaten mit einem neuen Tagebuch: Im September starten Nicole und ich beim Transalpine Run auf der neuen Strecke ab Ruhpolding: 8 Tage über die Alpen, über 300 km und viele, viele Höhenmeter. Da werde ich dann doch deutlich intensiver trainieren müssen…

Aber jetzt wird erst mal richtig gut gefeiert! Ciao & Prost Till

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  1. benutzerbild

    Thomas

    dabei seit 09/2000

    7. Tag: Oberwiesenthal – Seiffen (Erzgebirge) – 78,8 km, 1590 Höhenmeter bergauf, 1880 Höhenmeter bergabEinfach ein geiles Gefühl
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  2. benutzerbild

    pommes5

    dabei seit 05/2008

    Wirklich tolle Berichte hast du über die ganzen Tage geliefert und uns so einen Einblick verschafft. Danke! Etwas hochauflösendere Fotos beim nächsten Mal vielleicht, aber abgesehen von dieser technischen Kleinigkeit bin ich wirklich begeistert. Freue mich schon auf die nächsten Berichte.

  3. benutzerbild

    Biker10

    dabei seit 03/2009

    Hallo Till!
    Tolle Leistung und toller Bericht! Vor allem wenn man bedenkt, dass des (fast) live geschrieben wurde! Wer hat schon am Abend nach einem Rennen Lust auf Statistik etc.
    Trotzdem eine Frage bzw. Bitte: Hast du auch die Daten der 7. Etappe im "connect.garmin..." zum downloaden? Danke für deine Mühe!
    Wolfram

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