Der positive Doping-Befund von Martin Maes schlägt erwartungsgemäß hohe Wellen. Nun haben sich der belgische Überflieger, dessen Hauptsponsor GT und der Arzt, der Martin Maes die verbotene Substanz verschrieben hat, zu der Thematik geäußert. 

Kurz und knapp: Die wichtigsten Infos

  • Martin Maes wurde bei den ersten beiden EWS-Runden positiv auf die verbotene Substanz Probenecid getestet
  • Martin Maes wurden die beiden Siege aus Tasmanien und Rotorua aberkannt, außerdem wurde er für 90 Tage gesperrt und muss eine Geldstrafe zahlen
  • Probenecid hat keine leistungssteigernde Wirkung, kann aber als Maskierungs-Mittel eingesetzt werden
  • Martin Maes wurde nach einem Unfall beim NZ Enduro und einer damit einhergehenden infizierten Wunde unter anderem mit dem Mittel Probenecid behandelt. Probenecid sorgt dafür, dass der Körper Antibiotika besser verträgt. Der behandelnde Arzt Dr. Tom Jerram war sich nicht bewusst, dass Probenecid auf der Liste der verbotenen Substanzen steht und sah die Notwendigkeit der Behandlung, da sonst Lebensgefahr durch eine Infektion bestanden hätte.
  • Martin Maes hat einen Therapeutic Use Exemption-Antrag gestellt, der ihm die Einnahme der verbotenen Substanz erlaubt. Das CADF TUE-Komitee hat bestätigt, dass das Mittel einzig und allein aus medizinischer Notwendigkeit verabreicht wurde und keinerlei leistungssteigernde Wirkung habe. Der TUE-Antrag wurde jedoch abgelehnt.
  • Martin Maes und sein Team haben die Strafe vollumfänglich akzeptiert.

Martin Maes hat sich zum positiven Befund wie folgt geäußert:

„Ich bin sprachlos. Seit 2013 widme ich mein ganzes Leben dem Radsport und dem Rennsport. Ich habe so hart trainiert, um meine Träume wahr werden zu lassen. Es gab einen Notfall zur Behandlung einer infizierten Wunde, und wir haben das Rezept von den Ärzten nicht noch einmal überprüft. Das ist einzig und allein unser Fehler. Jetzt ist es an der Zeit, sich der Situation zu stellen, härter denn je zu trainieren und sehr bald wieder zurückzukehren, um die aktuelle Frustration in Freude und Leistung auf dem Bike umzuwandeln.” – Martin Maes

Diese tiefe Wunde war der Auslöser für die Behandlung mit der verbotenen Substanz Probenecid
# Diese tiefe Wunde war der Auslöser für die Behandlung mit der verbotenen Substanz Probenecid - das Mittel hat keine leistungsfördernde Wirkung, kann aber als Maskierungs-Mittel für andere Doping-Substanzen eingesetzt werden. Laut dem Arzt, der Martin Maes das Mittel verabreicht hat, hätte sonst aufgrund einer schlimmen Infektion eine lebensgefährliche Infektion entstehen können.

Martin Maes zog sich beim NZ Enduro, das vor den ersten beiden EWS-Rennen stattfand, einen tiefen Schnitt im Bein zu. Die Wunde entzündete sich, sodass dem Belgier von den anwesenden Rennärzten mehrere Medikamente verabreicht wurden. Martin Maes und dessen Teammanager Mark Maurissen haben vorab die Ärzte konsultiert, ob es sich dabei um verbotene Substanzen handeln würde. Die Ärzte haben dies verneint, weil die Medikamente keine leistungssteigernde Wirkung hätten, konnten dies aufgrund fehlenden Handynetzes aber nicht verifizieren. Der behandelnde Arzt Dr. Tom Jerram spricht von einer Verletzung, die unter Umständen hätte lebensgefährlich werden können, und sagt zu den Hintergründen:

„Martin erlitt eine Unterschenkelverletzung, die während des NZ Enduros (8. bis 10. März 2019) zu einer schweren Infektion führte. Die Infektion verschlimmerte sich trotz Standarddosen von Antibiotika, und sie hatte das Potenzial, lebensbedrohlich zu werden. Die Ärzte des NZ Enduros entschieden sich für Probenecid, das häufig zur Erhöhung des Blutdrucks von Penizillin-Antibiotika verwendet wird. Es war wirksam bei der Behandlung von Martins Infektion. Es ist ein fester Bestandteil aller unserer Praktiken, dieses Medikament im Falle einer schweren Infektion zu verwenden.

Damals waren weder das freiwillige medizinische Team noch Martin der Meinung, dass Probenecid auf der Liste der verbotenen Substanzen stehen würde. Es hat keine leistungssteigernden Effekte, und tatsächlich war Martins Leistung in den Wochen danach wahrscheinlich aufgrund der Schwere der Infektion beeinträchtigt worden.” – Dr. Tom Jerram, Notfallarzt und ehrenamtlicher Ärztlicher Direktor des NZ Enduro

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Nach dem positiven Doping-Befund hat Martin Maes die Strafe von 90 Tagen und die Aberkennung der beiden EWS-Siege in Rotorua und Tasmanien bereits akzeptiert.
# Nach dem positiven Doping-Befund hat Martin Maes die Strafe von 90 Tagen und die Aberkennung der beiden EWS-Siege in Rotorua und Tasmanien bereits akzeptiert.

Auch GT, seit vielen Jahren der Hauptsponsor von Martin Maes, hat sich ausführlich zu den Doping-Vorwürfen geäußert. GT habe die Sperre für Martin Maes direkt akzeptiert und setze sich für einen sauberen und fairen Sport ein. Sie unterstützen Martin Maes aber vollumfänglich und weisen auf die besonderen Umstände der Verabreichung des Mittels Probenecid. Martin Maes habe einen Antrag gestellt, dass er das verschriebene Mittel ohne Konsequenzen nutzen dürfe. Das CADF TUE-Komitee dann zwar auch bestätigt, dass das Mittel einzig und allein aus medizinischer Notwendigkeit verabreicht wurde und keinerlei leistungssteigernde Wirkung habe. Der Therapeutic Use Exemption (TUE)-Antrag wurde jedoch abgelehnt.

„Am 1. Juni 2019 erhielt Martin eine Ablehnung für seinen Therapeutic Use Exemption-Antrag (TUE). Obwohl das CADF TUE-Komitee anerkannte, dass das Probenecid rein medizinischer Natur war und dass es zu keiner Steigerung der Leistung führte, wurde das TUE nicht genehmigt.

GT Factory Racing unterstützt Martin Maes in dieser Situation voll und ganz, da weder er noch das Team Maßnahmen ergriffen haben, um vorsätzlich gegen die Anti-Doping-Bestimmungen zu verstoßen. Im Gegenteil: Martin erkundigte sich bei den offiziellen Rennärzten, ob die Medikamente, die sie ihm gegeben hatten, für einen UCI-Athleten akzeptabel waren, und die Rennärzte handelten im Rahmen ihrer medizinische Verantwortung, um eine möglicherweise lebensbedrohliche Infektion in Martins Bein zu behandeln.

GT Factory Racing hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Umfeld zu schaffen und zu fördern, in dem die Fahrer im Rahmen aller Regeln und Vorschriften, die vom Dachverband des Sports vorgeschrieben sind, nach besten Kräften arbeiten können. GT investiert wegen der Liebe zum Sport in Teams und Athleten, und der Rennsport ist eine Möglichkeit, sich mit seiner leidenschaftlichen Fangemeinde zu verbinden. Jedes GT-Team und jeder Fahrer versteht, dass die Unterstützung strenge Anforderungen an die Regeln und Vorschriften stellt, die den Sport regeln. Aus diesem Grund wird Martin das Urteil der UCI akzeptieren.” – GT

Alle Stellungnahmen im originalen Wortlaut könnt ihr hier nachlesen. Martin Maes wurde nach einem Unfall beim NZ Enduro und einer infizierten Wunde das verbotene Mittel Probenecid verabreicht, da die Wunde sonst hätte lebensgefährlich werden können. Die Ärzte wussten jedoch nicht, dass Probenecid auf der Liste der sogenannten Specified Substances steht und auch als Maskierungs-Mittel eingesetzt werden kann. Nach Doping-Tests in Tasmanien und Rotorua wurde Martin Maes nun für 90 Tage gesperrt und wird die nächsten EWS-Rennen verpassen. Außerdem wurden seine Siege der ersten beiden EWS-Rennen des Jahres aberkannt. Beim EWS-Rennen am kommenden Wochenende in Italien wird Martin Maes vor Ort sein und alle Fragen zur Thematik beantworten.

  1. benutzerbild

    roliK

    dabei seit 04/2010

    Interview mit Martin Maes: https://www.pinkbike.com/news/inter...-not-guilty-i-just-made-a-stupid-mistake.html

    Ich bleib dabei, klingt alles plausibel. Für mich fällt sowas nicht unter Doping, aber die UCI muss halt nach ihrem Regelwerk handeln.

  2. benutzerbild

    fullspeedahead

    dabei seit 10/2006

    Es war kein Chinolon, es war ein Isoxazolylpenicillin.
    Warum nutze ich ein transporterhemmendes Medikament zusätzlich zum eigentlichen Wirkstoff, das ist doch Roulette. Damit wird der Wirkspiegel doch unkontrollierbar und das kann doch nicht Ziel sein. Allein die Dosis zu erhöhen hat doch den selben Effekt. Oder das genutzte Medikament ist einfach nicht das Richtige für diese Indikation. Was soll dieser Drang, alles mit oralen Medikamenten zu machen, das is doch bei nem echten Infekt Käse. Und wenn es ein signifikanter Wundinfekt ist, gehört das auch adäquat behandelt (hit hard and early). Eine infizierte Extremität gehört ruhig gestellt, war das nicht mal Credo...
    Zusätzlich empfinde ich solch eine Black Box Individuelle Heilversuchs Therapie für einen Leistungssportler als extrem gefährlich. Wäre nicht der erste, der sich nach einem Infekt auf der Warteliste für eine Herztransplantation wieder findet.

    Entweder eine lokale Infektion ist beherrscht und kompromittiert den Sportler nicht, oder der Sportler gehört aus dem Rennen/Verkehr gezogen und der Infekt richtig behandelt.

    Und ich geh doch nicht als Arzt auf ein richtiges offizielles Rennen mit weltweiter Resonanz und hab keine Ahnung was do‘s und don‘ts sind. Das is maximal schwach von dem „emergency physician“.

    Meine zwei Pfennige dazu.

    PS: wenn wir über diese Wunde sprechen, dann kann das alles oder nichts sein...
    1) primär erfolgte die Abschirmung mit Ciprofloxacin lt dem anderen Interview, erst dann der Wechsel aufs Penicillin + Probenecid
    2) ich bin ganz bei dir, dass ich die Behandlung mehrfach missglückt finde. Primär Cipro gibt in Österreich (auch vor den EMA-Warnungen von zuletzt) eigentlich niemand, nebenbei ist auch die seltene NW der Sehnenruptur eigentlich schon ein Ausschlussgrund das bei anderen Alternativen einem Profi zu geben. Das Probenecid dürfte im anglikanischen Raum tatsächlich so verwendet werden, da spuckt Google Ergebnisse aus. Ich finde das auch eine Anleitung für unabschätzbare Wirkspiegel - warum nicht einfach die doppelten Tabletten vom Penicillin schlucken, wenn schon?
    3) diese ganze Versorgung ist nur durch die Entfernung des NZ Enduro Austragungsortes zu sinnvoller medizinischer Infrastruktur zu erklären
    4) schön wärs, wenn sich als Rennärzte erfahrene Leute melden würden. Meine persönliche Erfahrung: bei der Bikeattack in der Schweiz der Knieschoner runtergerutscht, Sturz, Bursa praepatellaris aperta, noch dazu ordentlich verdreckt. Rennärztin (eine dt Allgemeinmedizinerin und Notfallmedizinerin (soweit ich mich erinnern kann, halt noch mit irgendwelchen Zusatzausbildungen) spült die Wunde - 10ml verschwinden in der Wundhöhle trotz kleinem Hautdefekt und kommen erst Sekunden später raus - > offensichtlich eröffneter Schleimbeutel. Sie hats mehrfach gespült und dann zugenäht. Hat mir dann alles Gute gewünscht und gesagt "ihr Biker seids ja hart im nehmen, ich empfehle dir das Knie zu schonen aber wie ich euch kenne, stehst du morgen wieder am Start". Ich war im 2.Jahr Medizinstudium aber mir kam das gar nicht koscher vor. Telefoniert, auf eine Unfallambulanz gefahren, in LA eröffnet, Bursektomie, Antibiose, stationäre Aufnahme angeboten, 2 Wochen Ruhigstellung in der Streckschiene und natürlich absolutes Sportverbot. Die primäre Behandlung hätte in einer extrem mühsamen chron Bursitis enden können (hatte ein paar Patienten die über Monate trotz Oberarmschiene, Antibiotika, Spülungen und chirurgischer Revision mit rezidivierender Bursitis olecrani gekommen sind). Also eigentlich ein kapitaler Kunstfehler und Ahnungslosigkeit, und das bei einem Rennen mit 750 Teilnehmern!
  3. benutzerbild

    Burnhard

    dabei seit 08/2007

    1) primär erfolgte die Abschirmung mit Ciprofloxacin lt dem anderen Interview, erst dann der Wechsel aufs Penicillin + Probenecid
    2) ich bin ganz bei dir, dass ich die Behandlung mehrfach missglückt finde. Primär Cipro gibt in Österreich (auch vor den EMA-Warnungen von zuletzt) eigentlich niemand, nebenbei ist auch die seltene NW der Sehnenruptur eigentlich schon ein Ausschlussgrund das bei anderen Alternativen einem Profi zu geben. Das Probenecid dürfte im anglikanischen Raum tatsächlich so verwendet werden, da spuckt Google Ergebnisse aus. Ich finde das auch eine Anleitung für unabschätzbare Wirkspiegel - warum nicht einfach die doppelten Tabletten vom Penicillin schlucken, wenn schon?
    3) diese ganze Versorgung ist nur durch die Entfernung des NZ Enduro Austragungsortes zu sinnvoller medizinischer Infrastruktur zu erklären
    4) schön wärs, wenn sich als Rennärzte erfahrene Leute melden würden. Meine persönliche Erfahrung: bei der Bikeattack in der Schweiz der Knieschoner runtergerutscht, Sturz, Bursa praepatellaris aperta, noch dazu ordentlich verdreckt. Rennärztin (eine dt Allgemeinmedizinerin und Notfallmedizinerin (soweit ich mich erinnern kann, halt noch mit irgendwelchen Zusatzausbildungen) spült die Wunde - 10ml verschwinden in der Wundhöhle trotz kleinem Hautdefekt und kommen erst Sekunden später raus - > offensichtlich eröffneter Schleimbeutel. Sie hats mehrfach gespült und dann zugenäht. Hat mir dann alles Gute gewünscht und gesagt "ihr Biker seids ja hart im nehmen, ich empfehle dir das Knie zu schonen aber wie ich euch kenne, stehst du morgen wieder am Start". Ich war im 2.Jahr Medizinstudium aber mir kam das gar nicht koscher vor. Telefoniert, auf eine Unfallambulanz gefahren, in LA eröffnet, Bursektomie, Antibiose, stationäre Aufnahme angeboten, 2 Wochen Ruhigstellung in der Streckschiene und natürlich absolutes Sportverbot. Die primäre Behandlung hätte in einer extrem mühsamen chron Bursitis enden können (hatte ein paar Patienten die über Monate trotz Oberarmschiene, Antibiotika, Spülungen und chirurgischer Revision mit rezidivierender Bursitis olecrani gekommen sind). Also eigentlich ein kapitaler Kunstfehler und Ahnungslosigkeit, und das bei einem Rennen mit 750 Teilnehmern!
    Na dann hoffe ich doch du ziehst deine Konsequenz daraus und bist beim nächsten Rennen auf der anderen Seite des Tapes...
  4. benutzerbild

    Deleted 8566

    dabei seit 12/2015

    Meine persönliche Erfahrung: bei der Bikeattack in der Schweiz

    Na endlich mal kann ich etwas positives aus Tirol melden. Da kommt wegen sowas gleich mal der Helikopter und wenn's kompliziert ausieht, geht's gleich direkt zur Uni-Klinik.
    Was Sportunfälle anbelangt, ist die Versorgung bei uns schon recht gut.

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