Es muss nicht immer ein „Lil Shredder“ sein: IBC-User „Johannes_180bpm“ alias Johannes zimmerte für seinen zehnjährigen Neffen einen kostengünstigen Freerider der Extraklasse zusammen. Mit dem Ziel, den Gesamtpreis des Bikes bei voller Bikeparktauglichkeit unter 1000 € zu halten, ertüftelte Johannes mit vielen gebrauchten Teilen aus dem Bikemarkt, 24″-Laufrädern, einigen Parts aus der Grabbelkiste und nur wenigen komplett neuen Komponenten ein richtig schickes Bike, das den Titel „Bike der Woche“ definitiv verdient hat.

Basis ist ein Orange Patriot in 14″, der mit einem Manitou Swinger X4 bestückt ist. Vorne federt eine Rock Shox Sektor RL, als Laufräder kommen Octane One Solar-Felgen in 24″ mit XT-Naben zum Einsatz. Was es sonst für Besonderheiten am Bike gibt, erzählt euch Johannes selbst.

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# Das Orange Patriot von Johannes´ Neffen.

Der Aufbau

  • Rahmen: Orange Patriot 14″ / gebraucht / Bikemarkt / 260,00 €
  • Dämpfer: Manitou Swinger X4 190mm x 50mm / neu / Bikemarkt / 95,00 €
  • Gabel: Rock Shox Sektor RL 130mm (150mm) / neu / Bikemarkt / 165,00 €
  • Steuersatz: Works Components -1° EC34 1 1/8″ / neu / Händler / 93,11 €
  • Kurbelgarnitur: Truvativ ISO Flow 165mm / neu / Händler / 44,90 €
  • Innenlager: Truvativ Power Spline 113 x 68E-73 / neu /Händler / 14,48 €
  • Kette: Shimano CN-HG73 / neu / Händler / 16,09 €
  • Bremsleitung: Shimano BH59 / neu / Händler / 15,47 €
  • Bremsbeläge: Shimano F01A / neu / Händler / 17,16 €
  • Reifen: Schwalbe Big Betty FR 24×2,4″ / gebraucht / Bikemarkt / 39,90 €
  • Sattel: Dartmoor Sticky Combo / neu / Händler / 29,95 €
  • Griffe: Renthal Push On Griff 135mm medium / neu / Händler / 10,99 €
  • Naben + Scheiben: Shimano XT Naben Centerlock 15mm/110mm + 9mm,135mm + 2x Shimano 185mm / gebraucht / Bikemarkt / 66,90 €
  • Felgen: Octane One Solar 32 Disc Felge 32Loch 24“ lila / neu / Händler / 45,98 €
  • Speichen: Sapim Race 2.0-1.8 silber / neu / Händler / 25,60 €
  • Nippel: Alu Nippel diverse / neu / Händler / 16,00 €
  • Felgenband: Velox Felgenband Textil / neu / Händler / 4,98 €
  • Schläuche: Schwalbe AV10 Butyl Schlauch 24×1.5-2.5 / neu / Händler / 7,80 €
  • Gleitlager Dämpfer: Huber-Buchsen / neu / Händler / 5,00 €
  • Offset Dämpferbuchsen mit ca.1,7mm Versatz / neu / Eigenanfertigung
  • Vorbau: Truvativ Holzfeller 40mm / gebraucht / vorhanden
  • Lenker: Sunline Lenker V-One OS Flat 762mm, gekürzt / gebraucht / vorhanden
  • Schaltung und Schalthebel: Shimano SLX / gebraucht / vorhanden
  • Kettenführung: Truvativ Boxguide Team / gebraucht / vorhanden
  • Bremsen: Shimano XT / gebraucht / vorhanden
  • Gesamt: 974,31,- Euro
  • Gewicht: ca. 14 kg

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# Im Heck federt ein Manitou Swinger mit 50psi.

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# Steuerrohr: Unverkennbar ein Orange.

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# Die bekannte, mächtige Orange-Schwinge.

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# Günstige, aber ausreichend stabile ISOflow-Kurbel von Truvativ.

IBC-User „Johannes_180bpm“ zum Orange Patriot:

Angedacht war es, einen Mini-Freerider für meinen Neffen zusammenzustellen – eine bezahlbare Fahrmaschine ohne Schnick-Schnack mit einem Budget von 1000 Euro. Dies war dank Bikemarkt und ein paar bereits vorhandenen Teilen möglich. Der Fahrer des Bikes ist 10 Jahre alt, gerade mal 30kg schwer, aber hat bereits 2 Jahre Bikepark-Erfahrung auf seinem Specialized Hardrock in 20″.

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# Wer hätte sich so ein Bike nicht mit 10 Jahren gewünscht?

Hauptsächlich fuhr er bisher den Flow Country Trail am Geisskopf und ist eigentlich noch etwas zu klein und zu leicht für ein 24“ Bike. Doch wie wir letztes Jahr feststellen mussten, erweisen sich Strecken, die als „Flow-Trail“ oder „Blue-Line“ ausgeschildert sind, oft als recht ruppig. Nicht jeder Bikepark hat so eine Strecke parat wie der Geisskopf mit seinem Flow Country Trail.

Von daher sollte einfach ein Bike her, das mehr Komfort und Sicherheit bietet – eher ein Mini-Downhill-Bike, das alles wegbügelt! Das Problem: YT Industries hatte sein Play in 24“ nicht mehr in Programm, das Kona Stinky 24″ war, gemessen an der Partsliste, zu teuer – und ob man 100mm als downhilltauglich bezeichnen kann, ist fraglich. So fasste ich den Entschluss, selber ein Bike aufzubauen – mit Teilen aus Bikemarkt und einem Budget von 1000 Euro.

Ein paar Grundideen die ich hatte:

  • Ein getravelter Freeride-Rahmen – also eine Gabel mit 140-150mm statt 180mm, einen kürzeren Dämpfer und 24“-Laufräder. Abgetan – die Geometrie würde zwar passen, das Ganze Bike würde aber unnötig schwer und wahrscheinlich zu tief.
  • Ein AM-Rahmen mit 140-150mm Federweg. Mit 26“ vorne und 24“ hinten als Geometrie-Anpassung. Schnell ausprobiert, indem ich am Rad (16“) meiner Frau hinten Luft abgelassen hatte. Leider vorne viel zu hoch…
  • Ein AM-Rahmen mit 24“-Laufrädern vorne und hinten. Geometrieanpassung per Winkelsteuersatz, exzentrische Dämpferbuchsen, eventuell ein kürzerer Dämpfer. Zwar die aufwändigste und teuerste, aber aus der Sicht von Geometrie und Gewicht die konsequenteste und erfolgversprechendste Variante. So griff ich diese Idee auf und machte mich auf im Bikemarkt auf die Suche nach kleinen AM-Rahmen mit 130-140mm Federweg.

Was herausgekommen ist – ein Orange Patriot in 14“. Kultig, mit einem kurzen 36cm-Sitzrohr, wartungsfreundlich. Winkelsteuersatz mit -1° von Works Components, Offset Dämpferbuchsen mit ca.1,7mm Versatz aus Eigenanfertigung. Die Gabeldämpfung habe ich angepasst, indem ich 5W durch 2.5W-Öl getauscht habe. Der Dämpfer ist ein Manitou X-4 Swinger mit PVC Gleitlagern von Huber Bushings – günstig, einstellbare Progression, breiter Verstellbereich. Die Laufräder sind selbst gebaut, weil nix passendes gefunden wurde. Das Cockpit ist so tief, flach und kurz gehalten wie es nur ging – mit 40er Vorbau und flachem Lenker.

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# Flacher Lenker, kurzer Vorbau: Das Cockpit ist extra flach.

Ob Größe und Geometrie so passen und ob die Federung bei 30kg Fahrergewicht funktioniert, war unklar und reines Glückspiel. Tatsächlich federn Gabel (30psi) und Dämpfer (50psi) noch schnell genug aus und lassen sich mit 30% Sag fahren. Noch ist das Bike etwas zu lang, aber manchmal ist es doch von Vorteil, dass Kinder schnell wachsen… Am 1. Mai hat das Rad im Bikepark Samerberg seine Feuertaufe mit „sehr gut“ bestanden!

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Bike der Woche – im Allgemeinen

Ihr habt auch ein Bike, dass sich bestens in die ehrenhafte Riege der “Bikes der Woche” einfügen kann? Dann lest euch die Regeln für folgendes Album durch und ladet ein Bild in selbiges hoch. Viel Erfolg! Hier zu den Regeln, das Album findet ihr hier.

  1. benutzerbild

    Myrkskog

    dabei seit 05/2002

    Die Idee ist gut und es ist liebevoll aufgebaut - aber - noch interessanter finde ich plötzlich die Kommentare. Wärs ein genau so liebevoll aufgebautes Rad bis 1000€ zum Spaß haben für Erwachsene, hätten die meisten es völlig zerrissen. Und jetzt, da es sich um ein Kinderrad handelt, ist es der absolute Überflieger smilie

  2. benutzerbild

    kailer

    dabei seit 06/2006

    Wärs ein genau so liebevoll aufgebautes Rad bis 1000€ zum Spaß haben für Erwachsene, hätten die meisten es völlig zerrissen. Und jetzt, da es sich um ein Kinderrad handelt, ist es der absolute Überflieger smilie

    Und wenn dein Onkel keinen Penis hätte, wäre er deine Tante...

    Zeig mir mal ein Rad für einen Zehnjährigen, custom oder aus dem Laden, das mit diesem hier mithalten kann (sogar unabhängig vom Preis)...

    Wenn man ein Erwachsenenrad aufbauen will, das sich ähnlich von der Konkurrenz absetzt, muss man deutlich mehr ausgeben.
  3. benutzerbild

    12die4

    dabei seit 04/2010

    OMG, wie hässlich ist DAS denn? smilie

  4. benutzerbild

    DCD

    dabei seit 05/2006

    super idee
    und geiles bike
    ... und den rahmen hab ich doch schon mal
    wo gesehen...

    und wenn der kleine mal grösser wird
    kannst bei wieder nen alten patriot rahmen
    in 16" kaufen!

  5. benutzerbild

    bubo_bubo

    dabei seit 07/2013

    Ich habe die ziemlich gleiche Geschichte mit meinem Neffen durch gemacht. Ich finde es toll, was bei Dir raus gekommen ist. Ich habe mich damals für ein älteres Stinky JR entschieden. Das Problem an der Sache ist, dass es wenig wirklich gut funktionierende Federelemente für die Fliegengewichte gibt. Ich habe viel Zeit in Gabel- und Dämpfersetup gesteckt und bin immer noch nicht voll zufrieden.

    Das Schöne aber an sich ist es ja, den Spaß am Sport und der Technik weiter zu geben. Leider werden wenig gute und günstige Räder für Kinder produziert. Die wenigsten Eltern können einfach 1700 € für ein Rad ausgeben, dass nutzungsbedingt auch häufiger mit Defekten aufwarten wird.

    Ausrüstung, Anreise, Verpflegung und Liftgebühr schlagen ja auch noch bei Bikeparkeinsatz zu Buche.

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