Nach vier unglaublich langen Tagen – Simon Stiebjahn meinte gestern früh beim Warmfahren zu mir: „So und jetzt der 4. Ultra Bike Marathon hintereinander“ – mit jeweils über 110km stand heute ein „kurzer“ Arbeitstag auf dem Programm. 39km hörten sich im Vergleich zu dem was wir schon geschafft hatten nach einem „Zuckerschlecken“ an. Aber die Strecke war gespickt mit 1430 extrem schweren Höhenmetern.

Ich hatte schon so eine Vorahnung – seit meinem Hüftbruch im April 2016 kam ich an langen Anstiegen nicht mehr wirklich zurecht. Der Druck im linken Bein steigt bei der gleichmäßigen Belastung am Berg so weit an, dass ich mein Bein nicht mehr spüre und dann natürlich auch nicht mehr die gleiche Leistung abrufen kann. Das Bein schläft quasi ein und ab da geht nichts mehr. Frans hat mich heute geschoben und versucht mir zu helfen am Berg, aber letztendlich konnte ich nichts dagegen tun.

Nachwirkungen von dem Hüftbruch vor zwei Jahren veruarsachten ein "lahmes" Bein bei Markus. Somit war nicht mehr als Rang 12 im Tagesklassement möglich
# Nachwirkungen von dem Hüftbruch vor zwei Jahren veruarsachten ein "lahmes" Bein bei Markus. Somit war nicht mehr als Rang 12 im Tagesklassement möglich - Foto: Lynn Sigel

Das soll keine Ausrede sein, sondern eher ein Erklärungsversuch für Platz 12 heute mit inakzeptablen 7:12 Minuten Rückstand auf Investec Songo Specialized um Kulhavy/Grotts. Rang Zwei belegen Rabensteiner/ Casagrande (Trek Selle San Marco 2) was gar nicht gut ist für uns. Die beiden konnten damit in der Gesamtwertung an uns vorbei gehen und liegen nun auf Rang 7, 19 Sekunden vor uns. Platz 3 heute ging an Lakata/Hynek (Canyon Topeak). Die beiden nahmen auch Cannondale Platz 2 im Gesamtklassement ab, um knappe vier Sekunden. Bulls 2 mit Stiebjahn/ Böhme konnte sich sehr gut erholen und eroberten mit Rang Sechs heute auch unseren sechsten Gesamtrang. Unser Rückstand ist trotzdem nicht allzu immens: 1:20 Minuten. Die verbleibenden zwei Tage bleiben auf jeden Fall an allen Fronten spannend.

Heute lief es nicht wirklich rund für Markus und sein Partner Frans
# Heute lief es nicht wirklich rund für Markus und sein Partner Frans - Foto: Lynn Sigel

Und was ist sonst passiert?

Manuel Fumic und Henrique Avancini haben gestern am letzten Teeranstieg ihre 2:30min Vorsprung verloren und am Ende so „geparkt“, dass es noch 2:30min Rückstand wurden. Auch heute verloren Fumic/ Avancini 3:10 Minuten – und dies, obwohl die heutige Etappe eigentlich den Cross-Country-Spezialisten entgegenkommen sollte. Centurion Vaude konnte heute aber keine Zeit auf die beiden im Gesamtklassement gut machen und verloren sogar 20 Sekunden – klar nach der Anstrengung gestern. Aber man muss im Hinterkopf behalten, dass die beiden auch im letzten Jahr erst auf der letzten Etappe den dritten Platz im Klassement erobert haben. Etwas weniger als sieben Minuten Vorsprung hat das Cannondale-Duo, aber die letzte Messe ums Podium scheint noch nicht gelesen. Schon gar nicht beim Epic, wo jedem Team immer ein herber Defekt passieren kann.

Huber/ Platt machen konnten heute erneut einiges an Zeit auf uns herausfahren. Die beiden Langstreckenspezialisten werden sicher alles versuchen noch bis auf Platz Sechs vorzurücken. Alle vier Teams im Kampf um den sechsten Rang liegen innerhalb von zwei Minuten.

Die beiden Triathleten Ben Hoffmann und Sebastian Kienle fahren hier sehr stark. Gemeinsam fahren sie konstant in den Top 25 mit. Kienle meinte vor 4 Wochen im Training noch zu mir sein letztes echtes Mountainbike Rennen sei er als Jugendlicher gefahren. Und dann sucht er sich direkt das Cape Epic raus. Das können auch nur wenige – nicht umsonst hat dieser Mann schon den Ironmanweltmeistertitel davongetragen. Einfach ist ihm die Vorbereitung aber auch nicht gefallen: Als wir im Februar in Stellenbosch trainiert haben ist Kienle schwer gestürzt und hat sich dabei den Arm aufgerissen und die Rippen geprellt. Mal sehen wie es mir ergeht, wenn ich dieses Jahr mal in sein Revier schaue, zunächst einmal bei einem XTerra.

Schaut morgen wieder rein zum Blog der 6. Etappe,

Grüße,
Euer Markus

Tech Talk


Tagesablauf nach dem Rennen

Einige von euch haben mich nach meinem Tagesablauf nach der Etappe gefragt – gerne erzähle ich dazu ein bisschen was. Im Ziel angekommen waschen wir uns und trinken bzw. essen direkt an der Zielverpflegung. Es gibt guten Linsensalat mit Halloumi und Wraps, das passt mir gut. Der kalte Eistee schmeckt auch immer sehr lecker.

Nach der Etappe ist vor der Etappe: Direkt im Ziel gilt es die Speicher wieder zu füllen
# Nach der Etappe ist vor der Etappe: Direkt im Ziel gilt es die Speicher wieder zu füllen - Foto: Lynn Sigel

Wir übernachten in einem Haus (bzw. sind einmal umgezogen um die Fahrstrecke zu minimieren), dementsprechend fahren wir kurz 10-15 Minuten die Beine locker und dann direkt zurück zum Haus. Mir gefällt das so, dann ist man etwas weg vom Rummel am Renngelände und die Gefahr eine Krankheit aufzuschnappen ist auch geringer. Daheim wird geduscht und ein Eisbad genommen. Wir besorgen immer zwei Säcke Eiswürfel an der Tanke auf dem Heimweg. Das ist gut für die Regeneration.

Danach gibt es direkt wieder Essen: Pfannkuchen und Reste vom Vorabend – Hauptsache irgendwas zu essen –denn ohne Mampf kein Dampf. Anschließend widme ich meinem Blog und versuche gemeinsam mit Lynn Sigel, meiner charmanten Fotografin und Media Expertin hier vor Ort, alles was Content angeht in die Linie zu bringen, damit ihr auch Up-to-date seid. Das sind dann sicher 2-3h „Arbeit“. Nina, unsere Physiotherapeutin, kümmert sich um unsere „Wehwehchen“ und wir radeln nochmal ca. 20 Minuten, bevor es um 18:30 Uhr Abendessen gibt.

Frans ist Veganer, deshalb ist das Rennen grundsätzlich vegan. Frans‘ Mama kocht und es schmeckt super lecker. Sie weiß eindeutig, was sie tut. Meistens gibt es Getreide (Reis, Hirse, Bulgur, Couscous…) mit gegartem Gemüse, Chilli-sin-carne, jede Menge Salat und Saaten. Auch ich habe schon mal 6 Monate komplett vegan gelebt. Aktuell würde ich sagen, ich bin gesunder Flexitarier, quasi ohne Fleisch und mit fettigem Fisch. Aber ich habe gelernt: Wenn ich mich zu sehr in die Thematik Essen hereinsteigere, gewinne ich 2% Energie und verliere Gewicht. Es kostet mich aber 3% Motivation. Macht unterm Strich: Weniger Spaß und 1% weniger Leistung. Daher: „Go with the Flow“.

Die verschiedenen Mahlzeiten während eines Etappenrennens sind essentiell für den Erhalt der Leistungsfähigkeit
# Die verschiedenen Mahlzeiten während eines Etappenrennens sind essentiell für den Erhalt der Leistungsfähigkeit - Foto: Lynn Sigel

Ein kurzes Telefonat mit der Regierung daheim – gemeint ist natürlich die Familie in der Heimat – und um 21:00 Uhr fallen mir die Augen zu, denn der Wecker klingelt um 4:45. Wenn nicht gerade eine Schnacke im Zimmer ist, denn dann wende ich meine Spezialstrategie an: Zudecken bis auf die Ohren, warten bis sie am Ohr sitzt und dann tot hauen – klappt zumindest meistens.

Alle Artikel zu Markus Bauers Live-Blog

  1. benutzerbild

    P-Sionic

    dabei seit 04/2004

    Tolle Berichterstattung, danke.

    Kannst du was zur Thematik ovales Kurbelblatt sagen? Bringt das im Rennen Vorteile? Fahren das auch andere Fahrer? Und warum sieht man es im XC Worldcup nicht, oder täusche ich mich da?

  2. benutzerbild

    Yberion666

    dabei seit 04/2013

    Tolle Berichterstattung, danke.

    Kannst du was zur Thematik ovales Kurbelblatt sagen? Bringt das im Rennen Vorteile? Fahren das auch andere Fahrer? Und warum sieht man es im XC Worldcup nicht, oder täusche ich mich da?
    Kulhavy und Gaze fahren es auch beim XC.
  3. benutzerbild

    lupus_bhg

    dabei seit 04/2005

    Eine wunderbare Ergänzung zum normalen täglichen Cape-Epic-Artikel smilie

  4. benutzerbild

    gewichtheber

    dabei seit 06/2010

    Die Artikel sind deshalb so cool, weil sie direkt aus dem Fahrerfeld kommen, gr0ßartig! Genial sind auch die live Storys auf Instagram, checkt das mal!

  5. benutzerbild

    525Rainer

    dabei seit 09/2004

    Top! Vor allem bei jemanden der vorn mitfährt! Haut rein!

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