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Gute Laune vor dem Start des Prologes
Gute Laune vor dem Start des Prologes
Von Beginn an Druck auf dem Pedal
Von Beginn an Druck auf dem Pedal
Sascha Weber
Sascha Weber
Ziel des Prologs an der Bergstation Corviglia auf 2486m
Ziel des Prologs an der Bergstation Corviglia auf 2486m
Prolog
Prolog - ein ordentliches Bergstück!
Bei solch einer Ausschicht lacht das Bikerherz
Bei solch einer Ausschicht lacht das Bikerherz
Auch der Regen zum Start zur zweiten Etappe kann die gute Laune nicht trüben
Auch der Regen zum Start zur zweiten Etappe kann die gute Laune nicht trüben
Simon Stiebjan im Flowtrail der 2. Etappe hinunter nach St. Moritz
Simon Stiebjan im Flowtrail der 2. Etappe hinunter nach St. Moritz
Atemberaubende Aussicht mit viel Action auf dem Flowtrail. Der Blick auf St.Moritz
Atemberaubende Aussicht mit viel Action auf dem Flowtrail. Der Blick auf St.Moritz
Etappe 2
Etappe 2
Start zur dritten Etappe und der Helm ist noch dreckig vom Vortag
Start zur dritten Etappe und der Helm ist noch dreckig vom Vortag
Das Feld schlängelt sich nach dem Start der 3. Etappe am Lej da Silvaplana entlang, während im Hintergrund der 3451m hohe Piz Corvatsch tront
Das Feld schlängelt sich nach dem Start der 3. Etappe am Lej da Silvaplana entlang, während im Hintergrund der 3451m hohe Piz Corvatsch tront
Einige interessierte das Rennen nur wenig
Einige interessierte das Rennen nur wenig
Geschafft
Geschafft
Gute Laune im Ziel
Gute Laune im Ziel
Noch bessere Laune im Ziel
Noch bessere Laune im Ziel
Etappen- und Gesamtsieg von Karl Platt
Etappen- und Gesamtsieg von Karl Platt
Elite Podium Gesamtsieg 1. Karl Platt -Team BULLS- 2. STAUFFER Hansueli -BiXS Pro Team- 3
Elite Podium Gesamtsieg 1. Karl Platt -Team BULLS- 2. STAUFFER Hansueli -BiXS Pro Team- 3
Podium Elite Damen Gesamtsieg 1. WALKER Nadia -Bikewelt Gisler-Radsport Altdorf-, 2. ELFERINK Hielke -CRAFT - ROCKY MOUNTAIN FACTORY-, 3
Podium Elite Damen Gesamtsieg 1. WALKER Nadia -Bikewelt Gisler-Radsport Altdorf-, 2. ELFERINK Hielke -CRAFT - ROCKY MOUNTAIN FACTORY-, 3
Etappe 3
Etappe 3

Das dreitägige Etappenevent mitten im atemberaubenden Schweizer Alpenpanorama startete am Freitag mit einem Prolog über 10 km und 788 hm, am Samstag und Sonntag folgten je eine Marathon Etappe von ca. 70 km und 2400 hm. Das Event rund um St.Moritz und Silvaplana hatte alle Highlights der alpinen Bergwelt zu bieten, die man sich nur vorstellen kann. Saftige Weidewiesen, idyllische Bergseen, schroffer Fels, schneebedeckte Berge und natürlich unzählige tolle Trails zum Biken. Die Veranstaltung lockte bei ihrer Premiere etliche Bikeprofis an, die sich einen heißen Kampf um den Sieg lieferten. Allen voran der diesjährige Gewinner des Cape Epic Karl Platt. Unser Autor Kai Saaler war dabei – hier ist sein Rennbericht aus der Schweiz. 

Freitag: Prolog

Gute Laune vor dem Start des Prologes
# Gute Laune vor dem Start des Prologes

Ein Prolog ist doch eine sehr eigenwillige Disziplin im Mountainbikesport. Wenn man das Wort Prolog hört, muss man unweigerlich an die Tour de France oder ein ähnliches Rennrad-Etappenrennen denken. Bei solchen Veranstaltungen starten die Stars der Rennradwelt mit ihrer kompletten Palette an aerodynamischen Teilen. Mittlerweile hält dieses Kräftemessen mit der Uhr und mit sich selbst aber auch im Mountainbikesport immer mehr Einzug. So auch beim Engadin Bike Giro! Die Besonderheit war hierbei allerdings, dass der Prolog ein Bergzeitfahren über 10 km und 788 hm war, bei dem die Teilnehmer in Abständen von 15 Sekunden auf die Strecke geschickt wurden. Für mich als 12- und 24 Stunden-Spezialist nicht unbedingt meine Paradedisziplin. Dennoch musste ich mich nun zu beweisen, um mir einen vorderen Platz für die Startaufstellung am kommenden Tag zu sichern. Der Start erfolgte, wie man es vielleicht bereits aus dem Fernsehen kennt, von einer Startrampe und mit Hilfe eines sogenannten „Anschiebers“. Um den Druck noch ein wenig zu erhöhen, starteten unmittelbar vor mir die Elitefahrer Sascha Weber, Simon Stiebjahn und Karl Platt. Somit hatte sich das Thema „überholen anderer Teilnehmer“ für mich quasi erledigt. Nach meinem Start von der Startrampe führte die Strecke zunächst am St.Moritzersee entlang, bis der Radweg mit einer steilen Rampe links in die Innenstadt von St. Moritz abbog.

Von Beginn an Druck auf dem Pedal
# Von Beginn an Druck auf dem Pedal

Vorbei an luxuriösen 5-Sterne-Hotels wurden wir Mountainbiker tatkräftig von der Highsociety des noblen Bergorts angefeuert. Die Strecke führte zunächst über eine Asphaltstraße mit vielen Serpentinen, bis sie dann nach einer weiteren steilen Rampe in einen Singletrail mündete. Noch bevor ich in dessen Genuss kam, konnte ich schon die ersten Fahrer überholen. Auf dem schmalen Wanderweg ging es dann erst recht zur Sache. Enge Spitzkehren und loser Untergrund, gepaart mit Wurzeln brachten das fahrerische Können an die Grenzen des Machbaren. Auch wenn die Strecke anschließend wieder breiter und flacher wurde, bedeutete dies allerdings nicht, dass man sich erholen konnte. Die tickende Uhr saß einem immer noch im Nacken.

Sascha Weber
# Sascha Weber

Kurz darauf hieß es erneut Serpentinen hochstrampeln. Diesmal allerdings ein breiter Schotterweg. Schon von unten konnte man die vor einem fahrenden Konkurrenten beobachten, wie sie sich abmühten. Danach folgte eine kleine Abfahrt, in der man für das Finale dieses Bergzeitfahrens ein wenig Ruhe in den Herzrhythmus bringen konnte. An der Celerina Bergstation vorbeigekommen reihten sich Fahrer an Fahrer wie eine Perlenkette den Anstieg hinauf. Meter für Meter ackerte ich mich an dem ein oder anderen Mountainbiker vorbei. Ich stellte fest, dass ich mit meinem ovalen 34er Kettenblatt wohl doch die falsche Entscheidung getroffen habe, an einem Alpenrennen zu starten. Der metallische Geschmack an meinem Gaumen verriet mir, dass ich in dieser Höhenlage absolut am Limit fuhr. Mit brennenden Oberschenkeln die Mühle zu umdrehen fiel mir immer schwerer.

Auf einmal riss mich das Klatschen und die anfeuernden Zurufe von einigen Zuschauern aus meinem Tunnelblick. Ich realisierte, dass ich wohl gleich im Ziel angekommen sein musste, da die Anfeuerungen in der Einöde des Berges deutlich weniger geworden waren. Dann endlich erblickte ich den Zielbogen an der Corviglia Bergstation. Nach der Zieleinfahrt rang ich erschöpft nach Luft und gönnte mir zunächst eine Cola, um meinen Zuckerspiegel wieder etwas nach oben zu pushen. Erst danach realisierte ich, wie wunderschön die Aussicht auf 2476 Metern über dem Meeresspiegel war. Das komplette Alpenpanorama strahlte mir entgegen. Die Schinderei hatte sich alleine deshalb schon gelohnt. Das Resultat des Tages: 40. Gesamtplatz und 8. Platz in meiner Altersklasse.

Ziel des Prologs an der Bergstation Corviglia auf 2486m
# Ziel des Prologs an der Bergstation Corviglia auf 2486m
Prolog
# Prolog - ein ordentliches Bergstück!

Samstag: Marathon Etappe #1

Bei solch einer Ausschicht lacht das Bikerherz
# Bei solch einer Ausschicht lacht das Bikerherz

Viel zu früh klingelte bereits der Wecker am nächsten Tag. Um 6 Uhr war es draußen zwar schon hell, die Lichtverhältnisse ließen aber schon erahnen, dass das Wetter sich an diesem Morgen nicht von seiner besten Seite zeigte. Die Wolken hingen tief und es schaute erschreckenderweise ziemlich nach Regen aus. Nur widerwillig kroch ich aus dem Bett und zog mir meine Radklamotten an. Ich versuchte mich zu motivieren, was allerdings nur dürftig klappte. Knapp 1 ½ Stunden später stand ich dann dennoch im strömenden Regen im Startblock B. Wo ist diese Scheißmotivation schon wieder abgeblieben, wenn man sie mal braucht? Pünktlich um 9 Uhr fiel dann der Startschuss und ich versuchte meine müden und kalten Muskeln so schnell wie möglich zu bewegen. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Vorne im Peleton machten die Topfahrer schon von Beginn an gehörig Druck und ich versuchte mich durch das Feld nach vorne zu „wursteln“. Schon am ersten langen Anstieg selektierte sich das Feld und ich versuchte an Nadia Walker, der führenden Frau, aufzuschließen. Doch an diesem Morgen bekam ich meinen Dieselmotor nur schwer auf Temperatur, konnte aber dennoch auf dem Sägezahnkurs Boden gut machen. Gespickt mit anspruchsvollen Anstiegen und Downhills bot diese Etappe einfach alles, was das Herz eines Mountainbikers höher schlagen lässt!

Ein Auf und Ab auf fantastischen Trails und grandiosen Ausblicken, die nur das Engadin bietet. Von Silvaplana aus führte die Strecke oberhalb von St. Moritz vorbei an der Olympiaschanze in Richtung Pontresina. Ich fand mich in einer Verfolgergruppe wieder, die pausenlos am Powern war. An die Spitzengruppe kamen wir dennoch nicht heran. Nach etwa 30 gefahrenen Kilometern folgte ein weiterer längerer Anstieg, bei dem ich versuchte, nicht zu viele Körner zu verschießen, aber trotzdem an der Gruppe dranzubleiben. Die Wolkendecke riss auf und die Sonne entwickelte wieder echte Strahlkraft. Nach einer wunderschönen Abfahrt mit Singletrail-Action und einem Highspeed-Abschnitt folgte etwa 10 km lang ein Windschattenfahren in der Beverin-Ebene. Wobei Windschattenfahren an dieser Stelle doch eher übertrieben ist, da die Strecke sehr wellig und kurvig war.

Auch der Regen zum Start zur zweiten Etappe kann die gute Laune nicht trüben
# Auch der Regen zum Start zur zweiten Etappe kann die gute Laune nicht trüben

Nach 44,3 Kilometern hatten wir dann eine 100 hm Rampe vor uns. Das war allerdings nur der Anfang, für das was dann noch folgen sollte. Denn jetzt ging das Rennen erst richtig los! 1000 Höhenmeter am Stück hochstrampeln war nun angesagt. Schnell fand ich meinen Tritt und konnte richtig Alarm machen. Nach wenigen Höhenmetern konnte ich unsere Gruppe auseinandernehmen und befand mich bald oberhalb der Baumgrenze. Nun sollte es wirklich sehr alpin werden. Nix mit zwei Meter Regel! Wanderweg wuchten war nun angesagt. Es ging sogar so hoch hinaus, dass man den Schnee der oberen Regionen förmlich riechen konnte. Eine verblockte Abfahrt ließ die Muskeln lockern, bevor der nächste harte Anstieg bevorstand. Die letzte von 3 Verpflegungsstationen leitete den härtesten Anstieg meines Lebens ein. Der Weg war zwar breit und gut befahrbar, aber die Wand, die ich vor mir sah, ließ meinen Atem stocken. Vor mir sah ich schon zwei Konkurrenten laufen.

Da ich meine Garmin Vector2 Rennradpedale zum Testen montiert hatte und mit meinen Rennradschuhen unterwegs war, war ich gezwungen diesen Anstieg hinaufzudrücken. Der Balanceakt zwischen Vorderrad abheben und Hinterrad durchdrehen gelang mir irgendwie und ich schaffte es, meine Cannondale-Mühle die extrem lange Rampe hinaufzuprügeln. Eine breite Abfahrt und ein weiterer längerer Anstieg waren noch zu bewältigen, bevor es dann endlich mit dem Flowtrail losging. Von diesem Teil der Strecke hatte ich schon einiges gehört, konnte mir aber in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen, dass er so schön war. Weder vor noch hinter mir waren Fahrer zu sehen. Ich hatte also diesen Trail für mich alleine.

Simon Stiebjan im Flowtrail der 2. Etappe hinunter nach St. Moritz
# Simon Stiebjan im Flowtrail der 2. Etappe hinunter nach St. Moritz
Atemberaubende Aussicht mit viel Action auf dem Flowtrail. Der Blick auf St.Moritz
# Atemberaubende Aussicht mit viel Action auf dem Flowtrail. Der Blick auf St.Moritz

Anlieger, Sprünge, Holzbrücken, kleine Rockgardens, schroffe Felsen und Wurzelteppiche im unteren Waldabschnitt ließen die Endorphine im Körper nur so tanzen. Der grandiose Ausblick mit der einmaligen Bergwelt rundeten diesen perfekten Augenblick ab. Mit Schmetterlingen im Bauch bewältige ich die letzten beiden „kleineren“ Anstiege. Eine weitere Abfahrt wartete auf uns Fahrer, die diesem wunderschönen Panorama gerecht wurde. Kurz darauf wurde mir allerdings eine Durchfahrt durch einen Weidenzaun zum Verhängnis. Zwei enger gesteckte Weidepfosten, die ursprünglich verhindern sollten, dass Weidetiere einen Ausbruchversuch starten, hinderten leider auch mich daran, diesen Weg zu passieren. Meine TUNE „Turnstange“ war doch breiter als gedacht und fungierte als genau solche. Mit einem perfekt geturnten Felgabschwung fand ich mich Sekunden später im Gras des Abhanges wieder. Keine zwei Meter neben mir lag ein weiterer Fahrer, der sich ebenfalls von seiner Turneinlage erholte. Nach kurzem Smalltalk versicherte er mir, dass er sich nur kurz ausruhen müsse, ich aber ruhig weiterfahren könnte. Auch zwei Streckenposten waren schon zur Stelle und erkundigten sich nach unserem Wohlergehen.

Die Fahrt ging weiter und nach einem weiteren kleinen Sturz kämpfte ich mich wenig später gegen den Malojawind des Silvaplanersees in Richtung des Ziels. Platz 31 in der Gesamtkategorie und Platz 4 in meiner Altersklasse standen nun zu Buche. Bei den Profis konnte sich Karl Platt vor einem sehr stark fahrenden Sascha Weber durchsetzen. Sascha hatte sich während der Etappe einmal verfahren, konnte allerdings dennoch im Gebirge einige wichtige Sekunden auf die Verfolger herausfahren. Karl machte diese Zeit allerdings mit seinem fahrerischen Können und einer perfekten Renneinteilung wieder wett und holte bis ins Ziel etwa 30 Sekunden Vorsprung heraus. Bei den Frauen triumphierte einmal mehr Nadia Walker (Bikewelt Gisler/ Radsport Altdorf) vor den beiden großen Namen Hielke Elferink und der Lokalmatadorin Milena Landtwing.

Etappe 2
# Etappe 2

Sonntag: Marathon Etappe #2

Schon vor Beginn des Rennens wurde die wunderschöne Alpenkulisse von der Sonne angestrahlt und der blaue Himmel rundete das Gesamtbild ab. So startet man natürlich gerne in die letzte Etappe des Rennens. Nach dem Startschuss pirschte das lang gezogene Feld an der Küste des Silvaplanersees entlang, bevor es in den ersten Singletrail hineinging. Ich befand mich noch in der Mitte des Peletons und hatte nun eine gefühlte Ewigkeit zu warten, bis sich tröpfchenweise das Feld durch diese Engung hindurch schob. Am ersten Anstieg konnte ich dann wieder einige Plätze gut machen und fuhr bald darauf quasi alleine über saftige Bergwiesen. Nach einigen Kilometern auf dem Wanderweg erblickte ich dann doch einige Fahrer vor mir. Allerdings waren diese auf einem Serpentinenweg zu Fuß unterwegs. Der Streckenabschnitt war so steil, dass an Fahren nicht zu denken war. Auch mir blieb mit meinen Rennradschuhen nichts anderes übrig.

Die Bauhöfe von Silvaplana und St. Moritz hatten die Wanderwege zwar von dem groben Geröll befreit, aber trotzdem stolperte ich mit meinen Carbon-Mokassins die Wand hinauf. An dieser Laufpassage fand das Feld wieder gehörig zusammen, denn ich konnte nun auch die große Verfolgergruppe hinter mir sehen. Oben angekommen trat ich also erneut in die Pedale und folgte dem romanischen Weg, mit flowigen Abfahrten und längeren Anstiegen. Der Weg schlängelte sich durch den Wald, überquerte Bäche, vorbei an kleinen Bergseen und großen Felsskulpturen. Ein wahrer Traum, hier zu biken. Dann kurz nach der ersten Verpflegungsstation konnte ich auf einer großen Lichtung eine Dreiergruppe vor mir erkennen. Die Fahrer waren zwar ein gutes Stück von mir entfernt, aber dennoch hatte ich für mich beschlossen, zu ihnen aufzuschließen.

Start zur dritten Etappe und der Helm ist noch dreckig vom Vortag
# Start zur dritten Etappe und der Helm ist noch dreckig vom Vortag

Plötzlich fiel mir ein, dass der Sprecher vor Beginn des Rennens vor einer extremen Abfahrt mit einigen Tücken gewarnt hatte. Diese sollte dann auch im nächsten Waldabschnitt auf mich warten. Ich war fest davon überzeugt, in dieser technischen Passage aufschließen zu können, doch was dann kam, konnte ich nicht ahnen. In meiner Heimat, dem Südschwarzwald, fahre ich zwar oft über Wurzelabschnitte und das auch mit Rennradschuhen, aber so wie auf dieser Alpenetappe hatte ich es noch nicht gesehen. Meine Lefty Federgabel mit 80mm Federweg war definitiv zu gering dimensioniert. Eine Mischung aus fahrerischem Können und einer gehörigen Portion Glück ließ mich dennoch durch das Wurzel-Minenfeld hindurchkommen. Gegen Ende dieser Rüttelpartie erblickte ich aus dem Augenwinkel einen Kameramann, der auf der Lauer nach spektakulären Aufnahmen lag. Doch es kam natürlich so, wie es kommen musste! Keine drei Meter von ihm entfernt stürzte ich natürlich spektakulär zu Boden! Soviel zum Thema „fahrerisches Können“! Passiert ist zum Glück zwar nichts, aber an Peinlichkeit war diese Aktion kaum zu überbieten.

Das Feld schlängelt sich nach dem Start der 3. Etappe am Lej da Silvaplana entlang, während im Hintergrund der 3451m hohe Piz Corvatsch tront
# Das Feld schlängelt sich nach dem Start der 3. Etappe am Lej da Silvaplana entlang, während im Hintergrund der 3451m hohe Piz Corvatsch tront
Einige interessierte das Rennen nur wenig
# Einige interessierte das Rennen nur wenig

Kurz darauf war der Sturz schon wieder vergessen und ich schwang mich wieder auf meine Rennmaschine. Ähnlich wie am Tag zuvor hieß es nun nach der Wurzelpassage 10 Kilometer lang Windschatten fahren. Naja, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass ich ganz alleine war. Durch meinen unfreiwilligen Abgang war die Dreiergruppe nun nicht mehr auf Schlagdistanz. Also musste ich eben alleine gegen den Wind kämpfen. Nach 45 gefahrenen Kilometern schickte uns das Streckenteam wieder oberhalb der Baumgrenze in alpines, unwegsames Gelände. Zunächst führte die Strecke über breite Serpentinenwege, die alle 300 Höhenmeter wieder ein kleine Abfahrt zum Erholen boten. Nach dem zweiten Anstieg hatte ich dann wieder die vor mir fahrende Gruppe eingeholt und einer der Fahrer konnte meinem Tempo sogar folgen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass er der spätere Gewinner meiner Altersklasse werden sollte. Zusammen überholten wir weitere Kontrahenten, während er an meinem Hinterrad kauerte. Die Strecke wurde an diesem Tag um ein paar Kilometer verkürzt, da sich viele Fahrer, darunter auch die vordere Elite, darüber beschwert hatten, dass der letzten Anstieg am Tag zuvor fast unmenschlich gewesen war.

Geschafft
# Geschafft

Auf 2270 m angekommen erwartete uns erneut ein atemberaubendes Alpenpanorama und wir sammelten einen weiteren Fahrer auf, der uns folgte. Von nun an hatten wir nur noch eine Abfahrt bis nach St. Moritz vor uns. Dieser Downhill hatte alle Finessen einer Abfahrt zu bieten, die sich ein Endurofahrer wünscht: Unberührte Bergtrails, gepaart mit einer perfekt präparierten Flowstrecke mit Anliegern, Sprüngen, aus Holz gebauten Steilkurven, Drops, Wurzeln und natürlich schroffen Steinformationen. Ich wollte nicht allzu viel riskieren und ließ die beiden anderen Fahrer ziehen. Im unteren Teil des Flowtrails konnte ich allerdings wieder zu ihnen aufschließen. In der Ebene zwischen St. Moritz und Silvaplana konnten wir dann zusammen gehörig powern. Kurz vor dem Ziel musste ich meine beiden Kontrahenten allerdings ziehen lassen, da nun nicht mehr viel Kraft in meinen Oberschenkeln vorhanden war. Mein Bergritt hatte doch einiges an Kraft gekostet. Dennoch kam ich nach 3 Stunden und 36 Minuten überglücklich im Ziel an und freute mich auf einen Kuss von meiner Freundin.

Gute Laune im Ziel
# Gute Laune im Ziel
Noch bessere Laune im Ziel
# Noch bessere Laune im Ziel

Ich beendete diese dreitägige Etappenrennen mit dem 31. Gesamtplatz und dem 4. Platz in meiner Alterklasse. Der Sieger meiner Kategorie Patrick Dresch hatte auf den Zweitplatzierten Matthias Schlüssel gerade mal 4 Sekunden Vorsprung. Bei den Elite Männern war wohl Sascha Weber genau so wie in der vergangenen Cyclocross DM einmal mehr vom Pech verfolgt. Nachdem er durch einen Mountainbiker, der nicht am Renngeschehen beteiligt war, zu Fall gebracht worden war, brach ihm der Lenker. Das gelbe Trikot des Gesamtführenden war er somit los und das Rennen für ihn kurzfristig beendet. Zwischen Karl Platt und dem Schweizer Hansueli Stauffer entbrannte unterdes ein spannender Zweikampf um den Tagessieg, den der Fahrer des BiXS Pro Teams hauch dünn im Zielsprint für sich entscheiden konnte. Karl Platt sicherte sich dennoch den Gesamtsieg vor Hansueli und Jeremy Hugenin. Simon Stiebjahn konnte sich auf einem hervorragenden 4. Platz behaupten.

Etappen- und Gesamtsieg von Karl Platt
# Etappen- und Gesamtsieg von Karl Platt
Elite Podium Gesamtsieg 1. Karl Platt -Team BULLS- 2. STAUFFER Hansueli -BiXS Pro Team- 3
# Elite Podium Gesamtsieg 1. Karl Platt -Team BULLS- 2. STAUFFER Hansueli -BiXS Pro Team- 3
Podium Elite Damen Gesamtsieg 1. WALKER Nadia -Bikewelt Gisler-Radsport Altdorf-, 2. ELFERINK Hielke -CRAFT - ROCKY MOUNTAIN FACTORY-, 3
# Podium Elite Damen Gesamtsieg 1. WALKER Nadia -Bikewelt Gisler-Radsport Altdorf-, 2. ELFERINK Hielke -CRAFT - ROCKY MOUNTAIN FACTORY-, 3

Bei den Elite Frauen verwies einmal mehr Nadia Walker, ihre beiden Verfolgerinnen Hielke Elferink und Milena Landtwing auf ihre Plätze. Alles in allem war es eine sehr gelungene Premiere der ersten Auflage dieses einmaligen Etappenrennens. Was die beiden Ortschaften St. Moritz und Silvaplana zusammen mit den Profis vom Sauser Sportmanagement auf die Beine gestellt haben, ist wirklich allen Lobes wert.

Etappe 3
# Etappe 3
Text: Kai Saaler | Fotos: Sportograf, Tamy Walter, Madlaina Walther
  1. benutzerbild

    Gastautor

    dabei seit 05/2012

    Engadin Bike Giro – Rennbericht von Kai Saaler: Feinstes Alpenpanorama!

    10 Kilometer-Uphills, steilste Rampen, Wahnsinnspanoramen auf dem Gipfel und knackige Downhills zum Finale: Unser Autor und 24h-Spezialist Kai Saaler hat sich in die Schweiz aufgemacht und ist beim Engadin Bike Giro angetreten. Hier ist sein Rennbericht.

    Den vollständigen Artikel ansehen:
    Engadin Bike Giro – Rennbericht von Kai Saaler: Feinstes Alpenpanorama!
  2. benutzerbild

    pun1sh3r

    dabei seit 01/2005

    Hey Kai - schöner Bericht! Veranstaltung scheint Top zu sein, 2 meiner Kollegen sind mit gefahren.
    Bild #3 ist aber nicht Sascha Weber - smilie Das ist mein Kumpel Daniel Fach - ebenfalls ein BQ Fahrer ;P

    Gruß Ben

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