Nach den ersten turbulenten Wochen im neuen Jahr mit vielen Fahrerwechseln kommt das Fahrerkarussell auch weiterhin nicht zum Stillstand. Viele neue Gesichter in neuen Teams stehen auch in der aktuellen Ausgabe der XC-News im Mittelpunkt. Zudem berichten wir von erfolgreichen Mountainbikern bei unterschiedlichen nationalen Titelkämpfen im Cyclocross und die wohl ersten Rennergebnisse des Jahres 2019 im MTB-Bereich.
Eigenes Team #1: Kulhavy verlässt Specialized Racing
Der Olympiasieger von 2012, Jaroslav Kulhavy, verlässt das Specialized Racing Team und wechselt in das bis dato als Nachwuchsteam geführte Jaroslav Kulhavy Cycling Team. Der Tscheche, der bereits seit 2007 auf den Rädern der amerikanischen Bike-Schmiede unterwegs ist, wird auch im kommenden Jahr auf Specialized-Rädern unterwegs sein. Dies jedoch nicht im Werksteam um Annika Langvad, Sam Gaze und Co. – Kulhavy wechselt in sein vor einigen Jahren selbst gegründetes Team und schafft sich so ein komplett neues Umfeld.
Der Umbruch macht aus Sicht des Tschechen Sinn, seit nunmehr zwei Jahren scheint er Stück für Stück nicht mehr mit den Besten im Weltcup mithalten zu können. Vor allem gesundheitliche Gründe führt er darauf zurück, dass die Zeiten, in denen er gemeinsam mit Nino Schurter und Julien Absalon die internationalen Rennen nach Belieben dominierte, vorbei sind. Doch Kulhavy hatte immer wieder andeuten können, dass seine Fähigkeiten immer noch vorhanden sind. Die „tschechische Dampflok“ wird vor allem auf Flachpassagen immer noch gefürchtet wie eh und je.
Nicht ohne Grund hat Kulhavy im vergangenen Jahr beim prestigeträchtigen Cape Epic in Südafrika gewonnen. Auch in diesem Jahr wird er wieder auf die Jagd nach dem Gesamtsieg beim Rennen am Westkap gehen. Wiederum wird er mit dem Amerikaner Howard Grotts unterwegs sein. Da Grotts als Werksfahrer auch auf Specialized-Rädern unterwegs ist, steht der Paarung materialtechnisch nichts im Wege.
Zudem werden zwei weitere Teams mit Beteiligung aus dem Werksteam von Specialized am Start des Cape Epics stehen. U23-Weltmeister Alan Hatherly, der in diesem Jahr zu der Equipe dazustößt, wird auf heimischem Terrain gemeinsam mit Sam Gaze versuchen, den Favoriten ein Schnippchen zu schlagen. Zudem bilden Nachwuchstalent Simon Andreassen aus Dänemark und Altmeister Christoph Sauser ein Duett.
Eigenes Team #2: Hynek weiterhin auf Canyon
Das Ende des Team Canyon Topeak stellte die Fahrer des ehemaligen Teams vor die Herausforderung, einen neuen Unterschlupf für die neue Saison zu finden. Während Alban Lakata beim Team Bulls unterkam, war bislang die Zukunft des Teamkollegen Kristian Hynek noch offen. Nun hat der Tscheche bekanntgegeben, ein eigenes Projekt umzusetzen und hat dementsprechend sein eigenes Team gegründet. Unter dem Namen Vitalo-Future Cycling wird er gemeinsam mit den tschechischen Marathon-Piloten Martin Stosek und Dominik Buksa auf den Rennstrecken rund um den Planeten unterwegs sein. Wie sein Landsmann Kulhavy bleibt Hynek seinem fahrbaren Untersatz treu. Auch weiterhin werden er und folglich sein Team auf Canyon-Rädern unterwegs sein.
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Großes Ziel beim tschechischen Meister auf der Langstrecke sind die Marathon-Weltmeisterschaften in Grächen in diesem Jahr. Außerdem wird er gemeinsam mit dem U23-Weltcupgesamtsieger Petter Fagerhaug vom Team Corendon-Circus ein Gespann beim Cape Epic bilden.
Kross Racing Team: Mantecon & Lüthi kommen hinzu
Nachdem das Kross Racing Team um den polnischen Superstar Maja Wloszczowska bereits mehrere Veränderungen bekannt gegeben hatte, wurde nun die komplette Zusammenstellung der Equipe in der kommenden Saison veröffentlicht. Neben den Abgängen von Jolanda Neff, Fabian Giger und dem Polen Bartolomej Wawak war bereits die Verpflichtung vom Tschechen Ondrej Cink bekannt geworden. Nun folgen mit der schweizerischen Marathon-Meisterin Ariane Lüthi und dem Spanier Sergio Mantecon zwei Fahrer, die man nicht unbedingt im Kross-Team erwartet hatte. Mantecon kommt vom Trek Factory Racing Team und Ariane Lüthi landete bei Kross nach dem Aus ihres bisherigen südafrikanischen Team Spur.
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Die Verpflichtung von Lüthi steht sicherlich auch im Bezug zum anhaltenden Wunsch von der Teamleaderin Maja Wloszczowska beim Cape Epic teilzunehmen. Lüthi bringt einen großen Erfahrungsschatz bei Etappenrennen mit und könnte beim Cape Epic gemeinsam mit Wloszczowska eine prägende Rolle im Damenfeld spielen. Außerdem hat Wloszczowska ihren Vertrag beim Kross Racing Team um weitere zwei Jahre verlängert – mindestens bis zu den Olympischen Spielen wird sie also auf den Rädern der polnischen Marke unterwegs sein.
Absolute Absalon – Der Altmeister verpflichtet Jordan Sarrou
Beim Bekanntwerden der starken Umstrukturierung des ehemaligen KMC Ekoi SR Suntour-Teams, das nun unter dem Namen KMC Ekoi Orbea fungiert, vermisste man einen großen Namen der vergangenen Jahre. Der ehemalige U23-Weltcupgesamtsieger Jordan Sarrou landete bereits mehrfach auf dem Weltcup-Podest und vermeldete nun den Wechsel zum Team von Julien Absalon. Dort wird der Franzose als neuer Teamleader agieren und gemeinsam mit drei U23-Fahrern im Weltcupzirkus unterwegs sein.
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Adelheid Morath auf Trek
Nach nur einem Jahr beim schweizerischen jb Brunex Felt Team wechselt die Freiburgerin Adelheid Morath erneut ihren fahrbaren Untersatz. Nach einem Jahr voller Pleiten, Pech und Pannen landete Morath bei der Teamsuche bei ihrer Freundin Kathrin Schwing. Die hat schon vor einigen Jahren in gewisser Weise ein eigenes Team aufgebaut und bietet Morath nun den Rahmen für ein weiteres Jahr im Cross-Country-Zirkus. Dabei wird Morath auf Rädern von Trek unterwegs sein. Bei Weltcuprennen wird die Schwarzwälderin wie bereits vor dem Jahr beim jb Brunex Felt Team vom Bund Deutscher Radfahrer unterstützt.
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KTM – Österreicher mit neuem Werksteam
Erstmalig wird im kommenden Jahr eine Werksmannschaft der österreichischen Bikeschmiede KTM unterwegs sein – zwar gibt es schon seit einigen Jahren einige verschiedene Mannschaften, die auf Material von KTM unterwegs sind, doch keines davon wird direkt von KTM aus geleitet. Nun also dieser Schritt – der Fokus der siebenköpfigen Truppe liegt hauptsächlich auf der Langstrecke. Insgesamt drei Fahrer kommen von der ebenfalls sehr stark auf der Marathon-Disziplin fokussierten Equipe Texpa-Simplon – Christoph Soukup, Mathias Alberti und Jasper Britz wollen auch im kommenden Jahr in der Marathon-Szene vorne mitmischen. Vor allem Soukup und Alberti können schon einige Erfolge vorweisen und sind auch als Duett für Etappenrennen vorgesehen. Gerade Soukup hat als ehemaliger Vize-Europameister auf der Langstrecke bereits ein großes Palmarès vorzuweisen und agiert damit als Team-Leader.
Zudem ergänzt der KTM-Mitarbeiter Matthias Grick die Mannschaft – der Österreicher konnte bereits eine Etappe bei der Crocodile Trophy für sich entscheiden und wird verstärkt im Rennbereich unterwegs sein.
Drei weibliche Fahrerinnen werden zudem im österreichischen Team unterwegs sein – Angelika Tazreiter wird ebenfalls vornehmlich bei Marathons und Etappenrennen unterwegs sein, Anna Spielmann und Corina Druml legen eher den Fokus auf Cross-Country-Rennen. Die beiden Letztgenannten waren beide im vergangenen Jahr als Fahrerinnen des österreichischen Radverbands bei der Cross-Country-Weltmeisterschaft in der U23-Klasse am Start. Auch in diesem Jahr werden Druml und Spielmann noch in der U23-Kategorie verbleiben und vor allem bei den Weltcuprennen versuchen vorne mitzumischen.
German Technology Racing – Cube bündelt Kräfte
Der deutsche Bikehersteller Cube versmmelt in der kommenden Saison alle deutschen Fahrer unter einem Dach. Unter dem Namen German Technology Racing sind bereits seit zwei Jahren einige der besten deutschen Nachwuchsathleten im Cross-Country-Bereich versammelt – nun folgt der nächste Schritt durch die Integration aller weiteren Cube Factory Athleten. So wird zum Beispiel eine der beiden Siegerinnen in der Damenwertung der Bike Transalp des vergangenen Jahres, Janine Schneider, zu der Equipe dazustoßen. Hauptfokus bleibt aber weiterhin der Cross-Country-Bereich, wo die Fahrer um Medaillen bei den deutschen Meisterschaften kämpfen wollen.
Nationale Meisterschaft Cyclocross
Deutschland: Brandau verteidigt Titel, Meisen mit Favoritensieg
Elisabeth Brandau und Marcel Meisen heißen die alten und neuen deutschen Meister im Cyclocross. Beide ließen in ihrer Konkurrenz dem verbliebenen Feld keine Chance und sicherten sich souverän den Sieg. Elisabeth Brandau sorgte schon in der ersten Runde des Damenrennens für eine Vorentscheidung und riss ein Loch zur Konkurrenz. Von da an fuhr sie ein einsames Rennen an der Spitze und kam nie in die Gefahr, ihren Spitzenplatz zu verlieren. Als Zweite folgte die ehemalige Weltmeisterin in dieser Disziplin, Hanka Kupfernagel. Die 44-jährige sicherte sich die Silbermedaille vor Stephanie Paul, die Bronze gewann. Die deutsche Junioren-Meisterin auf dem Mountainbike aus dem vergangenen Jahr, Emma Eydt, sicherte sich unterdessen in ihrem ersten Rennjahr in der U23-Kategorie den deutschen Meistertitel.
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Bei den Herren benötigte der spätere Sieger Marcel Meisen ähnlich wie Elisabeth Brandau nicht lange, um der Konkurrenz davonzueilen. In der zweiten Runde löste er sich von seinem Begleiter Sascha Weber. Meisen zog von dannen und sicherte sich bereits seinen vierten Meistertitel – Weber hingegen erhielt Konkurrenz durch Manuel Müller. Gemeinsam duellierten sich beide um die Silbermedaille – ein Defekt am Rad von Weber sorgte schließlich für die Entscheidung zugunsten Müllers. Weber konnte sich trotzdem mit 2:26 Minuten Rückstand auf den Sieger Meisen die Bronzemedaille sichern.
Schweiz: Neff zum Dritten, Ruegg sorgt für Überraschung
In der Schweiz war es einmal mehr Jolanda Neff, die sich in Szene setzen konnte. In einer sehr souveränen Art und Weise konnte sie den Meistertitel zurückerobern, nachdem sie im Vorjahr aufgrund einer Schulterverletzung passen musste. Von Beginn an stürmte sie bei eisigen Bedingungen in Sion der Konkurrenz davon – die Zweitplatzierte Nicole Koller, ebenfalls aus dem MTB-Bereich bekannt, überquerte erst 1:37 Minuten nach Neff das Ziel. Dritte wurde Lara Krähmann vom jb Brunex Felt Team – ebenfalls im Sommer im Gelände unterwegs.
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Bei den Herren triumphierte etwas überraschend Timon Ruegg in seinem ersten Jahr in der Elitekategorie. Der Scott Development Team-Fahrer konnte sich nach einem packenden Kampf an der Spitze gegen Andri Frischknecht und Lars Forster durchsetzen. Ruegg setzte sich im Verlauf des Rennens gemeinsam mit Frischknecht von den Verfolgern ab und hatte auf den letzten Metern das bessere Ende für sich. Ruegg ist auch im Mountainbike-Bereich kein unbekanntes Gesicht – auch wenn der Eidgenosse im U23-Weltcup bisher kaum in die absolute Spitze vordringen konnte.
Niederlande: Mathieu van der Poel zum Fünften
Mathieu van der Poel ist aktuell nicht zu stoppen – sein bereits 24. Sieg in Folge in dieser Saison bescherte ihm einmal mehr das Meistertrikot in den Niederlanden. Ein inzwischen gewohntes Bild bei fast allen Cyclocross-Rennen prägte auch das Rennen in Huijbergen – von Beginn an ließ van der Poel der Konkurrenz bei nassen Bedingungen keine Chance und fuhr souverän zum Sieg vor Lars van der Haar und Corne van Kessel. Bei den Damen konnte Lucinda Brand ihren Sieg aus dem Vorjahr wiederholen und Maud Kaptheijns und Marianne Vos hinter sich lassen.
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Österreich – Raggl und Heigl triumphieren
In Österreich sorgten ebenfalls einige Mountainbiker für Furore – bei den Damen standen mit Nadja Heigl und Lisa Pasteiner zwei Fahrerinnen auf dem Podest, die im Sommer auch im Gelände unterwegs sind. Bei den Männern waren mit dem Sieger Gregor Raggl und dem Drittplatzierten Felix Ritzinger ebenfalls zwei nicht ganz unbekannte Gesichter aus dem MTB-Bereich auf dem Podium. Auf Rang drei bei den Damen landete Cornelia Holland, während bei den Männern Andreas Hofer als Zweitplatzierter die Top Drei komplettierte. Mit Defektpech schied im Kampf um den Titel der Ex-Eliminator-Weltmeister Daniel Federspiel aus, der in dieser Saison den Sprung auf die Straße wagt.
Saisonstart in Südafrika – Karl Platt Siebter beim Attakwas Extreme
Ein frühzeitiger Defekt beendete frühzeitig alle Hoffnungen bei Karl Platt, beim wohl ersten Rennen des Jahres 2019 in Südafrika ganz vorne mitzumischen. Beim Sieg des Südafrikaners Mathys Beukes landete der Altmeister auf dem siebten Rang. Die rund 121 Kilometer lange Strecke des Attakwas Extreme gilt als eine der härtesten Marathon-Prüfungen in Südafrika. Bei den Damen siegte die ortsansässige Yolande de Villiers in einem spannenden Sprint-Finale. Wenige Zentimeter brachte sie zwischen sich und ihre beiden härtesten Kontrahentinnen Jennie Stenerhag und Sam Sanders. Einen Platz vor Platt konnte sich der Deutsche Sebastian Stark platzierten – er überquerte nach knapp mehr als fünf Stunden Fahrzeit mit 10:44 Minuten Rückstand auf den Sieger Beukes das Ziel.
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