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Martin Jahnecke von Maja-Art.de war so nett eine Dokumentation der einzelnen Arbeitsschritte zu erstellen – wer seinen Carbonrahmen verschönern oder umlackieren möchte, kann hier einige Tipps und Kniffe finden – ich übergebe das Wort an Martin:

Repainting eines Carbonrahmens Typ Trek Madone SSL

Im folgenden möchte ich kurz erläutern, wie man erfolgreich einen Fahrradrahmen oder ein Frameset umlackieren kann. Dazu sind einige spezielle Materialien nötig, die nur zum fachmännischen Gebrauch erhältlich sind. Ich werde in den einzelnen Schritten näher darauf eingehen.

Für die Lackierung wird benötigt: Ein Rahmen oder Frameset, eine Airbrushausrüstung oder Lackdosen, Nassschleifpapier verschiedener Körnung, Airbrushfarben, Basislack aus der Automobillackierung, 2 Komopnenten Klarlack, Füller, Abklebband, Maskierfolie. Linierband und einige Dinge, wie Scheren und Cuttermesser.

Begonnen wird mit der Vorbereitung des Rahmens. Dazu sollte er komplett von Anbauteilen befreit sein, Lager ausgepresst, oder abgeklebt werden. Bestehende Kleber und Lackschutzfolien werden entfernt. Der Lack wird nun mit Nassschleifpapier der Körnung 800 oder einem Schleifpad angerauht. Beschädigte Stellen werden entfernt und mit Füller leicht aufgefüllt und nochmals glatt verschliffen. Alle Öffnungen, z.B. für Falschenhalter, Aufnahme von Schaltarmen und Bremsen werden mit Maskierfolie verschlossen.

Danach wird der Rahmen nochmals gründlich mit Silikonentferner gereinigt und ist bereit für den nächsten Schritt.

In diesem Fall ist für das neue Design ein Grundton von Nöten, der nun mit einer Kleinlackierpistole aufgetragen wird. Der Rahmen sollte dazu von allen Seiten frei zugänglich sein. Besteht nur die Möglichkeit mit Farben aus der Dose zu arbeiten, empfiehlt es sich, mehrere dünne Schichten mit kurzer Ablüftzeit aufzubringen. Dazu sollten am besten nur Farben auf Acylbasis verwendet werden. Kunstharzfarben sind für Lackierungen auf bereits aufgetragenen Lacken ungeeignet und können zu Blasenbildung und Spannungsrissen führen. Nachdem der Rahmen silber eingefärbt wurde und gut durchgetrocknet ist, kann er für den nächsten Schritt vorbereitet werden.

Hier ist bereits das fertige Ergebnis zu sehen. Es wurde mit Maskierfolie, die speziell für Lackierungen geeignet ist, ein Muster abgeklebt. Die Kanten wurden mit Linierband gezogen und die Flächen, die silber bleiben sollen, mit der Maskierfolie bedeckt. Danach wurde mit einer Airbrushpistole der zweite Grundton in blau aufgetragen.

Hier ist zu sehen, wie genau mit der Airbrush gearbeitet wird. Wieder wurden Felder abgeklebt und mit gelb Inlays gesprüht. Um einen Begrenzungsstreifen zwischen den einzelnen Farbtönen zu erhalten, wurde der silberne Grundton am Rand mit Linierband bedeckt, das später wieder entfernt wird, und den scharfen Begrenzungsstreifen frei gibt.

Wenn nur mit Lackdosen gearbeitet wird, empfiehlt es sich den Rahmen komplett mit Abklebband abzudecken, um Sprühnebel auf den bereits lackierten Flächen zu vermeiden.

Um das Design interessanter zu gestalten wurde hier mit hilfe eines Grafikprogramms mit einem Schneideplotter ein Muster in die Maskierfolie geschnitten und als Schablone aufgeklebt. Übrigens ist das komplette Design bereits als Datei angelegt und an den Originalrahmen angepasst, da später oft mit der Schablonentechnik gearbeitet wird. Schablonen für Text und Logos kann man sich in vielen Grafik und Werbebüros in Maskierfolie schneiden lassen. Das erspart die mühsame Arbeit selbst mit dem Cutter Formen ausschneiden zu müssen.

Mit einem dunkleren Gelb- Orangeton wurden die freien Stellen im gelben Inlay übersprüht und nach der Trocknung die Maskierfolie in dem Bereich wieder entfernt.

So sieht das vorläufige Endergebnis des Grunddesigns aus. Bisher wurden 4 Farbtöne übereinander gesprüht. Um zu verhindern, dass durch weiteres Schablonieren bereits lackierte Flächen beschädigt werden, kann man nun eine Schicht Klarlack auftragen. Das sollte möglichst von einem Fachmann in einer Lackierkabine gemacht werden, um Staubeinschlüsse zu vermeiden, und eine gute Aushärtung des Lacks zu gewährleisten. Besteht nur die Möglichkeit auf Dosenlack zurückzugreifen, achten Sie auf ein sauberes Arbeitsumfeld und lassen Sie den Rahmen einen Tag ruhen, bevor er erneut mit einem Schleifpad angeschliffen wird. Dabei ist es wichtig nicht zu viel zu schleifen, um das Motiv nicht zu beschädigen. Es ist ausreichend, wenn die Oberfläche gleichmäßig matt erscheint.

Wie schon bei den Grundtönen werden nun schichtweise die Motive und Logos auf den Rahmen gebracht. Hier wird am Sattelrohr in zwei Lagen das Motiv nacheinander aufgebaut. Erst wird die Sieben aus der Maskierfolie geschnitten und die Negativform auf den Rahmen geklebt. Mit silber wird nun wieder ausgefüllt. Wenn die erste Schicht gut durchgetrocknet ist, wird eine kleinere Sieben ausgeschnitten und die Positivform aufgeklebt, sodass ein dünner Rand frei bleibt. Der wird nun mit blau übersprüht. nachdem alle Maskierungen entfernt wurden ist das fertige Ergebnis zu sehen.

Das Prinzip des Abklebens und Ausfüllens wird für den Großteil der Beschriftung angewendet. Hier werden Jahreszahlen auf das gelbe Inlay aufgebracht. Achten Sie immer darauf auch um die Schablonen genügend Raum abzukleben, um nicht ausversehen über den Rand der Schablone hinaus zu sprühen.

Bis hierhin wurde der hintere Teil des Rahmens fertiggestellt. Zeit zurück zu treten und sich sein Werk näher anzuschauen, bevor es am Ober- und Unterrohr weiter geht. Sicher fällt Ihnen auf, dass auch bereits im vorderen Bereich Veränderungen erfolgt sind. Die Arbeitsschritte sind immer die gleichen. lassen Sie Ihrer Fantasie freien lauf. Für die Flammen wurde dem Blau etwas Silber beigegeben, um verschiedene Töne zu erzeugen, die es ermöglichen die Flammen überlagern zu lassen. Das Logo am Unterrohr wird am Rahmen ersetzt, wie es bereits vorher vorhanden war, nur wird der innere Teil später noch mit einem besonderen Motiv gefüllt.

Auch am Unterrohr kann auf die gleiche Weise der freie Platz mit Motiven gefüllt werden. Es empfiehlt sich immer Flächen gleicher Farbe mit einem Mal abzukleben und anschließend einzufärben, da das weniger Arbeitsaufwand macht, als alles nacheinander zu sprühen.

Hier ist nochmals der Aufbau in drei Schritten zu erkennen. Versuchen Sie immer von der hellsten zur dunkelsten Farbe zu arbeiten, da helle Farben schlechter decken, als dunkle. Ist das wie bei diesem Motiv nicht möglich, empfiehlt es sich mehrere Sprühgänge mit kurzer Ablüftzeit aufzutragen, bevor die nächste Farbe gesprüht wird.

Für das Logo wurden mit einem speziellen Transferdruck Inlays gefertigt und aufgebracht. Diese Technik erfordert spezielle Ausrüstung und Drucker. Sollten Sie nicht diese Möglichkeiten haben, ist eine Alternative ein Aufkleberdruck, der nach der Endlackierung aufgebracht werden kann. Für ein perfektes Finish sind nun zwei weitere Gänge Klarlack nötig. Wie schon vorweg beschrieben, empfiehlt es sich dafür einen Fachmann aufzusuchen. Wenn mit Dosenlack lackiert wird, sollte die erste Schicht möglichst dünn aufgetragen werden und kurz Zeit zum anziehen bekommen, bevor eine weitere Endschicht, nass in nass aufgetragen wird.

Hier noch einige Impressionen vom fertig gestalteten Rahmen, der nun mehr als nur ein Sportgerät ist. Er ist zu einem persönlichen Unikat und wirklichen Eyecatcher geworden. Ich hoffe Ihnen hat der Bericht gefallen, und wünsche Ihnen viel Spass beim umsetzen eigener Ideen.

Martin Jahnecke – www.maja-art.de

professionelles Bikedesign und Lackierung

Soviel von Martin – mehr Infos findet Ihr auf seiner Website – bei Fragen könnt Ihr Euch hier im Thema melden, er wird diese sicher gerne beantworten.

  1. benutzerbild

    LuisWoo

    dabei seit 02/2002

    Mit der Harder & Steenbeck Evolution ist gut zu arbeiten. Liegt gut in der Hand das Teil. Welche Farben wurden genau verwendet? Airbrushfarben der gängigen Hersteller wie Schmincke? Ich musste die leidvolle Erfahrung machen, dass sich bestimmte Farbtöne durch den Klarlacküberzug aufgelöst haben. Gerade Schwarz ist sehr anfällig. Welche Farben (Hersteller) wurden hier verwendet?
    Danke für die Auskunft! smilie

  2. benutzerbild

    mother lode

    dabei seit 10/2006

    Jau, die Evolution ist wirklich eine exzellente Airbrush, obwohl ich persönlich sie nur für Modellbau verwende.
    Die Arbeit an dem Rahmen ist einzigartig...

  3. benutzerbild

    Apfelkuchen1985

    dabei seit 07/2008

    wow ist ne menge arbeit. aber sehr gut geworden RESPECKT sieht echt gut aus! das das mit carbon auch geht(wegen dem anschleifen) wusste ich bis jetzt noch nicht. hammer wieder was gelernt (vom bernd^^).

  4. benutzerbild

    bike-designer

    dabei seit 11/2007

    Welche Farben (Hersteller) wurden hier verwendet?
    Danke für die Auskunft! smilie

    Wir verwenden Lacke und Basisfarben verschiedener Hersteller, unter anderem Lesonal, Sikkens und DuPont.
  5. benutzerbild

    general-easy

    dabei seit 04/2005

    Hallo! ich würde gern meinen carbonrahmen umlackieren in den Wintermonaten!

    Ich würde aber gerne nur vorne im steuerrohrbereich und tretlagerbereich komplet lackieren und dazwischen sollte das carbon sichtbar bleiben!

    wie mach ich das den am geschicktesten?

    Gruß Robin!

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