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Lagerromantik
Lagerromantik
Startfahrerkuscheln
Startfahrerkuscheln
Der 700W Mann Seppel und der Jan
Der 700W Mann Seppel und der Jan
Startschuss zu der 24h am Nürburgring
Startschuss zu der 24h am Nürburgring
Tina auf der Suche nach einem Tacklingpartner
Tina auf der Suche nach einem Tacklingpartner
Markus Steffens, Boxengasse maximum Speed
Markus Steffens, Boxengasse maximum Speed
Max Feger, das erste Ringerlebnis.
Max Feger, das erste Ringerlebnis.
Merchandising
Merchandising
Michael Meyer, die Verfolger vom Team Protective gefolgt von Arne Frank
Michael Meyer, die Verfolger vom Team Protective gefolgt von Arne Frank
Wenn Muschi zu laut wird, steigt das Team auf die Rolle.
Wenn Muschi zu laut wird, steigt das Team auf die Rolle.
Michael Swatson, einer von 4 Fahren im Team Rapiro-Vennbike ohne Neigung zu orange.
Michael Swatson, einer von 4 Fahren im Team Rapiro-Vennbike ohne Neigung zu orange.
Unser Traumpaar bei der Zettelübergabe, ja-nein-weiß nicht
Unser Traumpaar bei der Zettelübergabe, ja-nein-weiß nicht
Da hat der Jan wohl ein JA bekommen
Da hat der Jan wohl ein JA bekommen
Sieg und Sieg
Sieg und Sieg
Der Rosenkavalier und sein größter Fan. Ulrich Rose kann nicht nur schnell Rad fahren. Seit er im Alter von 11Jahren einen Poeten gefrühstückt hat, ist er auch Meister der Wortakrobatik.
Der Rosenkavalier und sein größter Fan. Ulrich Rose kann nicht nur schnell Rad fahren. Seit er im Alter von 11Jahren einen Poeten gefrühstückt hat, ist er auch Meister der Wortakrobatik.

Wir haben Montag, die Uhrzeit spielt keine Rolle, ich kenne nur wach oder Tiefschlaf. Bis unter die Zähne bewaffnet, stehe ich dem Tomra T-710 gegenüber. Dieser übelriechende Geselle fordert mich heraus, ihm das Maul zu stopfen. Hochmotiviert starte ich mit der ersten Flasche aus meinem Rad-am-Ring-Pfandflaschen-Säckle. Eine erste Oettinger Brise aus dem Schlund dieser Pfandmaschine haut mich fast um, doch ich bleibe standhaft und krame weiter in meinem Sack.

Ja, ja der Ring. Zum siebten Mal starte ich am Freitag ins Ungewisse oder wie Fachleute es nennen, in die Eifel. Das Auto kennt seine Mission und das Telefon keine Gnade. Mario Peters ruft als erstes an: Wo bist du? Wann kommst du? „Zwischen hier und dort“, gefolgt von „Bald“ sind meinen Antworten. Den Parkplatz erreicht mein Fahrzeug mit Müh und Not. Unser Teamareal wird bewacht von ihm, einem Mann in einem klapprigen Klappstuhl, kenntlich gemacht durch eine rosa Mütze, drapiert ums spärliche Haupthaar. Muschi! Mario „Muschi“ Peters so scheint mir, wird wohl der pinkfarbene Faden für mein Wochenende werden. So harren wir der Dinge, die da noch kommen mögen. Die da wären Zelte, Menschen und noch mehr Menschen. Ein Masterplan wäre jetzt ganz schön, doch wie jedes Jahr funktioniert es auch ohne. Zum Einbruch der Dunkelheit steht die Behausung und auch das Campinggeschirr kommt zu später Stunde noch zum Einsatz. Als alle schon ihre Ohrmuschel ans Kopfkissen kuscheln, lausche ich gegen Mitternacht noch den Klängen einer einsamen Bohrmaschine und koste vom Nektar, den uns der Himmel schenkt.

Lagerromantik
# Lagerromantik

Zurück im blau-gelben Ende der Karriere Einkaufsparadies. Es geht sehr schleppend voran mit meinem Sack und dem T-710. Für einen Augenblick der Glücksseeligkeit entschlummere ich in eine Welt ohne Pfandflaschen. Doch die Omma hinter mir kackt mich freundlicherweise an, etwas Eile an den Tag zu legen. Ein Blick über die Schulter zeigt mir eine ältere Dame mit sage und schreibe einem leeren Joghurtglas. „Vielleicht war es ihr letzter Joghurt?“, denke ich so bei mir und intensivere meine Schlagzahl an Sack und Gerät.

„Guten Morgen“ wäre mir fast rausgerutscht. Regen hat über die Nacht uns ganz schön eingenässt. Beim Versuch die Wassermassen aus den Zeltdächern zu drücken, wird unser Student Hendrik von einer Flutwelle förmlich weggeschwemmt. Mit Ach und Krach können wir ihn vorm Ertrinken retten. Da sämtliche Sitzgelegenheiten dem Monsun zum Opfer gefallen sind, versuchen wir diese mit dem Gebläse vom Küchenzelt zu trocknen. Blase-Hase Nr. 2 versucht unterdessen mit einem gewöhnlichen Fön, überschüssige Folierung von einem der RAPIRO Fahrzeuge zu lösen, #BesondersWertvoll! Mit großen Schritten schreiten wir durchs Vorprogramm zum Start. Sarah, das schnellste Alpenmoped aus der Eifel, frisch gekrönt mit ihrem ersten Transalpsieg, steigert den Damenanteil in unserer lockeren Herren-WG für den Rest des Wochenendes. Mit Tina bewege ich mich zügig durch die Menschenmassen in der Boxengasse Richtung Start. Tina als ehemalige Rugbyspielerin äußert den Wunsch, überflüssige menschliche Hindernisse zu tackeln. Doch für ihr persönliches Wohlfühlprogramm bleibt keine Zeit.

Startfahrerkuscheln
# Startfahrerkuscheln
Der 700W Mann Seppel und der Jan
# Der 700W Mann Seppel und der Jan
Startschuss zu der 24h am Nürburgring
# Startschuss zu der 24h am Nürburgring

Der Start erfolgt in Kürze und weg sind sie. Schnell tauchen die ersten Probleme auf: Ein fremdes Team hat sich ungefragt an die Fersen des Rapiro Achters geheftet. Klaus an Position 3 horcht die Jungspunde aus. Aha, ein Vierer-Team. Markus an Position 4 entledigt sich seines Begleiters. Jetzt heißt es Platz nehmen in der Kommandozentrale neben seiner Eminenz Muschi I. Keine Sekunde vergeht, ohne das Muschi von Fans in Gespräche verwickelt wird oder Muschi-Getreue ihm ein liebevoll langgezogenes Muuuschhiiii zurufen. Nun sitze ich neben dem Mann, der sich mit Kaffebecher, Frühstücksbrettchen und pinken Socken selbst vermarktet wie kein anderer. Nebenbei erklärt er mir die 24h Welt am Ring, bevor er selbst ran muss. Wenige Minuten nach seinem Entschwinden klingelt das Telefon, Muschi ist am Apparat: „Ich habe platt, an der Verpflegung, schick Laurenz los.“ Laurenz jagt los und im Hintergrund macht sich bereits erster Unmut bemerkbar: „Ich hau den, wenn es an seinem Sch… Leichtbaureifen lag!“ Doch auf der Strecke nutzt Muschi seinen Promi-Status. Team Achterjet legt Hand an und zieht ihm in Sekundenschnelle einen Schlauch ein. Laurenz ist noch jung, er hat den Style und das Geld sowie eine Runde für umsonst gemacht, schade.

Tina auf der Suche nach einem Tacklingpartner
# Tina auf der Suche nach einem Tacklingpartner
Markus Steffens, Boxengasse maximum Speed
# Markus Steffens, Boxengasse maximum Speed
Max Feger, das erste Ringerlebnis.
# Max Feger, das erste Ringerlebnis.

Es ist noch immer Montag und um meine Leergut-Mission sieht es nicht gut aus. Tief gebeugt hänge ich im feuchten Sack, greife nach allem was einer Flasche ähnelt. In meinem Rücken wächst die Schlange allmählich an. Ebenso die Ungeduld der aufgebrachten Meute. Wird T-710 als Sieger aus diesem ungleichen Duell Mensch gegen Maschine hervorgehen?

Am Ring ist es doch so idyllisch! Irgendwo im Grünen stehe ich mit dem Knipsgerät im Anschlag. Aus Richtung der Kapelle „Disco Pogo“ höre ich Forderungen von 17er Rundenzeiten an die Adresse des Herrn Muschi. Was haben wir herzlich gelacht! Kurzerhand kläre ich das wilde Partyvolk über die wahren Ziele (19er Zeiten) des Muschi auf. Am Hinterrad von Tina katapultiere ich mich nun zurück Richtung Zeltlager. In der Wechselzone wartet bereits Jüngling Jan auf seine Angebetete. Er möchte seiner Liebsten ein Gedicht präsentieren, doch hat er nur einen Zettel bei sich. Darauf steht: Willst du mit mir fahren oder gehen? Ja, Nein und/oder vielleicht, kreuze bitte an. Sie gibt ihm eine Flasche und schickt ihn für 19 min 11sec allein in die Eifel.

Mit einer souveränen Führung im Rücken des Rapiro-Achters stellen wir die Taktik für die Nacht um: 4 gegen 4. Die einen im Schlafgemach, die anderen auf der Strecke, die die Welt bedeutet. Vennbike – Rapiro hat im Vorabendprogramm mit Jana die Mannschaft endlich komplettiert und radelt weiter dem Gesamtpodium entgegen. Möhlenhoff – Rapiro seinerseits ist auf der Suche nach Trick 17, um das Blatt für einen Podiumsplatz noch einmal zu drehen. Meister Lars macht sich im Schmusetempo auf den Weg in die Nacht, während die Betthasen die Ohren nicht schließen können. Grund hierfür? Muschi! Muschi erzählt viel. Muschi erzählt viel und sehr laut. Muschi erzählt viel, bei erhöhter Lautstärke und das Ganze ununterbrochen. Resultat, alle bleiben wach.

Merchandising
# Merchandising
Michael Meyer, die Verfolger vom Team Protective gefolgt von Arne Frank
# Michael Meyer, die Verfolger vom Team Protective gefolgt von Arne Frank
Wenn Muschi zu laut wird, steigt das Team auf die Rolle.
# Wenn Muschi zu laut wird, steigt das Team auf die Rolle.

Mein Flaschensack und ich befinden uns mittlerweile auf der Zielgeraden dieser Odyssee. Und das ist auch gut so, denn vor den Toren des Kolonialwarenhändlers macht die feindselige Volksmenge langsam mobil. Mit Mistgabeln trommeln sie gegen die Fenster und fordern meinen Rauswurf. Schnell begebe ich mich auf Tauchstation im Brackwasser meines Flaschensäckchens, in der Hoffnung die letzten Getränkebehälter aufzuspüren.

Knack und backig erwacht der Sonntag um Mitternacht. Was lange währt wird endlich gut, denn endlich darf Tina zum Tackling ansetzen. Und wie sie ihren Gegner ausschaltet. Das Stück Waldboden, welches Tina wegtackelt, kann im Anschluss nicht mehr aktiv am Rennen teilnehmen. Tumulte spielen sich nur unweit unserer Zeltheimat ab. Die Rennstrecke kreuzende Zuschauer provozieren feingeistige Beschimpfungen der Radler. Die Streckenposten tangiert das nur peripher. Dies wiederum ruft Captain Muschi auf den Plan. Im Stile eines Superheldens schwebt Muschi über die Dächer der Wohnklos und Zelte hinab zum Ort des Geschehens. Mit eiserner Stimme und pinkfarbener Mütze ermahnt er die Streckenposten. Er ist einfach eine Muschi für alle Fälle.

Die weitere Nacht ist geprägt von wilden Diskussionen. Teamnamen, Fahrernamen, Zeiten, alles wird ohne Punkt und Komma unkontrolliert in der Manege der Kommunikation ausgeführt. Subjekt, Prädikat, Objekt spielen schon lang keine Rolle mehr, einzig die nackten Tatsachen zur aktuellen Lage interessieren. Doch dann ist es ruhig. Was ist passiert? Muschi ist auf der Runde. Aufatmen. Manch einer kolportiert, Muschi würde zwei Runden fahren. Falsch gedacht, nach etwa 20 Minuten ist der Moderator ohne Mikro zurück am EDV-Gerät.

Noch bevor die Sonne sich eine Lücke für den Aufgang sucht, umschmeichelt Seppel uns mit einem feinen Rührei den guten Morgen.

Zum dritten Mal innerhalb dieser Wettfahrt verpasst Kai von Vennbike – Rapiro seinen Wechsel. Kai ist untröstlich, und Philipp, der Leidtragende, leicht angesäuert. Einzig Muschi, der Schlichter in der Not, versucht die Lage mit Küssen für alle Beteiligten zu retten. Für einen Kick im Augenblick sorgen Felix und Klaus morgens halb zehn beim Radrennen. Mehr liegend als radelnd, kullern sie nach einem Wechselcrash gemeinsam über den Asphalt. Felix darf auf diesem sehnigen, muskulösen Typen landen. Klaus zerstört beim Aufprall 2m² Asphalt und einen Teil seines Rades.

Michael Swatson, einer von 4 Fahren im Team Rapiro-Vennbike ohne Neigung zu orange.
# Michael Swatson, einer von 4 Fahren im Team Rapiro-Vennbike ohne Neigung zu orange.
Unser Traumpaar bei der Zettelübergabe, ja-nein-weiß nicht
# Unser Traumpaar bei der Zettelübergabe, ja-nein-weiß nicht
Da hat der Jan wohl ein JA bekommen
# Da hat der Jan wohl ein JA bekommen

Endlich geschafft, mein Sack ist leer. Stunden der Arbeit ergießen sich in Vorfreude auf den verdienten Lohn in Form eines Pfandzettels. Erschöpft führe ich einen meiner Zeigefinger zu dem grünen Knopf am T-710. Der Druckimpuls erfolgt und ich erwarte ein Feuerwerk…

Augen auf, ein Schreck fährt mir in die Glieder. Verbogen wie eine Brezel liege ich auf der Rückbank des Rapiro Teambus. Wo bin ich? Was tue ich hier? Bin ich auf Arbeit eingeschlafen? Wo ist mein Pfandbon? Da höre ich eine mir vertraute Stimme. Männlich, herzhaft nicht zu süß. Ich erkenne Muschi! Endlich mal normale Leute! Zu meinem Erstaunen befinde ich mich tatsächlich am Nürburgring. Ich muss geschlafen haben, Upps. Ein Blick auf die Uhr sagt, dass ich 25 min weg war. Orientierungslos streune ich durchs Fahrerlager. An mein Auto schmiegen sich halbnackte Männer. Ist das jetzt ein FSK 18 Traum? Nein, hier werden Probeaufnahmen für den Rapirokalender 2017 gemacht.

Das Rennen läuft noch 90 Minuten. Möhlenhoff – Rapiro hat sich auf Platz 4 vorgearbeitet. Vennbike – Rapiro hat Platz 2 okkupiert. Der RAPIRO Achter tut wie ihm geheißen und führt das Feld an. Trotz aller Bemühungen tut sich für Möhlenhoff – Rapiro nichts mehr in der Endabrechnung. Vennbike – Rapiro, die da wären Laurenz, Michael M., Max, Philipp, Michael S., Kai, Jana und Muschi sind die ersten Normalsterblichen hinter dem Rapiro Achter. Dieser gefühlte Sieg ist der Lohn für eine begeisternde Leistung und erfüllt Muschi den Traum vom Ringpodium.

Sieg und Sieg
# Sieg und Sieg

Regenschauer und Siegerehrung ziehen ihre Kreise, bevor das Wochenende sein Ende findet. Beim Blick in mein Fahrzeug sehe ich einen Sack mit Leergut. Morgen ist Montag und der Tomra T-710 wartet schon auf mich. Der Sieg wird mein sein!

Beste Grüße
Der Rosenkavalier

Der Rosenkavalier und sein größter Fan. Ulrich Rose kann nicht nur schnell Rad fahren. Seit er im Alter von 11Jahren einen Poeten gefrühstückt hat, ist er auch Meister der Wortakrobatik.
# Der Rosenkavalier und sein größter Fan. Ulrich Rose kann nicht nur schnell Rad fahren. Seit er im Alter von 11Jahren einen Poeten gefrühstückt hat, ist er auch Meister der Wortakrobatik.
Text: Ulrich Rose, ehem. sportl. Leiter Team Focus Rapiro Racing | Fotos: Focus Rapiro Racing
  1. benutzerbild

    Gastautor

    dabei seit 05/2012

    24h Rad am Ring: Was vom Tage übrig bleibt

    Ja, ja der Ring. Zum siebten Mal starte ich am Freitag ins Ungewisse oder wie Fachleute es nennen, in die Eifel. Das Auto kennt seine Mission und das Telefon keine Gnade. Hier ist der Rennbericht vom Rad am Ring.

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    24h Rad am Ring: Was vom Tage übrig bleibt
  2. benutzerbild

    mohlo

    dabei seit 05/2008

    Ich bin baff! Muschi Ohne Mütze! Wie konnte dieses Foto durch die Bildredaktion übersehen werden?!

  3. benutzerbild

    dukestah

    dabei seit 09/2010

    spannend geschrieben, wenn auch irgendwie konfus smilie

  4. benutzerbild

    trautsichnix

    dabei seit 12/2015

    son`ne Kacke : ich bin zu alt für so` n tollen Scheiß smilie

  5. benutzerbild

    Phippsy

    dabei seit 10/2014

    Geil geschrieben

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