Tipp: du kannst mit der Tastatur blättern
Ein alter Hof als neue Wirkstätte
Ein alter Hof als neue Wirkstätte - Hinter diesem unscheinbaren Scheunentor entstehen die Unique Handmade Bicycles
Die Werkstatt ist noch im Aufbau
Die Werkstatt ist noch im Aufbau - Die Räumlichkeiten teilt sich Unique mit Georg Schein, der dort seine Holzschutzbleche fertigt. Die Werkstatt beheimatet auf einem kleinen Raum alle wichtigen Werkzeuge und Maschinen.
Eigene Räder
Eigene Räder - Der Rahmenbauer fährt die eigenen Kreationen auch selbst.
Oberrohrevolution
Oberrohrevolution - Sören erklärt, wie sich das Oberrohr entwickelt hat: Am vorderen Rad ist das Oberrohr erstmals handgebogen, das Rohr wellt sich im Radius, am hinteren Rad sind zwei Rohre durch eine Schweißnaht verbunden. Die aktuellen Oberrohre werden auf einer Biegelehre bearbeitet und haben keine Probleme mehr mit Wellenbildung.
Unique Headbadge
Unique Headbadge - Unscharf aber edel.
Weitere Räder
Weitere Räder - Unter anderem ein modernisiertes Balfa, das zeigt sich aber erst beim genaueren Hinsehen . . .
. . . denn das Innenlager wurde angepasst
. . . denn das Innenlager wurde angepasst - Die Begeisterung für die Funktion des Rahmens hält an, aber die Geometrie passt nicht mehr ganz? Dann passen wir die Geometrie an! Für manche Frevel, für andere ein unkaputtbares Rad, das nun auch zukunftsfähig ist.
Rahmenlehre
Rahmenlehre - Hier entstehen die Unique Rahmen, die Lehre hat Sören selbst gebaut, sie besteht aus Profilrohren und einigen Frästeilen. Die ersten Rahmen entstanden noch auf einer Tischplatte mit 1:1 Zeichnung und Prismen zur Ausrichtung der Rohre. Inzwischen ist es professioneller geworden, aber auch mit der vorherigen Arbeitsweise entstanden gute Fahrradrahmen.
Drehmaschine
Drehmaschine - Kleine Drehteile, wie Lagersitze, fertigt Sören selbst.
Arbeitskleidung
Arbeitskleidung
Steuerrohrhülsen und Surly Ausfallenden
Steuerrohrhülsen und Surly Ausfallenden
Rahmenbauteile in der kleinen Box
Rahmenbauteile in der kleinen Box - Hier bewahrt Sören seine Rahmenbauteile wie ISCG Aufnahmen und verschiedene Ausfallenden für vorne und hinten auf, Reiskörner ziehen Wasser und verhindern vorzeitige Korrosion.
Rahmenbauteile in der großen Sortierkiste
Rahmenbauteile in der großen Sortierkiste - Hier finden sich übersichtlich alle notwendigen Kleinteile um ganz unterschiedliche Rahmentypen zu fertigen, von Cantisockeln bis zum Edelstahlplättchen findet sich alles in dieser aufgeräumten Box. Auch hier wieder Reis, damit die Kleinteile nicht frühzeitig Rost ansetzen.
Rahmenbaulehre und Rahmen in Bau
Rahmenbaulehre und Rahmen in Bau
Steuerrohrfixierung
Steuerrohrfixierung - Das Steurrohr wird in der Rahmenlehre durch zwei Konen geklemmt, das Rohr wird von oben durch den Rahmen geführt und unten und oben fixiert.
Steuerrohrdetail
Steuerrohrdetail
Fixierung in der Rahmenlehre
Fixierung in der Rahmenlehre
Sattelstützklemmung
Sattelstützklemmung - Die Öse für das Ende des Schlitzes ist schon vorhanden. Jetzt muss noch geschlitzt werden und die Stütze kann mit passender Schelle geklemmt werden.
Hinterbau
Hinterbau - Wie der Rahmen noch unbehandelt, frisch im Bau.
Dämpferanlenkung
Dämpferanlenkung
Schraubösen im Hinterbau
Schraubösen im Hinterbau - Hier wird später eine Verstrebung fixiert.
Hinterbauanlenkung und -Lagerung
Hinterbauanlenkung und -Lagerung - Die Dämpferaufnahme setzt am Unterrohr an, die Hinterbaulagerung erfolgt in einem Drehpunkt über dem Innenlager.
Hinterbaulager und Directmount Umwerferaufnahme
Hinterbaulager und Directmount Umwerferaufnahme - Eine eigene minimalistische Directmountaufnahme erlaubt auch die Montage eines Umwerfers.
Hinterbauverstrebung
Hinterbauverstrebung - Der Hinterbau wird aus vielen Einzelteilen zusammengebaut, hier die Anbindung der Kettenstreben an die Hinterbauverstrebung und die Lagersitze.
X-12 Ausfallenden
X-12 Ausfallenden - Moderne Technik am Stahlhinterbau, 2Soul Cycles Ausfallenden nach Syntace Standard.
Hinterbau mit Aufnahme für Lagersitze
Hinterbau mit Aufnahme für Lagersitze - Hinter dem Lager die Kettenstrebe mit Aufnahme für den Lagersitz. Der Hinterbau ist entwickelt und umgesetzt von Sören selbst.
Lagerhülse
Lagerhülse - Das ist die Lagerhülse für den Hinterbau in der die sphärischen Lager ihren Platz finden. Die Hülse wird in die Strebe eingeschweißt.
Hinterbaulager
Hinterbaulager - Sören setzt auf sphärische Gleitlager, sie nehmen auch Querkräfte auf und bringen lange wartungsarme Laufleistung.
Unique Werksflotte
Unique Werksflotte - Die unterschiedlichen Dämpferpositionen bringen unterschiedliche Federwege hervor. Beide Räder sind als Eingelenker mit ähnlicher Schwinge ausgeführt.
29er Marathonfully
29er Marathonfully
Kleine Details
Kleine Details - Erinnerung an die letzte Ausfahrt nach Tschechien?
Unique Revolt 1fach
Unique Revolt 1fach - Die Unique Revolt ist für ganz unterschiedliche Spider ausgelegt, hier das Modell für 1fach Antriebe mit XX1 Kettenblatt.
1x9 Antrieb
1x9 Antrieb - Ein Mix klassischer und moderner Bauteile für den 1fach Antrieb am Marathonfully.
Zusätzliche Abstützung
Zusätzliche Abstützung - Der Dämpfer liegt unter dem Oberrohr, zur Versteifung des Hinterbaus ist dieser am Oberrohr nochmals abgestützt. Zusätzliche Versteifung bietet außerdem der Carbonschutz, der zwischen die beiden vorderen Streben des Hinterbaus geschraubt wird.
Oberrohrdesign und Dämpferaufnahme
Oberrohrdesign und Dämpferaufnahme
Hinterbauversteifung durch Carbonschutz
Hinterbauversteifung durch Carbonschutz
Wo sind die Mountainbikes?
Wo sind die Mountainbikes? - Sören fertigt auch Rennräder, hier sein eigenes mit einem Mix moderner und klassischer Campagnoloteile.
Unique Racebike
Unique Racebike - Der Rahmen ist auftragsgelötet mit Muffen an den Ausfallenden, die Nähte sind nur minimal ausgeführt. Die Ausstattung ist ein Mix moderner und klassischer Campagnolobauteile. Klassikfans dürften die Bremsen besonders auffallen.
King
King - Beim Steuersatz vertraut Sören auf Chris King, auch im Rennrad verrichtet ein NoThreadset seinen Dienst.
Klassische Moderne
Klassische Moderne - Stahl trifft auf Carbon, 80er Jahre Bremsen auf aktuelle Stahlinterpretation. Der auftragsgelötete Stahlrahmen mit klassischer Anmutung wird mit einem mix aus modernen und klassischen Teilen komplettiert. Die Sattelstütze ist eine moderne 3T Carbonstütze, geklemmt wird klassisch wie beim Stahlrenner üblich ohne zusätzliche Schelle.
Gemuffte Ausfallenden
Gemuffte Ausfallenden - Eigentlich, sagt Sören selbst, arbeitet er ungern mit Muffen, weil man dann so mit Winkeln und Rohren eingeschränkt ist. Hier passten sie jedoch und der filigrane Stahlrahmen profitiert von diesen gelöteten Schönheiten.
Unique Kundenrad
Unique Kundenrad - Filigranes Stahlgeröhr mit Discaufnahme, eine moderne Interpretation mit den Eigenschaften des Stahlrahmens.
Akzente
Akzente - Rahmen mit exzentrischem Tretlager und Revolt Kurbelgarnitur in Kontrastfarbe. Eine Edelstahlplakette an der linken Kettenstrebe weißt auf den Rahmenbauer hin.
Vollgefederte Evolution
Vollgefederte Evolution - Das Augenmerk soll auf die Werkstatt gerichtet werden, Sören zeigte einige Rahmen seiner Sammlung, in der Hand hält er einen Raleigh Stahlrahmen, vollgefedert natürlich.
29er Allmountain mit Gusset
29er Allmountain mit Gusset - Zur Versteifung des vorderen Rahmendreiecks ist ein Gusset eingeschweißt. Ein Edelstahlplättchen am Steuerrohr verhindert Zugscheuern.
Umwerferanlenkung
Umwerferanlenkung - Das ist doch eine Gabelblockierung? Ja, aber se dient zur Anlenkung eines 2fach Umwerfers. Eine individuelle Lösung, die mit ihrem kleinen Platzbedarf gut neben die Reverbansteuerung passt.
Umwerfer
Umwerfer - Hier wird nur 2fach geschaltet, dafür reicht auch die Fernbedienung einer Suntour Federgabelblockierung.
Steifer Hinterbau
Steifer Hinterbau - Bremsmomentabstützung und Steckachse für einen steifen Hinterbau.
Unterrohrversteifung an der Dämpferaufnahme
Unterrohrversteifung an der Dämpferaufnahme
Detail Hinterbau
Detail Hinterbau - Eines der Wiedererkennungsmerkmale der Unique Hinterbauten sind die Verstrebungen.
Verstrebung in Einzelteilen
Verstrebung in Einzelteilen
Arbeitsplatz
Arbeitsplatz
Sören im Gespräch mit dem Bike Department Ost
Sören im Gespräch mit dem Bike Department Ost - Wie können Sonderwünsche des Kunden bestmöglich umgesetzt werden?
Unique Revolt Kurbel
Unique Revolt Kurbel - Links das Interface für die Aufnahme unterschiedlicher Spider.
Verzahnung
Verzahnung - Die Verzahnung wird von einem kleinen Handwerksbetrieb erarbeitet, den zu finden war garnicht so einfach. Das Ergebnis erinnert stark an die bekannten Techniken großer Komponentenhersteller.
Entwicklung
Entwicklung - Links sieht man die Kurbel nach dem Schweißen, rechts die sandgestrahlte und pulverbeschichtete Kurbel, wie sie ausgeliefert werden kann.
Rohstadium der Kurbel
Rohstadium der Kurbel
Einzelteile der Kurbel
Einzelteile der Kurbel
Achse, Verzahnung und Kurbelarm
Achse, Verzahnung und Kurbelarm
Tioga Revolver
Tioga Revolver - Eine der Kurbeln, die Sören zur Entwicklung der Revolt inspirierte.
Alles neu?
Alles neu? - Schon in den 90ern setzte Tioga auf eine zweiteilige Kurbel mit proprietären Lagern.
Bullseye
Bullseye - Eine weitere Inspirationsquelle war die Bullseye Kurbel. Hier sind die Spider ebenfalls auswechselbar.
Unique Vermessungsanlage
Unique Vermessungsanlage - Im folgenden Video erklärt Sören, wozu die Anlage dient.

Herzlich willkommen zu dieser neuen Serie über Rahmenbauer. Der erste Besuch führte uns im Januar nach Leipzig, ich hatte hier vor vier Jahren erstmals von einem Stahlrahmenbauer gehört, der, so erinnere ich mich, auch vollgefederte Stahlmountainbikes baut. Wir haben schließlich einen Termin vor Ort vereinbart und sind im Süden Leipzigs aufgeschlagen, um selbst einen Eindruck der Rahmenschmiede zu bekommen.

Ein alter Hof als neue Wirkstätte
# Ein alter Hof als neue Wirkstätte - Hinter diesem unscheinbaren Scheunentor entstehen die Unique Handmade Bicycles

In Leipzig biege ich in die Einfahrt eines alten Gutshofes ein, der renoviert wird. Vor einem großen Scheunentor treffe ich Sören.

MTB-News: Hallo Sören, schön dich einmal persönlich zu treffen. Zudem einen herzlichen Dank, dass du MTB-News heute etwas von deiner Arbeit zeigen und uns von dir erzählen wirst.

Sören: Hallo IBC, ich möchte mich erstmal vorstellen: Ich bin Sören Marx und der Kopf hinter Unique Handmade Bicycles aus Leipzig. Es freut mich, dass ihr den Weg zu meiner Werkstatt gefunden habt und ich euch etwas über mich, meine Arbeit und den Rahmenbau erzählen darf.

Die Werkstatt ist noch im Aufbau
# Die Werkstatt ist noch im Aufbau - Die Räumlichkeiten teilt sich Unique mit Georg Schein, der dort seine Holzschutzbleche fertigt. Die Werkstatt beheimatet auf einem kleinen Raum alle wichtigen Werkzeuge und Maschinen.

Wir betreten die Werkstatt, die in einem Nebengebäude des Hofes gelegen ist, die Räume teilt sich Sören mit Georg Schein, der Holzschutzbleche fertigt. Ich sehe mich etwas um.

Eigene Räder
# Eigene Räder - Der Rahmenbauer fährt die eigenen Kreationen auch selbst.
Oberrohrevolution
# Oberrohrevolution - Sören erklärt, wie sich das Oberrohr entwickelt hat: Am vorderen Rad ist das Oberrohr erstmals handgebogen, das Rohr wellt sich im Radius, am hinteren Rad sind zwei Rohre durch eine Schweißnaht verbunden. Die aktuellen Oberrohre werden auf einer Biegelehre bearbeitet und haben keine Probleme mehr mit Wellenbildung.
Unique Headbadge
# Unique Headbadge - Unscharf aber edel.
Weitere Räder
# Weitere Räder - Unter anderem ein modernisiertes Balfa, das zeigt sich aber erst beim genaueren Hinsehen . . .
. . . denn das Innenlager wurde angepasst
# . . . denn das Innenlager wurde angepasst - Die Begeisterung für die Funktion des Rahmens hält an, aber die Geometrie passt nicht mehr ganz? Dann passen wir die Geometrie an! Für manche Frevel, für andere ein unkaputtbares Rad, das nun auch zukunftsfähig ist.

Sören, deine Werkstatt beheimatet einige außergewöhnliche Räder, aber beginnen wir bei dir: seit wann beschäftigst du dich mit Fahrrädern?

Ich mache, gefühlt, zeitlebens irgendwas mit Fahrrädern, seit dem Teenie-Alter, meine Cousins und Brüder sind Rennrad gefahren. Da fing ich dann auch an. Für DDR-Zeiten war es eigentlich sehr spät, so mit 14-15, die meisten haben so mit acht oder neun Jahren angefangen oder noch eher. Und bevor ich den Faden verliere: ich habe, während ich Radrennen gefahren bin, schon selbst immer begeistert am Rad rumgeschraubt, oder angefangen selbst einzuspeichen und Dinge am Rad zu ändern. Und irgendwann merkt man dann doch (lacht), dass man mehr Talent zum Schrauben als zum Radrennen gewinnen hat. Dann bin ich, auf Umwegen, Zweiradmechaniker geworden.

Was meinst du mit Umwegen, du hast also nicht als Zweiradmechaniker gelernt?

Nein. Aus Umwegen deshalb, weil mir der Meister, damals in einem privaten Radladen, gesagt hat, ich solle erstmal was in Richtung Metall lernen und dann wiederkommen. So habe ich eine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenmonteur (MAM) absolviert, das war so ein Allerweltsberuf, in dem Falle mit der Spezialisierung Rohrleitungsbau. Da haben wir in der Ausbildung anderthalb Meter Gasleitungen geschweißt, daher habe ich die ersten WIG-Schweiß Erfahrungen.

Rahmenlehre
# Rahmenlehre - Hier entstehen die Unique Rahmen, die Lehre hat Sören selbst gebaut, sie besteht aus Profilrohren und einigen Frästeilen. Die ersten Rahmen entstanden noch auf einer Tischplatte mit 1:1 Zeichnung und Prismen zur Ausrichtung der Rohre. Inzwischen ist es professioneller geworden, aber auch mit der vorherigen Arbeitsweise entstanden gute Fahrradrahmen.
Drehmaschine
# Drehmaschine - Kleine Drehteile, wie Lagersitze, fertigt Sören selbst.
Arbeitskleidung
# Arbeitskleidung
Steuerrohrhülsen und Surly Ausfallenden
# Steuerrohrhülsen und Surly Ausfallenden

Wie ging es dann weiter nach der Ausbildung? Das hat ja einige Zeit gedauert – war der Wunsch, Zweiradmechaniker zu werden, immer noch präsent?

Das kam alles so zur Wendezeit, der Meister im Radladen hat dann sein Wort gehalten trotz der unsicheren Zeiten und so habe ich als Zweiradmechaniker angefangen. Das war Anfang der Neunziger, und da bin ich dann mit dem Mountainbiken in Berührung gekommen und Richtung Downhill „abgerutscht“. Das war die wilde Zeit, als noch viel kaputt ging. Da haben auch viele Rahmen gelitten.

Hast du dich dann bereits an Reparaturen gemacht, die Grundlagen hattest du ja?

Ja, da habe ich angefangen Rahmen als Fully umzubauen, habe die zusammengeschweißt, manche repariert, das waren so die Anfänge.

Und wie ging es weiter?

Ich habe neben der Arbeit im Laden viel ausprobiert, Rahmen konzipiert, geschweißt und Erfahrungen gesammelt. Zu Beginn war Hans Kochlik ab und an im Laden, er hat mir dann das professionelle Einspeichen beigebracht und bei meinem ersten Rahmen die Anlötteile angebracht. 2001 habe ich schließlich meinen Zweiradmeister in Meiningen gemacht.

Für ein Jahre bin ich dann einer Liebe folgend nach Paris gezogen, habe dort für Rando-Cycles gearbeitet. Francois Coponet war dort der Rahmenbauer. Die Rahmen hat er zuhause gebaut, im Laden wurden sie weiter verarbeitet, ich hab die Anlötteile angebracht und die Gepäckträger gebaut. In Paris ist dort auch mein erster auftragsgelöteter Rahmen entstanden. Daher habe ich viel meiner Hartlöterfahrung. Die Liebe schwand irgendwann und so ging es schließlich wieder zurück nach Leipzig.

Rahmenbauteile in der kleinen Box
# Rahmenbauteile in der kleinen Box - Hier bewahrt Sören seine Rahmenbauteile wie ISCG Aufnahmen und verschiedene Ausfallenden für vorne und hinten auf, Reiskörner ziehen Wasser und verhindern vorzeitige Korrosion.
Rahmenbauteile in der großen Sortierkiste
# Rahmenbauteile in der großen Sortierkiste - Hier finden sich übersichtlich alle notwendigen Kleinteile um ganz unterschiedliche Rahmentypen zu fertigen, von Cantisockeln bis zum Edelstahlplättchen findet sich alles in dieser aufgeräumten Box. Auch hier wieder Reis, damit die Kleinteile nicht frühzeitig Rost ansetzen.

Das sind immernoch 10 Jahre bis heute, wann hast du dann angefangen ambitionierter zu bauen?

[lacht] Da verging noch einige Zeit. Nach meiner Rückkehr hab ich beim BDO angefangen. Nach den Erfahrungen aus Frankreich habe ich mir ein neues Schweißgerät geholt. Ich wollte noch mehr ausprobieren und mit besserer Technik anfangen. Lötequipment kam dann schließlich auch dazu. Ich habe dann angefangen selbst weiter zu experimentieren, erste eigene Räder zu bauen und auch Kinematiken zu testen, um möglichst antriebsneutrale und wartungsarme Eingelenker zu entwickeln.
Seit 2011 bin ich nun im Nebenerwerb selbständig, um mehr Zeit für den Rahmenbau zu haben.

Rahmenbaulehre und Rahmen in Bau
# Rahmenbaulehre und Rahmen in Bau
Steuerrohrfixierung
# Steuerrohrfixierung - Das Steurrohr wird in der Rahmenlehre durch zwei Konen geklemmt, das Rohr wird von oben durch den Rahmen geführt und unten und oben fixiert.
Steuerrohrdetail
# Steuerrohrdetail
Fixierung in der Rahmenlehre
# Fixierung in der Rahmenlehre
Sattelstützklemmung
# Sattelstützklemmung - Die Öse für das Ende des Schlitzes ist schon vorhanden. Jetzt muss noch geschlitzt werden und die Stütze kann mit passender Schelle geklemmt werden.

Möchtest du das weiter im Nebenwerb machen?

Ich würde es auch hauptberuflich machen, wenn es sich lohnt. Ich möchte aber auch an dem aktuellen Geschehen im BDO dranbleiben. Man wird bestimmt nicht reich durch handwerklichen Rahmenbau, aber man kann seine Energie in etwas eigenes investieren.

Wir haben jetzt viel über deinen Werdegang gehört, ich bin jetzt sehr neugierig auf deine Arbeit geworden. Was baust du denn nun hauptsächlich?

[lacht] Was ein bisschen mein Steckenpferd ist, sind vollgefederte Räder aus Stahl, oder: ich baue mir heute die Räder, die ich mir früher nicht leisten konnte.

Hinterbau
# Hinterbau - Wie der Rahmen noch unbehandelt, frisch im Bau.
Dämpferanlenkung
# Dämpferanlenkung
Schraubösen im Hinterbau
# Schraubösen im Hinterbau - Hier wird später eine Verstrebung fixiert.
Hinterbauanlenkung und -Lagerung
# Hinterbauanlenkung und -Lagerung - Die Dämpferaufnahme setzt am Unterrohr an, die Hinterbaulagerung erfolgt in einem Drehpunkt über dem Innenlager.
Hinterbaulager und Directmount Umwerferaufnahme
# Hinterbaulager und Directmount Umwerferaufnahme - Eine eigene minimalistische Directmountaufnahme erlaubt auch die Montage eines Umwerfers.
Hinterbauverstrebung
# Hinterbauverstrebung - Der Hinterbau wird aus vielen Einzelteilen zusammengebaut, hier die Anbindung der Kettenstreben an die Hinterbauverstrebung und die Lagersitze.

Was sind das für vollgefederte Räder, die du da baust?

Ich baue schon größtenteils Eingelenker in 29“. Das ist relativ simpel zu berechnen und die Progression der Federelementen kann man auch ausrechnen, es gibt aber auch ein Berechnungstool dafür [Linkage: http://www.bikechecker.com, Anm. d. Red.]. Das Programm kann dann verschiedene Diagramme darstellen, die Frage ist nur immer, was man da rausliest und was im Praxistest rauskommt. Das Probieren bleibt also nicht aus. Große Firmen handhaben das genauso, da kann viel entwickelt werden, am Ende muss sich jemand draufsetzen und sagen: „Passt so, passt so nicht.“

So gehe ich da auch mit Erfahrung ran, aber meist sollte es vorher schon passen, ein großes Budget habe ich nicht zur Verfügung, um viele Prototypen zu schaffen und zu testen. Hinzu kommt, dass der Rahmen immernoch halbwegs gut aussehen soll [lacht]. Das ist natürlich auch sehr subjektiv, was die Optik angeht, ich mag es eher schlicht und geradlinig, nicht so viel Firlefanz.

X-12 Ausfallenden
# X-12 Ausfallenden - Moderne Technik am Stahlhinterbau, 2Soul Cycles Ausfallenden nach Syntace Standard.
Hinterbau mit Aufnahme für Lagersitze
# Hinterbau mit Aufnahme für Lagersitze - Hinter dem Lager die Kettenstrebe mit Aufnahme für den Lagersitz. Der Hinterbau ist entwickelt und umgesetzt von Sören selbst.
Lagerhülse
# Lagerhülse - Das ist die Lagerhülse für den Hinterbau in der die sphärischen Lager ihren Platz finden. Die Hülse wird in die Strebe eingeschweißt.
Hinterbaulager
# Hinterbaulager - Sören setzt auf sphärische Gleitlager, sie nehmen auch Querkräfte auf und bringen lange wartungsarme Laufleistung.

Du hast dann ein Grundmodell an Kinematik?

Ja, so kann man das sagen, ich habe zwei Grundtypen, den Hinterbau mit kurzem Federweg, das sind so um die 90mm und das Modell mit 120-125mm Federweg, deren Kinematik ist bekannt und der Rahmen kann dann an die entsprechenden Kundenwünsche angepasst werden. Das Grundgerüst, wie der Dämpfer angelenkt wird, das steht alles schon.

Unique Werksflotte
# Unique Werksflotte - Die unterschiedlichen Dämpferpositionen bringen unterschiedliche Federwege hervor. Beide Räder sind als Eingelenker mit ähnlicher Schwinge ausgeführt.
29er Marathonfully
# 29er Marathonfully
Kleine Details
# Kleine Details - Erinnerung an die letzte Ausfahrt nach Tschechien?
Unique Revolt 1fach
# Unique Revolt 1fach - Die Unique Revolt ist für ganz unterschiedliche Spider ausgelegt, hier das Modell für 1fach Antriebe mit XX1 Kettenblatt.
1x9 Antrieb
# 1x9 Antrieb - Ein Mix klassischer und moderner Bauteile für den 1fach Antrieb am Marathonfully.
Zusätzliche Abstützung
# Zusätzliche Abstützung - Der Dämpfer liegt unter dem Oberrohr, zur Versteifung des Hinterbaus ist dieser am Oberrohr nochmals abgestützt. Zusätzliche Versteifung bietet außerdem der Carbonschutz, der zwischen die beiden vorderen Streben des Hinterbaus geschraubt wird.
Oberrohrdesign und Dämpferaufnahme
# Oberrohrdesign und Dämpferaufnahme
Hinterbauversteifung durch Carbonschutz
# Hinterbauversteifung durch Carbonschutz

Wir haben jetzt hauptsächlich über vollgefederte Mountainbikes gesprochen. Was für Radtypen baust du den noch, baust du auch andere Räder?

Ich habe auch schon Crosser gebaut, einige, auch Rennräder, hauptsächlich baue ich aber Mountainbikes. Da sind es dann eher Hardtails. Fürs „einfach durch den Wald fahren“, ich würde es Allmountain Hardtail nennen, ein Rad für Alles eben.
Ich höre mir die Kundenwünsche an, ohne groß in Kategorien zu denken. Viele Kunden möchten ein Rad, das vielseitig ist, sich angenehm fährt und den eigenen Wünschen entspricht. Da kommt dann auch immer der Moment, wenn man dem Kunden sagt, dass es eben ein Stahlrahmen ist, und man wegen dem Gewicht gucken muss, häufig höre ich dann die Antwort: „Ach, Gewicht ist nicht ganz so wichtig.“ Es geht dann weniger darum, ob der Rahmen jetzt 2500 Gramm wiegt oder 2800 Gramm. Meine Fullsuspension-Rahmen zum Beispiel wiegen, wenn sie leicht sind, um die 2,8 Kilo, meist aber um die 3 Kilo ohne Dämpfer.

Wo sind die Mountainbikes?
# Wo sind die Mountainbikes? - Sören fertigt auch Rennräder, hier sein eigenes mit einem Mix moderner und klassischer Campagnoloteile.
Unique Racebike
# Unique Racebike - Der Rahmen ist auftragsgelötet mit Muffen an den Ausfallenden, die Nähte sind nur minimal ausgeführt. Die Ausstattung ist ein Mix moderner und klassischer Campagnolobauteile. Klassikfans dürften die Bremsen besonders auffallen.
King
# King - Beim Steuersatz vertraut Sören auf Chris King, auch im Rennrad verrichtet ein NoThreadset seinen Dienst.
Klassische Moderne
# Klassische Moderne - Stahl trifft auf Carbon, 80er Jahre Bremsen auf aktuelle Stahlinterpretation. Der auftragsgelötete Stahlrahmen mit klassischer Anmutung wird mit einem mix aus modernen und klassischen Teilen komplettiert. Die Sattelstütze ist eine moderne 3T Carbonstütze, geklemmt wird klassisch wie beim Stahlrenner üblich ohne zusätzliche Schelle.
Gemuffte Ausfallenden
# Gemuffte Ausfallenden - Eigentlich, sagt Sören selbst, arbeitet er ungern mit Muffen, weil man dann so mit Winkeln und Rohren eingeschränkt ist. Hier passten sie jedoch und der filigrane Stahlrahmen profitiert von diesen gelöteten Schönheiten.
Unique Kundenrad
# Unique Kundenrad - Filigranes Stahlgeröhr mit Discaufnahme, eine moderne Interpretation mit den Eigenschaften des Stahlrahmens.
Akzente
# Akzente - Rahmen mit exzentrischem Tretlager und Revolt Kurbelgarnitur in Kontrastfarbe. Eine Edelstahlplakette an der linken Kettenstrebe weißt auf den Rahmenbauer hin.

Wir wissen schon, dass du Mountainbikes im mittleren Federwegsbereich baust, wie siehts mit mehr Federweg aus?

Ich hab ein Enduro mit Federweg um die 160mm gebaut, der mir optisch gut gefallen hat, aber die Kinematik hat nicht so optimal gepasst. Da bin ich noch am Entwickeln. Außerdem gibt es 3 Downhillrahmen mit virtuellem Drehpunkt, die sind aber noch von 2001 rum, mittlerweile hat sich aber dann viel an den Geometrien verändert. Die Räder hatten noch 24“ Hinterräder, war damals ‚in‘. Zwei hab ich auf 26“ umgebaut, für mein eigenes hatte ich dann aber keine Zeit mehr.

Kannst du dir vorstellen, dass in diesen Federwegsbereichen 150 mm – 200 mm wieder Räder kommen könnten?

Auf jeden Fall, dieses Thema reizt mich, und wenn es da wieder Nachfragen gibt, würde ich gern ein paar neue Konzepte umsetzen. Eins mit aktueller Geometrie hab ich schon gezeichnet.

Mir sind wenig Rahmenbauer bekannt, die sich an vollgefederte Mountainbikes wagen, warst du zu Beginn skeptisch?

Nein, eigentlich nicht. Ich fand Wiesmann immer einen der besten Rahmenbauer, auch wenn er das vielleicht nicht hören möchte. Ich hab einmal lange mit ihm telefoniert und hätte fast dort angefangen, das wurde dann aber leider nichts. Ich habe mich lange mit ihm unterhalten, seine Arbeit war für mich eine gewisse Inspiration. Die Wiesmann Fullies waren dementsprechend ein Vorbild für mich. Einzig mag ich es nicht so superleicht, ich hab’s dann doch etwas robuster, weshalb ich dann auch lange nach passenden Rohren gesucht habe.

Vollgefederte Evolution
# Vollgefederte Evolution - Das Augenmerk soll auf die Werkstatt gerichtet werden, Sören zeigte einige Rahmen seiner Sammlung, in der Hand hält er einen Raleigh Stahlrahmen, vollgefedert natürlich.
29er Allmountain mit Gusset
# 29er Allmountain mit Gusset - Zur Versteifung des vorderen Rahmendreiecks ist ein Gusset eingeschweißt. Ein Edelstahlplättchen am Steuerrohr verhindert Zugscheuern.
Umwerferanlenkung
# Umwerferanlenkung - Das ist doch eine Gabelblockierung? Ja, aber se dient zur Anlenkung eines 2fach Umwerfers. Eine individuelle Lösung, die mit ihrem kleinen Platzbedarf gut neben die Reverbansteuerung passt.
Umwerfer
# Umwerfer - Hier wird nur 2fach geschaltet, dafür reicht auch die Fernbedienung einer Suntour Federgabelblockierung.
Steifer Hinterbau
# Steifer Hinterbau - Bremsmomentabstützung und Steckachse für einen steifen Hinterbau.
Unterrohrversteifung an der Dämpferaufnahme
# Unterrohrversteifung an der Dämpferaufnahme
Detail Hinterbau
# Detail Hinterbau - Eines der Wiedererkennungsmerkmale der Unique Hinterbauten sind die Verstrebungen.
Verstrebung in Einzelteilen
# Verstrebung in Einzelteilen

Gibt es irgendwas, das du nicht bauen wollen würdest?

Liegeräder haben es mir nicht so angetan, und auch 20“ Klappräder finde ich nicht so interessant, außer es steht ein interessantes Konzept dahinter. Ein Rad das ich baue, sollte mir am Ende auch gefallen, sonst würde ich es nicht bauen wollen. Ich würde auch einen schönen Damenrahmen bauen, da hätte ich kein Problem mit. [lacht]

Du hast einen Strauß in deinem Logo, was hat es damit auf sich?

Das ist mehr oder weniger durch Zufall entstanden und zwar hatten wir damals fürs Bike Department [Bike Department Ost, Leipzig, Anm. d. Red.] ein neues Logo gesucht. Verschiedene Leute hatten sich daran geübt und das vorgestellt, ein Kumpel von mir hatte dann diesen Strauß mit eingebracht, warum auch immer. Der Strauß wurde dann vom Bike Department nicht genommen, ich dachte mir aber, der Strauß sei eigentlich ganz cool. Der Strauß ist ein recht einzigartiges Tier, läuft schnell – und mir gefiel das Logo und so ist das da reingerutscht.

Auf welches Rad in deinem „Programm“ bist du besonders stolz?

Das 29“ Allmountainfully. Das begeistert mich jedesmal, wenn ich damit fahre. [lacht] Eigenlob.

Montierst du die Räder dann auch?

Das ist unterschiedlich, aber ich baue die Räder selten komplett auf, meist ist das bisher gemeinsam mit dem BDO gelaufen, ich habe den Rahmen gebaut, im BDO wurde es dann mit Komponenten komplettiert. Ich habe aber auch Rahmen schon einzeln ausgeliefert. In Zukunft, wenn ich mehr Zeit mit dem Rahmenbau verbringe, wird es aber auch möglich sein, dass das mehr in meiner Werkstatt passiert.

Arbeitsplatz
# Arbeitsplatz
Sören im Gespräch mit dem Bike Department Ost
# Sören im Gespräch mit dem Bike Department Ost - Wie können Sonderwünsche des Kunden bestmöglich umgesetzt werden?

Du scheinst eine große Bindung zum Bike Department Ost zu haben?

Ja, auf jeden Fall, ich arbeite dort seit Jahren, habe viele Freunde dort und werde auch in Zukunft weiter Zeit dort verbringen und dort schrauben.

Hast du technische Finessen an deinen Rädern, die hervorstechen?

Hmm… Es ist nicht so einfach, sich mit einem Stahlrahmen hervorzuheben. Bei mir sind es zum Beispiel die Edelstahlplättchen, die ich verarbeite. Überall, wo ein Zug scheuern könnte, löte ich diese Plättchen auf und verhindere damit Lackschäden.
Bei den Fullies habe ich mir abgeschaut, für die Lagerung keine Kugellager, sondern sphärische Gelenklager zu nutzen. Das ist ein Typ Gleitlager, der grössere Kräfte als ein vergleichbares Kugelllager und auch noch Querkräfte gut aufnehmen kann.

Ansonsten lasse ich mich gerne von alten Radkatalogen inspirieren, so um ´93 – ´97 herum. Da gibt es dann eine coole Form oder eine schöne Geometrie, die ich gerne mal umsetzen würde. Mountaincycle fand ich immer schon toll, da habe ich auch einen Rahmen, aber nicht hier. Oder etwas Außergewöhnliches wie die Balfas zum Beispiel (er besitzt zwei, Anm. d. Red.).

Aus der Zeit stammt auch die Inspiration für meine Revolt Kurbel, sie ist technisch an die Tioga Revolver und die Bullseye angelehnt. Sie ist ähnlich den Shimano Kurbel zweiteilig, mit 24mm Achse, die beiden Teile bestehen komplett aus Stahl. Es gibt dafür unterschiedliche Spider für verschiedene Kettenblätter, so kann die Kurbel universell eingesetzt werden.

Unique Revolt Kurbel
# Unique Revolt Kurbel - Links das Interface für die Aufnahme unterschiedlicher Spider.
Verzahnung
# Verzahnung - Die Verzahnung wird von einem kleinen Handwerksbetrieb erarbeitet, den zu finden war garnicht so einfach. Das Ergebnis erinnert stark an die bekannten Techniken großer Komponentenhersteller.
Entwicklung
# Entwicklung - Links sieht man die Kurbel nach dem Schweißen, rechts die sandgestrahlte und pulverbeschichtete Kurbel, wie sie ausgeliefert werden kann.
Rohstadium der Kurbel
# Rohstadium der Kurbel
Einzelteile der Kurbel
# Einzelteile der Kurbel

Die Kurbel besteht auch aus Stahl, welche Rohre verwendest du denn bei deinen Rädern?

Columbus größtenteils. Die Rohre von Reynolds, die ich gerne haben möchte, die bekomme ich nicht so einfach, da bin ich noch nicht ganz hinter die Geschäftspolitik gestiegen. Deshalb hole ich mir jetzt Rohre von True Temper, die haben auch noch etwas dickwandigere, die einen guten Kompromiss aus Durchmesser und Wandung bieten. Leichtbaurohre sind bei meinem Einsatz meistens nicht die erste Wahl, die finde ich am Mountainbike nicht so dolle. Ich verwende daher nicht die Rohre mit dem größten Durchmesser, sondern diejenigen, die auch noch ausreichend große Wandstärke haben. So wird das Rad etwas dellenresistenter, weil ein MTB im Einsatz ja doch häufiger Fremdkontakt hat. Die Rohre für die Kurbel beziehe ich von einem Flugzeugzulieferer aus Schweden.

Achse, Verzahnung und Kurbelarm
# Achse, Verzahnung und Kurbelarm
Tioga Revolver
# Tioga Revolver - Eine der Kurbeln, die Sören zur Entwicklung der Revolt inspirierte.
Alles neu?
# Alles neu? - Schon in den 90ern setzte Tioga auf eine zweiteilige Kurbel mit proprietären Lagern.
Bullseye
# Bullseye - Eine weitere Inspirationsquelle war die Bullseye Kurbel. Hier sind die Spider ebenfalls auswechselbar.

Wo wir jetzt beim eigentlichen Handwerk gelandet sind, wie hast du damals angefangen, hast du dir gleich einen Maschinenpark zugelegt?

[lacht] Nein, zu Beginn habe ich es ganz simpel gehalten, der Rahmenbau erfordert wenig Werkzeug. Säge und Feile reichen zu Beginn für die Gehrungen der Rohre. Als Rahmenlehre habe ich einen Tisch verwendet. Dazu eine 1:1 Zeichnung des Rahmens mit allen Winkeln, einige angefertigte Prismen, um die Rohre in Position zu halten und das Heften des Rahmens konnte beginnen.

Heute habe ich bereits die zweite Version meiner Rahmenlehre, hier kann ich die Einzelteile besser einspannen. Die Rahmenlehre dient aber nur zum Heften oder kontrollieren, die restliche Arbeit passiert meist frei, weil man dann besser an die Fügepunkte der Rohre kommt. Insgesamt habe ich meine Arbeit professionalisiert, aber Laserschneiden wie beispielsweise Nöll mach ich noch nicht [lacht].

Wie läuft eine Bestellung eines Bikes bei dir ab?

Der Weg zum Unique Maßrahmen beginnt mit einer exakten Positionsbestimmung. Die bisherigen Erfahrungen des Kunden mit seinen Rädern, der gewünschte Einsatzzweck, Detailwünsche und Fragen lassen sich nur im Gespräch erörtern. Am besten ist dazu ein persönliches Treffen. Dabei werden relevante Körpermaße aufgenommen und der Kunde vermessen. Ausgehend von einem Grundmodell entwerfe ich dann das persönliche „Unique“. Mehr dazu findet ihr auf der Unique Homepage.

Zum Schluss hat uns Sören seine Vermessungsanlage gezeigt, ein Ergometer, bei dem alle wichtigen Geometrieparameter eingestellt werden können. Die Besonderheit ist, dass die Gewichtsverteilung auf dem Rad festgehalten wird. Hierzu ist vorn eine Waage untergelegt. Sören hat in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass bei Personen mit besonders kurzen oder langen Beinen die Gewichtsverteilung auf dem Rad bei einer normalen Vermessung ungünstig ausfallen kann und dann die Fahrdynamik darunter leidet. Durch Anpassen der Vorder- und Hinterbaulänge kann das grundlegend verbessert werden

Unique Vermessungsanlage
# Unique Vermessungsanlage - Im folgenden Video erklärt Sören, wozu die Anlage dient.

Vermessungsanlage von XayokMehr Mountainbike-Videos

  1. benutzerbild

    cluso

    dabei seit 01/2003

    Vielen vielen Dank für den Artikel und die Ankündigung das es eine lockere Serie werden soll.

    Bei den Bildern dachte ich "inspiriert von Wiesmann", dass Hr. Marx diese Reminizenz auch zugibt macht die Sache und seine Arbeit noch sympatischer.

    Doch mal anfangen zu sparen für die Kurbel. smilie smilie

  2. benutzerbild

    exto

    dabei seit 09/2006

  3. benutzerbild

    ufp

    dabei seit 12/2003

    Interessant smiliesmilie und 8-)

  4. benutzerbild

    Enginejunk

    dabei seit 03/2010

    hatte heute beim feldtest en stahlrahmen in der hand von ihm. sauber gelötet und wirklich leicht, war ziehmlich erschrocken. smilie

  5. benutzerbild

    BaumiFTW

    dabei seit 11/2022

    Der Artikel ist zwar schon etwas älter, aber einen Gedanken für Leute die das noch lesen sollten muss ich noch loswerden:
    Der viel wichtigere Grund, warum der Rahmenbauer auf sphärische Gleitlager setzt, dürfte nicht das "Aufnehmen von Querkräften" sein - das können Schrägkugellager auch - sondern dass sphärische Gleitlager völlig unempfindlich für nicht perfekt parallel ausgerichtet angeschweißte Lagersitze ist.
    Wo ein normales Wälzlager vorgespannt oder ein Gleitlager verkanten würde, kann sich das sphärische Lager einfach etwas seitlich rotieren und es passt.
    Und da es ja beim Schweißen immer etwas Verzug gibt, ist das eine ganz sinnvolle Lösung, die ich an der Schwingenlagerung außer hier noch nie gesehen habe.

    Sonst gab und gibt es sphärische Lager ja nur an Dämpferaugen, wo sie auch Verkanten durch schlecht ausgerichtete Dämpferaufnahmen sowie durch Verwindungen des Hinterbaus verhindern. Nur wegen der Dominanz dieses beschissenen 15mm Dämpferaugenstandards (sphärische Lager haben 14mm/6mm oder 16mm/8mm außen/innen) sowie der Schwierigkeit einer hinreichenden Abdichtung sind sie nur noch bei einigen kleineren Herstellern (Öhlins, Push, EXT) vorhanden.

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!