Ungewöhnlich früh im Jahr ist die Enduro World Cup-Saison schon vorbei. Und noch bevor der letzte Dreck aus den Reifen gekratzt ist, hat sich bereits das Fahrerkarussell angefangen zu drehen. Stimmen die Gerüchte, dann dürfte es 2024 deutlich weniger Profi-Plätze in den Teams geben. Mit Devinci und Ibis haben bereits zwei Teams ihr Ende bekannt gegeben.

Dass das Fahrerkarussell sich so früh im Jahr dreht und dann auch noch mit derart negativen Auswirkungen für den Sport, ist recht ungewöhnlich. Gerüchteweise soll es nicht bei den bereits bestätigten Team-Aufgaben bleiben – mehrere Hersteller planen anscheinend, sich ganz aus dem Enduro World Cup zurückzuziehen. Grund dürfte in manchen Fällen die eher angespannte wirtschaftliche Lage innerhalb der Mountainbike-Industrie sein. Nach den Boom-Jahren 2020 und 2021 kämpfen viele Hersteller mit übervollen Lagern und müssen aktuelle Modelle teils mit ordentlichen Rabatten verkaufen, um Platz für neues Material zu bekommen.

Doch auch die Entwicklung der Sportart selbst scheint zu stocken oder eher rückwärts zu verlaufen. So sind auch die Fahrer und Fahrerinnen teils sehr unzufrieden mit der eher mäßigen Aufmerksamkeit und Berichterstattung. Gerade bei Mehrfach-Events, bei denen der Enduro World Cup parallel zum XC oder Downhill World Cup stattfand, war die offensichtlich geringere Priorität seitens des Veranstalters deutlich spürbar. Wir haben die aktuellen Wechsel-News zusammengefasst und werden diesen Artikel regelmäßig updaten.

Ibis gibt Team auf [bestätigt ✅]

Als Erstes hat das traditionsreiche Ibis Racing Team rund um die deutsche Meisterin Raphaela Richter sein Aus bekannt gegeben. Bisher scheinen weder Raphaela noch ihre Teamkollegen Zakarias Johansen und Cole Lucas feste Zukunftspläne zu haben. Über die Gründe für das Team-Ende ist aktuell noch nichts bekannt. Weitere Infos findet ihr in unserem Artikel zum Ibis Racing-Ende.

Das Aus des Ibis Racing Teams betrifft auch Raphaela Richter
# Das Aus des Ibis Racing Teams betrifft auch Raphaela Richter - die Wahl-Thüringerin hat noch kein neues Team in Aussicht.

Devinci gibt Team auf [bestätigt ✅]

Die beiden EDR-Racer Evan Wall und Greg Callaghan haben übereinstimmend berichtet, dass es das Team 2024 nicht mehr geben wird. Dies wurde inzwischen auch von Devinci selbst bestätigt. Es klingt allerdings nicht so, als ob der kanadische Hersteller sein Sponsoring aus finanziellen Gründen zurückfährt. Stattdessen wird eine Neuausrichtung mit spannenden News in den kommenden Wochen angekündigt. Ein Enduro World Cup-Team ist allerdings definitiv nicht geplant. Beide Racer haben bisher keine festen Zukunftspläne und sind nun auf der Suche nach einer neuen Race-Heimat.

Bildschirmfoto 2023-09-21 um 11.03
# Bildschirmfoto 2023-09-21 um 11.03

Die Freeriderin Georgia Astle, die auch Teil des Teams ist, hat sich bisher nicht geäußert. Es scheint also möglich, dass ihr Sponsoring in anderer Form weitergeführt wird. Gerüchteweise könnte Devinci eine Neuauflage ihres legendären Downhill-Teams planen. Dieses konnte vor einigen Jahren durch den inzwischen verstorbenen Stevie Smith große Erfolge einfahren.

GT gibt Team auf [wahrscheinlich 🟠]

Bereits seit einigen Wochen machen Gerüchte die Runde, dass das GT Factory-Team sämtliche Aktivitäten einstellen könnte. Das soll sowohl das Enduro- als auch das Downhill-Team betreffen. Bestätigt sind diese bisher nicht – ein emotionaler Instagram-Beitrag von Teamfahrerin Katy Winton könnte jedoch ein starkes Indiz auf ihre Richtigkeit sein. Die Britin hat bekannt gegeben, dass GT sie bereits früh im Jahr informiert hat, dass es keine gemeinsame Zukunft geben wird. Für Katy Winton, die seit einigen Jahren Probleme hat, auf ihr altes, sehr starkes Niveau zu finden, könnte dies das Ende der Profi-Radsport-Karriere sein.

Bildschirmfoto 2023-09-21 um 11.03
# Bildschirmfoto 2023-09-21 um 11.03

Man kann ihren Post so interpretieren, dass bei GT ein grundsätzlicher Richtungswechsel geplant ist und man das Team ganz an den Nagel hängt. Dies würde sich mit den Gerüchten decken und auch damit, dass mehrere GT-Fahrer auf der Suche nach neuen Teams sind. Es ist jedoch auch möglich, dass GT sich lediglich von einer Fahrerin trennt. GT oder das Team selbst haben sich bislang nicht geäußert – dies wäre so früh im Jahr allerdings auch ungewöhnlich.

Gerüchteküche

Abseits der drei bestätigten oder sehr wahrscheinlichen News wird auf den letzten Rennen der Saison natürlich viel unter Fahrern, Mechanikern und Medienleuten spekuliert. So hört man, dass Yeti ein Downhill-Comeback plant. Kein Geringerer als der frischgebackene EDR-Gesamtsieger und Ex-Downhill-Racer Richie Rude soll als Galionsfigur für das neue Team dienen und der Enduro-Szene den Rücken kehren. Das passende Yeti-Downhill-Bike wurde bereits Anfang des Jahres gezeigt. Es scheint sogar möglich, dass Yeti das Enduro-Team ganz einstellt, um sich auf den DH World Cup zu konzentrieren.

Seit dem Aufkommen der Enduro-Disziplin haben über Jahre mehr oder weniger bekannte Downhill-Rennfahrer den Wechsel vollzogen und ihre Doppelbrücke gegen eine Einfachbrücke getauscht. Dieser Trend hat sich 2023 definitiv umgekehrt. Ex-Weltmeister Sam Hill hat bereits bekannt gegeben, nur noch Downhill fahren zu wollen, Hattie Harnden ist mehrere Downhill-Rennen gefahren und unter anderem britische Meisterin geworden und Gloria Scarsi konnte beim DH World Cup in Les Gets sogar aufs Podium fahren. All diese Wechsel könnten zumindest Hinweise darauf sein, dass einige Profis mit keiner positiven Entwicklung des Enduro-Sports rechnen und sich rechtzeitig anderweitig umschauen wollen.

Was sagst du zu den bisher düsteren Aussichten im Enduro-Sport?

  1. Woher kommt der Irrglaube das niemand Downhillbikes kauft? Sind das nur Mythen und es gibt sie gar nicht wirklich ?

  2. benutzerbild

    Tyrolens

    dabei seit 12/2022

    Wenn du nicht mal mehr in den Bikeparks viele siehst ...

  3. benutzerbild

    pat

    dabei seit 01/2002

    Ich betrachte das Gesamtbild. So z.B. der Umstand, dass ein Kollege von mir, welcher einen Bike-Shop besitzt, mittlerweile gegen 70% mit Motor verkauft. Das wirkt sich aus auf die Realität auf dem Trail, und wird es weiter, Jahr für Jahr. Muss man nicht gut finden, ist trotzdem so.

    Und ja, ich kenne Leute die kurbeln entspannt 2000hm am Tag. Und die Jungs mitn E-Bike haben als Erstbike kein Fahrrad, sondern nur ihr E-Bike.
    Die kenne ich auch. Resp. ist ja nicht so, dass ich nicht selbst mit Enduro schon >2000Hm Uphill gemacht hätte. smilie

    Natürlich gibt's viele Neueinsteiger direkt auf eBike. Und sehr viele sind nicht in der Lage, einen knackigen Trail zu fahren.
    Aber selbst im "Kern", z.B. wenn ich mich umschaue in meinem Umfeld, alles gravity-affine Leute, teils Ex-Racer. Die älteren sind vor 20 Jahren DH Rennen gefahren, daneben Freeridetouren, bis findige Köpfe das Enduro nannten, später wurde dann auch das ne Renndisziplin. Manche racen bis heute, manche längst nicht mehr. So oder so, die meisten haben heute kein DH Bike mehr. Ein Enduro aber quasi alle. Und daneben - Tendenz zunehmend - ein fähiges eBike. Mittlerweile sicher jeder zweite. Und nur logisch, dass sich der Schwerpunkt mit dem Enduro etwas Richtung Park und Shuttle verlagert, da im Alltag bei vielen nun meist das Levo zum Zug kommt. Mich eingeschlossen.
    Die wenigsten Leute die ich kenne haben ein e-Bike. Die motorisierten die man so sieht sind selten auf ernsthaftes Tempo und "super gnarly" Terrain aus.
    Den ersten Satz hätte ich vor 10 Jahren unterschrieben. Heute nicht mehr. Der zweite Satz, stimmt. Meistens. Nicht aber bei den Umsteigern, welche sich nebst dem Enduro nun auch ein eBike halten.
    Die Fitness fürs bergab fahren kommt nicht vom bergauf shuttlen.
    Richtig. Aber genauso wenig vom stundenlangen raufpedalieren. Eine gewisse Grundkonstitution in den Beinen ok. Effektiv für die Fitness bergab sind Intervalle, Crossfit, Workout z.B. mit dem Praep, Burpies, usw.usw.

    Und dann natürlich auch vom bergabfahren selbst. Und da kann ich mir halt mit dem eBike die doppelten Hm/Km an Trails in derselben Zeit erarbeiten als unmotorisiert. Weshalb das eBike als Trainingsinstrument fürs Enduro durchaus ein Faktor ist.
  4. benutzerbild

    jk72

    dabei seit 02/2015

    Du bist ja auch kein rennfahrer. Mit isartrails rocken und vögel beobachten, oder auch mal gemütliche hm mit kumpel treten kann man maximal als influenzer überleben.

    Vielleicht ist das die botschaft die uns die teams mit dem weggang geben. Fahrt auf eigenregie mit den rädern die wir als uci und industrie sehn wollen, und schaut das ihr euch mit feed auf allen kanälen selber versorgt.



    Wenn die Alternative bei enduro 2025 nur noch e bikes sind fänd ich wahlfreiheit auf jedenfall besser. Und ein paar freaks die sich das ganze mit dem mtb geben und den fight light gegen full power.
    Aus Sicht der Rennfahrer selbstverständlich ein großer Mist. Ich wollte da niemanden zunahe treten. Gilt nur für mich. Für jeden anderen, der seine Brötchen damit verdient, ist es natürlich eine Krisensituation voller Unsicherheiten.
  5. Wenn du nicht mal mehr in den Bikeparks viele siehst ...
    Aber der Markt ist da, sonst würde kein Hersteller Geld in die Entwicklung stecken. Und es gibt ja genug DH Rennen usw, also denke der Markt ist da, wenn auch nicht mehr so gross wie vielleicht vor ein paar Jahren

Was meinst du?

Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular:

Verpasse keine Neuheit – trag dich für den MTB-News-Newsletter ein!